Der Mann mit viel Fantasie: Michael Woolaway von Deus Ex Machina

In seiner Werkstatt am Venice Boulevard in Los Angeles traf der KTM BLOG den bekannten Custom Bike-Bauer Michael Woolaway von Deus Ex Machina, um mit ihm über seine Schwäche für orange Motorräder zu sprechen.

Es passiert nicht oft, dass jemand auf der Suche nach einem neuen Design eine KTM in ihre Einzelteile zerlegt. Seit jeher unterscheidet sich die Marke in Sachen Style und Design von anderen Wettbewerbern, besonders in den USA, wo sie perfekt in die Nische europäischer Technologie passt. KTM_LC4lores-1222
In einer kleinen Werkstatt baut der 55-jährige ehemalige Rennfahrer Michael Woolaway Deus Ex Machina Custom Bikes und ist ein prominentes Beispiel für jemanden, der sein Orange ein bisschen individueller mag. In den letzten drei Jahren hat Woolaway mit seinen Deus Custom-Kreationen einige Bekanntheit erlangt. Renn-Nostalgie, Surf-Kultur und kalifornische Coolness verkörpert er mit seinen Motorrädern, die die Firma zu einer der bekanntesten in der wiederbelebten Café Racer / Dirt Track Szene gemacht haben.

Als begeisterter Motorradfahrer und ehemaliger Rennfahrer bestand zwischen ‘Woolie’ und den Motorrädern aus Mattighofen von Anfang an eine gewisse Verbundenheit. „Als ich klein war, gefielen mir die Pentons … ich wollte unbedingt eine haben“, erinnert er sich. „Aber erst 1994 bekam ich meine erste KTM, die damals in den USA noch keine große, bekannte Marke waren. Die Verarbeitung von Chrom-Molybdän gefiel mir schon immer und KTM verwendet immer noch die gleichen Rahmen, die sie bereits in den 90ern verbauten, als ich mich in diese Motorräder verliebte.“

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„KTM ist damals wie heute exotisch, anders und geht einen eigenen Weg. Sie folgen keinen Trends und lassen sich nicht von anderen Herstellern beeinflussen. In meinen Augen ist es ziemlich clever, Chassis, Bodywork und andere Teile bei mehreren Modellen zu verwenden. Im Vergleich zu anderen, ist die Art, wie KTM Motorräder baut, ziemlich intelligent.“

Erst vor Kurzem bekam ‘Woolie’ die Chance, seiner Kreativität an einer KTM freien Lauf zu lassen. „Vor gut einem Jahr fragte mich der Eigentümer von Deus Ex Machina in LA, ob ich nicht einige besondere Motorräder bauen könnte. Ich dachte ‘KTM ist meine Marke’, also sprach ich mit John Hinz von KTM Nordamerika, der mir netterweise ein paar Motorräder zur Verfügung stellte. Es war keine Zusammenarbeit, bei der wir Ideen austauschten; sie hatten einfach Vertrauen in mich und meine Arbeit.“ KTM_LC4lores-9471
Das Ergebnis war eine runderneuerte 690 DUKE. „Ich mag das KISKA-Design der KTMs: ausgefallen und kantig. Aber bei der 690er ging ich genau in die entgegengesetzte Richtung, um etwas anderes zu probieren. Ein bisschen wie das 80er Jahre Superbike-Design in Miniaturform … das war es, was ich wollte.“

„Bei der 690er war es mir besonders wichtig, einen guten Mittelweg zwischen Style und Funktionalität zu finden und so viele Standard-Teile wie möglich zu verwenden. Ich habe Halterungen angebracht, die die Fußrasten drei Zoll nach hinten und ein bisschen nach oben verlegen, aber sonst habe ich weitestgehend Originalteile verwendet, um Kosten zu sparen. An diesem Bike habe ich jetzt zweieinhalb Monate gearbeitet und jetzt sind die ersten drei Tanks und Sitze fertig sowie zehn Chrom-Molybdän-Rahmen. Insgesamt sollen zehn Motorräder entstehen, von denen einige nach Europa gehen werden – unsere Freunde in Amsterdam hätten gern welche. In etwas mehr als einem Monat wird das Bike auf dem Markt sein.“

Die erste Testfahrt hat die 690er bereits hinter sich. KTM AMA Superbike-Profi Chris Fillmore testete das Custom Bike vier Monate zuvor beim Barber Motorsports Vintage Festival in Alabama. DeusKTM_Barber--11
„Das ist definitiv ein Vorteil dieses Jobs!“ sagt der in Kalifornien lebende Rennfahrer, als er sich mit uns bei Deus auf einen Kaffe trifft. „Seit ich bei er Eröffnung seiner Werkstatt war, bin ich ein Fan von Woolies Arbeit und wir verstehen uns sehr gut. Als er mir erzählte, er wolle eine KTM im Café Racer Style bauen, dachte ich nur ‘Das Bike will ich fahren!’ Es gab keinen wirklichen Plan, aber Freunde hatten mir vom Barber Vintage Festival erzählt, zu dem 70.000 Besucher kommen. Das wollte ich mir unbedingt mal anschauen. Ich wollte sehen, warum so viele Besucher zu einem Vintage-Event kommen und unser Projekt schien perfekt geeignet, um es beim Barber Festival zu präsentieren.“

„Ich sprach mit meinem Team und am Ende haben sie für uns die Rennvorbereitung übernommen. Das ganze Material wurde zu HMC gebracht, die alles für das Wochenende vorbereitet haben. Eigentlich war es eine ziemlich lustige Geschichte, denn das Team ist nur auf Geschwindigkeit fokussiert und sie fragten mich, ob sie das Motorrad verändern könnten, aber ich sagte: ‘Nein, wir fahren Woolies Bike.’ Sie glaubten nicht, dass irgendjemand dieses Motorrad gut finden würde, aber letztendlich zog die 690er mehr Blicke auf sich als alle anderen Motorräder und das nur, weil es anders war und eine KTM.“

Fillmore führte das Rennen an, bis ein technischer Defekt ihn zur Aufgabe zwang, freute sich aber trotzdem über die Erfahrung: „Es war eine große Umstellung vom reinen Rennmotorrädern auf eine 690er zu wechseln … und dann noch nicht mal auf das ‘R’-Modell. Es brauchte ein paar Runden, um sich daran zu gewöhnen, aber es hat großen Spaß gemacht. Das Bike fährt sich großartig und ich hatte eine tolle Zeit.”

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Woolaway ist ein vielbeschäftigter Mann. Neben Anfragen durch die Firma und Endkunden, die ein maßgeschneidertes Motorrad wollen, verfolgt er nebenbei noch eigene Projekte und versucht zu erklären, wie er vorgeht: „Ich schließe mich ein und sitze erstmal nur auf dem Motorrad. Ich befestige hier und da ein paar Halterungen, stelle Klötze unter meine Füße und schaue, welche Sitzposition bequem ist und wo sich die Balance des Bikes gut anfühlt. So fange ich eigentlich immer an. Wenn ich Motorräder für Kunden baue, bitte ich sie vorbeizukommen und sich auf das Motorrad zu setzen, so dass ich Sitzposition etc. überprüfen kann.“

„Viele aus meinem Fach arbeiten immer nur mit einer Marke, aber ich lege mich nichts fest. Von BMW über KTM ist eigentlich alles dabei.“ Auch bei seinem nächsten persönlichen Projekt geht es um eine KTM und es geht nochmal in eine radikalere Richtung als bei der 690 Hero. „Ich hatte die Idee, eine ‘Surf Adventure’ zu bauen, die auch 200 Meilen bis nach Mexiko an den Ozean schafft. Hier in Kalifornien gibt es viele Surfer, von daher war die Idee naheliegend.“

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Für Fotos posiert Woolie mit dem Rahmen einer 500 EXC, in den er gerade einen neuen größeren Tank einbaut – ein erster Hinweis auf die neue Bestimmung des Offroaders. „Für den Zweck, den das fertige Bike einmal erfüllen soll, brauchte ich einen großen Tank. Nachdem ich dieses Problem gelöst habe, geht es im nächsten Schritt an die Fahrposition. Der Tank ist aus 1100 Aluminium, ein sehr weiches Material. Um es nicht zu beschädigen, brauche ich für die Anpassung der Sitzbank ein Modell.“

„Ich bin mir sicher, dass das Ergebnis ziemlich avantgardistisch aussehen und trotzdem ein Gefühl der 30er Jahre vermitteln wird. Der Lenker wird etwas niedriger sein, um es komfortabler zu machen. Das Tolle an den KTM Motorrädern ist, dass sie von Anfang an „READY TO RACE“ sind und schon mit überragenden Rädern, Bremsen, Federelementen, Fahrwerk, Geometrie und Bedienelementen ausgestattet sind. Es gibt also gar nicht so viel zu verändern. Ich gehe vom Standard aus und konzentriere mich dann auf Dinge, die ich verändern kann, wie Tank Sitz etc. Leider habe ich aber immer erst ein Jahr Arbeit vor mir, bevor ich wieder auf das Motorrad steigen kann.”

Wenn man sich bei Deus umschaut und Woolie über Motorräder und KTMs reden hört, als wären sie Teil eines Baukastens, vermittelt das eine ziemlich ursprüngliche Idee des Motorradfahrens und erinnert einen irgendwie daran, dass Motorradfahren auch eine Art Freiheit ist. Diese Motorräder sind Kunstwerke und schreien förmlich nach schnellen Ausfahrten. Vielleicht ist Deus einer der letzten Orte, an dem man eine KTM erwarten würde … aber irgendwie fühlt es sich sehr richtig an.

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Fotos: Ray Archer | Deus Ex Machina