Interview des Monats: „Die WESS ist genau, was der Enduro-Rennsport braucht, und ich will sie gewinnen“ – Taddy Blazusiak

Taddy ist zurück und sein Ziel ist einfach: Die World Enduro Super Series 2018 zu gewinnen …

Taddy Blazusiak (POL) © Marcin Kin

Taddy Blazusiak ist ein Fahrer, den man Fans des Enduro- und Offroad-Sports nicht erst groß vorstellen muss. Der erfolgreichste Indoor-Enduro-Fahrer aller Zeiten hat nicht nur fünf Siege in Folge beim Erzbergrodeo auf dem Konto, sondern hat auch sonst alles gewonnen, was es auf beiden Seiten des Atlantiks zu gewinnen gibt. Alles außer der World Enduro Super Series.

Eigentlich hatte Taddy im Dezember 2016 – nach einer illustren Rennkarriere – seine Profi-Rennstiefel an den Nagel gehängt. Doch kaum hatte er sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, rief ihn die sich abzeichnende neue WESS auch schon wieder zurück. Die verlockende Serie, welche aus den Disziplinen Hard Enduro, Classic Enduro, Cross-Country und Beach Racing sowie den prestigeträchtigsten Rennen rund um den Globus besteht, lockte Taddy zurück und machte ihm klar, dass er noch eine Rechnung offen hatte. Die Herausforderung, sich zum ‚Ultimate Enduro Champion‘ zu küren, trieb den Meister aus Polen an, sich zurückzumelden und 2018 wieder Siegesluft zu schnuppern.

Taddy Blazusiak (POL) © Marcin Kin

„Um ehrlich zu sein, habe ich seit Jahren auf eine Meisterschaft wie diese gewartet. Meiner Meinung nach ist die WESS die Enduro-Serie, nach der wir uns immer gesehnt haben“, hält Blazusiak fest. „Ich liebe das Konzept. Der Kalender bietet eine abwechslungsreiche Mischung aus Events – vom Start im felsigen Portugal bis zum Saisonende am Strand in den Niederlanden – mit Classic Enduro-, Hard Enduro- und Cross-Country-Rennen dazwischen.“

„Ich persönlich finde, dass das genau das ist, was der Enduro-Sport gebraucht hat – unser Sport muss sich weiterentwickeln. Im Enduro-Sport gibt es viele unterschiedliche Disziplinen, was diese Serie zu einer für Allrounder, für echte Offroad-Racer macht. Sie richtet sich an Fahrer, die technisches Terrain genauso beherrschen, wie im 6. Gang schnelle Geraden an einem Strand hinunterzuschießen.“

„Ich persönlich finde, dass das genau das ist, was der Enduro-Sport gebraucht hat – unser Sport muss sich weiterentwickeln.”

Die sieben Läufe umfassende WESS-Serie beginnt im Mai mit dem Extreme XL Lagares in Portugal und hält am ersten Juni-Wochenende beim legendären Erzbergrodeo Red Bull Hare Scramble. Ohne Verschnaufpause geht es dann weiter nach Frankreich, wo die Fahrer fünf Tage später beim Trèfle Lozérien AMV antreten werden. Danach wird beim vierten Rennen, den Red Bull Romaniacs im Juli, wieder einen Gang hinaufgeschaltet, bevor im September Taddys Markenzeichen und Lauf fünf, das Red Bull 111 Megawatt, auf dem Programm steht. Im Oktober geht es nach Schweden zum Gotland Grand National, während das Red Bull Knock Out in den Niederlanden im November zum krönenden Abschluss der WESS 2018 einlädt. Mit ihrer bunten Mischung an Events kombiniert die WESS eine Vielzahl verschiedener Disziplinen, bei denen die Teilnehmer über das ganze Jahr verteilt alle ihre Fahrkünste benötigen werden. Eine Meisterschaft also, bei der Erfahrung entscheidend ist, und genau darin sieht Taddy seine Chance.

„Ich bin ein ziemlich guter Allrounder – ich kann mich anpassen. Ich bin schon lange dabei und kenne alle Disziplinen, in denen wir antreten werden. Ich weiß, wie ich mich und mein Bike auf jede einzelne vorbereiten muss. In Abhängigkeit davon, wo wir gerade fahren, von einer 2-Takter auf eine 4-Takt-Maschine umzusteigen, bereitet mir kaum Probleme. Diese Anpassungsfähigkeit ist meine Stärke.“

„Es ist wichtig, einen guten Start in die Saison hinzulegen, weshalb wir uns stark auf die ersten beiden Läufe konzentrieren, werden aber auch hart am reinen Speed arbeiten, um auf den schnellen Lauf drei in Trèfle Lozérien vorbereitet zu sein. Danach haben wir ein gutes Zeitfenster zwischen den Rennen, sodass wir mehr Zeit in die Testarbeit für jede einzelne Veranstaltung investieren können.“

Taddy Blazusiak (POL) © Marcin Kin

Obwohl er eher für seine Erfolge in der Hard Enduro-Kategorie bekannt ist, reizt Taddy das Classic Enduro-Format des Trèfle Lozérien in Frankreich am meisten. Mit seiner Geschichte des Abstempelns von Zeitkarten sollte diese älteste Enduro-Disziplin gehegt und gefeiert werden, meint Taddy. Kaum ein anderer Rennsport ist so unverfälscht. Fahrer und Motorrad kämpfen gegen die Zeit – der Schnellste gewinnt.

„Natürlich bin ich für SuperEnduro und Hard Enduro bekannt. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass mehr Classic Enduro-Veranstaltungen hinzukommen, wenn sich die Serie weiterentwickelt“, schlägt Taddy vor. „Im Laufe der Jahre bin ich bei vielen solchen Rennen angetreten und ich liebe diese Disziplin einfach. Für mich ist es der Charakter dieser Sprint-Bewerbe mit den gezeiteten Sonderprüfungen, der sie so attraktiv macht. Beim Trèfle Lozérien wird es schwierig werden, gegen einige der Spezialisten für grasbewachsene Strecken zu bestehen, aber das ist halt die Herausforderung der WESS – du musst dich, so gut du nur kannst, an verschiedene Disziplinen anpassen.“

„In allen anderen Disziplinen sind alle Teilnehmer gleichzeitig auf der Strecke und du kämpfst Schulter an Schulter mit deinen Konkurrenten. Beim Classic Enduro fährst du gegen die Zeit. Du gibst praktisch 100 Prozent, während du versuchst, jede Sonderprüfung so schnell wie möglich zu fahren. Das ist eine coole Art, Rennen zu fahren, und so geschichtsträchtig – das sollte nicht in Vergessenheit geraten.“

Taddy Blazusiak (POL) © Marcin Kin

Das Red Bull 111 Megawatt – Taddys Markenzeichen – wiederum mischt Altes mit Neuem und ist einer der neuesten Läufe auf dem Kalender der WESS 2018. Während Events wie das Trèfle Lozérien und das Gotland Grand National jeweils auf eine über 35-jährige Geschichte zurückblicken können, wird das Megawatt im September erst zum vierten Mal ausgetragen. Obwohl es noch nicht so lange dabei ist, wie andere, hat es sich schnell zu Polens größtem Offroad-Rennen entwickelt und die 1000 Startplätze sind in Minuten ausverkauft. Die Tatsache, dass dieses Rennen Teil der WESS ist, macht Taddy ungemein stolz. Mit seinem unverwechselbaren Stil repräsentiert das Red Bull 111 Megawatt ohne Zweifel den Geist der WESS.

„Unser Rennen ist in den letzten paar Jahren extrem gewachsen und es ist fantastisch, dass es Teil der WESS 2018 geworden ist – es passt außerdem perfekt zu dieser Serie“, erklärt Taddy. „Das Red Bull 111 Megawatt ist als Hard Enduro-Bewerb ausgeschrieben, beinhaltet aber viele Cross-Country-Elemente und – dank des Rundstrecken-Hauptrennens auf Sand am Sonntag – sogar Beach Racing. Das Qualifying am Samstag besteht im Prinzip aus Sonderprüfungen, sodass auch etwas Classic Enduro dazukommt. Das Red Bull 111 Megawatt konzentriert die ganze WESS in einem Lauf.“

„Was aber noch wichtiger ist, ist die Tatsache, dass es um die Fülle von Teilnehmern geht. Das ist ein spezieller Aspekt des Enduro-Sports – das hast du bei keinem anderen Motorrad-Rennsport. Bei uns starten über 1.000 Fahrer aller Stufen und alle befinden sich gleichzeitig auf derselben Strecke. Das nimmt dem Sport das Elitäre – am Start sind alle gleich.“

Taddy Blazusiak (POL) © Marcin Kin

Als fünffacher Sieger des Erzbergrodeo Red Bull Hare Scramble, kennt der KTM-Fahrer das Gefühl, sich gegen 1.800 Starter durchzusetzen, ganz genau. Seine aufeinanderfolgenden Siege auf KTM von 2007 bis 2011 brachten Blazusiak nicht nur an die Weltspitze, sondern sorgten auch dafür, dass sein Name praktisch ein Synonym für das Rennen in Österreich wurde. Wenn man über den Eisengiganten des Erzbergrodeos spricht, fällt im Gespräch schnell der Name Blazusiak.

„Das Red Bull Hare Scramble und ich haben eine lange Geschichte. Es half mir dabei, meine Karriere aufzubauen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dieses Rennen mit KTM fünfmal in Folge zu gewinnen. Dieser Erfolg wird für immer einer der größten meiner Karriere bleiben.“

„Ich liebe das Erzbergrodeo aber vor allem, weil es so viel mehr ist als nur ein Rennen – es ist zu einem echten Fest für Offroad-Bikes geworden. Alle, die dorthin kommen, teilen ihre Leidenschaft dafür, auf Enduros verrückte Sachen anzustellen. Das Niveau der Konkurrenz ist extrem hoch und es gibt viele Jungs, die realistische Chancen auf den Sieg haben, und ich bin zuversichtlich, einer davon zu sein.“

Taddy Blazusiak (POL) © Marcin Kin

Und was das Ergebnis der diesjährigen World Enduro Super Series betrifft, hat er das Gefühl, es mit den Besten aufnehmen und sie sogar schlagen zu können. Er war noch nie einer, der sich mit halben Sachen zufriedengibt und hat bereits ein Auge auf den wichtigsten Pokal von allen geworfen – den des Ultimate Enduro Champion.

„Ich bin nicht zurückgekommen, um ‚unter ferner liefen‘ zu fahren“, macht Taddy klar. „Ich fahre, um Meisterschaften zu gewinnen. Wenn ich also etwas anfange, tue ich es richtig und gebe mein Maximum. Ein Sieg bei der WESS wäre, wie gesagt, fantastisch. Diese Meisterschaft ist ein Traum für mich und der Grund, warum ich zurück bin.“

Taddy Blazusiak (POL) © Marcin Kin

Die Kampagne des Red Bull KTM-Werksteams in der sieben Läufe umfassenden World Enduro Super Series beginnt mit dem Extreme XL Lagares in Portugal vom 11. bis zum 13. Mai.

Photos: Marcin Kin