3 Dinge, die du über die 2019er KTM-Motocross-Bikes wissen solltest

Irgendwie hat es KTM geschafft, ihren orangefarbenen Motocrossern zu einer noch besseren Performance zu verhelfen. Die Genies der Forschungs- und Entwicklungsabteilung erzählen uns, was Fahrer erwartet, die ihr Auge auf ein neues Motocross-Motorrad geworfen haben.

KTM SX MY2019 Reihe © Sebas Romero

Techniker und Ingenieure streben immer danach, etwas ‚noch besser‘ zu machen. Für die niemals ruhende Forschungs- und Entwicklungsabteilung von KTM gilt das auf jeden Fall. Dabei waren viel Kreativität und Einsatzfreude gefragt, um die 2018er KTM-SX-Palette noch leistungsfähiger zu machen. Schließlich hat ihr Flaggschiff, die KTM 450 SX-F nicht nur die Supercross-Serie gewonnen, sondern auch die Plätze 1 und 2 in der letzten MXGP-Saison belegt (außerdem gewann die KTM 250 SX-F die MX2-Weltmeisterschaft). Das technische Paket hat sich also auf dem höchsten Niveau des Sports bewährt und dem KTM-Mantra READY TO RACE alle Ehre gemacht. Head of Engine Offroad & Motocross R&D Michael Viertlmayr: „Ohne das OK unserer Werksfahrer nehmen wir keine grundlegenden Änderungen an unseren Bikes vor. Dazu bekennt sich KTM ganz klar.“

Also darf man sich sicher sein, dass eventuelle Optimierungsvorschläge von Ryan Dungey (der noch immer für KTM arbeitet, auch auf dem Motorrad), Tony Cairoli, Jeffrey Herlings, Glenn Coldenhoff oder Pauls Jonass auch bei dieser neuen KTM-SX-Familie umgesetzt wurden. Die Baureihe besteht aus drei 4-Takt-Modellen namens KTM SX-F (mit 450, 350 und 250 ccm Hubraum) sowie drei KTM SX-Modellen mit 2-Takt-Motor und 250, 150 und 125 ccm. Jeder Stil, jeder Geschmack und alle Vorlieben werden bestens bedient.

Was aber hat KTM entdeckt? Ein neues Motocross-Motorrad ist weder einfach noch günstig und so müssen auch die Modelle des Baujahres 2019 ihren Preis und die Entwicklungsarbeit rechtfertigen, um Käufer zu überzeugen, dass die neuesten Zugewinne in Sachen Leistung und die unermüdliche Testarbeit eine derartige Investition wert sind. KTM Product Manager Offroad Joachim Sauer zur generellen Ausrichtung der KTM-SX-Baureihe: „Bei der Performance zielten wir nicht auf eine drastische Erhöhung der Leistung ab, sondern wollten vielmehr die Fahrbarkeit und Effizienz verbessern.“ Und wie wurde das angestellt … ?

KTM 125 SX MY2019 © Sebas Romero

1) Dreh am Gasgriff: Fahrbarkeit
Zentrales Element in KTMs Plan, die Fahrbarkeit der SX-Modelle noch weiter zu erhöhen (und sie – trotz des extrem guten, in der Branche unerreichten Leistungsgewichts – beinahe ‚freundlich‘ zu machen), war eine Reihe von Modifikationen. Die wichtigste betraf dabei den neuen Rahmen. Dieser aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren gebaute Rahmen erhöht in Zusammenarbeit mit einem längeren Aluminium-Heckrahmen und der Aluminiumguss-Schwinge (mit längerer Aussparung zur Einstellung der Kettenspannung) die Steifigkeit. „Der Rahmen wurde deutlich verbessert, um einerseits die Wendigkeit zu erhöhen und andererseits den exzellenten Geradeauslauf beizubehalten, während die längere Schwinge Fahrern erlaubt, den Radstand zu verlängern oder zu verkürzen, um das Einlenkverhalten zu schärfen oder das Bike auf Geraden noch stabiler zu machen“, so Sauer.

Hat das geklappt? Der Test- und ehemalige Rennfahrer Dave Willet aus Großbritannien war einer der ersten, die die KTM SX und SX-F-Bikes der neuen Generation beim Launch in Rom testen durften. „KTM hat sich darauf konzentriert, den Rahmen zu versteifen, damit er sich nicht mehr verwindet, und das ist der Schlüssel“, so Willet. „Die Flexibilität des letzten Rahmens hat Fahrer etwas dabei behindert, das Bike millimetergenau auszurichten. Durch die Verstärkung des Rahmens wurde diese Biegsamkeit ausgemerzt und das Bike fegt jetzt unbeirrbar um den Kurs. Und das gilt für alle 4-Takter, besonders aber für die 450er.“

„Die KTM 450 SX-F war immer eines der schnellsten Bikes am Markt, in der Vergangenheit aber etwas störrisch … das ist jetzt Geschichte: Der Rahmen, die Schwinge, die Umlenkung und die Federung arbeiten jetzt perfekt mit dem brutalen Motor zusammen.“

KTM 450 SX-F Rahmen © KTM

Mit einer überarbeiteten Federung von WP Suspension sowie Elementen wie einer neuen, steiferen Gabelbrücke, einer leichteren Kupplung mit Stahl-Teilen und Technik von Pankl ist es wenig überraschend, dass diese neuen SX-Modelle besser funktionieren und sich leichter fahren lassen als jemals zuvor. Bei einem Motorrad mit dem Potential einer KTM 450 SX-F ist das essentiell. Dazu Willet: „KTM hat viel Zeit darauf verwendet, dafür zu sorgen, dass die 450er jetzt müheloser und mit weniger Kraft um den Kurs bewegt werden kann. Du musst deinen Körper jetzt weniger stark einsetzen. Das bedeutet, dass der Markt für dieses Motorrad gewaltig gewachsen ist.“

KTM 450 SX-F MY2019 © Sebas Romero

2) Gewichtsreduktion: Leistung
KTM hat seine SX-Modelle auf Diät gesetzt. Sie haben weiter an Gewicht verloren und im Interesse der Fahrbarkeit wurde dem Innenleben der Motoren und der Leistungsabgabe viel Aufmerksamkeit geschenkt, um den ‚Verlust‘ auszugleichen.

„Wir haben jeden einzelnen Motor verbessert: Von der Leistungsentfaltung in Kombination mit Zylindern und Zylinderköpfen bei den 4-Taktern bis zu Auspuffanlagen, Luftfilterkästen, dem Motormanagementsystem und der Elektronik“, erklärt Sauer. „Als Gesamtpaket soll das die Effizienz der Motoren erhöhen. Die Leistung eines 450-ccm-Motors zu steigern, ergibt keinen Sinn; unserer hat bereits 63 PS. Das Geheimnis besteht darin, die Power auf den Boden zu bringen und in dieser Hinsicht haben wir große Fortschritte gemacht.“

„Insgesamt haben wir die KTM 350 SX-F um 550 g und die KTM 250 SX-F um 300 g abgespeckt“, so Viertlmayr zu den Motoren. „Alleine beim Zylinderkopf der KTM 450 SX-F konnten wir 200 g einsparen.“

KTM 450 SX-F Motor © KTM

Durch die Verwendung von DS-Kupplungen sowie dem intelligenten Einsatz von Stahl-Komponenten und fantastischen, zeitsparenden 3D-Druck-Technologien ist KTM in der Lage, Ideen schnell umzusetzen. „Die Kupplungskomponenten sind nun aus Stahl und trotzdem leichter – intelligente Lösungen machen das möglich. Mit dem Stahlrahmen verhält es sich ähnlich. Intelligent gemacht, kann Stahl leichter sein als Aluminium“, so Viertlmayr.

Elemente wie der Kühler wurden verlegt und auch die Motorposition wurde verändert (Kurbelwelle bei der KTM 125/150 SX nun höher), um die Massenzentralisierung zu verbessern. Neue Endschalldämpfer und Krümmer bei allen Modellen tragen zum noch günstigeren Leistungsgewicht bei.

KTM 250 SX MY2019 © Sebas Romero

3) Wendigkeit ist Trumpf: Ergonomie
„Wir wollten das Rad nicht völlig neu erfinden, denn das alte Bike war bereits so gut wie perfekt“, so Sauer zu den neu überarbeiteten KTM-SX-Modellen. „Unsere Werksfahrer gaben uns viel Feedback und so konnten wir Ecken und Kanten bearbeiten, anstatt das Bike komplett auf den Kopf zu stellen.“

Die KTM-SX-Modelle wurden vielleicht nicht komplett auf den Kopf gestellt, aber dennoch gründlich verfeinert. Die Designer bei KISKA haben die Kontaktpunkte zwischen Fahrer und Motorrad verbessert und Dave Willet belohnt ihre Bemühungen mit zwei nach oben gerichteten Daumen. „Die ‚Verbindung zwischen Fahrer und Bike‘ klingt nach einem Marketing-Spruch. Du fühlst das aber ganz deutlich“, versichert er uns. „In einigen Bereichen wurde der Kontakt verringert und die Art des Knieschlusses in Verbindung mit dem schlankeren Heckrahmen erleichtert es dir, dein Gewicht zu verlagern. Wenn du aufrecht in eine Kurve fährst, kannst du dein Gewicht jetzt leichter nach vorne oder hinten verlagern. Das gilt für alle Modelle, fällt aber bei der 450er – dank ihrer Größe und Schnelligkeit – besonders auf.“

Die neue Auspuffbirne der KTM 250 SX ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr sich KTM auf den Fahrer konzentriert hat. Diese wurde deutlich verkleinert (Viertlmayr: „Unsere Testfahrer beschwerten sich immer darüber, dass sie die Auspuffbirne fünfmal pro Jahr wechseln mussten.“), besitzt aber ovale Querschnitte in der Krümmung, sodass die Leistung nicht nur beibehalten, sondern sogar gesteigert werden konnte. Außerdem sind die neuen KTM-SX-Modelle mit einer neuen Sitzbank ausgerüstet, die weicher und widerstandsfähiger ist – ein Kunststück, das einer gründlichen Analyse aller Optionen am Markt und den Kommentaren der Top-Athleten (die mehr Zeit auf den Bikes verbringen als alle anderen) zu verdanken ist.

KTM 450 SX-F MY2019 © Marco Campelli

Mehr Informationen zur KTM-SX-Reihe des Modelljahres 2019 und Details zu den einzelnen Modellen, gibt es auf www.ktm.com.

Fotos: Sebas Romero | Marco Campelli | KTM