FREERIDE E-XTREME

Anfang des Jahres schrieb die elektrisch-betriebene FREERIDE E-Modellreihe Geschichte, als der britische KTM-Händler Triple D Motosport Ltd. zum allerersten Mal mit einer Elektro-KTM an einem Extreme Enduro-Event teilnahm.

Schauplatz dieses denkwürdigen Ereignisses war das erste Rennen der British Extreme Enduro Championship am 10. Januar im Parkwood Offroad Center. Der 50-jährige Triple D-Inhaber (auch bekannt als der Boss) Neil Crayston, ein überzeugter Befürworter der elektrischen FREERIDE E, entschied, die E-XC-Version des batteriebetriebenen Bikes in der hartumkämpften Veteranen-Klasse an den Start zu bringen.

Neil Crayston (GBR) KTM FREERIDE E-XC Parkwood Offroad Center

Neil Crayston (GBR) KTM FREERIDE E-XC Parkwood Offroad Center

Das Rennen im Parkwood Offroad Center ist eines spektakulärsten Extreme Enduro-Events in Großbritannien und bietet spannenden Rennsport, da es die Fahrer und ihre Maschinen an ihre Grenzen bringt. Auf ihrem Weg ins Ziel müssen die Fahrer verschiedenste Hindernisse meistern: Felsen, Baumstämme, steile Anstiege, Bäche … und manchmal kommt auch alles zusammen, was aufregenden Rennsport verspricht. Hinzu kamen die nassen, matschigen und kalten Bedingungen, weshalb das Rennen den Namen ‘Extreme’ mehr als verdient hatte.

David Knight, KTM-Fahrer und mehrfacher Weltmeister und britischer Meister im Enduro-Sport, betonte nach seinem Sieg die besondere Schwierigkeit der Strecke: „Manche Leute behaupten, dieses Rennen sei nicht extrem. Ich kann euch sagen: Das war wahrscheinlich die härteste Strecke, die ich in den letzten Jahren gefahren bin. Die Bedingungen auf der Strecke haben sich mit jeder Runde verändert und es gab absolut keine Möglichkeit, sich kurz auszuruhen.“

Und wenn der Knighter sagt es war schwierig, dann war es SCHWIERIG. Aber zurück zu Neil …

Bei einem bereits so großen Angebot an wettbewerbstauglichen 2- und 4-Takt KTM Enduro-Bikes (die SIX DAYS-Modelle nicht zu vergessen), waren die eher sanfteren und auf Spaß ausgelegten elektrisch und benzinbetriebenen FREERIDE-Modelle eigentlich nie auf den Wettbewerbseinsatz ausgelegt. Aber im Motorsport reizt es Fahrer immer wieder, mit etwas zu fahren, das eigentlich für einen anderen Zweck gedacht war.

„Das großartige an der FREERIDE E ist, dass sie so schmal ist“, erzählt Neil. „Fiese, tiefe, lange Spurrillen sind ein kleineres Problem. Die Bodenfreiheit ist super und es gibt keine Schaltung, an der man hängen bleiben könnte. Und man kann das Bike nicht abwürgen! Es fehlt ein bisschen an Radstand und die sanfter abgestimmte Federung gefällt mir besser. Ich bin früher Trials gefahren, deshalb habe ich die Position der Fußrasten um ein paar Zentimeter verändert, um ein bisschen mehr Beinfreiheit zu gewinnen und habe mehr Gewicht nach hinten verlagert, was bei der Traktion von Vorteil ist.“

Neil Crayston (GBR) KTM FREERIDE E-XC Parkwood Offroad Center

Neil Crayston (GBR) KTM FREERIDE E-XC Parkwood Offroad Center

Außer den genannten Änderungen und der Montage eines Golfen Tyre-Hinterradreifens, der perfekt mit den schlammigen Bedingungen zurechtkommt und verhindert, dass wertvolle Leistung verloren geht, haben Neil und sein Team nichts an der FREERIDE E-XC verändert. Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass sie vorne einen Michelin-Enduro-Reifen montierten.

Die Batterien schnell wieder aufzuladen war mitten im Nirgendwo keine Option, zumindest nicht ohne ein sehr langes Verlängerungskabel und einen schweren Generator. Not macht erfinderisch, daher entdeckten Neil und sein Team, dass ein transportierbarer 2,6kVA Motorhome-Generator eine entladene Batterie innerhalb von einer Stunde komplett füllen kann. Am Ende reichten die insgesamt fünf Ersatzbatterien aber ohne Nachladen aus, um das Rennen zu überstehen.

Neil erlebte (wortwörtlich) einen ruhigen Start und beendete das zweistündige Event nach einem unglaublichen Finish auf Platz 27 von insgesamt 119 Fahrern, unterstützt von seiner engagierten Boxenmannschaft bestehend aus den Mechanikern Ben Sayer und Sam Winterburn mitsamt Ehefrau Maria.

Das Rennen mit einem 2-Takter zu fahren, hätte wahrscheinlich einen Boxenstopp bedeutet, während viele der 4-Takter das 2-Stunden-Rennen komplett ohne Stopp absolvierten. Neil wählte eine andere Taktik und kam am Ende jeder Runde in die Box, um die schnell und einfach zu wechselnde Batterie zu tauschen, was insgesamt fünf Stopps bedeutete.

„Mein Ziel war es, das Rennen zu beenden … komme, was wolle“, sagte Neil. „Ich bin vorsichtig gefahren, weil ich nicht sicher war, wie lange die Batterie durchhalten würde. Für eine durchschnittliche Runde brauchte ich 20 Minuten, aber wenn mehr Verkehr war oder ich eine andere Linie wählen musste, hat das das Leistungsniveau der Batterie beeinflusst. Ich wollte aber die ganze Zeit mit optimaler Leistung fahren, statt ökonomisch mit der Batterie umzugehen, deshalb war ich so oft an der Box. Das Team hat die Batterie mit der Effizienz eines Formel 1-Teams gewechselt.“

KTM FREERIDE E-XC

KTM FREERIDE E-XC

„Das beste am Fahren ist, dass es sich so anfühlt, als würdest du wieder auf deinem Kinderfahrrad sitzen. Alles, was du brauchst, findest du am Lenker, was das Fahren sehr einfach macht!“ Erzählt uns Neil, während sein Gesicht vor Freude strahlt. „Ich bin jetzt 50 Jahr alt und ich kann euch sagen, das Fahren mit der FREERIDE E ist so einfach und erfordert nur ein bisschen Geschicklichkeit und kaum physische Anstrengung. Ich bin nach dem Rennen nochmal mit einem benzinbetriebenen Enduro-Bike um die Strecke gefahren und der Unterschied ist unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich bevorzuge das Elektrobike. Man gewöhnt sich schnell daran, wie einfach die FREERIDE E zu fahren ist.“

Auch ich habe diesen FREERIDE E-Effekt erlebt. Mein Offroad-Talent besteht aus sehr viel professionellem Enthusiasmus, aber eher amateurhaften Fähigkeiten; da man physisch und mental weniger beschäftigt ist, hat man bei der FREERIDE mehr Gehirnleistung auf die Strecke und die Hindernisse verwenden. Außerdem muss man nicht befürchten, den Motor abzuwürgen oder im falschen Gang zu sein.

„Manche Hindernisse muss man mit der FREERIDE anders angehen“, fügt Neil hinzu. „Zum Beispiel beim Bergauffahren und kleinen Sprüngen; man muss am Gas sein, wenn man landet, denn ohne eine Kupplung, die man schleifen lassen kann, stoppt das Bike. Es ist also auch herausfordernd, aber auf eine andere Weise.“

Diese einmalige Erfahrung, muss bei Neil zu einer Art Sucht geführt haben, denn er plant, in Zukunft bei weiteren Runden der British Extreme Enduro-Serie zu starten, bei denen er bestimmt nicht mehr so vorsichtig mit den Batterien umgehen wird.

KTM FREERIDE E-XC

KTM FREERIDE E-XC

Fotos: Tim Tighe | Morson Photography