Bob Wilson und die Inspiration zum Abenteuer: Für eine Reise ist es nie zu spät

Wir vom KTM BLOG hören immer wieder von unglaublichen Geschichten über außergewöhnliche Menschen, die mit ihren KTM-Motorrädern aufregende Abenteuer in aller Welt erleben. Der 69-jährige Bob Wilson aus Newcastle in Großbritannien ist so ein Mensch. Nachdem er seine Arbeit in der Gasindustrie beendet hatte, um seinen Ruhestand anzutreten, entdeckte er seine Liebe zu abenteuerlichen Motorradfahrten. Nun kann ihn nichts mehr aufhalten!

Bob Wilson (GBR) & KTM 1190 ADVENTURE R 2016

Bob Wilson (GBR) & KTM 1190 ADVENTURE R 2016

Bob Wilson begann im Alter von 16 Jahren mit dem Motorradfahren und hat die letzten 40 Jahre hindurch immer Motorräder besessen, was seine Begeisterung für das Motorradfahren bei Wind und Wetter belegt. Bei einer Tour in Frankreich kam ihm die Idee für ein echtes Abenteuer, als er gerade einen schwierigen Anstieg zu einem Dorf bewältigen musste. Die Schotterpiste, welche dieses Dorf mit einem anderen Punkt verband, konnte er mit seiner Tourenmaschine nicht befahren.

„Nachdem mehrere Bikes an mir vorbeigefahren waren, war mir klar, dass ich etwas brauchte, was für solche Herausforderungen besser gerüstet ist, und begann, mich für die KTM 990 ADVENTURE zu interessieren. Das war vor 10 Jahren. Im Laufe der Jahre besaß ich schließlich drei davon und entschied mich nach Beginn meines Ruhestands für ein ehrgeizigeres Ziel: eine Reise nach Südamerika. Ich verschiffte meine KTM dorthin und fuhr von Buenos Aires nach Ushuaia, danach nach Alaska bis zur Prudhoe Bay und über New York schließlich nach Hause. Das Bike legte in 18 Monaten 80.000 km zurück. Ich ließ es regelmäßig warten und das einzige Ersatzteil, das ich brauchte, war ein Satz Gabeldichtringe, die aber wahrscheinlich auch gehalten hätten, wenn ich sie gereinigt hätte. Die Performance des Motorrads überzeugte mich auf ganzer Linie; ich verbrauchte ganze sieben Reifensätze, ein paar Sätze Bremsbeläge, aber nur einen Antriebssatz, und wurde ein großer KTM-Fan.“

„Ich hatte eine wunderschöne, blaue 990er, Baujahr 2013. Als ich sie zum Service brachte, ließ mich der Händler eine KTM 1190 ADVENTURE Probe fahren und ich verliebte mich sofort. Ich musste unbedingt eine haben. Danach wurde es eine KTM 1190 ADVENTURE R, die jetzt in der Garage neben meiner KTM 690 ENDURO R steht, die ich für Solo-Trips verwende.“

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Bobs erstes großes Motorrad-Abenteuer war eine Reise nach Südamerika, wo sein Interesse am Offroad-Fahren geweckt wurde. Sein Fahrkönnen wurde bei den extremen Überschwemmungen in den Anden Argentiniens  gleich auf die Probe gestellt. 25 Jahre lang hatte es in dieser Region nicht geregnet, aber just als Bob im Jahr 2011 dort ankam, wurde alles von blitzartigen Regenfällen weggewaschen. Schnell lernte er, Lastern zu folgen, um Flüsse zu durchqueren. Seine Reise führte in weiter über die Salzstraßen bis nach Alaska. Für einen Motorradfahrer in jeder Hinsicht eine unglaubliche Erfahrung.

Nach einer Vielzahl anderer Reisen, führte es den Briten vor kurzem für 14 Tage nach Island, inklusive einer weiteren Lektion im Flüsse durchqueren. Die Strömung, der Blick ins Wasser und die Breite der Flüsse können einen schon etwas schwindelig machen. Respekteinflößend war es allemal und nichts für schwache Nerven.

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„Die Reise durch Südamerika bis nach Alaska war der absolute Wahnsinn. Ich startete am südlichsten Ende von Südamerika und fuhr bis ans nördlichste Ende Kanadas. Der Alaska-Highway war unglaublich. Ich war entschlossen, es bis in die Prudhoe Bay zu schaffen, da dieser Ort für mich mit meinem Heimatort verbunden war. Die Firma, für die ich arbeite, hat dort einen wichtigen Standort und außerdem lebe ich in Großbritannien nur drei Meilen von jenem Ort entfernt, in dem der Namensgeber der Bucht, Baron Prudhoe zu Hause war. Um dorthin zu gelangen, muss man eine jener Straßen aus Eis befahren, die von den Truckern verwendet werden – den Dalton-Highway. Von Fairbanks aus fährt man nach Coldfoot und danach 250 Meilen nach Prudhoe Bay, einem Ort, der im Nirgendwo liegt.“

„Als ich in Fairbanks, dem Ausgangspunkt der Reise, ankam, war ich ziemlich erschöpft. Das Wetter war gut, der Wetterbericht hatte aber Regen vorhergesagt. Wir wussten also, dass wir bald aufbrechen mussten. Es handelte sich um eine Straße, auf der Salz gestreut wurde – auf einem schweren Motorrad sind solche Straßen recht schwer zu befahren. An der Grenze zum Yukon hielten wir an. In der Nacht kam ein Typ an, der von Dawson nach Fairbanks gefahren war und weiter zur Prudhoe Bay und dann zurück fahren wollte! Insgesamt würde er 2.000 km zurücklegen. Er hatte angehalten, um in Fairbanks zu übernachten, hatte dann aber einen Bären gesehen und sich umentschieden – das war quasi Wildnis pur, wie im Fernsehen. Auf diesen Straßen darfst du niemals vergessen, dass sie zuallererst den Lastern gehört. Ich musste das auf die harte Tour lernen. Bergauf war ich schneller als er, bergab war er schneller …  mit den Lkw-Fahrern ist nicht zu spaßen!“

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Bob hat in Zelten, unter den Sternen und in Hütten geschlafen und die schwierigsten Untergründe befahren, die man sich vorstellen kann. Biker sind ein besonderer Schlag Mensch, meist aber mit unglaublichen Geschichten.

„Eines Tages fuhr ich um 8 Uhr abends von Newcastle los und beschloss, nach Prag zu fahren. Das ist wahrscheinlich das Verrückteste, was ich jemals getan habe. 26 Stunden später war ich dort. Ich hatte nicht geschlafen und hatte viele Probleme mit Baustellen. Eigentlich war es einfach nur eine verrückte Aktion!“

Auf meinen Fahrten habe ich viele Wetterphänomene gesehen: Staubteufel in Marokko, den einen oder anderen gewaltigen Sandsturm – eine Mauer aus Sand, die bis in den Himmel reicht – die Weite der Atacama-Wüste, das kristallklare Wasser des Pazifiks und sternenklare Nächte. Die Gewitter in den Anden sind brutal“, fährt Bob fort.

„Ich glaube, das Schönste, was ich gesehen habe, war der Regenwald Ecuadors mit seinen Kolibris und Tukanen. Dieser Ort namens Mindo war einfach unglaublich. Umgeben von Kolibris, die den Blütennektar schlürften, und die gewaltigen Schnäbel der Tukane, einfach fantastisch. Solche Erfahrungen können mit nichts aufgewogen werden.“

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Wer wäre besser geeignet als Bob, um uns aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit einigen Tipps fürs Tourenfahren zu versorgen.

Benzin, Benzin, Benzin: „In Argentinien kann es passieren, dass du an einer Tankstelle ankommst und die kein Benzin haben. Die Einheimischen kampieren dann einfach über Nacht dort und warten bis der Tanklaster kommt, weil sie nicht weiterfahren können. Auf meiner 990 hatte ich Safari-Tanks mit 45 Litern Fassungsvermögen, aber ich habe auch einige lustige Geschichten auf Lager, in denen ich Tanklaster verfolgen musste, um an Benzin zu kommen. Das dort erhältliche Benzin zerstört außerdem die Gummidichtungen, daher habe ich jetzt immer Ersatzdichtungen dabei. In der Vergangenheit musste ich schon meine eigenen Dichtungen anfertigen, um sicherzugehen, dass wir nach dem Tanken nichts verlieren. Außerdem solltest du einen Trichter mit Filter mitnehmen, du wirst ihn brauchen! Auf meiner KTM 1190 ADVENTURE R habe ich einen Zusatztank und kann so 32 Liter mitführen, was mir eine Reichweite von 330 Meilen ermöglicht. Der Serientank meiner 690 fasst 14 Liter, also habe ich drei Zusatztanks montiert. So stehen mir 28 Liter zur Verfügung, was auch für mehr als 300 Meilen reicht.“

Plane deine Reise nicht von Anfang bis Ende durch: „Du weißt nie, was passieren wird, und außerdem wird das Abenteuer so viel intensiver. Du solltest aber – siehe Punkt 1 – immer wissen, wo die Tankstellen liegen!“

Spare Gewicht: „Bei meiner ersten Reise nach Argentinien musste ich 20 kg Gepäck zurückschicken, was mich 1.100 Pfund (1.300 EUR) kostete! Ich hatte einfach zu viel mitgenommen. Heute besitze ich ein Zelt, das 1,8 kg wiegt, Kochgeschirr aus Titan und sogar Titan-Schraubenschlüssel, um das Gewicht so gering wie möglich zu halten. Ich werde schließlich nicht jünger und muss immer in der Lage sein, das Motorrad selbst aufzurichten, falls ich mal umfallen sollte.“

Wenn du mit einem Sozius unterwegs bist, schaffe dir eine Gegensprechanlage an: „Meine Frau hat ein zweites Paar Augen, was sehr hilfreich sein kann, denn der Verkehr ist in den meisten Ländern der Welt anders als zu Hause. Zum Beispiel fahren die Motorradfahrer – die fast alle auf 125ccm-Maschinen unterwegs sind – in Südamerika im Straßengraben, was mit einem schweren Bike nicht möglich ist. Die Autofahrer sind also nicht daran gewöhnt, einen Motorradfahrer auf der Straße zu sehen.“

GPS: „Ist lebensnotwendig! Außerdem kann man auch Musik über die Gegensprechanlage laufen lassen, was auf langen und langweiligen Trips hilfreich ist. Ich plane meine Routen von einem Tag zum anderen. Auch wenn ich sagen muss, dass das nicht immer sehr effizient ist. Einmal strandete ich mit einem Platten in der Wüste und die Geier fingen bereits an, über mir zu kreisen! Wir haben es auch schon geschafft, dass das Bike auf der Seite liegend und ohne Hinterrad feststeckte. Zwei Stunden später waren wir wieder auf der Straße, hatten aber das Interesse vieler wilder Tiere auf uns gezogen. Wir folgten weiter der Route, die uns das GPS anzeigte. Laut Navi folgte die nächste Abbiegung in 60 Meilen … als wir die Abzweigung erreichten, forderte uns das Navi auf, eine Kehrtwende zu machen! Daran sind meine Frau und ich wahrlich gewachsen. Ich sollte außerdem noch erwähnen, dass wir uns schon in pechschwarzer Nacht unseren Weg durch die Wüste gebahnt haben; meine Frau ging dabei zu Fuß und leuchtete mir mit einer Taschenlampe. Wir haben auch schon zusammen Flüsse durchquert, was mit einem Sozius wirklich schwierig ist. In dem Moment ist es schon hart, aber umso befriedigender.“

Sein nächster Trip führt Bob nach Neuseeland. Er möchte dort einige Monate verbringen, um das gesamte Land im Sattel zu erkunden. Außerdem plant er Reisen nach Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, in die Mongolei … „Meine Großmutter hat mir als Kind immer angedroht, mich in die Mongolei zu schicken, wenn ich frech war, da muss ich also unbedingt hin!“

Fotos: Bob Wilson