HSR – Heisse Socken fürs Rennfahren!

In der deutschen SUPER DUKE Battle geht es nicht nur ernsthaft um Racing, sondern auch um Spaß und eine besonders familiäre Atmosphäre. Über 40 Teilnehmer gehen im KTM Markencup an den Start. Einer von ihnen ist Peter Ubl. Der 51-jährige Ingelheimer, der 2014 eine 1290 SUPER DUKE R einsetzt, übt eine interessante Nebentätigkeit aus – er produziert Reifenwärmer.

Heizdecken. Wer denkt dabei nicht an Senioren und Busfahrten in Verbindung mit zwielichtigen Verkaufsevents nach Kaffee und Kuchen? Wir denken zuerst an Peter Ubl, der Hobby-Rennfahrer in der KTM SUPER DUKE Battle ist und nebenberuflich Heizdecken für Motorrad-Rennreifen fabriziert.

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SUPER DUKE Rennen gibt es in Deutschland seit 2003, also seit KTM die SUPER DUKE baut. Was einst über den Importeur begann, wird inzwischen privat organisiert. Ein paar Enthusiasten rund um den sportbegeisterten KTM Händler Konrad Schittko aus Unna stellen den Markencup auf die Beine. Ein Frühjahrstraining und sechs Renntermine mit je zwei Rennläufen umfasst der Kalender für die Saison 2014. Ein Drittel des Starterfeldes plant mit der neuen 1290 SUPER DUKE R an den Start zu gehen, der Rest setzt auf die bewährte 990 SUPER DUKE (mit oder ohne R), schließlich kann und will sich nicht jeder gleich ein neues Rennmotorrad leisten.

Peter Ubl ist seit 2013 in der KTM Battle dabei. Der 51-jährige aus der Rotweinstadt Ingelheim, ein gemütlicher Hüne mit stattlichen 128 kg Kampfgewicht, flitzt als Hobby-Rennfahrer aber schon länger über Rennstrecken, im Seriensport, bei B-Lizenz-Superbikern, beim 1000 km-Rennen in Hockenheim und immer mal wieder bei Renntrainings als Instruktor. Schließlich versuchte sich der Zweizylinder-Enthusiast mit einer KTM 990 SUPER DUKE in der SUPER DUKE Battle, dieses Jahr gehört er zu den rund 15 Startern, die eine 1290 SUPER DUKE R einsetzen wollen.

„Ausprobiert habe ich meine Neue bereits einmal in Cartagena“, erzählt Peter Ubl begeistert. „Mit 180 PS Leistung bei der SUPER DUKE R reißen gut 50 PS mehr als mit der Alten am Hinterrad. Das ist natürlich komplett anders und ein großer Unterschied, gerade für mich als nicht gerade untergewichtigen Fahrer, weil man damit auch auf den Geraden mit allen großen Motorrädern locker mitfahren kann. Meine 1290er ist noch weitgehend serienmäßig, dennoch fährt sie bereits genauer und präziser als mein Vormodell mit überarbeitetem Fahrwerk.“

Beim 1290er Motor sind Racing-Auspuff plus dazugehöriges Mapping eingeplant, über weiteres Tuning wird später entschieden. „Ich finde, das funktioniert serienmäßig schon sehr gut. Es kann wohl verbessert werden, wenn man Federbein oder Gabel ändert, also das Race-Fahrwerk einbaut, das KTM für 3200 Euro anbietet. Die Frage ist, ob ich das überhaupt erfahren kann. Selbst die ganz schnellen Leute warten erst einmal ab, wie es damit geht und ob man das braucht. Man kann ja auch nur die Serienteile überarbeiten lassen, dann reichen vielleicht 600 bis 800 Euro.“

1 Peter Ubl action 1290_lowres

Familienvater Ubl verdient den Lebensunterhalt als Service-Techniker von Kopiersystemen. Die Herstellung seiner HSR-Heizdecken läuft nebenberuflich. „Um die Reifenwärmer kümmere ich mich abends und am Wochenende. Den ersten Satz habe ich 1999 für mich selbst angefertigt, weil mir kaufen zu teuer war. Professionell wurde es 2002/2003, als ich anfing, Reifenwärmer für andere herzustellen. Heute beschäftige ich eine angestellte Näherin und eine Halbtagskraft. Plus zwei Leute, die die Kabelage sowie die Thermostate einbauen. Im Sommer arbeiten in meiner Werkstatt in Bingen bis zu sechs Personen. Inzwischen fertigen wir pro Jahr rund 600 bis 700 Reifenwärmer.“

Zwei Reifenwärmer-Modelle aus Nomex-Material für Motorräder umfasst das Angebot: Den bewährten HSR Classic für 249 Euro und die Variante HSR Radial mit quer verlaufendem Heizdraht und verbessertem seitlichen Abschluss für 349 Euro. Vertrieben wird über das Internet. Neu im Programm sind Reifenwärmer für Rennautos, die je nach Reifendimension auf Maß hergestellt werden und pro Satz 1098 Euro kosten.

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HSR stand zuerst für „Heiße Socken“, das R für „Racing“. „Ein Freund hat mir dann geraten, auf die Bezeichnung mit den Strümpfen zu verzichten und es bei den drei Buchstaben zu belassen. Diesen Tipp habe ich berücksichtigt.“ Die Abnehmer kommen meist aus Deutschland, dazu gibt es einen Handelspartner für die Schweiz. „Bei Produktqualität und Heizleistung ist HSR eher oben einzuordnen“, schätzt Ubl seine Position zur Konkurrenz ein. „Das meiste am Markt kommt aus China. Es gibt drei, vier namhafte Hersteller, die gute Qualität liefern, aber teurer sind. Auf Werbung verzichte ich weitgehend, so lässt sich eher günstig kalkulieren.“ Derzeit freut er sich dennoch über Anfragen aus Australien und Neuseeland: „Made in Germany ist dort offenbar sehr beliebt.“

Hobby-Rennfahrer hin, Geschäftsmann her – die KTM Battle sieht Peter Ubl eher gemütlich: „Letztes Jahr war mein bestes Resultat ein 22. Platz. Solange ich Freude habe und mich weiter in dem Bereich bewege, ist es in Ordnung. Vielleicht springt mit Glück mal ein Punkt heraus. Auf jeden Fall fahre ich nur bei trockener Strecke. Wenn es regnet, verzichte ich lieber.“ Nachsatz mit Augenzwinkern: „Weil ich nicht will, dass das Motorrad dreckig wird.“ Zusätzlich wird die 1290 SUPER DUKE R aber für Fahrten auf der Straße genutzt. „Dafür schraube ich Lampe, Blinker, Auspuff mit e-Nummer und Nummernschild dran und habe auch auf der Straße meinen Spaß.“

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Die Termine der SUPER DUKE Battle 2014
05./06. April – Oschersleben (Einführungstraining)
01. Mai – Nürburgring
14./15. Juni – Assen (NED)
02./03. August – Oschersleben
23./24. August – Oschersleben Speedweek
06./07. September – Nürburgring
27./28. September – Frohburg

Info: www.conti-battle.de

Fotos: Buenos Dias, Franks Photo Service