Down Under: Der KTM X-BOW in Australien

16.000 Kilometer liegen zwischen Graz und Sydney, zwischen dem Standort der KTM X-BOW-Manufaktur und der Niederlassung des australischen Importeurs „Simply Sports Cars“, der die straßenzugelassene Variante des österreichischen Supersportwagen seit Beginn des Jahres 2017 offiziell nach Australien importiert. Just zu diesem Zeitpunkt hätte das australische Rennsport-Team „M-Motorsport“ beinahe das prestigeträchtige, legendäre 12-Stunden-Rennen von Bathurst gewonnen – natürlich mit einem KTM X-BOW GT4.

KTM X-BOW RR

Bis der erste KTM X-BOW australischen Boden unter den Rädern hatte, verging viel Zeit, sehr viel Zeit. Beinahe acht Jahre dauerte der Kampf mit den australischen Behörden, bis sich auch dort die Ansicht durchgesetzt hatte, dass ein Fahrzeug mit europäischer Kleinserien-Homologation durchaus für den Markt „Down Under“ geeignet ist – zumal die straßenzugelassenen Varianten des KTM X-BOW ja samt und sonders als Rechtslenker verfügbar sind.

Einen großen Anteil am letztendlich erfolgreichen Versuch, das einzigartige Fahrgefühl des KTM X-BOW auch für australische Sportwagenfans erlebbar zu machen, hatte der nunmehrige Importeur „Simply Sports Cars“ mit Lee Knappet an der Spitze. Der Engländer, der wie viele seiner Landsleute geschäftlich nach Australien ausgewandert war, hatte sich über Jahre als Lotus-Händler verdient gemacht, bis er schließlich den Generalimport für die englische Traditionsmarke übernahm. Zu dieser Zeit war Knappet längst „fremdgegangen“ – mit dem KTM X-BOW! „Ich war von Beginn an überzeugt, dass unsere australische Kundschaft den X-BOW lieben würde,“ so Knappet, der dann viel Geld, aber noch mehr Zeit investierte, um gemeinsam mit den Technikern der KTM Sportcar GmbH die Homologation in Australien zu realisieren. „Es war ein harter Kampf, man muss es genauso bezeichnen, es war wirklich ein Kampf. Jedes Mal wenn wir dachten, wir hätten alle Bedingungen erfüllt und alle Nachweise erbracht, kam ein neues Problem, eine neue Forderung daher. Dass wir es am Ende doch geschafft haben, war nur durch die gute Zusammenarbeit meiner Mannschaft mit den Jungs von KTM möglich.“

Im Februar 2017 war es schließlich soweit: Die ersten KTM X-BOW-Modelle landeten in Australien. Lange dauerte es danach nicht, bis diese ihre Käufer fanden: „Wir hatten das erste Auto noch gar nicht von den Transportschutzfolien befreit, da war es auch schon verkauft,“ erzählt Knappet mit einem Schmunzeln, der das Geschäft mit dem österreichischen Supersportwagen seit diesem Zeitpunkt behutsam aber kontinuierlich weiterentwickelt. „Wir haben bereits zwei unserer Vertriebspartner – unter anderem in Melbourne – an Bord, und das Interesse steigt. Am Überzeugendsten ist es, wenn wir mit den Fahrzeugen an den hier in Australien zahlreichen Track-Days teilnehmen. Mit Semi-Slicks und einem guten Fahrer am Steuer hat man in der Regel keine Gegner. Die Leistungsfähigkeit überzeugt, sogar dann, wenn die Leute zu Beginn noch skeptisch sind.“ Zehn bis 15 Neufahrzeuge pro Jahr sind das erklärte Ziel von Knappet und dem „Simply Sports Cars“-Team, das im ersten Jahr bereits beinahe erfüllt wurde. Kein Wunder, schließlich sind die Australier ein äußerst sportwagenbegeistertes Volk, wovon ihre unerschütterliche Liebe zu den V8-Ballermännern vom Schlage eines Holden Commodore oder Ford Falcon eindrucksvoll zeugt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Lee Knappet nur von einem einzigen Problem der Australier im Umgang mit dem KTM X-BOW zu berichten weiß: „Die Leute sind anfangs etwas skeptisch, wenn sie vom nur zwei Liter großen 4-Zylinder-Motor im KTM X-BOW hören.“ Allerdings ist das relativ: „Spätestens nach der ersten Testfahrt sind die Bedenken in 99 Prozent der Fälle zerstreut …”

KTM X-BOW R © La Lente Photography

Bedenken ganz anderer Art hatten die Organisatoren des prestigeträchtigen 12-Stunden-Rennens von Bathurst just zu jener Zeit, als die ersten KTM X-BOWs bei „Simply Sports Cars“ abgeladen wurden. Beim Traditions-Event am „Mount Panorama“, der legendärsten australischen Rennstrecke, tauchte mit M-Motorsport im Februar 2017 nämlich das erste KTM X-BOW GT4-Rennteam auf, um in der GT4-Wertung des Langstreckenrennens zu reüssieren. Zusatzgewicht, eingeschränktes Tankvolumen, Fahrhöhe – an allen Stellschrauben wurde gedreht, um den KTM-Sportwagen einzubremsen. Lange Zeit sah es dennoch so aus, als könnte die vierköpfige Besatzung bestehend aus KTM-Werksfahrer Reinhard Kofler, Reiter Engineering-Werksfahrer Tomas Enge sowie den Australiern Glen Wood und Justin McMillan, letzterer Fahrer und Teamchef in Personalunion, trotzdem gewinnen. Nach überlegener Pole Position im Training hatte man im Rennen bereits zwei Runden Vorsprung, als rund zwei Stunden vor der Zieldurchfahrt am Diffusor angesammeltes Gras Feuer fing und eine Bremsleitung zum Schmelzen brachte. Trotz dem äußerst unglücklichen Ende hatte die bis dahin sensationelle Performance die Leistungsfähigkeit des KTM X-BOW GT4 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und die endgültige Ankunft des österreichischen Supersportwagens auf dem fünften Kontinent untermauert.

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Fotos: La Lente Photography | KTM Sportcar GmbH