Der ultimative Sieger: Interview mit Scott Myers

Fünf Tage, nachdem er sich in der marokkanischen Wüste gegen 11 weitere Rennfahrer auf KTM 790 ADVENTURE R-Motorrädern durchgesetzt hatte, fragten wir Scott Myers nach sieben wichtigen Momenten auf seinem Weg zum ersten KTM ULTIMATE RACE-Champion.

Die Geschichte von Scott Myers ist mehr als erzählenswert und reicht von seinen allerersten Offroad-Fahrversuchen mit einer ‚großen‘ Adventure-Maschine bis zum Sieg eines Rennens mit fünf Sonderprüfungen im Sand von Afrika. Der 50-jährige Amerikaner ist ein Motocross-, Supercross- und Baja-Veteran (in letzterer Disziplin hat er ganze 21 Rennen bestritten!) und nahm die Einladung von KTM-Botschafter Quinn Cody an, am Qualifying für das KTM ULTIMATE RACE teilzunehmen.

Scott Myers (USA) KTM 790 ADVENTURE R KTM ULTIMATE RACE 2019 © Marcin Kin

Scott gab dem Online-Magazin Upshift ein ausführliches Interview und mit deren Erlaubnis fassen wir hier die sieben wichtigsten Schritte zusammen, die den Amerikaner zu seinem einzigartigen Triumph beim KTM ULTIMATE RACE geführt haben.

1) Rennerfahrung
„Mein Vater fuhr in den 1960ern und 1970ern professionell Rennen. Ich fing mit drei Jahren an, Motorräder zu fahren, und kam mit fünf oder sechs zum Rennsport. Meine Karriere führte mich zum Motocross und Supercross, ich war aber sicher kein Athlet vom Schlage eines Ricky Carmichael. Ich fuhr im goldenen Zeitalter; in den 70ern, 80ern und 90ern. Zu meinem Glück fuhr ich in einer Zeit, in der man vom Rennfahren noch ganz gut leben konnte. Ich hatte eine großartige Karriere und wechselte dann in den Baja-Sport. In dieser Disziplin fahre ich jetzt schon seit über 20 Jahren und konnte da unten viele Meisterschaften für mich entscheiden. So lernte ich Quinn Cody kennen.“

Scott Myers (USA) KTM 790 ADVENTURE R KTM ULTIMATE RACE 2019 © Marcin Kin

2) Keinerlei Erfahrung mit Adventure-Bikes
„Quinn hat mich auch dazu gebracht, beim Qualifying für das KTM ULTIMATE RACE in Park City teilzunehmen. Ich war noch nie zuvor mit einem Adventure-Motorrad gefahren. Ich besitze eine KTM 950 SUPER ENDURO, war damit aber noch nie im Gelände unterwegs gewesen. Quinn fragte mich, ob ich am Qualifying für das KTM ULTIMATE RACE teilnehmen wollte, und ich kreuzte einfach dort auf. Ich hatte dieses Motorrad vorher noch nie im Gelände bewegt und stellte mich damit an der Startlinie der Sonderprüfung in Park City auf. Ich startete mit einem 8-Gallonen-Tank und vollgepackten Satteltaschen. Die anderen Teilnehmer lachten und meinten, dass ich wenigstens die Satteltaschen im Hotel hätte lassen sollen. Ich fuhr die Sonderprüfung und gewann. So machte ich den Sprung in die Adventure-Bike-Szene.“

Scott Myers (USA) & Quinn Cody (USA) KTM 790 ADVENTURE R KTM ULTIMATE RACE 2019 © Marcin Kin

3) Es wird ernst …
„Bevor ich nach Marokko aufbrach, versuchte ich, meine Ernährung umzustellen und ein paar Pfund zu verlieren. Ich verbrachte viel Zeit auf meinem Bike und fuhr jedes Wochenende mit meinem Sohn. Zwischen meiner Familie, meinem Vollzeit-Job und allem anderen hatte ich für weiteres Training keine Zeit. Anfangs machte ich mir um die GPS-Navigation Sorgen. Beim Rallyfahren folgst du deinem Roadbook und wenn du an einer Kehre angelangt bist, musst du es checken und dich vergewissern, dass dein Kilometerzähler mit dem Roadbook übereinstimmt. Wenn du auf dem richtigen Kurs bist, gibst du wieder Gas und fährst weiter.“

Scott Myers (USA) KTM 790 ADVENTURE R KTM ULTIMATE RACE 2019 © Marcin Kin

4) Sorgen vor dem Rennen
„Ich hatte noch nie in meinem Leben navigiert und hatte keine Ahnung, wie das geht. In Marokko traten einige Fahrer an, die noch nie ein Roadbook zu Gesicht bekommen hatten, und wieder andere, die mehr Erfahrung hatten. Es stellte sich als weniger schwierig heraus, als ich gedacht hatte. Ich liebe die Idee hinter dem Navigieren. Im Offroad-Rennsport geht es zwar nicht um diese Art von Navigation, du musst das Gelände um dich herum aber trotzdem kennen. Mir ging das immer recht natürlich von der Hand. In diesem Rennen war das Navigieren aber schon schwierig. Ich brauchte ein paar Tage, um mich daran zu gewöhnen, wurde aber von Tag zu Tag besser. Quinn half mir viel dabei und auch Marc Coma war jeden Tag vor Ort. Es war großartig, mit dem vielleicht weltweit besten Navigator am selben Tisch zu sitzen und seinen Tipps zu lauschen.“

Scott Myers (USA) & Marc Coma (ESP) KTM ULTIMATE RACE 2019 © Marcin Kin

5) Im Herzen der marokkanischen Wüste
„Marokko war umwerfend. Ich hatte noch nie zuvor so viele Dünen gesehen. Die steinigen Straßen, die technischen Abschnitte und die schnellen Sektionen: Alles kam meinem Stil zugute. Ich war aber noch nie zuvor mit einem solch großen Bike in den Dünen unterwegs gewesen. Die Kameradschaft unter den Fahrern war großartig. Am Ende des Tages gab es kein Konkurrenzdenken mehr. Mein Kumpel Kevin, ein Farmer aus Neuseeland, war wohl der ehrgeizigste Fahrer im Feld. Insgesamt war es aber eine umwerfende Erfahrung. Ich hätte mir keine bessere Truppe wünschen können. Alle trugen während des gesamten Rennens ein Lächeln im Gesicht.“

Competitors & KTM 790 ADVENTURE R KTM ULTIMATE RACE 2019 © Marcin Kin

6) Die KTM 790 ADVENTURE R
„Die KTM 790 ADVENTURE R war fantastisch. Für ein Adventure-Bike hat sie ein extrem gutes Handling. Ich war hin und weg. Gleichzeitig hatte ich aber auch zu kämpfen, denn der Sand in Marokko ist stellenweise so weich, dass dein Bike sich gleich eingräbt. Mit dem Gas alleine kommst du nicht mehr heraus und ich konnte auch keinen Schwung nehmen. Wieder herauszukommen, dauerte mehrere Minuten. Mit diesem Adventure-Motorrad für die Neuzeit hat KTM eine Nische gefunden. Es ist mit allem ausgerüstet, was du brauchst: ABS, Traktionskontrolle und so weiter – ein modernes Adventure-Bike, das auch im Gelände eine gute Figur macht. Es hat eine gute Federung fürs Gelände, ist offensichtlich leichter als die hubraumstärkeren Bikes, fühlt sich gut an und hat einen hohen Kotflügel, wie ein echtes Gelände-Motorrad. Für Kunden, die in diese Szene einsteigen wollen, gibt es eigentlich keine andere Wahl als die KTM 790 ADVENTURE R.“

Scott Myers (USA) KTM 790 ADVENTURE R KTM ULTIMATE RACE 2019 © Marcin Kin

7) Um ein Haar wäre alles vorbei gewesen
„Während des Rennens hielt ich oft die Luft an – so beeindruckt war ich von diesem großartigen Land. Ich hatte aber auch mit mentalem und körperlichem Stress zu kämpfen und schmiss die ganze Sache um ein Haar hin. Nach einer völlig problemlosen Woche ging ich mit einem 33-minütigen Vorsprung in die letzte Prüfung, kam aber vier oder fünf Kilometer vor dem Ziel zu Sturz. Ich fuhr eine Düne hinauf, schaffte es aber nicht ganz, sie zu überqueren. Beim zweiten Mal fuhr ich auf ein Stück Kamelgras und überschlug mich. Es dauerte ein paar Minuten bis ich wieder im Sattel saß. Ab diesem Zeitpunkt fuhr ich gemächlich bis ins Ziel. Was mir danach durch den Kopf ging, ist einfach unbeschreiblich. Quinn war auch da und schimpfte mich dafür aus, dass ich die ganze Sache beinahe vermasselt hatte. Letztendlich habe ich es aber doch geschafft. Ich bin KTM für alles unendlich dankbar. Ich werde bei ein paar Qualifying-Rennen für das KTM ULTIMATE RACE vor Ort sein und freue mich, ein Teil davon zu sein.”

Das gesamte Interview wurde in Ausgabe 33 von Upshift veröffentlicht.

Fotos: Marcin Kin
Video: KTM