E-Motocross Racing – erstes Lebenszeichen

In Zolder ging das erste Rennen für E-Motocrosser über die Bühne. Aus dem KTM-Lager waren auf Freeride E-Bikes prominente Namen wie Ken de Dycker, Jake Nicholls (britischer MX2-Star) und Stefan Everts mit von der Partie. Ex-Champion Everts, auch als KTM-Rennleiter noch immer bestens in Form, gewann das Event, das auf einem Offroad-Kurs in Zolder im Infield der ehemaligen Formel 1-Strecke abgehalten wurde. Wir befragten Jake Nicholls zu dem Anlass, bei dem er erstmals PS gegen Kilowatt austauschte.

 

Erzähle uns bitte, warum Du dich zwei Tage vor einem Grand Prix noch auf ein elektrisches Abenteuer eingelassen hast?

Jake Nicholls: KTM in Belgien hat dieses Event organisiert. Jacky [Maartens, Team Owner und Manager] fragte, ob ich schon etwas vor hatte und ich war der Meinung, dass es eine gute Idee sei, diese Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Ich war vorher noch kein E-Bike gefahren und einfach neugierig; dazu lag Zolder nur 20 Minuten entfernt.

 

Mit was lässt sich E-Motocrossfahren vergleichen?

Jake Nicholls: Es war ein Rennen und es war unterhaltsam. Ein bißchen erinnerte mich das Ganze an Kartfahren, weil die Atmo vergleichbar war und wir uns beim Nahkampf in den Kurven oft irgendwas zubrüllten, was ja sonst mit Motoren nicht geht. Stefan, Ken und ich hatten also sicher unseren Spass, gleichzeitig haben wir im Umgang mit den E-Crossern einiges gelernt. Wir müssen nun abwarten, ob und wie sich die ganze E-Geschichte zu einer Meisterschaft mit allem Drum und Dran entwickelt.

 

Wie fährt sich die Freeride E?

Jake Nicholls: Zunächst war ich verblüfft, wie fesch das dasteht. Vor allem wenn man bedenkt, wieviel Bauraum allein die Batterie einnimmt. Das Bike ist nahe an einer Freeride 350 dran, finde ich. Als ich das erste Mal aufstieg, fühlte sich alles gut an. Beim Losfahren fällt zunächst auf, das es weder Fußbremshebel noch Schaltung gibt. Ich persönlich tendiere unbewusst dazu, den linken Fuß unter dem linken Schalthebel ein wenig einzuklemmen, um auf Whoops besseren Halt zu haben. Weil kein Hebel da ist, war das zunächst etwas komisch. Der ganze Rest war relativ normal, wenn man davon absieht, dass die linke Hand die Hinterradbremse bedient anstatt zu kuppeln.

 

Und das Fahrgefühl war nicht anders?

Jake Nicholls: Doch, natürlich. Das Motorrad ist sehr leicht und man fährt praktisch ohne Motorbremse. Aber der Abzug, die Beschleunigung ist unglaublich. Man kann nur irgendwie nicht überdrehen. Eigentlich ist es egal, wie man die Kurven anfährt und welche Linie man wählt. Beim Gasaufziehen marschiert das Ding einfach tierisch los. Das macht eine Menge Spass, während dieser gewaltigen Schubphase alles unter Kontrolle zu halten. Der mögliche Speed ist jedenfalls sehr beeindruckend.

 

Hört sich ein wenig nach großem Fahrrad an….

Jake Nicholls: Ja, so ungefähr. Ich fahre häufig Fahrrad und springe auch gerne mit Mountainbikes. Gewisse Fahrtechniken lassen sich damit sehr gut üben und einstudieren. Das Beste ist natürlich, wenn Du einen Garten oder ein eigenes Feld irgendwo hast. Du fährst einfach herum und niemand in der Nähe oder Umgebung fühlt sich belästigt. Als Trainings- und Spassgerät finde ich es unschlagbar gut. Also ich hätte gerne so ein E-Teil.

 

Was hat Dir weniger gefallen?

Jake Nicholls: Dass die Power ab einem gewissen Level einfach ansteht. Der Kraftzuwachs erfolgt kräftig und enorm smooth, aber irgendwann ist halt Schicht. Verbrenner erreichen auch ihre Drehzahlgrenze, aber dann wird eben geschaltet.

Beim Zuschauen fiel mir auf, dass ohne Motorengeräusch irgendwie etwas fehlt. Ich mag Motorengeräusche, bei Motorrädern wie bei Autos. Ohne Sound ist das Ganze schon anders. Früher waren Rennfahrzeuge viel lauter; und in Zukunft werden sie wahrscheinlich noch leiser sein als heute ohnehin schon.

 

Eigentlich ironisch, dass der Sound, der für viele beim Motorsport so wichtig ist, gleichzeitig seine größte Bedrohung zu sein scheint….

Jake Nicholls: Das ist richtig, aber wenn wir ein wenig Lautstärke einbüssen und der Sport dadurch geschützt wird, ist es doch okay. Es ist ja nicht so, dass mit einem Schlag alle MX-GP auf E-Bikes umgestellt würden. Wir gehen nur etwas mit den Geräuschemissionen runter.  Wenn ich in Holland oder Belgien trainiere und auf einen Hobbyfahrer mit Brülltüte treffe, stört mich das auch. Weil es ihn nicht schneller macht, aber uns nach hinten wirft. Unsereins ist deutlich leiser 20 bis 30 Sekunden pro Runde fixer unterwegs. Aber die Leute in der Nachbarschaft der Strecke werden belästigt, der Krachmacher nervt sie. Wenn der Sport Stück für Stück leiser wird, werden wir uns alle daran gewöhnen. Und sollte es eines Tages komplett lautlos zugehen, wird es auch okay sein.