David Knight über Comeback auf KTM und Zukunftspläne

Der Brite David Knight ist wahrscheinlich einer der direktesten und beliebtesten Endurofahrer. Der 36-Jährige von der Isle of Man dominierte in der Vergangenheit die Rennen, in denen er antrat und ist ein wahres Kraftpaket auf dem Motorrad. Neben zahlreichen anderen Titeln ist Knight dreifacher Enduro-Weltmeister, ISDE-Gesamtsieger, zweifacher nationaler GNCC-Cross-Country-Meister und EnduroCross-Meister. Er verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz und kehrte vor Kurzem auf eine KTM zurück, mit der er als Privatfahrer alle seine Meistertitel gewonnen hat.

Der KTM BLOG traf das Enduro-Ass während der diesjährigen SuperEnduro-Saison, um nachzufragen, wie es bei ihm läuft und wie seine Zukunftspläne aussehen.

103323_david_knight

David Knight Helsinki (FIN) 2015

Erzähl uns von deiner Vergangenheit mit KTM und was in den letzten Jahren passiert ist?
„Alle meine Weltmeistertitel habe ich auf KTM gewonnen, genauso wie alle nationalen Titel. Als ich zum ersten Mal bei KTM anfing, war es eine große Familie, Kurt Nicholl hatte die Leitung und ich habe einfach mein eigenes Ding gemacht. Dann wurde es immer offizieller und das war irgendwie nicht das Richtige für mich. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Motocross-Bereich und ich hatte das Gefühl, dass ich etwas anderes ausprobieren musste, also entschied ich mich dazu, das orange Familie zu verlassen. Aber jetzt bin ich zurück. Ich habe etwas anderes probiert und ich denke, das muss man tun, um sich wieder neu zu motivieren. Wenn man alles gewonnen hat, so wie ich vor fünf oder sechs Jahren, dann wird man irgendwann selbstzufrieden.“

Was war der Grund dafür, dass du zu KTM zurückgekommen bist?
„Ich habe festgestellt, dass ich auf einige Motorräder besser passe als auf andere und die KTM war immer perfekt. KTMs sind ein bisschen größer als andere Motorräder; die japanischen Hersteller bauen generell Motorräder, die ein bisschen kleiner sind und europäische Fahrer sind tendenziell eher größer; ich habe mich auf KTM von Anfang an wohlgefühlt und ich hatte das Gefühl, dass ich dorthin gehöre. Ich wusste, dass ich dieses Jahr auf KTM wechseln musste, um meine Art zu fahren und das ganze Drumherum wieder genießen zu können. Ich habe eine Vereinbarung mit KTM UK, um die Rennen in Großbritannien zu fahren und für die Indoor-Rennen hatte ich dank einer lokalen Firma, die mich sponsert, bereits frühzeitig alles geplant. Alles hat gut geklappt; es passt wieder zusammen, das Bike fühlt sich an wie mein eigenes und ich hatte immer ein gutes Gefühl mit WP Suspension. Das Team bei KTM UK ist großartig, wir haben eine gut Beziehung und ich habe wieder Spaß.“

Welches Bike aus der großen KTM Modellpalette wählst du, um Rennen zu fahren und warum?
„Die KTM 450 EXC-F ist mein Favorit und wahrscheinlich werde ich sie bei den Rennen in der Britischen Meisterschaft einsetzen. Die KTM 300 EXC-Zweitakter, die ich bei den Extreme Enduros gefahren bin, ist für mich die erste Wahl und bei den Indoors fällt die Wahl zwischen der 300er-Zweitakter und der 350er-Viertakter. Wenn ich teste, bin ich mit dem Zweitakter meist schneller, aber bessere Starts habe ich mit der 350er. Es ist wichtig, bei den Indoor-Rennen gut zu starten, deshalb habe ich dieses Bike gewählt. Ich bin zufrieden und ich liebe es, damit zu fahren – es wird niemals langweilig mit so einer großen Vielzahl an Bikes. KTM hat für jede Anforderung das perfekte Motorrad, manchmal wechsel ich, um ein bisschen Spaß zu haben. Bei manchen Rennen fahre ich auch mit einer 150er, nur zum Spaß. Es wäre bestimmt auch eine gute Idee, das Welsh-Two-Day-Enduro mit einer Adventure oder etwas ähnlichem zu fahren, nur um zu sehen, ob ich es schaffen könnte. Die Leute kommen wegen der Leidenschaft für diesen Sport zu den Rennen und man fährt gegen Otto Normalverbraucher, es macht einfach eine Menge Spaß.“

David Knight Riesa 2015

David Knight Riesa (GER) 2015

Erzähl uns was über deine Strategie bei den SuperEnduro-Rennen und wie du dein Trainingsprogramm verändert hast im Vergleich zum klassischen Enduro?
„Ich trainiere viel mit dem Rennrad zusammen mit Mark Cavendish (Radrennfahrer) und manchmal gehen wir auch zusammen Trial fahren. Er konnte nicht glauben, wie ermüdend das Fahren für seine Arme war, obwohl seine Beine so gut trainiert sind. Er fragte, wie lange die Rennen dauern; ich antwortete acht Stunden und manchmal sogar bis zu sechs Tage. Drei-Stunden-Rennen sind Drei-Stunden-Rennen non-stop vom Start bis ins Ziel, aber ich denke, SuperEnduro ist das Härteste von allem und die dauern sechs Minuten plus eine Runde. Ich denke es ist so, als wenn Radrennfahrer für sieben Minuten ohne Pause auf einem Turbotrainer trainieren. Beim klassischen Enduro fährst du vielleicht zwölf Minuten in den gezeiteten Abschnitten, aber du fährst im offenen Gelände, versteh mich nicht falsch, man ermüdet auch hier, aber es ist nicht so intensiv wie SuperEnduro.“

SuperEnduro kann also anstrengender sein als ein Acht-Stunden-Rennen?
„Die Rennen sind kurz. Wenn du einen Fehler machst oder mit jemandem aneinandergerätst, dann ist dein Rennen vorbei. Es ist eine komische Denkweise und man muss lernen, dass man niemandem folgen sollte, denn wenn er es vermasselt, dann geht es dir genauso und zehn Motorräder werden dich überholen. Wenn du einen schlechten Start hast, dann gibt es oftmals kaum eine Chance irgendwo Zeit gutzumachen. Es ist eine dieser Sportarten, in denen, wenn du nur für eine Sekunde unaufmerksam bist, alles schiefgehen kann und wenn du in Führung liegst, dann kann es ein Fehler sein, wenn du versuchst, deine Geschwindigkeit zu kontrollieren. Ich bin wahrscheinlich einer der ältesten hier, aber ich bin mental stark und habe über die Jahre viel Erfahrung gesammelt. Ich fühle mich so gut wie nie zuvor, wenn nicht sogar besser.“

Du hast es weitestgehend geschafft verletzungsfrei zu bleiben, auch wenn du eine schwere Zeit mit deiner Hüfte hattest. Wie geht es dir jetzt?
„Ich hatte Probleme, aber ich war nie wirklich ernsthaft verletzt, als ich jung war. Von vier bis neun bin ich KTM gefahren und ich habe jede Meisterschaft gewonnen, die ich seit meinem fünften Lebensjahr gefahren bin. Alle zwei oder drei Wochen bin ich ein großes Rennen gefahren, ganz gleich ob Indoors, Outdoors oder Motocross. Ich hatte keine großen Verletzungen; ich denke das liegt daran, dass ich ein ziemlich sicherer Fahrer bin. Ich hatte diesen einen großen seltsamen Crash, aber zum Glück war ich nie jemand, der alle paar Wochen einen schweren Sturz hatte. Vielleicht hilft meine Größe und Stärke, ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich falle meist ziemlich gut. Bis 2011 war alles ok, aber dann bekam ich Probleme mit meiner Hüfte und es wurde immer schlimmer. Es war etwas, das auch viele Triathleten und Football-Spieler haben. Sie sagten mir, dass es daran liegt, dass ich so ein aktives Kind war, vor allem beim Radfahren, wodurch meine Hüften oval statt rund wuchsen. Ich unterzog mich einer Operation, wodurch die Saison 2011 gelaufen war, aber auch 2012 hatte ich Probleme. Obwohl ich mich gut fühlte, war meine Hüfte immer noch nicht in Ordnung. Letztes Jahr wurde es allmählich besser; es dauerte länger, als ich jemals gedacht hätte.“

„2012 gewann ich Weltmeisterschaftsrennen und die Britische Meisterschaft, aber ich war nicht auf dem Niveau, auf dem ich hätte sein sollen. 2013 fuhr ich gute Ergebnisse ein, aber dann erwischte ich in einem Rennen ein Schlagloch auf einer Verbindungsteppe, wodurch ich meine Saison frühzeitig beenden musste. Insgesamt denke ich aber, dass ich zu den Glücklicheren gehöre. Mit einigen der Motocrossfahrer fühle ich wirklich mit; sie verletzten sich, arbeiten sechs Monate daran, zurückzukommen, fahren ein Rennen und verletzten sich erneut. Glücklicherweise hatte ich eine gute Karriere und ich genieße es wieder.“

David Knight Great Britain 2012

David Knight Great Britain 2012

Hast du immer noch die Leidenschaft und Motivation so viele Rennen zu fahren wie früher? Viele Leute sprechen auch über deinen hitzigen Charakter …
„Ich hatte immer Spaß am Fahren. Wenn es gut läuft, bin ich die glücklichste Person auf der Welt, wenn es nicht so gut läuft, werde ich grantig, weil es meine Leidenschaft und mein Leben ist. Ich erhalte viel Kritik dafür, dass, wenn ich verärgert bin, meine Emotionen zeige, aber genau das möchte ich bei einem Fahrer sehen; viele sind heute wie Roboter. Es ist gut den Sponsoren zu danken, aber es ist auch wichtig, seine Emotionen zu zeigen. Viele Leute danken mir dafür, dass ich so bin, wie ich bin und das bedeutet mir eine Menge. Natürlich gibt es auch immer wieder Leute, denen meine Art nicht gefällt, aber ich möchte mir treu bleiben. Ich weiß, dass ich in der Hitze des Gefechts Dinge gesagt habe, die ich vielleicht besser nicht hätte sagen sollen, aber so bin ich und manchmal erntet man dafür auch Respekt.“

„Ich investiere viel in meinen Sport; viel von meinem Geld, meiner Zeit und viel Anstrengung. Ich bin lange Zeit von meinen Kindern getrennt, aber ich will immer noch fahren, trotzdem bin ich manchmal frustriert, wenn Dinge passieren, die mich zurückwerfen. Der Wettkampf ist hart und dieses Jahr lief es gut für mich, ich bin ein paar gute Rennen gefahren und hatte ein paar Momente mit Taddy Blazusiak (Sieger der diesjährigen SuperEnduro-WM), die nicht ganz so positiv waren. Aber er liebt den Rennsport und zu gewinnen genauso sehr wie ich und am Ende ist es eben ein harter Wettkampf. Es ist egal, ob du ein erfahrener Fahrer bist, der sich ein Motorrad kauft und um den zwanzigsten Platz fährt oder ob du um den ersten Platz in einem Weltmeisterschaftslauf fährst, es ist das Gleiche. Darum lieben wir diesen Sport.“

Wie funktioniert das Arbeiten mit der Unterstützung von KTM UK und deinem Fokus auf die britischen Titel?
„Sogar als ich ein Werksfahrer war, hatte ich immer eine Gruppe guter Freunde um mich. Anfangs war es Julian Stevens und dann Scotty in den USA und 2010 der Bruder von Jonty Edmunds. Ich weiß, dass ich Rennen auf- und abseits der Strecke gewinnen kann. Mein Vater und mein Bruder waren Mechaniker und wir arbeiteten an unseren eigenen Maschinen, als wir jünger waren. Ich war mein eigener Mechaniker, bevor ich ein professioneller Fahrer wurde und manchmal kann es ein Hindernis sein, denn ab und zu braucht man jemanden, der dir sagt, in welche Richtung du gehen sollst, aber grundsätzlich weiß ich, was ich zu tun habe. Jetzt arbeite ich mit Steve Plain und er kennt die Britische Meisterschaft in- und auswendig, er ist der beste Mechaniker und ein guter Freund. Wir verstehen uns gut und bei den Rennen kümmert er sich nur um mich. Man muss egoistisch sein und jemanden haben, der nur für einen selbst da ist. Er ist ein exzellenter Mechaniker und wenn ihm etwas auffällt, wird er mir sagen, ob ich etwas falsch oder wirklich gut mache. Man braucht dieses paar Extraaugen an der Strecke, der die Linien sieht und dich beraten kann. Ich trainiere zu Hause, mit einigen kurzen Aufenthalten in Spanien, aber ich habe drei Weltmeistertitel, vier US-Titel sowie 17 Titel in Großbritannien gewonnen und das nur durch fahren und trainieren zu Hause tagein tagaus.“

David Knight Fethiye (TUR) 2010

David Knight Fethiye (TUR) 2010

Du bist vor Kurzem zum zweiten Mal Vater geworden. Denkst du, deine Kinder werden in deine Fußstapfen treten?
„Ich hatte Glück, dass man mich als Kind nicht dazu gedrängt hat. Mein Vater war ein Trialfahrer und ziemlich entspannt. Er war so entspannt, dass wir fast betteln mussten, damit wir mit unseren Bikes fahren durften. Es hat funktioniert, wir waren immer dankbar dafür, dass wir mit unseren Motorrädern fahren konnten, aber manchmal war es auch einfach schön, sich mit Freunden zu treffen. Mit meiner TY80 bin ich pausenlos gefahren. Ich weiß nicht, wie es mit meinen Kindern sein wird. Ich sehe Letti (Andreas Lettenbichler) und Paul (Edmundson) mit ihren Söhnen und manchmal sind sie so frustriert, da sie genau wissen, was ihre Kinder besser machen müssten, aber sie lernen noch. Das ist anstrengend und wenn mein Nachwuchs Motorrad fahren will, dann hoffe ich, dass ich es entspannt sehen kann. Im Moment hassen sie noch den Lärm des Motorrads, ich glaube das war bei mir genauso, aber sie haben ein KTM Laufrad und sind davon wie besessen. Der Ältere sagt ‘Bike Bike’ und das ist irgendwie abgefahren. Wenn er Motorrad fahren will, kann er das tun, aber ich denke, ich werde versuchen, ihn mehr für den Radrennsport zu begeistern. Ich möchte ihn nicht zu irgendetwas drängen, aber hoffentlich kann ich ihm mehrere Alternativen bieten, ganz gleich, was sie tun wollen, ob Golf, Tennis oder Motorradrennen.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Übernimmst du vielleicht das Coaching für Nachwuchstalente?
„Ich arbeite bereits viel im Trainingsbereich. Viele Leute tun das, weil sich damit Geld verdienen lässt, weil sie es können oder es sich einfach so ergeben hat, aber ich genieße diese Aufgabe. Ich mag es, Menschen zu helfen und zu sehen, wie sie sich verbessern, vor allem arbeite ich gerne mit Kindern. Ich habe fast alle Altersstufen trainiert, aber die ganz Kleinen sind besonders lustig, da sie auf nichts hören, sie machen einfach, aber wenn sie erstmal zuhören, dann haben sie überhaupt keine Angst, wodurch sie viele Dinge sehr schnell lernen. Die 14-15-Jährigen denken, dass sie alles wissen, auch wenn es ein paar gibt, die zuhören, aber die Älteren sind am schwierigsten zu unterrichten, die über 40 Jahre schlechte Angewohnheiten gesammelt haben. Sie hören dir zu, aber es ist so schwer, ihre Angewohnheiten zu ändern und wenn sie es dann schaffen, gibt mir das ein gutes Gefühl. Sie sind seit 30 Jahren so gefahren und dann setzen sie etwas Neues so leicht um und können sich in kurzer Zeit weiterentwickeln. Ich genieße diese Aufgabe und werde versuchen, sie in der Zukunft noch ein bisschen weiter auszubauen!“

Fotos: Future7Media | www.ktmimages.com