Mechaniker Roland Bruckner über die Vorbereitungen zur Dakar 2015

Die berüchtigte Rally Dakar ist dafür bekannt, eines der härtesten Rennen der Welt zu sein. Während sich die meisten Gespräche um die Fahrer drehen, werden die Mechaniker im Hintergrund oftmals vergessen. Mit gleichermaßen wenig Schlaf und einer 15-tägigen Reise im Begleitfahrzeug, ist der Erfolg bei der Rally eine Teamleistung. Der KTM BLOG sprach mit Roland Bruckner, erfahrener Mechaniker von Jordi Viladoms, der bereits seit 1999 im Rally-Sport arbeitet und ganz genau weiß, was man als Dakar-Mechaniker mitbringen muss.

Roland Bruckner & Jordi Viladoms

Roland Bruckner & Jordi Viladoms 2014

„Für diesen Job braucht man viel Geduld. Man muss die Arbeit lieben. Man schläft nicht viel, man steht jeden Tag um drei oder vier Uhr morgens auf und kommt nicht vor Mitternacht ins Bett. Wenn man diese Arbeit liebt und man ein gutes und verlässliches Team hat, dann ist es kein Problem“, sagte Roland Bruckner beim letzten Rally-Test Ende November in Spanien. Es ist offensichtlich, dass er seine Arbeit liebt und gerne ein Teil des KTM Teams ist.

Nach dem finalen Test werden die Motorräder gereinigt und ein letztes Mal bis ins kleinste Detail kontrolliert, bevor der Truck beladen wird und von Le Havre aus per Schiff nach Südamerika verschifft wird. Es ist eine hektische Zeit und nach dem Test bleiben nur eineinhalb Wochen, um sicherzustellen, dass alles bereit ist – es gilt an Vieles zu denken.

KTM Rally Test

KTM Rally Test November 2014

„Es ist keine leichte Aufgabe an alles zu denken und sicherzustellen, dass alles für das Rennen bereit ist. Wenn man diese Aufgabe neu übernimmt, dann braucht man mehrere Listen, aber mittlerweile haben wir viel Erfahrung und Routine und die Vorbereitung läuft fast automatisch. Mittlerweile habe ich die Listen alle im Kopf!“

Die Vorbereitung zur Dakar ist lang und über das Jahr bestreitet das Team alle Läufe der Cross-Country Rallies Weltmeisterschaft. 2015 ist Roland Bruckner bereits zum fünfzehnten Mal bei der Dakar dabei und während sich Teamchef Alex Doringer und Stefan Huber ein letztes Mal an der Rennstrategie feilen, wird die Stimmung im Team in den letzten Tagen vor dem Rennen immer angespannter.

Stefan Huber & Alex Doringer & Roland Bruckner

Joe Fahrner, Alex Doringer & Roland Bruckner

„Ich bin immer ein bisschen nervös und die Anspannung an den letzten Tagen vor dem Start ist deutlich zu spüren. Wir haben ein paar Pressetermine und die finalen Vorbereitungen für unser größtes und wichtigstes Rennen sind fast abgeschlossen. Man spürt, dass auch die Fahrer nervös sind, generell ist die Situation angespannt. Vor dem Start ist alles ziemlich hektisch, aber wenn das Rennen erstmal ein paar Tage läuft, wird die Stimmung ruhiger und alles bekommt einen guten Rhythmus. Nur die ersten Tage sind nicht ganz so einfach.“

Während der Rally stehen die Mechaniker früh morgens mit den Fahrern auf und überprüfen die Motorräder ein letztes Mal, bevor die Fahrer die Etappe beginnen. Anschließend packen sie alles zusammen und brechen zur Verbindungsetappe auf. Manchmal sind sie den ganzen Tag unterwegs, bevor sie den nächsten Biwak erreichen und die Zelte wieder aufstellen. Wenn die Fahrer zurückkehren, arbeiten die Mechaniker bis spät in die Nacht an den Motorrädern, um sie für den nächsten Tag vorzubereiten.

Wenn ein Fahrer gestürzt ist oder an einem der Motorräder mehr zu tun ist, beweisen die Mechaniker Teamgeist und helfen sich untereinander. Spezialisten für Elektronik und Schweißarbeiten bieten zusätzliche Unterstützung. Der Job des Mechanikers ist es nicht nur, das Motorrad zu reparieren, sondern auch den Fahrer in diesen anstrengenden Wochen mental zu unterstützen.

Roland Bruckner & KTM 450 RALLY 2015

Roland Bruckner & KTM 450 RALLY 2015

„Wenn der Fahrer die Etappe ohne Sturz beendet, dann gibt es am Abend nicht so viel zu kontrollieren. Wir machen einen Ölwechsel, überprüfen die Schrauben, die Aufhängung usw. Wir wechseln die Reifen, überprüfen die Bremsen und das ist es. Täglich bekommen die Fahrer neue Reifen, die wir, noch bevor wir zur Dakar reisen, vorbereiten.“

„Wenn du den Fahrer gut kennst und er abends zurückkommt, dann siehst du seinem Gesicht an, wie der Tagt war. Wenn er einen Fehler gemacht hat, dann hilfst du ihm, sich zu beruhigen und wieder auf den nächsten Tag zu konzentrieren. Jeder Fahrer hat seinen eigenen Charakter, aber Jordi Viladoms und ich haben eine gute Beziehung und es ist leicht mit ihm zu arbeiten.“

Jordi Viladoms

Jordi Viladoms 2014

2003 begann Roland Bruckner bei KTM und hat seitdem miterlebt, wie sich das Rennen und das Team entwickelte. KTM hat über die Jahre viel in den Rally-Sport investiert und ein erstklassiges Motorrad entwickelt. Und obwohl 13 Siege in Folge bei der Dakar es nicht unbedingt vermuten lassen, hat es viele Jahre gedauert, den heutigen Punkt zu erreichen. Auch die Dakar selbst hat sich verändert, seit sie 2009 aus Sicherheitsgründen von Afrika nach Südamerika verlegt wurde.

„Das Team hat jetzt ein weiteres Jahr Erfahrung gesammelt. Zu Beginn waren es nur zwei oder drei Leute und die Mechaniker haben nur bei den Rennen mit den Fahrern zusammengearbeitet. Jetzt haben wir viel mehr Leute und die ganzen Trucks; alles hat sich ziemlich verändert. Die Vorbereitung läuft sehr professionell und wir sind mehr als bereit für die Dakar. Natürlich entwickelt sich die Technologie immer weiter und auch das Motorrad hat sich verändert, es gibt also immer neue Herausforderungen. Wenn man die Geschichte betrachtet, dann hat KTM viel Zeit gebraucht, um an die Spitze zu gelangen, aber mittlerweile haben wir viel Erfahrung und ach dank unserer Zielstrebigkeit feiern wir seitdem viele Erfolge.“

KTM 450 RALLY 2015

KTM 450 RALLY 2015

„In Afrika war es auch eine große Herausforderung zur Begleitmannschaft zu gehören und es war nicht einfach, das Rennen zu beenden. Oftmals gab es keine Hilfe, wenn die Mechaniker mit ihren Begleitfahrzeugen in den Dünen feststeckten oder Autos mitten im Nirgendwo liegen blieben. Das ist in Südamerika oftmals einfacher.“ Wie bei jedem Job, gibt es auch hier Höhen und Tiefen. Roland Bruckner erklärt, wo er seine Motivation findet und wie sie sich gegenseitig helfen, die Moral aufrecht zu halten. Natürlich ist das immer leichter, wenn der Fahrer ein gutes Rennen fährt, aber wie jeder weiß, kann bei der Dakar alles passieren.

„Das Schwierigste an dem Job ist, dass man sich über zwei oder drei Wochen voll konzentrieren muss und sich, trotz wenig Schlaf, keine Fehler leisten darf. Wir arbeiten und schlafen draußen, das ist nicht immer einfach. Außerdem ist es ziemlich enttäuschend, wenn dein Fahrer bereits früh nach arbeitsreichen Vorbereitungen und ohne die hohen Erwartungen erfüllt zu haben, ausscheidet. Umgekehrt ist es aber ein tolles Gefühl, die Dakar in einer guten Position zu beenden oder sogar zu gewinnen, das ist natürlich das beste Gefühl. Es ist ein hartes Rennen, aber das ist es, was uns jedes Jahr aufs Neue antreibt.“

In Südamerika ist es heiß und die Mechaniker schlafen in Zelten, manchmal eine ziemlich primitive Unterkunft, aber Roland Bruckner hat gelernt, mit den Höhen und Tiefen zu leben und genießt die Zeit mit dem Red Bull KTM Werksteam. In manchen Jahren legte ein Mechaniker mehr als 11000 Kilometer zurück und obwohl es mittlerweile deutlich weniger sind, ist es dennoch erschöpfend. Zum Abschluss erzählt uns Roland Bruckner, dass es mindestens zwei Wochen dauert, um sich von den Anstrengungen rund um die Dakar und vom Jetlag zu erholen und sich wieder daran zu gewöhnen, ohne den Lärm des Generators aufzuwachen. Es ist also eine beachtliche Leistung, die nicht nur die Fahrer, sondern auch das Team im Hintergrund bei der Dakar abliefern!

Red Bull KTM Rally Factory Racing Team 2015

Red Bull KTM Rally Factory Racing Team 2014

Die Rally Dakar 2015 startet am 4. Januar in Buenos Aires, Argentinien.

Fotos: Jennifer Dick | www.ktmimages.com (RallyZone Bauer/Barni)