DAS TAO DER S

Was du über KTMs jüngstes ‚Statement‘ auf dem Adventure-Bike-Markt – die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S – wissen musst.

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Was gibt es sonst noch zu berichten?

Am besten fühlen wir der neuen KTM 1290 SUPER ADVENTURE S mit Head of KTM Product Management Adriaan Sinke auf den Zahn, um herauszufinden, was sich technisch beim neuesten KTM-Flaggschiff getan hat. Mehr zu den Fragen und Herausforderungen rund um dieses Bike sowie seine Vorzüge im folgenden Text …

Head of KTM Product Management, Adriaan Sinke beim Launch der KTM 1290 SUPER ADVENTURE S in Fuerteventura, Spanien
PC @MarcoCampelli

Warum sollten sich Fahrer für eine KTM 1290 SUPER ADVENTURE S entscheiden, wenn sie auch eine KTM 1290 SUPER DUKE GT kaufen könnten?

AS: Ich glaube, dass der typische Fahrer einer GT im Herzen ein KTM 1290 SUPER DUKE R-Fahrer ist. Er hat vielleicht eine andere Persönlichkeit, andere Ziele oder andere Ideen zum Motorradfahren, möchte aber lange Strecken zurücklegen. Im Unterschied dazu wurde die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S für Fahrer entwickelt, die meistens auf der Straße unterwegs sind und manchmal eine Schotterstraße befahren wollen, aber keine Ambitionen für weitere Offroad-Ausflüge haben. Diese Fahrer schätzen die Sitzposition, den Komfort und die Möglichkeit, hunderte Kilometer auf Schotterpisten zurücklegen zu können. Und das ist kein Problem, während es auf einer GT nicht wirklich möglich wäre. Die GT ist im Kern ein Bike zum Kurvenfegen. Ein Gran-Turismo-Motorrad. Ein sehr schneller Begleiter auf Bergpässen. Die ‚S‘ eignet sich viel besser dafür, abgelegene Orte zu erreichen, während die KTM 1290 SUPER ADVENTURE R noch etwas weiter vorstoßen kann.

“Die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S wurde für Fahrer entwickelt, die meistens auf der Straße unterwegs sind, aber manchmal auch eine Schotterstraße befahren wollen.” – Adriaan Sinke
(PC @SebasRomero)

Wie steht es um die Relevanz von Adventure-Bikes im Jahr 2021 … besonders im Angesicht von Reisebeschränkungen …?

AS: Der Markt der großen Adventure-Motorräder boomt. Sie finden besonders hier in Europa reißenden Absatz. Ich glaube, dass hierbei die Demografie [der Fahrer] eine wichtige Rolle spielt. Auf der Suche nach einer anderen Fahrerfahrung entfernen sie sich zunehmend von Supersport-Bikes und anderen Typen. Das Adventure-Segment beinhaltet alles, was früher das Sport-Touring-Segment auf der Straße ausgemacht hat (eine heute sehr kleine Kategorie; tatsächlich sind wir einer der wenigen Hersteller, die mit der GT noch ein spezielles Sport-Touring-Bike anbieten), und viele Fahrer sind auf Adventure-Bikes umgestiegen. Was unsere Antwort auf die Pandemie betrifft: Wir haben schon immer einen Adventure-Lebensstil gefördert und leben ihn tagtäglich; mit unserer KTM 1290 SUPER ADVENTURE S und unseren R-Modellen. Die Situation hat sich für uns nicht wirklich verändert. Wir sind glücklich darüber, dass unsere Verkaufszahlen weiter gut sind und dass die Menschen heute Motorräder verstärkt als Transportmittel und Alternative zum öffentlichen Verkehr sehen. Das Adventure-Fahren ist eine Möglichkeit, aus dem Alltag auszubrechen. Und vielleicht wenden sich die Menschen nach dem Ende der Auflagen wieder dem Motorradfahren zu.

“Das Adventure-Fahren ist eine Möglichkeit, aus dem Alltag auszubrechen.” – Adriaan Sinke
PC @RSchedl

Sollten sich Fahrer, die an einem Adventure-Bike interessiert sind, Sorgen über die Dimensionen und das Gewicht der Bikes machen?

AS: Bei der Entwicklung dieses Bikes war Komfort eines der Hauptaugenmerke. Es war schon immer unsere Philosophie, die Verbindung zwischen Fahrer, Motorrad und Straße zu maximieren, damit du immer genau weißt, was vor sich geht. Auf unseren Bikes hast du alles unter Kontrolle. Früher bedeutete das bei manchen Modellen, dass beim Komfort Abstriche gemacht werden mussten, da unser Fokus immer noch auf Performance liegt. Bei diesem Bike haben wir alles unternommen, um beide Aspekte miteinander zu kombinieren und dir mittels der Kontaktflächen der Sitzbank und der Verkleidung Selbstvertrauen zu geben. Denn das Bike ist etwas niedriger und schmaler, man sitzt näher am Lenker und es ist anders ausbalanciert, was das Handling vereinfacht, ohne die Sportlichkeit auf der Strecke zu lassen.

Adaptive Cruise Control und Ride-by-Wire: Für manche das Gegenteil von dem, was Motorradfahren ausmacht …

AS: Naja – im Unterschied zu unserer Werbung muss man sein Ziel im richtigen Leben erst mal erreichen! Ich wünschte, die ganze Welt bestünde aus super-kurvigen Bergstraßen, aber so ist es nun mal nicht. Der große Vorteil der Adaptive Cruise Control ist, dass du dein Ziel damit einfacher und bequemer erreichst. Wenn du einmal angekommen bist, kannst du sie abschalten und das Handling dieses fantastischen Adventure-Bikes genießen. Die Technik dahinter ist sehr kompliziert. In einem Auto ist die Sache relativ einfach, da das Fahrzeug stabil bleibt und sich nicht neigt. Wenn du die Vorderräder einschlägst, weißt du, in welche Richtung sich das Auto bewegen wird. Der Schräglagenwinkel ist nicht zwangsläufig ein Anzeichen dafür. Es ist komplexer als das. Motorradfahrer haben unterschiedliche Fahrstile und du kannst dem Fahrer vor dir nicht immer direkt folgen. Manchmal musst du versetzt fahren. Wenn die Bremsen in einem Auto aggressiv zubeißen, bewegt sich das Fahrzeug immer noch in dieselbe Richtung weiter. Bei einem Motorrad spielen andere Faktoren mit – wie stark du Gas gibst oder bremst und wie aggressiv du reagierst. Wir haben viel Zeit darauf verwandt, das System so gut zu machen, wie es heute ist. Es handelt sich um ein großes Projekt. Das Beste daran ist, dass es mehr als eine technische Spielerei ist. Dieses System macht das Bike tatsächlich besser. Es macht dadurch auf langen Strecken mehr Spaß. Du kannst damit die langweiligen Abschnitte abkürzen.

Die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S ist das erste Motorrad auf dem Markt, das serienmäßig mit Adaptive Cruise Control daher kommt.
PC @SebasRomero

Zusammen mit WP hat KTM die jüngste Version seines semiaktiven Fahrwerks entwickelt. Was gibt es dazu zu sagen?

AS: Seit den ersten T-Modellen hat sich die Federung gewaltig weiterentwickelt. Die letzte Generation des semiaktiven Fahrwerks war schon richtig gut. Einer der großen Unterschiede ist, dass wir jetzt unterschiedliche Ventile verwenden, die weniger komplex sind. Wir haben diese Technologie selbst – zusammen mit WP – entwickelt. Sie reagiert jetzt schneller und spricht nicht mehr so sensibel of Produktionstoleranzen an. Ich würde sagen, dass sie jetzt einfacher abzustimmen ist, aber von einem Bike zum nächsten eine konstantere Performance liefert. Das hilft uns stark weiter, da wir bei den Abstimmungen der einzelnen Modi sehr präzise vorgehen können, weil wir wissen, dass das System ein sehr kleines Toleranzfenster hat. Unser 6-D-Sensor und die digitalen Sensoren an der Gabel und der Schwinge machen die Datensammlung einfacher, schneller und sauberer. Wir haben auch intensiv am System selbst gearbeitet und alle Lektionen auf das System dieses Bikes angewandt.

Dank all dieser Dämpfungs-, Vorspannungs- und ‚Modus‘-Optionen kann man sich die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S so einstellen, wie es einem gefällt …

AS: Ja, sie ist wirklich sehr vielseitig. Einer der größten Vorteile des semiaktiven Fahrwerks ist, dass du dein Bike sehr sportlich abstimmen kannst, wenn du aggressiv fahren willst, es aber auch sehr bequem haben kannst, wenn du lange Strecken zurücklegen willst – und natürlich sind auch alle Abstufungen dazwischen möglich! Du kannst das Fahrverhalten prinzipiell auf zwei völlig verschiedene und extreme Versionen trimmen. Bei einer konventionellen Federung sind nur sehr bequem oder sehr sportlich möglich, aber nicht beides. Selbst wenn du diese Einstellungen manuell vornehmen könntest, würde dir ein konventionelles System nicht dieselbe Bandbreite bieten, da du die Federung einfach nicht öffnen kannst.

Adriaan Sinke (Head of KTM Product Management) und Riaan Neveling (KTM Marketing Manager Street) präsentieren der internationalen Presse die neue KTM 1290 SUPER ADVENTURE S in Fuerteventure, Spanien.
PC @MarcoCampelli

Während das semiaktive Fahrwerk sehr technisch und komplex wirkt, macht das neue, iPad-artige TFT-Display die Bedienung dank seiner neuen Menügrafiken sehr einfach. Ein interessanter Kontrast: Eine hochmoderne Ausstattung, die einfach zu bedienen ist …

AS: Wir sollten immer daran denken, dass es sich hier immer noch um ein Motorrad handelt. Und ein Motorrad sollte Spaß machen und aufregend sein. Ein semiaktives Fahrwerk kann sich sehr schwammig anfühlen und die Verbindung zwischen Fahrer und Straße stören. Wir versuchen, dem Fahrer diese Verbindung zurückzugeben. Für uns liegt hier der Schlüssel zu dieser ganzen Sache. Obwohl du im ‚Advanced‘-Modus auch die Dämpfung einstellen kannst, sollte es nicht darum gehen, an den Einstellschrauben drehen zu müssen, sondern darum, diese Vorgänge einfach und unterhaltsam zu machen. Die Illustrationen und Grafiken auf unserem TFT-Bildschirm helfen uns dabei. Es ist eine gute Kombination.

Gewicht. Das ist bei Adventure-Bikes immer ein wichtiger Faktor. Der LC8-Motor ist nun auch Euro-5-tauglich und besitzt ein neues Kühlsystem. Wie schwer war es, Elemente hinzuzufügen (oder zu verbessern), ohne an Gewicht zuzulegen?

AS: Sehr schwer! Dabei jagen die Techniker immer nach jedem Gramm. Für alles, was man an einem Ende des Bikes dazugewinnt, muss man auf der anderen Seite etwas wegnehmen. Wie gewonnen, so zerronnen. Wir haben uns buchstäblich jedes einzelne Element des Bikes angesehen, um Gewicht zu verlieren. Wir haben dabei nicht versucht, das Bike viel leichter zu machen, da das aufgrund seiner Ausgewogenheit gar nicht notwendig ist. Leichter ist immer besser, bei diesem Bike lag der Schlüssel aber darin, sein Fahrverhalten so hinzubekommen, wie wir das wollten. Irgendwann geht es vielleicht darum, das ‚leichteste Motorrad der Welt‘ zu bauen, aber im Moment ist das bei diesen großvolumigen Bikes kein Thema. Weniger Gewicht bedeutet höhere Kosten und mehr Entwicklungszeit. Es bedeutet komplexe Konstruktionen, Produktionstechniken und -materialien und – in manchen Fällen – weniger Komfort. Dinge leichter zu machen ist gleichbedeutend mit Minimalismus. Wir haben dieses Prinzip angewandt, wann immer dies möglich war, ohne unser Ziel für dieses Bike aus den Augen zu verlieren.

Hochmoderne Features – einfach zu bedienen.
PC @RSchedl

KTM verwendet verstärkt 3-D-Drucktechniken für die Prototypen- und Serienproduktion. Wurden diese Techniken in der Entwicklung der KTM 1290 SUPER ADVENTURE S eingesetzt?

AS: Ich wäre nicht überrascht, wenn sich herausstellte, dass wir jedes einzelne Element irgendwann 3-D-gedruckt haben. In unserem Werk laufen ständig Menschen mit 3-D-gedruckten Teilen herum. Im Design-Büro laufen die 3-D-Drucker rund um die Uhr. Wir hatten früher einen davon in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Heute haben wir mehrere. In der Forschung und Entwicklung ist der Witz, dass alle Teile schon passen, wenn sie am Computer gezeichnet werden! Eine dunkle Markierung zeigt dir an, wenn sich Teile überschneiden. Warum wir die Teile dann drucken und am Prototypen verbauen? Hier kommen unsere Mechaniker dazu. Die Ingenieure entwerfen die Komponenten, aber die Mechaniker, die seit 2 Jahrzehnten an den Adventure-Bikes arbeiten, sind die, die uns dann Feedback dazu geben, ob die Komponente passt, funktioniert und einfach eingebaut werden kann. Dann kommen unsere Produktions-Jungs und sagen vielleicht: ‚Das können wir in der Produktion nicht umsetzen‘. Der 3-D-Druck gibt uns allerdings viele Möglichkeiten. Früher nannten wir das ‚Rapid Prototyping‘ und genau das ist es auch: Man kann damit ganz einfach einen Prototypen bauen. Wir tun das zum Beispiel mit Windschilden. Wir entwerfen, drucken und montieren sie am Bike und fahren damit herum. Dann kommen wir zurück, nehmen Änderungen vor, drucken eine neue Version und montieren diese wieder am Bike – so lange, bis es passt.

Hol dir alle Infos und einen vollständigen Einblick im folgenden Video: