Bernhard Schöpf – Gaststart in der Enduro-WM

Jeder Enduro-Fahrer träumt davon, einmal in der Enduro-Weltmeisterschaft starten zu können. Für manche geht es darum, Siege und Weltmeisterschaften einzufahren; für andere ist es einfach nur die Möglichkeit, sich mit den Besten der Welt zu messen.

Für Bernhard Schöpf, Mechaniker in der KTM Marketingwerkstatt und im Team KTM Walzer führender der österreichischen Enduro-Staatsmeisterschaft, ging dieser Traum mit einem Gaststart beim fünften Lauf der EWC im italienischen Rovetta in Erfüllung.

Bernhard Schöpf Rovetta 2015

Bernhard Schöpf Rovetta 2015

Ohne hohe Ansprüche, einfach mit dem Ziel herauszufinden, wo er im Vergleich zu einigen der besten Enduro-Fahrer der Welt steht, trat der 24-jährige Tiroler in der hartumkämpften Enduro 2-Klasse an … und beeindruckte mit einem 13. und 12. Platz.

„Mit dem Gaststart in der Enduro-Weltmeisterschaft geht ein seit vielen Jahren gehegter Traum in Erfüllung. Das ist die Weltklasse des Enduro-Sports. Ich verfolge die Rennen seit vielen Jahren und habe mich immer gefragt, auf welchem Platz ich das Rennen gegen die besten Enduro-Fahrer der Welt beenden könnte … ob ich es überhaupt beenden könnte. Ich habe nie geglaubt, gewinnen zu können oder das Ziel in Podiumsnähe zu erreichen. Letztendlich bin ich ein ganz normaler Typ mit einem normalen Job, aber ich habe immer gesagt, dass wenn ich einmal die Chance bekomme hier zu fahren, dann werde ich es probieren.“

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

„Das Schöne am Enduro-Sport ist, dass du kein hochprofessioneller Fahrer mit großem Team oder umfangreicher Infrastruktur im Rücken sein musst, um auf diesem Level antreten zu können. Es ist nicht wie in der MotoGP oder im Motocross; wenn du ein konkurrenzfähiges Motorrad hast, ein bisschen Talent und den nötigen Ehrgeiz, dann kannst du fahren. Wenn man in der EWC um Siege und Weltmeisterschaften fahren will, dann ist ein perfekt eingespieltes Team im Rücken natürlich eine Grundvoraussetzung, aber für einen Hobby-Fahrer wie mich, reicht es.“

„Zuerst musste ich mich entscheiden, in welcher Klasse ich antreten wollte. Drei standen zur Wahl – Enduro 1, Enduro 2 und Enduro 3. Da ich momentan mit einer KTM 350 EXC-F 2015 fahre, blieb eigentlich nur die E2-Klasse. Das Motorrad passt perfekt zu meinem Fahrstil. Es hat mehr als genug Leistung und das Handling ist sehr gut. Genau das Richtige, um die zwei Renntage zu überstehen.“

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

„In Vorbereitung auf den GP in Italien habe ich nochmal mein Training gesteigert und bin das Erzbergrodeo gefahren. Ein gutes Training, aber trotzdem ein komplett anderes Rennen als in der EWC. Der Erzberg ist anstrengend, aber nur für vier Stunden. Es ist eine andere Art von Schmerz, Qual und Kampf, weil du sehr viel Zeit damit verbringst, dein Motorrad zu schieben oder irgendwo raufzuziehen. Die EWC ist ähnlich anstrengend, aber auf eine andere Weise, es zermürbt dich.“

„Am Meisten überrascht haben mich die Bedingungen. Der GP von Italien ist schon immer für seine Schwierigkeit bekannt gewesen und die Italiener rühmen sich ihrer Tradition und veranstalten bekanntermaßen anspruchsvolle und technische Rennen. Das Rennen war anstrengend, sehr anstrengend – vielleicht viel anstrengender als ich erwartet hatte. Die langen Tage fordern irgendwann ihren Tribut und dein Körper wird müde. Du sitzt den ganzen Tag auf dem Motorrad und hast nur kurze Erholungspausen. In den Sonderprüfungen musst du fast zehn Minuten lang 100% geben. Jeden Tag gibt es zwölf Prüfungen, insgesamt also eine ziemlich lange Zeit.“

„Was die Topfahrer leisten, ist beeindruckend. Nicht nur, dass sie schnell fahren, sie halten die Geschwindigkeit auch während der Sonderprüfungen und legen gleichzeitig noch viele Kilometer auf den Verbindungsetappen zurück. Am Ende von Tag 2 waren die Strecken schon ziemlich mitgenommen. Schlammlöcher, tiefe Spurrillen, große Bodenwellen und zerfurchte Anstiege haben es alles andere als einfach gemacht. Aber die Topfahrer schaffen das ohne Probleme und können zu 100% am Gas bleiben.“

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

„Die Zuschauer sind verrückt; sie sind mit soviel Leidenschaft dabei, das ist schön zu sehen. Es ist egal, aus welchem Land du kommst, sie haben jeden angefeuert. Für mich war der KTM Super Test am Freitag der spannendste Teil vom Wochenende. So viele Zuschauer und alle hatten irgendwas mitgebracht, um uns anzufeuern. Manchmal erinnert es mehr an eine Party, aber es bringt einen in die richtige Stimmung fürs Rennen.“

„Ich bin zufrieden mit meinen Ergebnissen. Ich wusste, dass die Enduro 2 eine große Herausforderung sein würde – vielleicht die am härtesten umkämpfte Klasse in der EWC – aber ich habe mich gut gefühlt. Nachdem ich beim Red Bull Hare Scramble Checkpoint 17 erreicht habe, wusste ich, dass ich in guter Form bin. Ich hatte mir keine großen Ziele für Italien gesetzt, ich wollte einfach nur den Moment genießen und mein Bestes geben. Ich denke, das habe ich auch geschafft. Top 15-Ergebnisse an beiden Tagen ohne ein Werksmotorrad ist etwas, auf das ich stolz sein kann. Letztendlich bin ich froh, diese Chance bekommen zu haben; vielleicht klappt das in Zukunft noch einmal, aber jetzt geht es erstmal wieder zurück in den Alltag.“

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

Bernhard Schöpf KTM 350 EXC-F Rovetta 2015

Fotos: Future7Media