Antoine Meo: KTMs erster EWC-Titel mit der 350 EXC-F

Ende 2014 stand Antoine Meo kurz davor, seinen Helm und damit seine Karriere wegen einer Verletzung an den Nagel zu hängen. 2015 startete der Franzose durch, gewann den Weltmeistertitel in der Enduro 2-Klasse und bescherte KTM den ersten Titel mit der KTM 350 EXC-F.

Nach dem Gewinn des fünften EWC-Titels, beginnt für Meo nun ein neuer Karriereabschnitt im KTM Rally Team. Für den KTM BLOG blickte Monsieur Meo auf die vergangenen zwölf Monate voller Höhen und Tiefen zurück.

Antoine Meo Requista (FRA) 2015

Antoine Meo Requista (FRA) 2015

Antoine, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Enduro 2-Weltmeisterschaft 2015. Das ist ein großartiges Comeback nach deiner Verletzung!
„Es war ein sehr wichtiges Jahr für mich und ich bin froh, dass es mit dem Erfolg in der Enduro 2-Weltmeisterschaft geendet hat. Nach meiner Verletzung konnte ich die zweite Saisonhälfte 2014 keine Rennen fahren und musste mich erst wieder vollständig erholen; um wieder an die Spitze zu kommen, habe ich wahrscheinlich härter gearbeitet als jemals zuvor. Es wissen nicht viele Leute, aber am Ende der letzten Saison drehten sich meine Gedanken immer mal wieder um mein Karriereende. Meine Handverletzung war ziemlich schwerwiegend und hätte mich beinahe meine Karriere gekostet.“

Du hast zu Beginn der EWC-Saison 2015 vier Siege in vier Rennen gefeiert. Wie hast du es geschafft, nach der Verletzung so stark zurückzukommen?
„Es war ein langer Rehabilitationsprozess und dann die Rückkehr ins Training. Es war physisch und mental eine anstrengende Zeit. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich nach fünf Monaten Verletzung zum ersten Mal wieder auf meiner KTM saß. Drei Wochen lang konnte ich mit meiner verletzten Hand nicht mal den Lenker halten. In dieser Zeit habe ich oft darüber nachgedacht, ob es an der Zeit ist, meine Karriere zu beenden. Zum Glück habe ich nicht aufgegeben und es immer wieder probiert. Ich habe mich und meinen Körper immer weiter vorangetrieben, habe die Grenzen ausgetestet und wollte unbedingt wieder aufs Motorrad steigen. Der Heilungsprozess war langwierig, aber nach ein paar Wochen habe ich erste Verbesserungen bemerkt und konnte meine Hand teilweise wieder benutzen. Es war ein harter und schwieriger Weg wieder auf das alte Niveau zurückzukommen, aber am Ende ist zum Glück alles gut ausgegangen und es war ein großartiges Gefühl, auf Anhieb die ersten Rennen der Weltmeisterschaft zu gewinnen. Ich kann all den Leuten bei KTM, die sich um mich gekümmert und mich ermutigt haben, weiter zu machen, gar nicht genug danken.“

Was ist das für ein Gefühl, die erste Weltmeisterschaft mit der 350 EXC-F zu gewinnen?
„Es war ein wichtiger Erfolg für das Team und natürlich für KTM. Für mich ist es, als würde ich ihnen etwas zurückgeben für all die harte Arbeit, die sie in den letzten Jahren geleistet haben. Ich denke, das Bike hatte bis dato noch nicht die Ergebnisse eingefahren, die man sich bei KTM erhofft hatte und jetzt war die richtige Zeit, um den Titel zu gewinnen. Schon in der letzten Saison stand ich kurz davor, den ersten Titel mit der 350 EXC-F zu gewinnen, aber ich stürzte und musste meine Saison frühzeitig beenden. Jetzt endlich den Enduro 2-Titel mit diesem Motorrad zu gewinnen, ist für uns alle eine große Befriedigung.“

Was sind in deinen Augen die Vorteile der 350 EXC-F?
„Für mich ist die 350 EXC-F das ideale Motorrad für den Enduro-Sport. Es ist stark genug und hat ein leichtes Handling wie die 250 EXC-F. Es ist ein leichtes und einfach zu fahrendes Motorrad. Klar, wenn du ans Limit gehst, musst du vorsichtig sein, denn das Bike hat so viel Power, fühlt sich aber so leicht an. Insgesamt ist es ein großartiges Paket und passt perfekt zu meinem Fahrstil.“

KTM 350 EXC-F MY15

KTM 350 EXC-F

Was sind die Highlights deiner Enduro-Karriere mit KTM?
„Ich hatte in den letzten Jahren ein paar tolle Erlebnisse mit dem KTM Farioli Team. Abgesehen von den drei Weltmeisterschaften, waren es vor allem die einzigartigen Momente, die wir zusammen erlebt haben und die ich immer in Erinnerung behalten werde. Um ehrlich zu sein, hatte ich ein paar Bedenken, als ich mich entschieden habe, mein altes Team zu verlassen und zu KTM zu wechseln. Aber als ich zu KTM kam, habe ich einfach versucht, meine Einstellung zu behalten und eine gute Stimmung zu verbreiten. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mich mit den Leuten um mich herum wohl fühle. Nach all den Jahren mit Fabio und dem Team, habe ich mich sehr darauf gefreut, zu meinem Team zurückzukehren. Es war schön, alle wieder zu sehen und ich glaube sie haben sich ebenso gefreut, dass ich wieder da war. Das KTM Farioli Team ist meine zweite Familie. Ich werde meine Freunde vermissen, wenn ich jetzt ins KTM Rally Team wechsle. Fabio ist für mich mehr als nur ein Teammanager, er ist ein guter Freund. Wir sind häufig in Kontakt und telefonieren oder schreiben uns, auch wenn wir in Urlaub sind. Meine Freunde im Farioli Team zu verlassen, ist für mich eigentlich der schwierigste Schritt.“

Du hast dich entschieden, einen neuen Schritt in deiner Karriere zu wagen. Wie sehen deine Pläne und Ziele aus?
„Nach fünf Weltmeistertiteln und eine großartigen Karriere in der Enduro-Weltmeisterschaft, habe ich entschieden, dass es Zeit für eine neue Herausforderung ist. Ich habe im Enduro-Sport mehr erreicht, als ich jemals zu träumen gewagt habe; deshalb denke ich, ist es der richtige Zeitpunkt für ein paar Veränderungen. Von jetzt an liegt mein Fokus auf dem Rally-Sport und der Dakar. Wir haben eine gute Lösung mit KTM gefunden, die es mir erlaubt, mich auf das Training und die Rennen zu konzentrieren, gleichzeitig aber auch ausgewählte Enduro-Events fahren zu können. Wir haben noch keinen konkreten Plan für 2016, denn viel wird davon abhängen, wie es bei den Rallys läuft. Es wäre toll, wenn ich ab und zu in die Enduro-WM zurückkehren und ein paar Rennen fahren könnte, besonders in Frankreich. Aber jetzt aktuell liegt der Fokus auf den Rallys; trotzdem ist es mir wichtig, so nah wie möglich am Enduro-Sport zu bleiben, denn das ist meine Leidenschaft.“

Antoine Meo KTM 350 EXC-F Talca (CHI) 2015

Antoine Meo KTM 350 EXC-F Talca (CHI) 2015

Wie kommst du mit deiner neuen KTM 450 RALLY zurecht?
„Das erste Wort, das mir jedes Mal in den Sinn kommt, wenn ich an meine KTM 450 RALLY denke, ist Vertrauen. Als ich das Bike zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mir selbst gesagt ‘Was soll ich mit diesem Motorrad anfangen?’ Auf den ersten Blick sieht es sehr groß und schwer aus. Aber bereits nach ein paar Metern im Sattel, habe ich mich wohlgefühlt. Man kann sich kaum vorstellen, wie einfach es zu fahren ist. Du spürst eine gewisse Trägheit, aber insgesamt ist es sehr einfach zu fahren.“

Wie laufen denn das Training und die Rally-Vorbereitungen?
„Ich habe letzten Sommer angefangen, mit dem Rally-Bike zu trainieren. Die größte Herausforderung für mich war das Road Book. Um ehrlich zu sein, war ich zu Beginn ein bisschen eingeschüchtert, aber als ich die Grundlagen einmal verinnerlicht hatte, hat es sogar Spaß gemacht, sich seinen eigenen Weg zu suchen – es ist ein bisschen wie auf Schatzsuche gehen. Meine erste Rally war die Atacama Rally in Chile. Es war ein Trainingsrennen für mich, da ich im Vorhinein nicht viel Vorbereitungszeit hatte. Der erste Eindruck war gar nicht schlecht. Ich habe während des Rennens einen Fehler gemacht, der die Chancen auf ein gutes Ergebnis reduziert hat, aber insgesamt war der erste Versuch nicht schlecht. Ich hatte viel Zeit, mich an das Motorrad zu gewönnen, konnte eine Menge lernen und sammelte erste Rally-Erfahrungen. Für mich ist eine Rally zu fahren wie ein neuer Job, ein neuer Schritt in meiner Karriere. Du beginnst bei Null und musste eine Menge lernen.“

Antoine Meo KTM 450 RALLY Atacama Rally (CHI)

Antoine Meo KTM 450 RALLY Atacama Rally (CHI)

Wo denkst du, musst du dich noch verbessern, um mit den Topfahrern mitzuhalten? Ist es Geschwindigkeit, Erfahrung oder das Lesen des Road Books?
„Ein bisschen was von allem! Der zweite Tag der Atacama Rally war ziemlich schnell. Ich erinnere mich, dass ich nach dem Tag ins Hotel zurückkam und an mir gezweifelt habe. Ich dachte, ich würde niemals so schnell sein wie die Besten. An diesem Tag gab es ein paar wirklich schnelle Sektionen, in denen ich mich nicht besonders wohl fühlte. Im Laufe des Rennens habe ich mich aber immer mehr an die Geschwindigkeiten gewöhnt und am Ende konnte ich es sogar genießen und mein Speed war nicht soweit von dem der Spitzenfahrer entfernt. Die Navigation ist ein entscheidender Faktor. Es ist auch ein mentaler Prozess, den man durchlaufen muss. Dafür musst du deine Einstellung ändern, an deinem Sehvermögen und deinen Reflexen arbeiten. Ich muss so schnell wie möglich mehr Erfahrung sammeln. Für die Zeit vor der wichtigen Dakar 2016, haben wir einen detaillierten Renn-, Test- und Trainingsplan entwickelt.“

Fotos: Future7Media | KTMimages.com