Die Entwicklung der Duke-Modellfamilie

Passend zur offiziellen Fahrpräsentation der KTM 390 in Salzburg war Gelegenheit zu einem Gespräch mit Philipp Habsburg, dem Leiter der KTM Entwicklungsabteilung, über die Duke Modellreihe, die immer weiter ausgebaut wurde.

 

Dukes gibt es bei KTM bereits eine Weile, erzählen Sie uns den Werdegang dazu?

Habsburg: Die erste Duke debütierte 1994 und war aus einer Enduro entwickelt worden. Ich kam 1998 zu KTM und mein erstes Projekt war die Entwicklung der zweiten Duke-Generation, die bereits verstärkt auf Straßeneinsatz zielen sollte. 2008 schließlich folgte die dritte Generation, die zusammen mit der der neuen Supermoto 690 konzipiert worden war, die im Jahr zuvor auf den Markt gelangte.

Die dritte Duke ähnelte der Duke 2 in manchen Punkten. Ein größerer Entwicklungsschritt folgte 2012 mit der heutigen 690er, die wir intern Duke 4 nennen. Damit gelang uns ein beachtlicher Schritt nach vorn, wobei speziell Chassis und Ergonomie auf einem komplett neuem Konzept basierten.

Zwischendurch war 2005 die 990 Super Duke fertiggestellt worden. Beim Ansatz gab es einige Parallelen zur 690er von 2012, jedenfalls konnten bei der Weiterentwicklung  beachtliche Fortschritte erzielt werden. Mit der zweizylindigen Super Duke stellten wir auf Asphalt etwas komplett Neues auf die Räder, etwas Vergleichbares gab es vorher nicht

Duke-Entwicklungen mit kleinerem Hubraum wurden 2008 aufgenommen, das erste serienreife Produkt, die 125er, kam 2011 auf den Markt. Inzwischen besteht die Duke-Modellreihe aus fünf Modellen, weitere werden folgen. Die Hubraumspanne reicht von 125 bis demnächst 1290 Kubik. Ein derart weiter Bereich wird von keinem Mitwettbewerber abgedeckt, damit stehen wir weltweit einzigartig da. Die 125er sind für 16-Jährige gedacht. Wer damit beginnt, kann sich immer weiter steigern; wenn es gewünscht ist, demnächst bis auf 1290 Kubik.

 

War die heutige Duke-Modellfamilie bereits 1998 absehbar?

Habsburg: Sicher nicht. KTM hat 1998 um 25.000 Motorräder gebaut, inzwischen sind wir in der Produktion bei über 100.000 Einheiten angelangt. Das war damals nicht vorstellbar. Aber mit der Zeit entwickelt man Visionen und möchte sich natürlich verbessern. Dass wir trotz der Wirtschaftskrise, die wir erfolgreich überstanden haben, jetzt bei diesen Stückzahl- Größenordnungen angekommen sind, ist besonders erfreulich. KTM hat in die Erfolgsspur zurück gefunden, worauf wir auch stolz sein dürfen.

 

Zwischen Duke 2 und 3 verstrich relativ viel Zeit, warum?

Habsburg: Dazwischen lagen 9 Jahre. Hauptgrund war die damalige Größe der R&D-Entwicklungsabteilung, die inzwischen deutlich gewachsen ist. Nach der Duke 2 standen zunächst Zweizylinder-Bikes im Vordergrund. 2003 brachten wir die 950 Adventure, zwei Jahre später die Super Duke und dann die Supermoto. Gleichzeitig wurden auch die Entwicklungskapazitäten aufgestockt. Als ich 1998 einstieg, war ich der 39ste Angestellte in der Entwicklungsabteilung, inzwischen sind es über 250. Mit immer besseren Möglichkeiten und mehr Manpower konnte auch mehr Gas gegeben werden.  Nach dem Supermoto-Twins widmeten wir uns der Duke 690, nachdem wir zuvor ein neues Konzept für die 690er Baureihe definiert und auch deren Entwicklung und Produktion beschlossen hatten.

 

Gab es genügend Freiheit in dieser Konzeptphase?

Habsburg: Bei der Duke 3 galt es gewisse Budgetgrenzen zu akzeptieren, auch deshalb waren die Unterschiede in manchen Bereichen zur Duke 2  weniger ausgeprägt; im Prinzip handelte es sich um eine umkonstruierte Supermoto. Bis 2011 wurden davon pro Jahr zwischen 1.200 und 1.800 Einheiten verkauft. Bei der aktuellen Duke 690 stieg die Stückzahl 2012 dann auf 5.000 Exemplare.

 

In der Wirtschaft läuft vieles wieder runder, und in der Motorradindustrie erfreuen sich Nakes Bikes ganz allgemein hoher Nachfrage. Offenbar scheint die Duke-Modellfamilie auch vor diesem Hintergrund gut in die Zeit zu passen.

Habsburg: Sicherlich, mit ein Schlüssel für den Erfolg von KTM ist aber auch, dass unsere Entwickler mit enormer Begeisterung zu Werke gehen. Dieser Enthusiasmus kommt von innen heraus. Vereinfacht kann man sagen, dass wir genau die Motorräder bauen, die wir selbst gerne fahren würden. Diese Leidenschaft unterscheidet jede KTM von anderen Motorrädern. Wie immer man es nennen mag – Charakter, Seele oder das gewisse Etwas – das spüren unsere Kunden und ich denke, sie schätzen es auch.

 

Da außerdem an anderen Projekten gearbeitet wird, geht es bei KTM wohl eher geschäftig zu….

Habsburg: Mangelnde Auslastung in der Entwicklung gibt es jedenfalls nicht zu beklagen. Ich sprach vorhin von fünf Duke-Modellen, eigentlich sind es fünfeinhalb mit der neuen 690 Duke R, die auf Hardcore-Fans zugeschnitten ist, während mit 690 Duke und 390 Duke eigentlich jedermann/frau bestens zurecht kommt. Die 690 R ist kompromißloser für sportliche Fahrer ausgelegt.

 

Würden Sie sich selbst als Duke-Enthusiast bezeichnen.

Habsburg: Ganz bestimmt sogar.

 

Und welches Modell fahren Sie selbst?

Habsburg: Nächstes Jahr sicher die 1290 Super Duke. Wir bei KTM diskutieren oft, warum sich jemand für eine 990er Super Duke entscheiden sollte, wenn es doch eine 990 Supermoto gibt? Weil technisch doch vieles gleich ist. Letztlich trägt der Fahrstil zur Entscheidung bei. Mit der Supermoto streckt man den Fuß raus, mit der Superduke das Knie.

 

Viele werden bei der Wahl ihrer Duke genau wissen, welche Wahl zu treffen ist. Was raten Sie neuen KTM-Interessenten, die relativ unerfahren zur Motorradszene stossen?

Habsburg: Jede Duke ist auf bestimmte Einsatzzwecke zugeschnitten. Für mich persönlich spielt neben Hubraum und Motorleistung auch der Preis eine wichtige Rolle. Die Duke-Familie beginnt mit 3.990 Euro für die 125er und reicht bis zur kommenden 1290 Super Duke, deren Preis etwa 15.000 Euro betragen wird.

Der Preis ist bei der Kaufentscheidung von enormer Bedeutung. Ist der Kunde im entsprechenden Alter und hat den Führerschein dazu, passt die 125er Duke perfekt. Die Duke 200 überzeugt neben dem Spaßfaktor als kostengünstiges und praktisches Verkehrsmittel. Die 390 Duke ist auch für neue Käufer interessant, die keine Unsummen für ein Motorrad auszugeben bereit sind, sich aber dafür interessieren, weil sie so Staus, hohem Verkehrsaufkommen und steigenden Kraftstoffkosten ein Schnippchen schlagen. Die Duke 390 kostet 4.990 Euro, die Preisgestaltung ist also überaus attraktiv.

Ein Verlockung stellen auch 140 Kilo Gewicht und 44 PS Leistung dar. Das sind Größenordnungen, die manche Motorradfahrer an frühere Zeiten erinnern wird. Als ich 18 Jahre alt war, hatte ich eine Suzuki 500 mit 42 PS, die 230 Kilo auf die Waage brachte. Vor diesem Hintergrund ist unsere neue 390 Duke ein überaus attraktives und lebendiges Motorrad, das jede Menge Fahrspaß ermöglicht. Die 690 Duke stellt die nächste Stufe dar, für diejenigen, die um 7.000 Euro auszugeben bereit sind, um sich mit dem stärksten Einzylinder der Welt zu amüsieren.  Und die 1290 Super Duke wird erfahrene, an dynamischer Fortbewegung interessierte Enthusiasten ansprechen.

 

Wie sieht es um die Zukunft der Super Duke aus?

Habsburg: Glauben Sie mir, wir haben noch jede Menge Ideen.…

 

Würden Sie das bitte ein wenig ausschmücken?

Habsburg: Nun, wie man bei der neuen 1190 Adventure sehen kann, bedienen wir mit zwei Versionen zwei unterschiedliche Zielgruppen, straßen – und offroad-orientierte Fahrer. Zur 1290 Super Duke sind ebenfalls andere Ausrichtungen vorstellbar. Für die Zukunft sind  weitere Variationen zu Superduke und Adventure möglich, die auf spezielle Zielgruppen zugeschnitten sind. Dazu kommen die Einzylinder-Modellfamilie, die ganze Offroad-Palette und die Freeride-Modellfamilie; über Arbeitsmangel werden wir sicher nicht klagen müssen.