Interview des Monats: Der Neue – Ein Interview mit Cooper Webb

Wir sprechen zum ersten Mal mit dem neuesten AMA Supercross- und Motocross-Zugang des Red Bull KTM-Teams …

Roger De Coster hat seinen Mann gefunden. In der großen und aufregenden Welt der amerikanischen Supercross- und Motocross-Serien hatte der Belgier schon lange ein Auge auf den dreimaligen AMA-Sieger Cooper Webb geworfen. Der Athlet aus North Carolina ist erst 22 Jahre alt und hat trotzdem bereits zwei 250 SX West Coast-Titel und einen 250 MX Motocross-Titel einfahren können, konnte diese aggressive und engagierte Form seit seinem Aufstieg in die 450er-Kategorie im Jahr 2017 aber nicht wiederholen. Mehrere Verletzungen haben auch nicht unbedingt zu seiner Entwicklung beigetragen.

Mit Webb hat Red Bull KTM jetzt ein enorm vielversprechendes Talent in seinen Reihen.

In der Saison 2019 setzt Team Manager Ian Harrison auf sein unbestrittenes Talent und wird ihn neben Marvin Musquin auf der KTM 450 SX-F in den verschiedenen Baseball- und American Football-Arenen einsetzen, bevor es im Sommer an die zahlreichen MX-Strecken der USA geht. Für Webb ist der Wechsel zu den ‚Orangen‘ ein großer Schritt und beinhaltet nicht nur den Umstieg auf einen neuen Hersteller, sondern auch einen neuen Trainer, einen neuen Wohnort und einen neuen Antrieb für eine mehr als dreißig Wochenenden umfassende Saison.

Ian Harrison (USA), Cooper Webb (USA) & Roger De Coster (BEL) KTM 450 SX-F FACTORY EDITION 2018 © KISKA, Inc.

Wir haben mit Cooper in seinem Zuhause in Florida via Facetime gesprochen nachdem er im Beisein von De Coster, Harrison und Co. seine ersten Runden mit der KTM 450 SX-F gedreht hatte.

Cooper, nach den Erfolgen, die KTM in den letzten Jahren mit Ryan Dungey und Marvin verzeichnen konnte: Ist dein Wechsel zu Red Bull KTM etwas, das du nicht auf die leichte Schulter nehmen solltest?
„Absolut. Wir haben lange verhandelt und es ehrt mich, dass man mich als Marvins neuen Teamkollegen ausgewählt hat. Sie haben das Team wirklich auf den Kopf gestellt und es besteht kein Zweifel an ihren Erfolgen in den letzten 5-8 Jahren. Ich glaube, dass es sich um eines der besten Teams in der Szene handelt.“

Auch die Aussicht, mit Roger und Ian zu arbeiten, muss eine Rolle gespielt haben …
„Ich war jede Woche Zeuge davon, wie sie arbeiten und an die Rennen herangehen. Das war ein Teil des Reizes. Die KTM ist offensichtlich ein großartiges Motorrad. Genauso wichtig ist aber das Wissen und die Erfahrung des Teams – das macht seine Stärke aus. Bereits in den wenigen Tagen, die ich bis jetzt mit dem Team und dem Bike verbracht habe, habe ich extrem viel über Setups und den Rennsport gelernt. Ich bin ja erst 22, habe also noch viel zu lernen.“

Die ganze Sache ist ja ein riesiger Umstieg für dich …
„Ja und nein. In vielerlei Hinsicht ändert sich für mich natürlich Einiges: mein Wohnort, mein Trainer und vor allem wechsle ich nach 5-6 Jahren von einem Bike und Hersteller zu einem anderen. Obwohl alles recht schnell geht, fühlt es sich gar nicht so verrückt an. Ich finde mich gut zurecht und bin wirklich glücklich damit. Außerdem ist es cool, wieder bei Red Bull zu fahren, weil ich bereits als Amateur mit ihnen gefahren bin und man mich immer sehr gut behandelt. Alles in allem hat sich viel verändert, aber in positiver Weise.“

Die KTMs mit den Startnummern 5, 1 und 25 haben immer großartige Ergebnisse eingefahren. Erhöht das den Druck auf dich, es ihnen gleichzutun?
„Ha! Egal, für welches Team du fährst, es gibt immer einen gewissen Druck. Was dieses Team erreicht hat, ist aber vielversprechend. Kaum ein anderes ist so weit gekommen und ich sehe keinen Grund, warum es mit mir schlechter abschneiden sollte. Die Erfolge der Vergangenheit sehe ich eher als ‚Richtlinie‘ und nicht als Druck.“

Für diese Frage ist es zwar noch sehr früh, aber wie gefällt dir die KTM?
„Stimmt … als Profi bin ich eigentlich immer nur für einen Hersteller gefahren, also fällt es mir schwer, ein Urteil über andere Bikes abzugeben. Was mir an der KTM aber sofort aufgefallen ist, ist, wie leicht und schmal sie sich anfühlt. Ich habe mich sofort wohlgefühlt und sie passt gut zu meinem Fahrstil. Die Leistung des Motors ist so gut nutzbar. Ich habe einige Runden gedreht und habe eigentlich kaum Änderungen am Basis-Setup vorgenommen, weil es gleich extrem gut funktioniert hat.“

Wirst du auch mit Aldon in der Baker‘s Factory trainieren? Wie denkst du über dieses Programm?
„Ich habe gesehen, wie er so manchen Fahrer ‚verwandelt‘ hat und seine Erfolgsbilanz mit verschiedenen Fahrern ist beeindruckend. Für mich macht das ein weiteres starkes Element der KTM-Mannschaft aus. Ich habe wirklich eine große Chance mit einem kompletten Paket geboten bekommen. Ich glaube, dass es für mich eine Umstellung sein wird, freue mich aber schon wahnsinnig darauf.“

Und was ist damit, Marvin als Teamkollegen zu haben?
„Marvin ist ein fantastischer Fahrer und derzeit auf seinem Zenit. Ich versuche, von ihm so viel wie möglich zu lernen. Ihn als Teamkollegen zu haben, ist interessant und angenehm, weil ich in der Vergangenheit oft alleine war. Das wird sicher gut sein für meine Motivation oder einfach nur, um sich zu unterhalten und Ideen auszutauschen.“

Marvin Musquin (FRA) KTM 450 SX-F Budds Creek (USA) 2018 © Simon Cudby

Dein Einstieg in die 450er-Klasse war ja etwas holprig. Motiviert dich dieser Umstieg dazu, noch einmal zu versuchen, es an die Spitze zu schaffen?
„In der kleineren Klasse hatte ich einen großartigen Lauf, bei den hubraumstärkeren Bikes bekam ich dann aber Schwierigkeiten – aus unterschiedlichen Gründen. Manchmal zeigte ich einen guten Speed, aus irgendeinem Grund fehlte aber dieses gewisse Etwas. Es ist schon cool, wieder auf der Bildfläche aufzutauchen. Ich weiß, dass viele Leute gespannt darauf sind, was ich auf der KTM zu leisten imstande bin, und dass ich viel Aufmerksamkeit bekommen werde. Ich werde mich anstrengen und alles daran setzen, dieses Jahr so stark wie möglich zu sein. Alles um mich herum ist perfekt, um mich auf der Strecke wieder auf die Siegerstraße zu bringen. Ich habe mich mit dem Bike und den Jungs sofort wohlgefühlt – der Unterschied war wie Tag und Nacht – und das gibt mir viel Selbstvertrauen.“

Wann wird man dich zum ersten Mal in Orange sehen?
„Na ja, mein Umstieg wurde bekanntgegeben und vielleicht fahren wir beim Monster Cup in Las Vegas mit, wenn ich mich bereit dazu fühle und wir voll vorbereitet sind. Ich werde in diesem Jahr aber an keinen Übersee-Rennen teilnehmen. Der Plan ist, ‚nach Plan‘ vorzugehen und mich und das Bike auf das erste Rennen in Anaheim vorzubereiten. Nichts soll mich davon oder von meiner Arbeit mit Aldon ablenken.“

Fotos: KISKA, Inc. | Simon Cudby