Miles and more: KTM USA-Truckie Don Baynes

Als wir Don Baines, den Truckdriver des Red Bull KTM Teams in den USA, im Fahrerlager am Coliseum Stadium in Auckland aufspüren, kniet er gerade neben der riesigen Peterbilt-Zugmaschine und poliert an einer Felge herum. Rund um den mächtigen Sattelauflieger ist alles sauber und aufgeräumt und wir können unser Spiegelbild im Chromglanz der Felge sehen, noch bevor wir Don auf die Schulter klopfen und fragen, ob wir ihm ein paar Minuten Zeit stehlen dürfen – um zu erfahren, wie das so ist, wenn man die Bikes von Dungey, Roczen, Musquin sowie das ganze orange MX-Equipment durchs amerikanische Land transportiert.

 

Erzähl uns bitte, wie Du zum Red Bull KTM-Team gestossen bist.

»Ich bin inzwischen seit zwanzig Jahren dabei, den meisten Teil davon in der AMA Roadracing-Szene. Es ist ewig her, dass ich Roger de Coster einmal als Truckfahrer für einen Monat ausgeholfen habe. Der Kontakt danach ist nie abgerissen, man hat sich immer wieder gesehen, hier und da, oder bei irgendwelchen Supercross-Rennen in Kalifornien. Na ja, dann wurde irgendwann diese Truckfahrer-Stelle frei und dank meiner Bekanntschaft mit Roger bin ich jetzt regelmäßig mit dabei. Es macht mir Freude. Das Team ist super, die Leute bei Red Bull KTM sowieso. Alles ist sehr professionell.«

 

Du kommst viel herum, oder?

»Ja, weil die Rennen überall im Land stattfinden, man ist permanent auf Achse. Es gibt viel mehr Supercross- und Motocross-Rennen als Superbike-Events, bei denen oft noch zwei Läufe gleichzeitg abgewickelt werden. Eigentlich sind wir fast ständig unterwegs und stecken unter der Saison fast jedes Wochenende irgendwo in einem Fahrerlager.«

 

Klingt hektisch….

»Viel freie Zeit bleibt nicht, das ist richtig. Ich fahre stets ein par Tage vor jedem Event los. Angekommen wird zuerst der Truck gewaschen und poliert, das nimmt schon fast einen Tag in Anspruch; ist aber wichtig, weil niemand einen schmuddeligen Truck sehen will. Sobald die Crew eingetroffen ist, geht es los: Auspacken, das Vorzelt aufbauen, alles einrichten und die Bikes durch die technische Abnahme bringen. Das alles kostet Zeit.«

»Wir bei Red Bull KTM handhaben es so, dass mit dem ganzen Abbau erst angefangen wird, wenn die Veranstaltung wirklich beendet ist, und zwar aus Rücksicht auf all die Fans. Die sind im Fahrerlager unterwegs, um Rennteams zu bestaunen statt schuftende Teammember, die sich als Umzugs- und Möbelpacker betätigen. Erst etwa eine Stunde nach der letzten Zielflagge beginnen wir mit dem Einpacken, das rund 90 Minuten in Anspruch nimmt, vorausgesetzt das Wetter spielt mit.«

»An der Westküste fahren wir oft noch in der Nacht zurück nach Kalifornien in unser Hauptquartier. Dauert die Rückfahrt länger, lassen wir alles aufgebaut und fahren erst ins Hotel übernachten. Am nächsten Morgen werden dann die Motorräder gewaschen und in Ruhe hergerichtet, das ganze Equipment verpackt und verstaut. Im Laufe des Nachmittags oder auch erst am am nächsten Morgen geht es dann auf die Heimreise.«

 

Bleibt unterwegs auch mal Zeit für ein paar Sehenswürdigkeiten…?

»Sicher doch. Wir kommen auf unseren Fahrten durch 4o bis 45 verschiedene Bundesstaaten, bis hinauf nach Kanada und Toronto. Unterwegs gibt es immer viel zu sehen und zu entdecken. Amerika ist ein schönes Land.«

 

Dennoch ist die Zeit unterwegs relativ eng verplant, oder?

»Wenn man einmal aus Kalifornien raus und richtig auf Achse ist, gilt es die Zeit schon einzuteilen. Weil irgendwo wartet immer das nächste Rennen. Über´s Jahr kommen etwa 30 Rennwochenenden zusammen und wir legen etwa 40-50.000 Meilen [64-80.000 km] zurück. Wir zacken dabei kreuz und quer über den Kontinent, je nach Eventkalender. Diese Saison werden es wohl ein paar Rennen mehr werden, nicht ganz 50. Ich habe noch einen Beifahrer, wir dürfen rund elf Stunden am Tag unterwegs sein. Ich fahre auf langen Touren am liebsten morgens zwischen 6.00 und 7.00 Uhr los. Zieht man Mittagsrast und Tankpausen ab, erreichen wir gegen 8.00 Uhr abends das nächste Hotel. Das geht dann solange weiter, bis das jeweilige Ziel erreicht ist.«

 

Wie gefällt es Dir in einem AMA Supercross Paddock?

»Es gibt hier mehr große und stattliche Teams und deutlich mehr imposante Trucks als derzeit in der Roadracing-Szene; etwa 30 bis 40 vielleicht. Supercross ist eher straff und kurzweilig organisiert, nach zwei Tagen ist alles gelaufen. Bei den Road Races hält man sich oft doppelt so lange am Rennplatz auf. Bei den Offroad-Fahrerlagern ist natürlich mehr erdiger Untergrund mit im Spiel, was beim Reinigen und Sauberhalten viel mehr Arbeitsaufwand mit sich bringt, vor allem wenn es mal regnet. Manchmal benötigen wir fast den halben Tag, um den Truck und das ganze Equipment ordentlich auf Vordermann zu bringen. Aber das ist Teil des Jobs und ich mache es gerne.«