Design auf der Rennstrecke

Wie KISKA das Leben einfacher macht, wenn das Startgatter fällt.

Wann hast du dir das letzte Mal ein Offroad-Bike im Detail und aus der Nähe angeschaut? Im Vergleich zu anderen Motorrädern auf dem Markt, ist eine typische SX doch eher rudimentär: Räder, Chassis, Federung, Motor, Kunststoffteile, Sitz und Lenker. Es mag ein paar Tricks geben, die für das bloße Auge unsichtbar sind, aber eher selten lotet ein Motocrosser die Grenzen der Design-Möglichkeiten aus. Oder etwa doch?

Craig Dent 2015

Craig Dent 2015

Die österreichische Design-Firma KISKA mit Sitz in Salzburg ist tief verwurzelt in das Design und die Entwicklung der KTM DNS. Zahlreiche kreative und vorausdenkende Köpfe designen die orangen Modelle, die am Ende von den Produktionslinien in Mattighofen und Indien rollen. Der Brite Craig Dent leitet das Team, das ständig auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten ist. Der 33-Jährige war die treibende Design-Kraft hinter der 1290 SUPER DUKE R und den 2016er SX-Modellen sowie einigen anderen Entwicklungen (z.B. die reduzierten Kunststoffteile), auf die der deutschsprechende Visionär mehr als stolz ist. „Warum wird KISKA in das Design der Rennmotorräder involviert? Der einzige Grund ist, dass wir anders denken als ein Ingenieur“, erklärt Dent. „Motocross inspiriert mich, denn im Rennsport geht es nur um Funktion. Das Motorrad ist eine Art ‘Werkzeug’.“

An den 2016er SX-Modellen kann man zwei Details entdecken, bei denen der Einfluss der KISKA-Designer deutlich spürbar ist und entscheidende Vorteile gebracht haben. „Ein gutes Beispiel ist das vordere Schutzblech“, sagt Dent. „Wir hatten eine Idee und haben versucht, sie Realität werden zu lassen. In den 1960/70er Jahren füllte sich das Schutzblech gerne mal mit Schlamm und begann durch das Gewicht zu wackeln, was wiederum das Fahrverhalten negativ beeinflusst hat. Wenn du mehrere Kilo Schlamm mitträgst, bremst dich das. In den 1990/00er Jahren hat KTM das Schutzblech modifiziert, trotzdem wurde das Handling immer noch beeinflusst.“

„Dann hatten wir die Idee, eine geschwungene X-Strebe anzubringen, wodurch wir das beste, leichteste und effektivste Motocross-Schutzblech der Welt entwickelt haben, das bis ins 2015er Modelljahr verwendet wurde. Außer der Schlamm flog direkt in den oberen Teil des ‘X’, dann hatten wir fast die gleichen Probleme wie zu Beginn. Wir haben die Motorräder gewaschen und es klebte immer noch Schlamm unter dem Schutzblech! Deshalb haben wir uns das Schutzblech letztes Jahr noch einmal angeschaut. Es ist zwar super kompliziert herzustellen, aber jetzt hat das Schutzblech eine weite, flache ‘T’-Form und ist leichter, steifer und sauberer. Hier geht es um Design – nicht um Stil – und das lustige ist, dass es gut aussieht … und du weißt, es funktioniert.“

KTM 350 SX-F MY16

KTM 350 SX-F MY16

Schaut man an den SX-Bikes weiter nach oben, entdeckt man ein weiteres interessantes Feature. Auch hier ging es vor allem um die Lösung eines Problems. „Eine Nummerntafel: Was Langweiligeres gibt es wohl nicht, oder? Es ist nur eine Maske, richtig? Es ist eigentlich nur ein flaches Stück Plastik und bis letztes Jahr hatte es ein hervorstehendes Stück und eine Schraube, um den vorderen Bremsschlauch zu befestigen … insgesamt also drei Teile. Am Anfang des Rennens sah die Tafel noch gut aus, aber gegen Ende des Rennens hatte der Schlauch so oft über die Nummer gerieben, dass davon nicht mehr viel zu sehen war.“

Zunächst auf einem Stück Zeichenpapier, erhielten die SX-Modelle ein neues, praktisches ‘Gesicht’, das sich deutlich von den vorherigen unterscheidet. „Ich glaube, KTM sagte „wir haben eine Nummerntafel, könnt ihr einfach ein nettes, neues Design entwerfen?“ Klar konnten und wollten wir, aber zur gleichen Zeit begann der Designer des Motorrads mit dem Form zu spielen und das Plastik zu biegen“, erinnert sich Dent. „Wir haben die neue Halterung zunächst als Pappmodell entworfen, das dann direkt als Prototyp für die neuen 2016er Modelle verwendet wurde. Jetzt besteht die Frontmaske aus einem Stück, das den Schlauch ohne Schrauben hält und die Nummerntafel sieht auch in der letzten Runde noch genauso neu aus wie nach dem Start.“ „Es sieht unglaublich aus und funktioniert und das ist genau das, was Design ist. Das sollte unsere Herangehensweise bei jedem Teil sein, das wir designen.“

KTM 350 SX-F MY16

KTM 350 SX-F MY16

Es ist zu einfach, ein Offroad-Motorrad einfach als Komposition verschiedener Teile zu bezeichnen. Wenn man genauer hinschaut, dann findet man immer einen Aspekt, der überrascht und einem cleveren Kopf in einem Studio in Salzburg entsprungen ist.

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RADICALLY NEW!

Fotos: Heiko Mandl | KTMimages.com