Freeride E: Fragen und Antworten zum Stand der Dinge.

Die Freeride E ist das erste Elektromotorrad von KTM. Fast jeder hat schon davon gehört oder darüber gelesen. Wir sprechen die wichtigsten Fragen an und schaffen Klarheit zum Status Quo der E-Mobility in Mattighofen.

 

Welchen Vorteil verspricht das Thema Elektromotorrad?

Der Offroad-Sport wird in manchen Ländern immer mehr eingeschränkt. Eine Elektro-Offroadbike eröffnet die Möglichkeit, selbst in der Nähe von städtischen Lebensräumen fahren zu können, ohne Lärm oder Abgas zu produzieren .

 

Wie fährt sich die Freeride E?

Sehr schön und problemlos. Grund dafür ist der Elektromotor, der drehmomentstark für Vortrieb sorgt und mit einer einzigen Übersetzung und ohne Getriebe auskommt. Es gibt keinen Kupplungshebel am Lenker, der bedient werden muss, nur Bremshebel für Vorder- und Hinterrad. Auch Einsteiger profitieren von der einfachen Bedienung: Aufsitzen, Gas geben und Spaß haben!

 

Wann wurde die E-Entwicklung gestartet?

Der erste Prototyp wurde 2007 auf die Räder gestellt. Zusammen mit dem externen Forschungsinstitut Arsenal Research (heute AIT). 2010, nach der Wirtschaftkrise, wurde die Serienüberleitung des Projekts durch- und wiedergestartet. Vorgestellt wurde die Freeride E 2011 auf der EICMA in Mailand. Eine Evolutionsstufe folgte auf der Kölner Intermot 2012. Motor und Leistungselektronik sind nun wassergekühlt, die Batterie bleibt luftgekühlt.

 

Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung?

Eine 300-V-Batterie und ein bürstenloser, kurzfristig bis zu 22 kW starker Synchronmotor ergeben zusammen mit der Steuerelektronik ein leistungsstarkes Antriebspaket, das nicht nur auf engen und winkligen Kursen Fahrspaß vermittelt. 42 Newtonmeter Drehmoment sind – typisch für einen Elektromotor – vom ersten Meter an voll abrufbar. Die Fahrleistungen begeistern auf ganzer Linie und brauchen auch die Konkurrenz von Verbrennungsmotoren nicht fürchten.

 

Warum Wasserkühlung?

Die Freeride E hat inzwischen Kühler links und rechts, dazu eine Wasserpumpe, die vor dem Elektromotor sitzt. Die  Kühlflüssigkeit wird an den Statoren des Elektromotors vorbei zur Leistungselektronik geführt. Dort entsteht Verlustwärme, die abtransportiert wird. Grund: Bei warmem Sommerwetter, auf tiefem Untergrund oder Sand, wenn die zweite oder dritte Batterie von Fahrern mit sehr hohem Fahrkönnen schnell leergefahren wurde, konnte die Motorelektronik an  thermischen Grenzen kommen. Deshalb wurde auf Wasserkühlung umgestellt, was die Problematik zur Gänze behebt.

 

Ist die Maschine so leicht, wie sie aussieht?

Die Freeride E baut schmal und wirkt grazil. Kein Wunder: Das fahrfertige Gewicht beträgt nur 95 kg, dank Stahl-Alu-Verbundbauweise sowie der Verwendung hochwertiger Anbauteile und Komponenten. Leichte Räder in 21 Zoll vorn und 18 Zoll hinten, in Zug- und Druckstufe einstellbare Federelemente sowie eine Bremsanlage mit Vierkolbenzangen am Vorderrad und Zweikolbenzangen am Hinterrad komplettieren das Fahrwerk.

 

Wie lange fährt die Freeride E mit einer Batterieladung?

Die Reichweite bei E-Antrieben ist grundsätzlich von der Fahrweise abhängig. Mit einem Motocross-Profi am Lenker fällt die Reichweite deutlich geringer aus als mit einem Hobby-Enduristen. Beim gemischten Offroad-Einsatz reicht der Vortrieb etwa eine Stunde aus.

 

Welche Batterietechnik kommt zur Anwendung?

Der mit 2,1 kWh gefüllte Energiespeicher stellt maximale E-Power sicher. Die Batterie besteht aus Lithium-Ionen-Akkus im 18650-Rundzellenformat. Diese standardisierte Baugröße findet man auch in Powertools oder Laptops. Die Zellen sind auf hohe Kapazität und geringe Stromabgabe getrimmt, bieten dafür aber hohe Energie, was ideal ist, wenn für eine bestimmte Zeit einfach viel Leistung abgerufen werden soll.

 

Wie lange dauert der Ladevorgang?

Ist die Batterie leergefahren ist, dauert das Aufladen 90 Minuten, wobei ein Laden im Fahrzeug möglich ist. Alternativ lässt sich der Akku entnehmen und austauschen. Dafür müssen dank eines Schnellwechselsystems nur vier Schrauben gelöst werden, was rasch erledigt ist.

 

KTM hat ein Hochvoltkonzept gewählt. Warum?

Bei der Freeride E wurde aus gutem Grund auf ein Hochvoltkonzept gesetzt. Je höher die Spannung gewählt ist, desto kleiner ist der Stromfluss und damit die Dimensionierung der stromführenden Bauteile. Dies ermöglicht besonders kompakte und leichtgewichtige elektrische Komponenten.

Wie ist es damit um die Sicherheit bestellt?

Die Antriebs- und Energieeinheit ist gekapselt. Ob Motor, Leistungselektronik oder Batterie – alle antriebsrelevanten Komponenten wurden staub- und wasserdicht ausgeführt. Harte Geländepassagen und Wasserdurchfahrten stellen keine Hindernisse dar. Auch die Reinigung kann, wie im Offroadbereich üblich, problemlos per Dampfstrahler vorgenommen werden. Bedenken gegenüber der hohen Spannung sind unbegründet, KTM ging beim Thema Sicherheit  keine Kompromisse ein. Das Fahrzeug-Sicherheitskonzept entspricht der ISO26262 und wurde zudem durch den GTÜ (Gesellschaft für technische Überwachung) geprüft sowie zertifiziert.

 

Besteht die Möglichkeit, eine Freeride E einmal auszuprobieren?

2012 fand eine Art erweiterte Erprobung statt, unter anderem auf dem dafür errichteten Freeride Park in Munderfing, einem Nachbarort von Mattighofen. Hier konnten Mitarbeiter und externe Interessierte die Freeride E ausprobieren. Seit Juni haben über 300 Testfahrten stattgefunden. Dabei fiel das Feedback grundsätzlich positiv aus. Auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 5 wurde durchgehend mit 1 oder 2 bewertet. Momentan ist Winterpause, im Frühjahr 2013  wird der Freeride Park wieder eröffnet.

 

Wann wird das Fahrzeug in den Verkauf gelangen?

Für den Verkauf an Privatpersonen ist im Moment kein Zeitpunkt definiert. Nächster Schritt werden Fuhrpark-Einsätze sein. Angedacht sind Betreiber mit geschlossenen Anlagen, ähnlich einem Gokart-Betrieb, bei denen Kunden die Fahrzeuge mieten und bewegen können. Dafür gibt es bereits etliche Anfragen. Der primäre Focus liegt dabei auf den D-A-CH-Ländern. Weil es hier die größten Offroad-Restriktionen gibt und es Sinn macht, das Freeride E dort im Einsatz zuerst anzubieten.

 

Warum nimmt alles so viel Zeit in Anspruch?

Die Einführung eines Fahrzeugs mit elektrischem Antrieb ist etwas komplett Neues. Dies gilt es durch eine sorgfältige Entwicklung und auch Erprobung gegen alle Eventualitäten abzusichern. Dafür gilt es Praxis-Erfahrungen zu sammeln, auch über die Langzeithaltbarkeit der Batterien. Sicherheit sowie die Schulung von Kundendienst und Service spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, damit die Händler und alle Beteiligten wissen, wie sie damit umgehen müssen.

 

Ist die KTM Freeride straßenzulassungsfähig?

Die Freeride E ist als reines Sportgerät nicht für den Straßenverkehr vorgesehen. Technisch wäre eine Zulassung grundsätzlich machbar und ist für die Zukunft auch nicht ausgeschlossen.