Besuch bei Florian Alt, der 2013 in die Moto3-WM aufsteigt

Florian Alt, ein junger Rennfahrer auf dem Weg nach oben, ist in Nümbrecht zu Hause, einer 17.000 Einwohner zählenden Gemeinde im Bergischen Land. Der 16-jährige KTM-Pilot, der 2012 die Deutsche 125er Meisterschaft sowie den Red Bull MotoGP Rookies Cup gewonnen hat, geht noch zur Schule und lebt im Haus seiner Eltern.

Florian Alt im Pokalzimmer // Florian in trophy-room.

Florian Alt im Pokalzimmer // Florian in trophy-room.

Florian ist motorradbegeistert, solange er zurückdenken kann. „Ich habe von klein auf immer Motorrädern auf der Straße nachgeschaut und wollte auch eins. Also habe ich gebettelt, bis meine Eltern mir zum vierten Geburtstag eine PW 50 geschenkt haben. Ein Jahr später fuhr ich in Bielstein mein erstes Rennen.”

Seither ist der Junge mit den weissblonden Haaren auf dem Speed-Trip. „Motorradrennen sind der schönste Sport der Welt”, schwärmt er begeistert. „Mir gefällt die Dynamik, der Körpereinsatz, die Herausforderung. Das Fahren macht mir höllisch Spaß, der Erfolg ist nur eine Begleiterscheinung. Ich würde es auch wollen, wenn ich nicht so erfolgreich wäre.”

Die Eltern unterstützen die Rennsport-Leidenschaft seit inzwischen über 10 Jahren. Im Sommer zieht es die Familie Alt gemeinsam an die Rennstrecken. Nach Pocket-Bikes und diversen Minibike-Klassen folgten 125er Rennmaschinen, schließlich landete „Flo” in der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) und hantelte sich jedes Jahr weiter nach oben. 2011 beim Freudenberg-Team pilotierte er erstmals einen 125er KTM Zweitakt-Renner.

Seine Sieger-Souvenirs hortet der junge Deutsche einem Pokalzimmer. Über 160 Trophäen haben sich hier angesammelt, dazu Lorbeerkränze, Urkunden, Lederkombis und Fotos. „Andere verstauen diese Sachen in Kartons im Keller oder am Dachboden”, lautet seine Erklärung. „Wir dachten, das geht auch anders und habe eben diese Schatzkammer eingerichtet. Einziger Nachteil ist, dass ich natürlich auch alles staubwischen muss.”

In seinem Zimmer finden sich keine Poster mit Jugendschwärmereien an der Wand. Dafür steht auf dem Fenstersims ein Lego-Technik-Motorrad. Im Schrank ist ein Fernlenk-Buggy verstaut. Das Modellbau-Spielzeug ist mit einem „Verbrenner” bestückt, was wichtig ist, „denn die sind schneller als solche mit Elektromotoren”. Zur Demo zeugt Florian aber lieber einen Mini-Hubschrauber, der über sein iPhone mit einer App gesteuert wird.

Schule und Rennsport lassen sich vereinbaren, solange die Noten stimmen, was bei ihm der Fall ist. Florian besucht ein Wirtschaftsgymnasium in Gummersbach, derzeit die 11. Klasse,  Abitur ist das Ziel. Was sich danach als Ausbildung anschließt, ist offen. „Wahrscheinlich aber ein kaufmännischer Beruf.” In die Schule fährt er mit seiner 125 DUKE, one way 25 km. Denn: „Das macht viel mehr Spaß als mit dem Bus und spart dazu massig Zeit.”

Der junge Alt ist 2012 in zwei Rennserien angetreten und hat eine sensationell erfolgreiche Saison hingelegt. Am Ende räumte er in beiden Serien die Titel ab. In der kombinierten Moto3/125er IDM gewann er auf einer KTM 125 im Freudenberg Team die Zweitakt-Wertung, obwohl er 5 Rennläufe auslassen musste. Dafür gewann er alle übrigen 11 Rennläufe (meistens fanden zwei Läufe pro IDM-Event statt), an denen er teilnahm.

Knifflig waren Red Bull Ring und Hockenheim. Denn da fuhr er gleichzeitig im Rookies Cup in Assen und Misano am Vortag ein Rennen. Die Lösung des Zeit-Raum-Problems sah jeweils so aus: In der Nacht kutschierte ihn Papa Uwe und Mechaniker Frank über 800 bzw. 1.200 Kilometer zum IDM-Event. Dank einer Sondergenehmigung bestritt er nur das Warm-up als Training und legte im Rennen dann vom letzten Startplatz aus los.

Auch im Red Bull MotoGP Rookies Cup, der ebenfalls mit 125er Zweitakt-Rennern von KTM ausgefahren wurde (2013 kommen erstmals Moto3-Viertakter zum Einsatz), eroberte Florian den Titel. Mit vier Siegen, vier weiteren Podestplätzen und bis auf eine Ausnahme nie schlechter als Fünfter, setzte er sich am Ende mit über 50 Punkten Vorsprung durch.

Die Atmosphäre im Hause der Familie Alt ist warmherzig entspannt. Das Anwesen ist umgeben von reichlich Natur. Eine Treppe im Hof führt auf eine Holz-Veranda, mit großer Sitzgruppe. Darunter parken Florians 125 DUKE, ein 125er Adly Quad und Papas Mamola Boxer Cup Replica. Seitlich am Hof ist der silberne Renntransporter abgestellt.

Wenn ein Jugendlicher Motorsport betreibt, ist das ohne Unterstützung der Eltern nicht möglich. Das ist bei den Alts nicht anders. Vater Uwe organisiert alles und kümmert sich um Sponsoren, Mutter Heike hält ihm den Rücken frei. Auch die ältere Schwester Sina ist zur Unterstützung oft bei den Rennen dabei.

Senior Alt, der im Gastronomie-Business arbeitet, steckt die Doppelbelastung aus Job und der Saison-Organisation gelassen weg. „Wir machen das alles furchtbar gerne”, sagt er, „weil Florian uns viel zurück gibt. Vor allem merken wir, wie er in seiner Sportart aufgeht und welchen Spaß er hat; deswegen helfen wir ihm so gut es geht.”

Florian ist zum Glück ein sicherer Fahrer, der das Risiko gut im Griff hat nur selten stürzt. Und wenn er trotzdem mal Bruch baut „wird der Nachtisch zum Essen nicht gestrichen”, wie Mutter Heike schmunzelnd versichert. „Wir freuen uns immer, wenn nichts passiert, er gesund und munter zurück kommt und weiter Freude am Rennfahren hat.”

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In einem Schuppen, in dem früher die Minibike-Renner vorbereitet wurden, sind diverse Gerätschaften abgestellt, neben Juniors Fahrrädern auch eine stattliche Angelausrüstung. Florian ist begeisterter Angler. Dieses Jahr hat er seinen ersten Aal gefangen. Auf die Frage, ob er Rennrad oder Mountainbike bevorzugt, tendiert die Antwort wieder in Richtung Speedfreak: „Rennrad, weil das ist schneller.”

Bemerkenswert: Florian Alt ist kein Freund von Facebook oder Twitter. „Damit schlägt man nur Zeit tot, das brauche ich nicht. Wer Kontakt aufnehmen möchte, kann mich über meine Internetseite www.flo66.de anmailen oder eine SMS schreiben.”Lieber ist er draussen an der frischen Luft, mit Freunden etwas unternehmen. Supermoto fahren (auf abgesperrtem Gelände, mit einer 450er KTM), Badminton, Joggen und Fußball sind weitere Hobbys.

Eine Moto3-Maschine hat „Flo”erst kürzlich mit dem KTM Testteam getestet, am Pannoniaring. „Das hat sehr gut geklappt. Ich war begeistert, wie schön sich so ein 250er Viertakter fahren lässt. Natürlich ist es vom Zweitakter eine Umstellung, die auch Zeit benötigt. Aber seither bin ich nicht mehr beunruhigt, dass das nicht zu schaffen ist.”

Dass er künftig im Grand-Prix Sport in der Moto3-Klasse fährt, stand bereits vor unserem Besuch fest. Inzwischen ist auch die Entscheidung gefallen, mit welchem Team: Florian Alt startet 2013 auf einer Kalex KTM mit Kiefer Racing aus Bad Kreuznach.