Dennis Ullrich: „Die KTM ist ideal für mich“

Drei Titel im ADAC Motocross Masters – das hat bislang nur Dennis Ullrich geschafft. Und bei seinen WM-Starts fährt der KTM-Pilot immer wieder vorne mit. Ullrich, 23, lässt sich auch von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen.

Dennis Ullrich (GER) 2016

Dennis Ullrich (GER) 2016

Herr Ullrich, als Belohnung für Ihren dritten Masters-Titel gab´s vor einigen Wochen die Berufung zum Monster SMX Riders´ Cup auf Schalke. Und da waren nur die besten Crosser der Welt geladen. Eine Auszeichnung gewissermaßen.
„Na ja, man muss aber klar sagen, dass Youthstream, also der Veranstalter, nach der Absage von Max Nagl, der sich beim Motocross of Nations in Italien am Rücken verletzt hatte, einen Deutschen im Feld haben wollte – und da lag es nun mal nahe, mich auszuwählen.“

Wie lief´s auf Schalke?
„Weniger gut. Im ersten Lauf war ich gleich am Start in einen Sturz mit mehreren Piloten verwickelt, schlug mir den Ellenbogen an und musste aufgeben. Im zweiten Lauf erwiesen sich die Schmerzen im Ellenbogen als zu stark, ich hatte kaum ein Gefühl im Arm, wieder musste ich aufgeben. Erst im dritten Lauf habe ich dank der Schmerzmittel durchgehalten und schaffte dann immerhin einen 13. Platz.“

Ist der Ellenbogen mittlerweile verheilt?
„Ja, alles okay soweit.“

Roger de Coster (BEL), Ryan Dungey (USA), Marvin Musquin (FRA). Jeffrey Herlings (NED), Jorge Prado (ESP) & Dennis Ullrich (GER) SMX Riders´Cup Gelsenkirchen (GER) 2016

Roger de Coster (BEL), Ryan Dungey (USA), Marvin Musquin (FRA), Jeffrey Herlings (NED), Jorge Prado (ESP) & Dennis Ullrich (GER) SMX Riders´Cup Gelsenkirchen (GER) 2016

Es war eine starke Saison von Ihnen im ADAC Masters. Wieder Gesamtsieger und in zwölf Rennen achtmal in den Top 3, davon vier Mal als Sieger. Der Wechsel zurück zu KTM scheint sich bezahlt gemacht zu haben.
„Die KTM passt einfach prima zu meinem Fahrstil. Ich bin einer, der eher einen ruhigen und runden Fahrstil hat. Dafür ist der Stahlrohrrahmen der KTM, der etwas flext und nicht ganz so direkt ist, ideal.“

Zu Ihrem Fahrstil gehört auch, dass Sie – im Gegensatz zu manch anderem Piloten – hohe Drehzahlen meiden.
„Stimmt. Und auch da ist die KTM ideal. Denn der KTM-Motor zieht von unten heraus sehr gleichmäßig hoch. Das passt für einen Piloten wie mich, der mit vergleichsweise niedrigeren Drehzahlen fährt.“

Die Rückkehr zu KTM und zu Ihrem alten Team Sarholz vor dieser Saison hat sich also bezahlt gemacht?
„Absolut. Sarholz ist für mich wie eine Familie. Mit Burkhard Sarholz verstehe ich mich sehr gut, er lässt mir viele Freiheiten. 2016 hat einfach alles gepasst: Das Bike war top, das Team war top und auch ich war mental wieder in einer besseren Verfassung als im Vorjahr.“

KTM 450 SX-F

KTM 450 SX-F 2016

Damals, Anfang 2015, starb Ihr langjähriger Trainer und Mentor Thomas Kneip. Das hat sie zurückgeworfen, die Saison lief dann auch nicht nach Wunsch.
„Das war eine sehr schwere Zeit für mich. Thomas und ich haben so viele Jahre zusammengearbeitet. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen, er stand immer hinter mir – auch wenn es mal nicht so gut lief. Plötzlich aber war ich auf mich alleine gestellt. Da hat sicherlich seinen Teil zu der nicht optimalen 2015er Saison beigetragen.“

Das Tief ist überwunden, 2016 lief es bestens.
„Aber der Winter 15/16 war schwierig, keine Frage. Nie habe ich härter an mir gearbeitet. Manche Leute hatten mich schon abgeschrieben, und denen wollte ich es zeigen.“

Was Ihnen mit dem Masters-Titelgewinn gelungen ist. Auch bei einem Ihrer sporadischen Auftritte in der MXGP gelang Ihnen 2016 ein Spitzenresultat: Platz 6 im zweiten Lauf des Frankreich-Grand Prix.
„Ja, das war ganz gut. Aber vor zwei Jahren kam ich beim tschechischen Grand Prix sogar mal auf Platz 4.“

Keine Lust auf eine komplette WM-Saison?
„Die Gefahr ist groß, dass man sich den Hintern aufreißt – und am Ende kriegst du kaum etwas zurück. Man muss sich schon fragen, ob sich eine WM-Saison lohnt, sowohl sportlich als auch finanziell. Alleine an Reisekosten müsste ich für eine WM-Saison 80.000 Euro kalkulieren: Flüge, Hotels und so weiter. Und dann kämen noch die ganzen Kosten für das Team und das Motorrad dazu. Es ist schwierig, so etwas zu stemmen.“

Also auch 2017 wieder eine Saison im ADAC Masters, garniert mit sporadischen WM-Starts?
„Sieht danach aus, ja. Auch wenn ich mit Sarholz noch ein Gespräch führen muss.“

Dennis Ullrich KTM 450 SX-F 2016

Dennis Ullrich KTM 450 SX-F Gaildorf (GER) 2016

Eine Fachzeitschrift schrieb unlängst, Sie seien ein angenehm unspektakulärer Typ in einem spektakulären Sport. Trifft diese Beschreibung den Menschen Dennis Ullrich?
„Hm, vielleicht. Ich ziehe mich am Rennplatz halt gerne zurück. Auch auf Facebook oder Instagram übertreibe ich es nicht. Ich möchte keinen belanglosen Unsinn erzählen und mich nicht unnötig in den Mittelpunkt stellen.“

Unspektakulär auch auf der Piste? Sie erwähnten vorhin bereits Ihren eher ruhigen und runden Fahrstil.
„Ich gehe kaum übers Limit. Seit meinem fünften Lebensjahr fahre ich Motocross-Rennen, also seit 18 Jahren. Nur einmal habe ich mir in all der Zeit ernsthaft weh getan. Das war ein Armbruch. Und auch der liegt bereits, lassen Sie mich rechnen … zwölf Jahre zurück.“

Für einen Motocross-Piloten eine beeindruckend dürftige Verletzungsbilanz. Dazu hat sicherlich auch Ihre exzellente Physis beigetragen.
„Na ja, ich bin keiner, der im Fitnessstudio endlos Gewichte stemmt. Denn ich soll ja nicht den Lenker verbiegen, sondern eine Renndistanz über 40 Minuten durchstehen. Da wären zu viele und zu große Muskeln eher ein Nachteil. Aber ja, ich denke, dass ich ganz gut in Form bin.“

Lassen Sie uns eine Prognose wagen: Sie werden auch im nächsten Jahr den Masters-Titel gewinnen, dann Ihren vierten – und natürlich wieder in Holzgerlingen.
„Gerne! (lacht). Denn jeden meiner bisherigen drei Masters-Titel habe ich beim Rennen in Holzgerlingen eingefahren.“

Was insofern passt, da Sie beim Holzgerlinger Verein auch Mitglied sind.
„Genau. Da feiert man dann besonders gerne.“

Dennis Ullrich Holzgerlingen (GER) 2016

Dennis Ullrich Holzgerlingen (GER) 2016

Fotos: Steve Bauerschmidt