5 DINGE, AUF DIE DU DICH IN DER MXGP-SAISON 2020 GEFASST MACHEN SOLLTEST

Wer, was und welche besonderen Orte werden die FIM MXGP-Motocross-Weltmeisterschaft des Jahres 2020 wieder unglaublich spannend, packend und nervenaufreibend machen? Wir präsentieren euch die fünf potenziell wichtigsten Aspekte der bevorstehenden Saison …

Jorge Prado & Antonio Cairoli – PC @JP-Acevedo

Im Zuge der siebenmonatigen FIM MXGP-Motocross-Weltmeisterschaft 2020 müssen sich die Fahrer unglaubliche sechzig Mal in siebzehn verschiedenen Ländern am Startgatter aufstellen. Bei jedem Grand Prix gibt es zwei Rennen und eine Qualifikationsrunde am Samstag: Es handelt sich um eine überwältigende Anzahl an mit viel Risiko verbundenen Rennen auf einer Vielzahl von Strecken und Untergründen bei verschiedenen Bedingungen und klimatischen Verhältnissen von Argentinien bis Asien.

Während sich die Meisterschaft auf ihr 63. Jahr vorbereitet, dreht sich bereits jetzt alles um das Red Bull KTM Factory Racing: ein Team, das sowohl die MXGP- als auch die MX2-Klasse im vergangenen Jahrzehnt sieben Mal gewinnen konnte, sich alleine in der MX2 zwölf Titel holte und aus dem sich in sechzehn Jahren acht verschiedene Fahrer zum MX2-Meister krönten. Das Werksteam bringt KTM 450 SX-F und KTM 250 SX-F Factory Bikes an den Start und wird in der Saison 2020 garantiert wieder jede Menge Aufmerksamkeit genießen. Schließlich hat das Fahrer-Triumvirat aus Tony Cairoli, Jeffrey Herlings und Jorge Prado zusammen fünfzehn Weltmeistertitel auf seinem Konto …

2018 MXGP – PC @RayArcher

1) DIE KAMPFLINIEN WERDEN NEU GEZOGEN

Neuerlich machen sich Jeffrey Herlings und Tony Cairoli dazu bereit, im selben Team um die MXGP-Krone zu kämpfen. Seit sie auf ihren KTM 450 SX-F-Werksbikes 2017 zu Teamkollegen wurden, pushen sich die beiden von Extrem zu Extrem. Im ersten gemeinsamen Jahr im Red Bull KTM Factory Racing Team war Cairoli auch zum ersten Mal seit Jahren wieder verletzungsfrei unterwegs und konnte sich seinen neunten Titel sichern. Herlings, der die zweite Saisonhälfte dominieren sollte, nachdem sich der niederländische Rookie von einer gebrochenen Hand erholt hatte, lieferte dem Altmeister ein beherztes Duell und beendete die Saison auf Platz 2. 2018 versprach eine wahrlich epische Schlacht und das erste Rennen in Argentinien gab Zuschauern einen Vorgeschmack auf Herlings‘ Übermacht: Beide Fahrer gewannen je ein Rennen, jedoch überholte die #84 Cairoli auf der letzten Runde, gewann das zweite Rennen und legte damit den Grundstein für 17 Siege in 19 Grand-Prix-Rennen (er wurde in den beiden anderen jeweils Zweiter). Herlings‘ Durchmarsch markierte eines der einseitigsten Jahre in der Geschichte der FIM-Weltmeisterschaft und die Teamkollegen tauschten am Ende die Positionen, beendeten die Saison aber wieder als 1. und 2.

Im Jahr 2019 waren beide außer Gefecht: Herlings brach sich im Winter den Fuß (und zwar gleich zweimal – zum zweiten Mal bei seinem Comeback zur Mitte der Saison), während Cairoli von einer ausgekugelten Schulter beim neunten Lauf aus dem Rennen geworfen wurde. Dennoch gewannen die beiden sechs von zwölf Läufen.

Für 2020 ist Herlings topfit und nach vier Jahren voller körperlicher Probleme sogar etwas weiser. Außerdem konnte er bereits alle internationalen Rennen der Vorsaison gewinnen. Cairoli trat seit Juni 2019 nur bei einem Rennen an und ist mit 34 der älteste und routinierteste Fahrer im gesamten Feld. Er weiß ganz genau, wie man mit Konstanz einen Titel gewinnen kann. Obwohl Yamaha, Kawasaki, Husqvarna, GasGas und der amtierende Meister Honda eine Gefahr darstellen, gehen eigentlich alle Beobachter davon aus, dass die orangefarbenen Bikes von Beginn an dominieren werden.

Jorge Prado – PC @JP-Acevedo

2) DER BESTE ROOKIE?

Seit Herlings‘ Einstieg 2017 wurde wohl kein MXGP-Debüt so aufmerksam verfolgt und brennend erwartet wie das des gerade einmal 19 Jahre alten Jorge Prado. Dank überwältigender Leistungen beim Start konnte der Spanier in drei kurzen Jahren in der MX2 31 Rennen und zwei Weltmeisterschaften in Folge (2018 und 2019) für sich entscheiden.

Er wurde sowohl von seinem Ehrgeiz als auch vom Reglement in die MXGP getrieben (ein Fahrer darf nach zwei Titeln nicht mehr in der MX2 antreten) und findet sich 2020 in einer ähnlichen Situation wie Herlings wieder: Er muss sich erst einmal an die Königsklasse gewöhnen und zur Spitze aufschließen. Aufgrund eines gebrochenen Oberschenkels konnte der junge Fahrer erst im Dezember mit dem Testen beginnen und muss sich ordentlich bemühen, wenn er zu den ersten Grand-Prix-Rennen fit sein will.

Die Umstände sind nicht gerade auf seiner Seite, aber dank seines Fahrstils, seiner Technik und seiner Reife (zusammen mit seinen blitzartigen Starts) ist Prados Erfolg in der MXGP nur eine Frage der Zeit. Tony Cairoli gewann bereits in seiner ersten Saison im Jahr 2009 den Titel. Romain Febvre und Tim Gajser gelang dasselbe Kunststück in den Jahren 2015 und 2016 und Herlings brachte es in seinem ersten Jahr 2017 zu elf Podestplätzen und sechs Siegen. Prado steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Er muss sich von seiner Verletzung erholen, schnell dazulernen und Höchstleistungen erbringen. Glücklicherweise hat der schnellste spanische Fahrer aller Zeiten dazu reichlich Zeit.

Tom Vialle – 2019 – PC @RayArcher

3) DIE ORANGE SPEERSPITZE

Auf der gesamten Starterliste der MX2 2020 gibt es nur zwei Fahrer, die einen Grand Prix gewinnen konnten, und einer davon ist Tom Vialle von Red Bull KTM: Der französische Rookie stieß 2019 als unbeschriebenes Blatt zum Werksteam und lieferte sieben Podestplätze – einer davon war der Meilenstein in Schweden – und einen 4. Platz im Gesamtklassement ab.

Niemand wagt eine Prognose zur bevorstehenden MX2-Saison abzugeben, der 19-jährige Vialle gilt aber aufgrund seiner Form und schnellen Entwicklung im Jahr 2019 als einer der vielversprechendsten Fahrer. Auf seiner KTM 250 SX-F, die seit ihrer Einführung im Jahr 2004 als Maßstab in Sachen Speed, Performance und Resultate gilt, wird er besonders mit seinen hervorragenden Starts für Furore sorgen.

Rene Hofer – PC @RayArcher

Rennfans sind bereits daran gewöhnt, dass ein orangefarbener Kotflügel in der ersten Kurve eines MX2-Rennens die ‚Nase vorn hat‘ und man darf damit rechnen, dass Vialles Technik auch 2020 für viele Punkte sorgen wird. Beim KTM-Team hofft man, dass der ‚Rookie-Effekt‘ auch bei Rene Hofer seine Wirkung entfalten und dem österreichischen Teenager, der aus der EMX-Europameisterschaft kommt, in der höchsten Spielklasse zu Erfolgen verhelfen wird. Hofer ist der erste Österreicher im Werksteam seit 2001.

Jeffrey Herlings – PC @RayArcher

4) NEUE HERAUSFORDERUNGEN

Dank der Neuzugänge Argentinien, Indonesien, Türkei (obwohl 2009 ein einziger Grand Prix in Istanbul stattfand) und China in den letzten fünf Jahren entwickelt sich die MXGP immer weiter und schickt sich an, neue Territorien und Strecken zu erschließen. Für jeden Lauf an historischen Orten wie Maggiora in Italien oder Valkenswaard in Holland gibt es neue, experimentelle Läufe auf temporären Strecken wie jenen in Imola oder Palembang in Indonesien oder in Schanghai.

Im Jahr 2020 erwarten uns bis zu vier ‚unbekannte‘ Austragungsorte. Für den fünften Lauf müssen Fahrer und Teams sich mit den Eigenschaften der Strecke von Intu Xanadu Arroyomolinos etwas außerhalb von Madrid bekannt machen, Ende Juni auf einer völlig neuen Strecke in Jakarta (Lauf zwölf) antreten und für den siebzehnten Grand Prix zum KymiRing in Finnland reisen, während der Grand Prix von China (der vorletzte Lauf) Mitte September eventuell auf einer weiteren neuen Strecke ausgetragen wird.

Von allen zwanzig Läufen werden nur vier auf Sand gefahren, während die Untergründe der restlichen Strecken aus komprimierter Erde und Schlamm bestehen. Einzig der Grand Prix von Argentinien in Neuquen wird auf der charakteristischen Vulkanasche der Gegend ausgetragen.

Antonio Cairoli – PC @JP-Acevedo

5) EIN LANGES SPIEL

Obwohl eine MXGP-Saison immer wie im Flug vergeht (mit Ausnahme von Juli werden von März bis September jeden Monat drei Läufe ausgetragen), bedeutet die Vielzahl von GPs, dass man die Phrase „die Saison ist noch lang…“ immer wieder aus den Mündern der Fahrer vernimmt, nachdem die Meisterschaft an der Strecke von Matterley Basin in England am 1. März begonnen hat.

Neuerlich sind die Fahrer gefordert, mit den Strapazen des ständigen Reisens und Rennfahrens fertigzuwerden, und dank einer Strategie, bei der Verletzungen und Punkteverluste vermieden werden, um am Ende einen Spitzenplatz im Meisterschaftsklassement zu erreichen, könnten verschiedene Fahrer an verschiedenen Orten und bei verschiedenen Bedingungen erfolgreich sein. Der allererste Grand Prix im Vereinigten Königreich im Spätwinter könnte etwa zu einer Schlammschlacht ausarten, während die Fahrer vor zwei Jahren in Valkenswaard bei Eindhoven (diesmal Lauf 2, eine Woche später) Temperaturen unter null und Schnee erwarteten. Sechs Wochen später können die Fahrer in Spanien und Portugal das warme Wetter genießen. Die zwei folgenden Läufe in Indonesien im Juni versprechen hingegen unbarmherzige Hitze und Feuchtigkeit.

Die hohen Geschwindigkeiten einer Strecke wie Kegums in Lettland und der kompakte Untergrund von Orlyonok in Russland bieten einen Kontrast zu der engen Streckenführung von Arco di Trento und Imola in Italien. Der glatte, griparme und harte Untergrund von Loket in Tschechien ist wiederum ein Kontrast zu den ausgewaschenen Hügeln und dem Sand von Lommel in Belgien siegen Tage später: Tatsächlich bietet diese Sommerwoche immer einen der faszinierendsten Mikrokosmen der Meisterschaft, wenn es um die Anforderungen an die Fahrer geht.

 

Es wird eine ‚lange Saison‘, aber auch eine der umfangreichsten und aufregendsten, werden!

Eine der besten Möglichkeiten, keine Minute der MXGP-Action zu verpassen, ist das offizielle Streaming-Package der Meisterschaft, erhältlich unter www.mxgp.tv