Bradley Cox allein in Germany

Rennfahrer sein bedeutet, Ziele und Träume zu verfolgen. Dafür sind manche Hürden und auch Schwierigkeiten zu überwinden. Das Ziel von Bradley Cox ist die MX2-Klasse in der Motocross-WM. Deshalb lebt der Südafrikaner, der gerade einmal 16 Jahre alt ist, derzeit in Deutschland. Das MX-Talent hat im saarländischen Schmelz Unterschlupf gefunden und fährt für KTM Händler und Ex-Rennfahrer Bodo Schmidt, der seit vielen Jahren ein Offroad-Team betreibt.

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Bradley Cox @ KTM Bodo Schmidt

Blondschopf Bradley wuchs quasi in einer Offroad-Staubwolke auf: Er ist der Sohn von Alfie Cox, der vor 20 Jahren als erster Sieger des Erzbergrodeo in die Geschichte einging. Die Familie Cox lebt in Südafrika in Cato Ridge, einer Ortschaft genau zwischen Pietermaritzburg und Durban. Dort führt der Senior ein KTM Motorradgeschäft in einer zwar dünn besiedelten Gegend, aber dafür gibt es dort jede Menge Offroad-Pisten für Motocross und Enduro.

„Ich bin auf unserer Ranch von Kindesbeinen an Motorrad gefahren“, erzählt Bradley, „und habe bald mit MX-Rennen angefangen. Ich konnte insgesamt fünf Nachwuchstitel gewinnen, den ersten mit sieben Jahren. 2011 fuhr ich erstmals ein Rennen in Europa. Damals hat mir Bert von Zitzewitz (KTM Händler in Norddeutschland) geholfen und ein Motorrad gegeben.“ Etliche Rennen mit schönen Erfolgen und Podestplätzen schlossen in den beiden Jahren danach an.

Die Saison 2014 wurde mit dem Bodo Schmidt-Team in Angriff genommen: „Wir haben uns für diese Option entschieden, weil mit Calvin Vlaanderen bereits ein Südafrikaner bei Bodo im Team startet, und auch Lauren, die Freundin von Rennmechaniker Julian Horn, aus Südafrika stammt. Sie betreut uns und hilft Probleme im täglichen Leben aus dem Weg zu räumen. So fällt es ein bisschen leichter, sich heimisch zu fühlen.“

Bradley startet mit einer KTM 125 SX im ADAC MX Youngster Cup sowie bei ausgewählten UEM 125- und WM-Läufen. Momentan ist aber eine Pause angesagt, denn die linke Hand steckt im Gips. „An der gleichen Stelle, am Kahnbein, war ich schon einmal verletzt. Ich dachte eigentlich, das sei ausgestanden. In Valkenswaard, nach einem Sprung mit heftiger Landung, hatte ich zwar ein tumbes Gefühl, aber der Doktor sagte, es sei alles okay. Beim übernächsten Rennen in Frankreich, nach einem Doppelsprung, ist das Kahnbein dann aber schließlich komplett durchgebrochen.“

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Bradley Cox KTM 125 SX

Cox muss jetzt Geduld haben und die Hand in Ruhe ausheilen lassen. Eine Operation in seinem Alter wäre keine gute Idee, weil der Knochen noch wächst. Trotzdem schmiedet er bereits eifrig Pläne: „Wenn ich wieder hergestellt bin, fahre ich bei den letzten Youngster Cup-Läufen und der Junioren-WM, anschließend nehme ich an einigen Enduro-Events teil. Erst beim Sea to Sky Hard Enduro, dann für Südafrika bei den International Six Days of Enduro, die in Argentinien stattfinden, und schließlich geht es zurück nach Hause für das Roof of Africa im Dezember.“

In Schmelz teilt sich Bradley über dem KTM Shop ein Zimmer mit Teamkollege Calvin, der sein Leben ebenso auf eine Profikarriere im Motocross ausgerichtet hat. Gekocht wird selbst, sogar wenn Freundin Britt mal da ist. Gleich neben der Küche ist die Werkstatt für die Crossbikes. Kurze Wege auch zum Konditionstraining, welches im Fitnessstudio ein paar Meter die Straße runter absolviert wird. Für Fahrtrainings gibt es Pisten in der Nähe, in Frankreich sowie in Luxemburg. Alle paar Wochen zieht es die Youngster nach Belgien ins Everts-Camp, wo sich bekannte Größen wie Jeffrey Herlings, Tony Cairoli, Alexander Tonkov und Tyla Rattray tummeln. Harry, der Vater von Stefan Everts, fungiert dann als Trainer.

Was ihm an seiner Sportart so gefällt? „Ich liebe Motocross. In Südafrika habe ich in jeder Klasse, in der ich angetreten bin, einen Titel gewonnen. Europa ist die nächste Herausforderung. Vielleicht folgt eines Tages Amerika, wer weiß? Ich bin inzwischen im Red Bull-Förderkader und möchte, dass das weiter geht. Ich mag Herausforderungen, ich will es zumindest probieren. Teamsportarten liegen mir weniger. Mir ist Racing lieber, weil man da selber für alles gerade stehen muss und nicht auf andere angewiesen ist.“

Schule und Lernpensum werden via Internet verfolgt und erledigt. Wenn Bradley zum Jahresende nach Südafrika heimkehrt, stehen noch einmal vier Monate Schulbesuch und dann die Abschlussprüfung auf dem Plan. „Ich bin wirklich gerne in Deutschland; nur mit der Sprache ist es nicht so einfach, wenn man nur wenige Worte kennt. In Holland und Belgien ist alles einfacher, weil man in Südafrika als zweite Fremdsprache Holländisch lernt.“

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Britt & Bradley Cox

Was für Bradley Cox neben seiner Motocross-Karriere beruflich in Frage kommt, ist offen. „Ich rede und kommentiere gerne, mag es lustig und bringe Leute gerne zum lachen. Mathematik und Zahlen liegen mir nicht so sehr; dafür bin ich ideenreich, wenn es um kreative Dinge geht. Vielleicht mache ich etwas im Marketingbereich oder steige eines Tages in Dads Motorradgeschäft ein.“

Im ADAC Youngster Cup tritt er mit einer 125er Zweitakter gegen 250er Viertakter an. „Das ist vielleicht ein leichter Nachteil, dafür muss ich mich mehr anstrengen und verbessern, was ja positiv ist. Außerdem ist es cool, wenn man gut gegen Konkurrenten auf 250ern abschneidet. Wenn ich gesund bin und die Hand wieder okay ist, werde ich versuchen, die Saison so gut wie möglich zu beenden, um nächstes Jahr fit zu sein und neu anzugreifen. Top 5- und Top 10-Plätze sollten dann das Ziel sein. 2015 möchte ich in der Europameisterschaft und im Junior-WM fahren, dazu die Holländische Meisterschaft.“

well organisedFotos: Buenos Dias