Blazusiak is back: Ein hartes Jahr macht dich stärker

Am letzten Wochenende fuhr Red Bull KTM Werksfahrer Taddy Blazusiak sein erstes Rennen seit langem. Im Mai wurde bei ihm das Epstein-Barr-Virus diagnostiziert, weshalb er im Sommer keine Rennen fuhr und die Zeit zur Erholung nutzte.

Taddy Blazusiak SuperEnduro Helsinki (FIN) 2015

Taddy Blazusiak SuperEnduro Helsinki (FIN) 2015

Für einen Sportler ist es eine schwierige Zeit, ohne wirkliche physische Verletzung darauf zu warten, sein Comeback zu feiern, aber Taddy Blazusiak ist mehr als bereit, wieder auf sein Motorrad zu steigen. Beim Fast Eddy´s Extreme Enduro Indoor Event in Großbritannien am vergangenen Sonntag setzte sich Taddy sowohl im Qualifying als auch im Finallauf gegen einige seiner härtesten Konkurrenten durch und bewies damit ganz klar, dass er nicht nur zurück im Renngeschehen, sondern auch motivierter ist als jemals zuvor.

„Insgesamt war es kein einfaches Jahr; im März habe ich die SuperEnduro-Weltmeisterschaft gewonnen, obwohl ich mich ungefähr ab der Saisonhälfte sehr, sehr schlecht gefühlt habe. Ich habe mich einfach krank gefühlt, aber ich wusste nicht genau, was los war und deshalb haben wir angefangen nach Antworten zu suchen. Wir konnten nicht wirklich etwas finden, deshalb bin ich weitergefahren, obwohl ich mich nicht gut gefühlt habe“, erklärt Blazusiak seine Situation.

„Ich bin weiter Rennen gefahren, aber immer wieder gestürzt; in der Enduro-Weltmeisterschaft, dann am Erzberg; alles war ein ziemliches Chaos, aber wir sind der Sache auf den Grund gegangen und haben herausgefunden, dass ich das Pfeiffersche Drüsenfieber habe, das durch den Epstein-Barr-Virus verursacht wird.“

Taddy Blazusiak KTM 300 EXC SuperEnduro Cahors (FRA) 2015

Taddy Blazusiak KTM 300 EXC SuperEnduro Cahors (FRA) 2015

Das Epstein-Barr-Virus trifft nicht selten Weltklasse-Athleten, die ihrem Körper und Immunsystem eine enorme Belastung zumuten, um das perfekte Fitnesslevel zu erreichen und über einen längeren Zeitraum zu halten. Oft wird es nicht direkt erkannt, denn es beginnt mit typischen Erkältungs- und Grippesymptomen und chronischer Erschöpfung, zeigt aber längerfristige Auswirkungen als eine normale Erkältung. Es gibt keine schnelle Genesung, was hilft sind Ruhe und eine gesunde Ernährung. Damit unterscheidet sich diese Krankheit deutlich von anderen Verletzungen, die bei einem Offroad-Fahrer normalweise zu erwarten sind. Ein frustrierendes Szenario für einen Rennfahrer, der buchstäblich an die Couch gefesselt ist und nur darauf warten kann, dass sich die Symptome und Blutergebnisse bessern.

„Das Problem ist, dass du nichts tun kannst, außer dich auszuruhen. Ein riesiges Danke an KTM, dass sie mir die Freiheit gegeben haben, im Sommer zu pausieren und mich zu erholen; das hat mir sehr geholfen. Fast die gesamten letzten 20 Jahre war der Rennsport mein Leben und es ist das einzige, von dem ich glaube, dass ich es richtig gut kann. Es ist eine ungewohnte Situation nur zu Hause zu sitzen, nichts zu tun und für die nächsten paar Monate nicht wirklich ein Ziel im Auge zu haben. Während dieser Zeit habe ich eng mit Alex Doringer (KTM Enduro & Rally Teammanager), dem Team und den Ärzten zusammengearbeitet; am Ende hat sich dieses Vertrauen ausgezahlt. Mittlerweile sind meine Blutergebnisse gut und der Epstein-Barr-Virus braucht einfach Zeit. Je länger die Ruhephase, desto besser.“

„Offensichtlich hat mir die Ruhepause gut getan, denn normalerweise hast du in der Saison keine Zeit, deinem Körper eine Erholungsphase zu gönnen. Jetzt hatte ich die Chance, die Dinge mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wenn du Rennen fährst, dann überwindest du deine Verletzung und versuchst möglichst schnell für das nächste Rennen fit zu sein. Diesmal war es anders, aber mittlerweile fühle ich mich bereit, auch die nächsten Jahre Rennen zu fahren.“

Taddy Blazusiak KTM 300 EXC Erzbergrodeo (AUT) 2015

Taddy Blazusiak KTM 300 EXC Erzbergrodeo (AUT) 2015

Glücklicherweise hat sich der 32-jährige mehrfache X-Games-Goldmedaillengewinner, fünffache Erzbergrodeo-Sieger, sechsfache FIM SuperEnduro-Weltmeister und AMA EnduroCross-Meister gut erholt und sitzt bereits wieder auf seinem Motorrad, bereit für die nächsten Rennen. Schrittweise bereitet er sich vor, um vorsichtig die Belastungsgrenze auszutesten, um zu vermeiden, dass der Virus ihn erneut zu einer Pause zwingt. Konstant arbeitet er an seiner Fitness, um für das erste Rennen der FIM SuperEnduro-Weltmeisterschaft im polnischen Lodz im nächsten Monat READY TO RACE zu sein.

„Ich trainiere jetzt seit einem Monat und die Fitness kommt zurück, aber ich bin noch nicht wieder bei 100%. Drei oder vier Monate habe ich nichts gemacht. Es ist eine schwierige Situation, denn mit einem gebrochenen Bein kannst du exakt sagen, wie lange es dauern wird, bis du wieder fit ist. Nebenbei kannst du immer noch ein bisschen trainieren und du merkst, wo deine Grenzen sind. Aber mit dieser Krankheit kannst du nie so genau sagen, wie du dich fühlst. Es ist schwierig, sich von allem fern- und abzuhalten, denn auch wenn du dich besser fühlst, musst du dir immer wieder sagen, dass du es langsam angehen lassen solltest. Wenn du zu früh versuchst zurückzukommen, dann ruinierst du alles, was du bis dahin aufgebaut hast. Das war ein wichtiger Lernprozess.“

„Mein Speed ist ok, aber mir fehlt die Fitness auf dem Bike. Seit ein paar Wochen sitze ich endlich wieder auf dem Motorrad, aber ich kann nicht mehr als ein paar Mal die Woche fahren. Ich brauche unbedingt noch mehr Zeit auf dem Motorrad, um für das Rennen fit zu sein. Aber insgesamt kann ich mich nicht beschweren. Der Speed ist da und die Fitness ist okay.“

Taddy Blazusiak KTM 300 EXC Guadalajara (MEX) 2015

Taddy Blazusiak KTM 300 EXC Guadalajara (MEX) 2015

Angesprochen auf seine Pläne für das nächste Jahr erzählt Taddy, dass sie noch nicht zu 100% feststehen, er aber für eine weitere Indoor-Saison bereit ist. Beim Extreme Enduro-Event am vergangenen Wochenende im englischen Stafford überzeugte Blazusiak mit der schnellsten Qualifying-Zeit und einem Laufsieg. Mit einem weiteren Monat Vorbereitungszeit wird er alles geben, um fit zu sein und um seinen sechsten SuperEnduro-Weltmeistertitel zu kämpfen.

„Ich werde wieder die SuperEnduro-Weltmeisterschaft fahren, aber darüber hinaus ist noch nichts entschieden; ich und mein Team besprechen die Möglichkeiten. Ich möchte mich immer nur auf eine Sache konzentrieren. Aber ganz egal, wo und was ich fahre, fühle ich mich wohl. Mit SuperEnduro, der Enduro-Weltmeisterschaft, Extreme Enduro und EnduroCross habe ich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Wir werden sehen, wie ich mich fühle und wo das Team mich sieht.“

„Es war gut nach langer Zeit mal wieder ein Rennen zu fahren, denn es gibt einfach nichts Vergleichbares als am Start zu stehen. Paul Edmondson (Extreme Enduro-Eventorganisator und ehemaliger Enduro-Fahrer) hat ein großartiges Event auf die Beine gestellt. Er ist selbst gefahren und weiß, worauf es aus der Fahrerperspektive und für die Fans ankommt, deshalb sollte es diese Veranstaltung nächstes Jahr auf jeden Fall wieder geben. Für mich war es jetzt der optimale Zeitpunkt, mal wieder unter Rennbedingungen zu fahren, denn die SuperEnduro-Weltmeisterschaft startet in einem Monat.“

Fotos: KTMimages.com