Supercross-Tricks: Dungey tischt auf

Nur noch ein paar Wochen, dann geht es mit der 2013er AMA Supercross Championship in Amerika wieder rund im Karton. Vielleicht nicht der schlechteste Zeitpunkt, um Red Bull KTM-Star Ryan Dungey, der gerade 23 Jahre alt geworden ist, ein paar Fragen zu dieser spektakulären aber auch fahrtechnisch anspruchsvollen Serie zu stellen. Supercross ist live wie am TV ein absoluter Hit, die Fahrer zählen zu den Besten der MX-Szene weltweit. 

Zunächst einmal generell: »Supercross ist vor allem fahrtechnisch anders und erfordert eine Menge Training. Neueinsteigern kann ich nur raten, es bedächtig angehen zu lassen. Take it slow. Nichts erzwingen. Es ist zwar normal, motiviert zur Sache gehen zu wollen. Aber volle Attacke ist kein gutes Rezept. Es ist zielführender, einen Tick umsichtiger zu Werke zu gehen. Im Supercross gilt: Es langsamer angehen lassen, um am Ende die schnelleren Rundenzeiten zu erzielen. Das klingt vielleicht komisch, ist aber so. Ungeduldig  sein und zu viel zu schnell erreichen zu wollen, dieser Schuss geht im Supercross nach hinten los. Also: Mit gedämpfter Aggressivität agieren, anstatt das Bike zu «überfahren«, lieber mit notwendigem Überblick eine Sektion nach der anderen absolvieren.

Zur Fahrzeugkontrolle: »Nicht groß rumfaxen, sondern immer eins mit dem Bike bleiben. Ein stimmig ausgewogenes Setup funktioniert am besten, weil es ohnehin meist hektisch zugeht. Eine gute Balance und eine perfekte Fahrzeugkontrolle sind vorteilhaft, wenn es gilt, eine Streckensektion nach der anderen optimal zu inhalieren.«

Zum Start: »Der Start ist extrem wichtig, weil es die mit Abstand beste Gelegenheit ist, allen gleich vorzufahren. Gelingt dies, fällt alles Weitere leichter und erfordert weniger Anstrengung. Die nervliche Anspannung beim Supercross schlägt alles. Die Pulsrate schnellt locker auf 170 heartbeats pro Minute hoch. Vom Fallen des Startgatters bis zur Zielflage vergehen lediglich 17 bis 25 Minuten. In dieser Zeitspanne gilt es Alles zu geben. Sonst braucht man an´s Siegen keinen Gedanken verschwenden. Beim Motocross dauern die Läufe zweimal 35 Minuten. Natürlich ist das auch kompakt und intensiv, trotzdem spielt Ausdauer eine größere Rolle. Beim Motocross fährt man so lange wie möglich so schnell wie möglich. Beim Supercross geht es spürbar härter und schärfer zu, die Performance gleicht einer einzigen Eruption.«

Was sich im Kopf abspielt: »Mentale Stärke ist wichtig. Was sich im Kopf abspielt, ist von entscheidender Bedeutung. Eigentlich auch logisch. Wenn man punkto Training und Fitness alles, was möglich ist, korrekt abgearbeitet hat und die Strecke beherrscht, bleibt neben der Technik nur noch die eigene Willensstärke und vielleicht die Taktik über, die am Ende ausschlaggebend sind. Auf jeden Fall muss man ständig an sich arbeiten und viele Eventualitäten im Kopf durchspielen. Wie reagiere ich in dieser und jener Situation? Welche Möglichkeiten bleiben mir, was macht am meisten Sinn. Willenskraft ist eine Eigenschaft, die man sich zu Nutze machen kann. Jeder auf seine Art und Weise. Die Strecke im Kopf abzufahren ist etwas, das für mich wichtig ist und bei der Konzentration hilft. Das kann bereits eine Woche vor einem Rennen sein, oder kurz bevor ich in die Startaufstellung rolle. Linienführung, Sprünge, die erste Kurve. Alles ist wichtig, wenn man sich eine Strategie für das Rennen oder Pläne für bestimmte Manöver ausdenkt.«

Wenn alles zusammen kommt: »Irgendwann erreicht man jenen Punkt, an dem alles zusammen passt. Dann erst sind Erfolge zum Greifen nach. Das passiert nicht von Heute auf Morgen. Das muss man sich erarbeiten; alles, aber auch jede Kleinigkeit muss passen. Für mich kam dieser Zeitpunkt Ende 2008. Meine Zuversicht erreichte eine neue Dimension. Wenn man an sich selbst glaubt, fällt es  leichter, Siege in die Tat umzusetzen. Es hing bei mir wohl damit zusammen, dass ich alle bisherigen Erfahrungen mit neu entdeckter mentaler Stärke unter einen Hut brachte und so mit mehr Selbstvertrauen in die Rennen startete. Ich spürte, dass ich das Zeug dazu habe, in diesem Sport etwas zu erreichen. Supercross ist eine extrem anspruchsvolle Offroad-Sportart. Das Leben als Aktiver ist wirklich extrem. Man muss aufpassen, dass man nicht herum geschubst wird und unter die Räder kommt. Leistung und gute Resultate sorgen für Druck, permanent; natürlich kommen dabei auch immer wieder Selbstzweifel mit ins Spiel. Wie man damit umgeht und auch damit zurecht kommt, ist Teil dieses Jobs und gehört mit zum Spiel, wenn man erfolgreich sein will.«