AUGUSTO IM RAMPENLICHT: WIE DER NEUESTE SPANISCHE MOTOGP™-STAR 2022 GLÄNZT

Red Bull KTM Ajo kämpft mit dem sechsten neuen Fahrer in sechs Jahren um die Moto2™-Weltmeisterschaft, und Augusto Fernandez hat für 2023 bereits den Aufstieg in die MotoGP™ in der Tasche, unabhängig davon, wie diese Saison endet. Wir haben nachgefragt, wie er den Rhythmus gefunden hat…

Augusto Fernandez vom Red Bull KTM Ajo Team kämpft um seinen dritten Sieg in Folge am Silverstone Circuit (GB)
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Augusto Fernandez ist spektakulär auf der Grand-Prix-Bühne gelandet. Der Mallorquiner, der perfektes Englisch spricht, schaffte es mit vielen harten, oft aussichtslos wirkenden Auftritten in regionalen und nationalen Rennserien in die Moto2-Klasse und gewann 2019, bei seiner zweiten Weltmeisterschaft, die ersten Rennen.

Fernandez ist kein Teenager-Star wie sein Red Bull KTM Ajo-Teamkollege Pedro Acosta; er musste sich seinen Weg zur Anerkennung mit harter Arbeit bahnen, in dem Wissen, dass Niederlagen oder mittelmäßige Leistungen in diversen Rennserien wie dem European Junior Cup, Stock600 und CEV ihn nicht in die Moto2 bringen würden. Die Mittelklasse des MotoGP ist dafür berüchtigt, dass angesichts der nahezu identischen Maschinen und Reifen am Ende nur Instinkt, Zielstrebigkeit und Fähigkeiten eines Fahrers sowie Reifenschonung entscheiden.

Das Red Bull KTM Ajo Team feiert einen Doppelsieg in Deutschland
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2019 war der Durchbruch, und seine Zukunft schien sicher – aber dann mühte sich Fernandez 2020 damit, weitere Grand Prix zu gewinnen und um eine Meisterschaft zu kämpfen. Ende 2021 – kurz nach seinem 24. Geburtstag – unterschrieb er bei Aki Ajos Spitzenteam. Nach einem zunächst zähen Start in die Rennsaison 2022 schaffte er es mit acht Podestplatzierungen und 4 Siegen an die Spitze der Moto2-Rangliste (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Blogbeitrags). Ausgefochten wird der Titelkampf in den kommenden Wochen: Das Ende der MotoGP Weltmeisterschaft am 6. November in Valencia rückt immer näher.

Fernandez könnte als sechster Spanier die Moto2-Krone erringen, bevor er 2023 in die MotoGP-Klasse als Teamkollege von Pol Espargaro (den Moto2-Sieger 2013) aufsteigt. Für Ajo ist es nach seiner fantastischen Arbeit mit Miguel Oliveira, Brad Binder, Jorge Martin, Remy Gardner, Raul Fernandez und Pedro Acosta eine weitere Erfolgsgeschichte…

“…der Moment, in dem das ganze Selbstvertrauen zurück kam” – Augusto Fernandez mit seinem ersten Sieg der Saison 2022 in Le Mans (FR)
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Hier erzählt uns Augusto in seinen eigenen Worten, wie 2022 zum bisher besten Jahr seiner Karriere wurde…

Ich wollte als letztes Puzzlestück den Kampf um die Meisterschaft haben, und ich wusste, dass ich das mit Akis Team schaffen könnte, als ich ihre enorme Leistung 2021 sah…

nach dem ersten Test mit dem Team, und angesichts meiner ersten Eindrücke vom neuen Crew Chief, den Mechanikern und Aki sprang ich vom Bike und sagte meinem Vater: „Wir können es dieses Jahr schaffen.“ [Aber] es stimmt, dass ich erst in Le Mans [Runde 7 von 20] den ersten Sieg hatte und erst da den richtigen Ansatz für den Kampf um die Meisterschaft gefunden hatte. Ich fühlte mich aber schon von Anfang an fantastisch, und selbst in den schlechten Zeiten zu Start der Saison wussten Aki und Massimo, mein Crew Chief, wie sie mich in der Siegermentalität halten konnten, auch, wenn ich keine Rennen gewann oder bei den Punkten weit zurück lag. Schritt für Schritt kam ich in das richtige Mindset, bis wir in Le Mans siegten. Das war der Moment, in dem das ganze Selbstvertrauen zurück kam.

Augusto Fernandez erkämpft sich einen Podestplatz bei einem harten Grand Prix von Katalonien 2022
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Ich musste mich an den Druck gewöhnen, wenn man es auf die Meisterschaft anlegt…

aber genau das wollte ich ja. Seit meinem Einstieg in Moto2™ wollte ich in die Position kommen, in der ich um den Titel kämpfen kann. 2020 und 2021 waren zwei harte Jahre, aber meine Zielstrebigkeit hat mich am Ende zu Aki und KTM geführt. Als dann das Gefühl ‚das hat mir also gefehlt‘ kam, war das zunächst Erleichterung und dann ‚OK, jetzt machen wir unseren Job‘.

Die Arbeit mit Aki?…

er ist in Gesprächen sehr direkt. Er sagt, was er denkt! Es gibt keine Unklarheiten. Er konnte mich hart angehen, wenn er musste, aber genauso kann er auch entspannte Gespräche führen, wenn nötig. Das war einer der Schlüsselfaktoren, die es mir ermöglicht haben, die Meisterschaft ins Auge zu fassen. Er hat das große Ganze im Blick. Natürlich konzentriert man sich auf jedes einzelne Rennen, aber es gibt einen Ausblick auf den Titel. Das hat mir gefehlt. Im Rückblick fehlte mir etwas von Außen, das meine Mentalität unterstützen würde, mir helfen würde, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles andere zu vergessen. Er nimmt alles Unnötige weg, er verändert, was du für wichtig hältst… Sachen, die nicht wichtig waren!

Augusto Fernandez feiert eine weitere Podestplatzierung und den Ausbau seiner WM-Führung in Aragon
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Ich habe einige einfache Siege eingestrichen, einige harte Kämpfe geführt…

Siege sind der wichtigste Faktor für Selbstvertrauen. Und drei Siege in Reihe helfen enorm! Ich weiß, wie schwierig es ist, zu gewinnen und sein Niveau zu halten. Die Meisterschaft rückt mit Top-5-Platzierungen, nicht nur Siegen, ins Blickfeld. Und jetzt hab ich Gewissheit, wenn ich nicht gewinne, dann ist eine Top-5-Platzierung möglich. Durch die Zuversicht schafft man es nicht nur, öfter zu gewinnen, sondern auch besser mit schlechten Momenten umzugehen.

Augusto Fernandez macht den Sprung in die Königsklasse, in der er 2023 als einziger Rookie an den Start gehen wird
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Ich will den Moto2™-Titel so sehr, aber egal was passiert, ich steige nächstes Jahr auf jeden Fall in die MotoGP™ auf…

und ich würde sagen, dieser Sprung bereitet 97 % Glücksgefühl und 3 % Sorgen! Ich werde enorm viel arbeiten und mich einem neuen Stil öffnen müssen; Sachen machen, die ich noch nie gemacht habe. Ich bin jetzt vier Jahre lang Moto2™-Bikes gefahren, ich denke, es geht ein Zyklus zu Ende. Ich werde natürlich vieles anders machen müssen: Fahrweise, Bremsen, Gas, Kurvenlage, Kurvengeschwindigkeit. Es fühlt sich wie der richtige Zeitpunkt an. Man muss sich an das MotoGP™-Bike anpassen und das zum richtigen Zeitpunkt, um zu beweisen, dass man in die Klasse gehört und ein Spitzenfahrer sein kann. Die Herausforderung nehme ich an.