#inthisyear2004: Casey Stoner gewinnt den ersten Strassen-Grand Prix für KTM

Giacomo Agostini und Mike Hailwood, Geoff Duke oder Angel Nieto – die Weltmeister aus den 50er und 60er Jahren sind heute Motorsportlegenden. Einer ihrer Erben ist der Australier Casey Stoner, der an diesem Wochenende vor genau 10 Jahren in Sepang den ersten Straßen-Grand Prix für KTM gewann.

50 Jahre nach Beginn der Motorradproduktion war KTM 2003 mit der 125 FRR wieder in den Straßenrennsport eingestiegen und zwar gleich in den Grand Prix, der Rennsport-Oberliga.

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KTM 125 FRR

Schon 1954 hatte sich KTM, so wie alle Hersteller, die etwas auf sich hielten, im publikumsträchtigen Straßenrennsport engagiert. Die erfolgreichen 125 ccm-Viertaktmaschinen kamen damals überwiegend bei nationalen Rennen in Österreich zum Einsatz. Ende der 50er Jahre traf die weltweite Absatzkrise auf dem Zweiradmarkt auch KTM, die sogenannte “Apfelbeck-KTM” wurde 1959 zum letzten Mal an den Start geschoben. Ein Jahr später wurde die Motorradproduktion eingestellt, die modernen und leistungsfähigen 50 ccm-Kleinkrafträder sicherten aber das Überleben  von KTM. Mit den kleinen Kraftprotzen der Comet-Baureihe gab es auch wieder Motorsport, allerdings beschränkte sich KTM auf den seriennahen Geländesport. Durch die Erfolge wurde der Amerikaner John Penton auf den österreichischen Hersteller aufmerksam. Ende der 60er Jahre ließ er in Mattighofen kleine Enduro- und Motocross-Maschinen für den amerikanischen Markt fertigen. Das war der Startschuss für KTM auf dem Weg zum Offroad-Weltmarktführer.

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Lechner KTM RS 125 GP Österrreich

Als im Jahr 2000 auf der Münchner Intermot mit dem LC8-Motor ein völlig neues Zweizylinderprojekt vorgestellt wurde, das kurz darauf in der 990 DUKE, der Zweizylinder-Studie eines reinen Straßenbikes zu bestaunen war, wurde deutlich, dass KTM, damals noch zweitgrößter europäischer Motorradhersteller, sich zukünftig auch im Segment der sportlichen Straßenmaschinen positionieren wollte. Und da gehörte ein Grand Prix-Engagement einfach dazu.

Als Teamchef konnte der 13fache österreichische Staatsmeister und Tuner Harald Bartol gewonnen werden, der den Einsatz der 55 PS starken Zweitakt-125er von Italien aus plante, während die Weiterentwicklung im Mattighofener „Mutterhaus” erfolgte. Bereits im Premierenjahr 2003 wurden wichtige Erfahrungen gemacht und so erhoffte man sich schon für die zweite Saison den Anschluss an die Spitze. Da stand für den Teamchef natürlich ein Siegfahrer ganz oben auf der Wunschliste und es gelang, den damals 18-jährigen Casey Stoner aus dem australischen Kurri-Kurri unter Vertrag zu nehmen, der bereits mit einer Pole-Position und einem Grand-Prix-Sieg in der Achtelliter-Klasse auf sich aufmerksam gemacht hatte.

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Casey Stoner KTM 125 FRR Sepang 2004

Dass KTM mit Stoner nicht auf das falsche Pferd gesetzt hatte, wurde schon beim ersten Saison-Grand Prix im südafrikanischen Welkom deutlich – Platz 3 und erstes Podium für Stoner auf der KTM. Eine Stufe höher auf dem Treppchen stand Stoner dann beim italienischen GP in Mugello. Es folgten die Dutch TT in Assen, wo er von der Pole-Position aus ins Rennen ging und der GP von Rio de Janeiro in Jacarepaguá – Casey Stoner war mittlerweile Stammgast auf dem Podium. Am 10. Oktober lieferte der Aussie im malaiischen Sepang dann sein Meisterstück ab: nach der schnellsten Rennrunde wurde Stoner als Erster abgewunken – der erste Grand-Prix-Sieg für KTM war geschafft!

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Casey Stoner Sepang 2004

Bei 14 Starts gab es einen Sieg, zwei zweite und drei dritte Plätze, eine Pole Position, eine schnellste Rennrunde und am Ende Platz 3 in der Konstrukteurswertung sowie ein ausgezeichneter fünften Platz in der Weltmeisterschaft für das noch junge Team aus Mattighofen.

Während Stoner danach in die Viertelliter-Klasse wechselte, setzte sein Teamgefährte, der Finne Mika Kallio, weiter auf Orange. Gleich viermal wurde ihm 2005 der Siegerpokal überreicht und am Ende der Saison gewann KTM mit recht komfortablem Vorsprung die Konstrukteursweltmeisterschaft. KTM war jetzt die Marke, die es zu schlagen galt.

Trotz einem klaren Bekenntnis zum Rennsport auf Asphalt gab KTM Ende 2009 den Rückzug aus der 125ccm Grand Prix-Weltmeisterschaft bekannt, verstärkte dafür aber gemäß der Philosophie “READY TO RACE” die Rennaktivitäten mit dem Superbike RC8 R und die Nachwuchsförderung auf nationaler und internationaler Ebene. Ein Schwerpunkt blieb auch weiterhin der Red Bull MotoGP Rookies Cup im Rahmen der MotoGP-Weltmeisterschaft, wo sich die talentiertesten Nachwuchspiloten auf perfekt vorbereiteten KTM 125 ccm-Production Racern profilieren konnten.

Fotos: Leo Keller, www.ktmimages.com