Auf der anderen Seite der Stoppuhr: Tyla Rattray

Nach einer ruhmreichen Karriere in der MXGP und den Serien AMA Supercross und Motocross, hängte der MX2-Weltmeister des Jahres 2008, Tyla Rattray, die schlammverkrusteten Stiefel Ende 2015 an den Nagel und wurde der Protégé seines Landsmannes Aldon Baker, um mit ihm gemeinsam das KTM-Entwicklungsprogramm für 250er-Fahrer in Florida zu leiten. Eben noch Spitzenrennfahrer und nun bereitet er andere genau darauf vor – wir haben ihn zu diesem schnellen ‘Seitenwechsel’ befragt …

Mit 32 Jahren sieht Tyla Rattray nicht viel anders aus als jener kindliche 16-Jährige, der als KTM-Fahrer bereits bei seinem Grand Prix-Debüt auf der 125er im Jahr 2001 für Furore sorgte. Die Abnutzungserscheinungen und die beträchtliche Anzahl an Verletzungen, die er sich in vierzehn Jahren im Sport zuzog, sind dafür verantwortlich, dass der stolze Vater von drei Kindern (mit Frau Sam) oft die Auswirkungen all dieser Rennen und Abstiege spürt. Nichtsdestotrotz zeigt sich der Südafrikaner dank einer alternativen Herausforderung im Sport beschwingt (und trägt eine Form zur Schau, die vermuten lässt, dass er eine 250er-4-Takter immer noch pfeilschnell um den Kurs prügeln könnte).

In der Saison 2004 wurde Rattray auf einer KTM 125 SX Vizeweltmeister in der MX2-Klasse. 2008 fuhr er auf der KTM 250 SX-F mit 4-Takt-Motor den Titel ein und begab sich auf der Suche nach weiteren Triumphen in die Vereinigten Staaten, wo er sich in den Jahren 2010 und 2011 zum Vizemeister in der 250 MX-Klasse krönte. Eine kurze Rückkehr in die MXGP in den Jahren 2014 und 2015 brachte seine Karriere auf der Rennstrecke zu einem Ende. Dank des Troy Lee Design 250-Werksteams wurde seine Verbindung mit KTM wiederhergestellt. Rattray, der als Athlet mit Aldon Baker trainiert hatte, tat sich danach abermals mit dem bekannten Spezialisten zusammen, dieses Mal aber in einer anderen Funktion.

Tyla Rattray (RSA) Atlanta (USA) 2018 © James Lissimore Photography

Rattray lässt nun fünf weitere Fahrer an seiner persönlichen Sichtweise des Rennsports teilhaben – hauptsächlich Fahrer aus dem TLD-Programm und solche, die von Bakers exklusiver Factory an der Ostküste abgehen. In den Fahrerlagern von Supercross und Motocross sind nicht viele andere Weltmeister und AMA-Rennsieger in solchen Funktionen tätig.

‚Styla‘ war in seiner aktiven Zeit für seine Arbeitsmoral als Athlet und seinen ‚zurückhaltenden‘ Auftritt bekannt. Es besteht kein Zweifel daran, dass er um die Mühen des Jobs weiß. Ob er dieses Wissen – und seine umfassende Erfahrung im internationalen Rennsport – aber auch an leicht zu beeindruckende Youngster vermitteln kann, bleibt abzuwarten. KTM, TLD und Baker glauben fest an sein Potential. Trotzdem fanden wir es an der Zeit, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Wie üblich ist Rattray freundlich, umgänglich und offen für ein Gespräch und eine Diskussion. Heute ist er ein deutlich gewandterer Redner als noch in jenen frühen Jahren im Grand Prix-Sport. Außerdem verliehen ihm der Reifeprozess als Vater und die Höhen und Tiefen als Motocross-Fahrer einen abgerundeten Charakter.

Tyla, wie schwierig war der Umstieg von einem Leben als Rennfahrer auf ein Leben als Trainer?
„Seit ich fünf war, kannte ich praktisch nichts anderes als Motorrad und Rennen zu fahren. Am Anfang nur zum Spaß, dann als Berufung und nun als Beruf. In diesem Sport wissen wir alle, dass man nicht für immer Rennen fahren kann. Alles geht einmal zu Ende. Und wenn alles vorüber ist, lehnst du dich zurück und denkst ‚wow … dieses Kapitel ist also vorbei. Das Buch ist zugeklappt. Was kommt als Nächstes?‘ Ich wollte immer schon Trainer werden und versuchte, in meiner aktiven Zeit so viel wie möglich zu lernen. Ich lernte viel über meinen Körper und darüber, was am besten funktioniert. KTM und TLD waren auf der Suche nach jemandem, der den Jungs helfen kann. Da waren sie bei Aldon natürlich an der richtigen Adresse – keiner weiß mehr über das Trainieren in diesem Sport, er kann aber nur eine begrenzte Anzahl an Jungs trainieren. Deshalb brauchten sie jemanden, der aushelfen kann, und dank meiner fünf-/sechsjährigen Zusammenarbeit mit Aldon weiß ich viel darüber, was man investieren muss und wie wichtig beispielsweise Erholungsphasen sind. In diesem Sport gibt es keine Abkürzungen und Resultate kommen nicht ohne harte Arbeit. Ich hing auch nicht einfach herum und wartete darauf, was passieren würde; meine Arbeit mit diesen Jungs begann praktisch gleich nach meiner Rückkehr aus Europa. Seitdem lerne ich wieder und der Umstieg war großartig.“

Und wie gelang es dir, die Einstellung des Rennfahrers, der sich nur um eine Person kümmern muss, abzulegen und stattdessen das Umfeld von fünf anderen Jungs im Blick zu behalten?
„Das ist eben so eine Sache mit Rennfahrern, besonders solchen, die gewinnen. Sie sind egoistisch. Es geht immer nur um sie. Als ich in Europa Rennen fuhr und die Weltmeisterschaft gewann, drehte sich alles um mich. Danach versuchte ich, nationale Meisterschaften zu gewinnen, und dort war es genauso. Ich wusste, dass ich einen Schritt zurück machen müsste … und ich glaube, dass viele Leute das ablehnen würden. Sie wollen auch ein kleines Stück vom Rampenlicht. Mein Ziel ist, all diesen Athleten zu helfen, das Maximum aus sich herauszuholen und ihr ganzes Potential auszuschöpfen: Das ist eine große Chance. Besonders bei Baker‘s Factory. Wenn es so etwas nur zu meiner aktiven Zeit gegeben hätte! So eine exklusive Einrichtung mit den besten Strecken, Streckenmannschaften und der besten Infrastruktur. Alles ist erste Klasse. Jeder Fahrer, der gegen unsere Jungs antreten muss, wird es schwer haben. Wir haben bereits im 450er-Programm gute Resultate gesehen und jetzt, da wir die gesamte 250er-Klasse haben, geht es nur mehr um unsere Fahrer, nicht mehr um mich. Ich versuche, meine Erfahrungen an sie weiterzugeben, erzähle ihnen von meinen Fehlern und versuche, ihnen zu helfen, ihre eigenen zu minimieren.“

Tyla Rattray (RSA) Atlanta (USA) 2018 © James Lissimore Photography

Half dir das Vatersein dabei, etwas Abstand vom intensiven Leben als Rennfahrer zu bekommen?
„Ja. Unsere Tochter Brooke wurde 2010 geboren und ich würde die Erfahrung für nichts auf der Welt eintauschen. Es macht Spaß, auf der Strecke zu fahren, meine Arbeit zu machen und dann zu einem Wonneproppen nach Hause zu kommen. Das war gut für mich und motivierte mich ungemein. Man sagt, dass Kinder eine Ablenkung sein können. In meinem Fall motivierten sie mich aber eher, noch mehr zu geben und noch bessere Resultate einzufahren. Schließlich hatte ich eine Familie zu versorgen. Und dann kamen Brody und Blake auf die Welt, zusammen haben wir also jetzt drei! Als Vater von drei Kindern noch Rennen zu fahren, wäre ziemlich verrückt. Das Timing war perfekt.“

War diese Erfahrung auch eine ‚gute Schule‘ für dich, um mit den verschiedenen Persönlichkeiten der jungen Fahrer umgehen zu können? Jeder hat schließlich so seine Macken und Arten, zu kommunizieren …
„Auf jeden Fall. Die Kids, die heute den Aufstieg schaffen, werden immer jünger – 18, 19 oder 20. Das ist Teil des Deals mit KTM, der Einrichtung und dem Programm: Es ist gemacht, um Kids aus dem Amateur-Sport anzuziehen und ihnen eine Karriere in der 250er-Klasse aufzubauen. In jenen frühen Jahren als Profis lernen die Fahrer am meisten. Wir hätten natürlich gerne, dass sie Meisterschaften gewinnen und in das 450-ccm-Programm wechseln. Und dafür musst du manchmal streng sein. Ich werde am Ende des Jahres 33 und finde, dass der Altersunterschied ziemlich passend ist. Ich glaube, dass die Kids vor mir Respekt haben werden, und das wird dabei hilfreich sein, sie nach vorne zu bringen. Wäre der Unterschied geringer, hätten sie vielleicht weniger Respekt als bei jemandem, der deutlich älter ist. Das zeigt sich auch darin, wie die Fahrer Aldon respektieren. Das verbessert sich jedes Jahr, weil der Altersunterschied die Fronten klar absteckt. Die ganze Struktur ist noch recht neu für uns und die Kommunikationskanäle werden sicher noch verbessert. Wenn ein Fahrer zum Beispiel von den 250ern in das 450er-Programm aufsteigt, will Aldon alle verfügbaren Informationen über ihn haben, um zu sehen, wo er sich befindet und mit welchen ‚Trainingsbelastungen‘ er fertigwerden kann. Daran muss ich arbeiten: tagtäglich den Überblick über die Jungs zu behalten.“

„Unser Sport ist gefährlich und wir wollen so gut wie möglich vorbereitet sein. Die Heranwachsenden, die aus dem Amateur-Sport kommen, sehen aber die Fahrer im Fernsehen, sehen das Feuerwerk, die Show, das Geld … und Supercross ist noch einmal pompöser.“

Aldon ist für sein Programm bekannt sowie für die Disziplin und das Engagement, das es fordert. Du hast es offensichtlich durchgemacht und manche fragen sich vielleicht, warum du dahin zurückkehren willst?! Wie ist das Verhältnis zwischen euch beiden?
„Wir führen hier unten in Florida ein Geschäft und wie jedes Geschäft wollen wir wachsen und erfolgreich sein, wollen größer und besser werden. Und genau das macht Aldon. Ich glaube, dass uns bei den 250ern einige Herausforderungen erwarten, da die Jungs dort noch etwas grün hinter den Ohren sind, besonders in Sachen Supercross, ja selbst beim Waschbrett, und wir hatten bereits ein paar Stürze. Kurz bevor wir zum Saisonstart in der Supercross-Serie nach Kalifornien reisten, musste Aldon für tausende Dollar eine Maschine anschaffen, um für die Kids das Waschbrett zu reparieren und zu pflegen. Es ist ein sich weiterentwickelndes Geschäft und ich bin mir sicher, dass wir uns verbessern werden. Momentan machen wir kleine Schritte. Aldon und ich haben ein gutes Verhältnis. Er hatte in Sachen Engagement eigentlich nie ein Problem mit mir, selbst als ich noch mit ihm fuhr, da ich immer hart arbeitete und er nie einen Grund hatte, daran zu zweifeln. Vielleicht war ich technisch und vom Geschick her nie der beste Fahrer, aber ich machte meine Arbeit immer gut. Jetzt als Trainer ist es genauso. Ich bin mit ganzem Herzen dabei und möchte, dass unsere Jungs Meisterschaften gewinnen und sich die 450er-Klasse zum Ziel setzen.“

Fühlst du dich wieder ein bisschen wie ein Neueinsteiger? Was bei dir funktioniert hat, könnte für Shane der falsche Ansatz sein und dich zwingen, dich auf die Bedürfnisse von jemand anderem einzustellen …
„Natürlich lerne ich immer noch dazu. Fakt ist aber nun mal, dass die Arbeit getan werden muss: Die Rennen, das Abrackern und das Selbstvertrauen. Keiner sollte auch nur für einen Moment glauben, dass es leicht werden wird. Jeder Athlet ist anders und in der Beziehung lerne ich viel dazu. Manche erholen sich schneller als andere und natürlich haben die jüngeren jene unerschöpfliche Energie, wie sie für Kids typisch ist. Mein Arbeitspensum ist nicht zu überwältigend und das will ich auch gar nicht. Ich will den Überblick über die Jungs behalten können. Ich muss sie tagtäglich beobachten. Es wäre einfach, Fitnessprogramme zu kopieren und per E-Mail auszusenden. Das könnte ich für hunderte Jungs tun. Um aber genau das richtige Maß an Trainingsbelastung herauszufinden, müssen wir jeden Tag neu analysieren, und dabei sogar so Dinge wie Schlafverhalten und Herzfrequenz miteinbeziehen.“

„Zum ersten Mal bei einem Supercross-Rennen anzutreten, macht einem schon Angst. Wenn du dann aber am Startgatter stehst, konzentrierst du dich auf das Rennen und blendest alles [andere] aus. Als ich mein erstes A1 bestritt, dachte ich ‚Heiliger Strohsack! Das ist doch bescheuert!‘ und trotzdem schaffte ich es aufs Podium; da legt sich im ‚Oberstübchen‘ ein Schalter um. Im Rennen brauchst du einen speziellen Fokus und das vermisse ich.“

Und wie steht es um die mentale Seite und die Missgeschicke, die der Profi-Sport mit sich bringt? In dieser Beziehung hast du ja deine eigenen Erfahrungen gemacht. Gibt es aber trotzdem etwas, das du nachlesen oder lernen kannst, um anderen besser mit dieser Seite des Jobs zu helfen?
„Ich habe viel recherchiert. Das Hauptproblem ist, dass die Athleten so unterschiedlich sind: Manche sind mental extrem stark und andere muss man etwas an der Hand nehmen. Es ist erstaunlich, zu sehen, wie stark sie sich unterscheiden, nur um dann mitzuerleben, wie nahe sie sich auf der Strecke sind und wie eng ihre Rundenzeiten beisammen liegen. Um Rennen zu fahren, brauchst du eine besondere Einstellung. Ich helfe ihnen, am Renntag das Beste aus sich herauszuholen … aber allein die Tatsache, dass sie hier in Florida trainieren, verhilft ihnen schon zu einem Vorsprung. Dieses Spiel ist nicht einfach. Wenn es das wäre, gäbe es viel mehr professionelle Motorrad-Rennfahrer. Außerdem ist auf dem Podium nur Platz für drei. Viele der Jungs sind mental bereits jetzt stark. Sie wissen, wie man dieses Spiel spielt, und haben bereits die richtige Einstellung.“

Ist es interessant, zu sehen, wie verschiedene Menschen diesen Job angehen? Früher konntest du das ja bereits bei deinen Teamkollegen und deinen Freunden in den Rennteams sehen, aber jetzt siehst du alles im Gesamtüberblick …
„Ja, wir haben alle möglichen Typen. Manche sind richtig talentiert und koordiniert und alles geht ihnen leichter von der Hand, während andere sich abmühen, in den richtigen Rhythmus zu kommen. Trotzdem kommen alle Jungs hierher und geben 100 % und darum geht es schlussendlich. Es spielt keine Rolle, an einem Tag der Schnellste zu sein oder zwei Sekunden zurückzuliegen. Wir wollen, dass sie ihr Potential nutzen und ihr Bestes geben. Gleichzeitig ist es schwierig, weil du nicht erwarten kannst, dass ein Heranwachsender aus dem Amateur-Sport gleich Hauptrennen in der 250 SX-Klasse gewinnt. Diese Rennen werden von Jungs Mitte, Ende Zwanzig gewonnen und unsere müssen eine große Kluft überwinden. Sie müssen erwachsen werden. Ein Achtzehnjähriger, der erstmals als Profi antritt, muss sich wie ein normaler Vier- oder Fünfundzwanzigjähriger verhalten. Sie müssen in nur wenigen Monaten viel Erfahrung sammeln. Die Jüngeren in der Factory können außerdem von den etwas Älteren lernen, bereits in jungen Jahren an ihrer Konstanz zu arbeiten.“

Tyla Rattray (RSA) Atlanta (USA) 2018 © James Lissimore Photography

Findest du, dass die Kids heute informierter sind?
„Ich glaube, das müssen sie sein, wenn du dir ansiehst, wohin sich der Sport bewegt. Als ich in Europa Rennen gewann, fuhr ich auf einer 125er-2-Takter. Und damals waren wir davon überzeugt, dass die Dinger verdammt schnell waren. Wir waren achtzehn und heute fahren die Kids im selben Alter sogar schnellere Bikes und 250er-4-Takter. Während wir so etwa 38 PS hatten und dachten, damit eine ‚Kanonenkugel‘ zu fahren, haben die Kids heute 50 PS und mehr unter dem Hintern – mit besserer Traktion und mehr Drehmoment. Der menschliche Körper und seine Grenzen haben sich nicht verändert … die Bikes aber sehr wohl. Physisch ist den Kids bei den Rennen in den USA fast keine Verschnaufpause gegönnt. Deshalb müssen sie extrem stark sein. Dazu kommt noch der Unterschied zwischen den Aufsteigern und den Fahrern, die Rennen gewinnen. So kann es bis zu acht Jahre dauern, bis man eine Meisterschaft gewinnt. Es dauert also lange, bis man sich bei den 250ern einen Namen gemacht hat und zu den 450ern aufsteigen kann. Alter und Erfahrung machen den Unterschied.“

„Es gibt viele Faktoren, die einen großen Einfluss darauf haben, wie erfolgreich man in diesem Sport ist. Du kannst nicht einfach mal kurz reinschauen und wieder abhauen, wie beim Golf oder so.“

Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn du wieder siebzehn wärst und noch einmal von vorne anfingst?
„Mit achtzehn saß ich auf einer 125er! Heute siehst du Siebzehnjährige auf schnellen Werks-250ern mit 4-Takt-Motor und ich finde, dass die Verletzungen heute schwerer sind als noch früher. Du schlägst einfach mit einer höheren Geschwindigkeit ein. Wir versuchen, die Kids so zu trainieren, dass sie die notwendige Stärke und Ausdauer besitzen, um durchzuhalten, wenn sie zu Profis werden und mit achtzehn oder neunzehn ihre ersten Supercross-Rennen bestreiten. Wir wollen, dass sie auch das nötige Selbstvertrauen haben und sich nicht jedes Wochenende kaputtmachen. Wir wollen, dass sie gesund bleiben, das Beste aus sich herausholen und konzentriert zur Sache gehen. Sie haben bei den Amateuren gewonnen und wollen nun auch bei den Profis siegen, aber das ist nicht so einfach! Welchen Einfluss das auf die Zeit hat, die sie brauchen? Sie müssen auf der Leiter eine Stufe nach er anderen erklimmen.“

Du hast erwähnt, dass sie aus Fehlern lernen sollen. Gib uns doch ein Beispiel von einem deiner Fehler: Ging es dabei um das Rennfahren an sich oder um eine Entscheidung?
„Hmm, es geht um Fehler, die unter Druck passieren. Dann, wenn du dich auf dich selbst konzentrieren solltest. Man verliert schnell die Konzentration und lässt sich zu einem Fight mit einem anderen Fahrer hinreißen, was dann das ganze Rennen zunichtemacht. Du bist dann vielleicht fuchsteufelswild und willst dich im nächsten Rennen an diesem Kerl rächen, der dich deinen Podiumsplatz gekostet hat. Stattdessen musst du das Rennen auf dich zukommen lassen. Wenn du achtzehn bist und von einem Sechsundzwanzigjährigen, der um die Meisterschaft kämpft, überholt wirst, solltest du versuchen, ihm zu folgen, anstatt in der nächsten Kurve ein waghalsiges Überholmanöver zu starten, zu stürzen und den Preis dafür zu zahlen. Es kann also sowohl um die Kunst des Rennfahrens als auch um den Feinschliff gehen.“

Tyla Rattray (RSA) Atlanta (USA) 2018 © James Lissimore Photography

Die 450 SX-Klasse ist doch sicher das höchste der Gefühle für einen Rennfahrer? Freut man sich darauf als Profi am meisten?
„Wenn man in der Supercross-Serie bei den 450ern auf dem Podium steht, ist das schon eine große Sache. In Sachen Fans und allem rundherum bevorzuge ich aber nach wie vor die Szene in Europa. Dort geht es völlig anders zu. Die GPs sind richtig professionell aufgezogen mit den Podien und dem Setup. Die Zuschauer an der Strecke sind manchmal ganz schön verrückt. Wenn du zum Beispiel in Frankreich mit einem Franzosen um den Sieg kämpfst, ist die Atmosphäre fantastisch. Ich vermisse diese Seite des Rennfahrens, hatte aber sowohl in Europa als auch in den USA eine großartige Zeit.“

Fotos: James Lissimore Photography