Interview des Monats: Pit Beirer & KTM Racing – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Es gibt nur sehr wenige Erfolgsgeschichten in der großen Welt des Motorradrennsports, die mit der von Pit Beirer und seiner Art, die KTM-Motorsportgeschicke zu führen, vergleichbar sind. Die Ausbeute an Titeln ist beeindruckend, die Vielfalt der Serien unglaublich: Supercross, Moto3, Rally, MXGP und jetzt das Highlight mit dem MotoGP-Einstieg. Alles, seit der ehemalige MX-Grand-Prix-Sieger die Führung im KTM-Motorsport übernommen hat und für die KTM-Teams auf den Strecken dieser Welt verantwortlich ist. Wir baten den wahnsinnig beschäftigten, aber gesprächigen Deutschen um ein paar Minuten seiner Zeit, um uns zu erklären, wie all diese Erfolge möglich wurden, was er dafür investieren musste, was er auf seinem Weg gelernt hat und wie die KTM Racing-Strategie in Zukunft aussieht …

Pit Beirer (GER) 2016

Pit Beirer (GER) 2016

Hast du dir jemals vorstellen können, dass sich deine Rolle so entwickeln würde, als du die Aufgaben übernommen hast?
„Mittlerweile sind es zwölf Jahre und nein, das habe ich absolut nicht erwartet! In den ersten Tagen musste ich lernen, mein Leben im Rollstuhl zu meistern [nach einem Sturz beim Grand Prix von Bulgarien im Jahr 2003], die Umstellung vom Motocrosser zum Büroangestellten schaffen und meinen Weg finden. Ich habe im KTM-Motorsport viele Dinge gesehen, von denen ich wusste, dass sie viel besser laufen könnten. Ich hatte die Möglichkeit, mit einem der besten Teams in der Weltmeisterschaft zu arbeiten und konnte viel Erfahrung sammeln. Oft habe ich mit meinem guten Freund Heinz Kinigadner gesprochen und habe ihm erzählt, dass wir manche Dinge professioneller angehen müssten und dass viele das Geld und Engagement, das KTM in den Motorsport investiert, nicht respektierten. Wir haben viel über Grundsätzliches gesprochen, grundsätzliche Dinge, die wichtig sind, aber einfach nicht gut liefen. Ich denke, Kini gefiel, was ich zu sagen hatte – nun, nicht die Realität! – aber die Chance auf Veränderung. Damals hätte ich nie gesagt, dass wir es bis dahin schaffen, wo wir heute stehen; all die Titel, Führung in der Moto3 und kurz vor dem Einstieg in die MotoGP. Es gab immer diese Vision und den großen Traum ausgegeben von unserem CEO Stefan Pierer, der uns gedanklich immer Meilen voraus ist. Das Startgatter ist gefallen, als ich anfing, aber das Rennen ist noch lange nicht vorbei. Wir haben nie angehalten, um Luft zu holen oder zurückzuschauen. Wenn du ein Racer bist und wie ein Racer denkst und arbeitest, kannst du viel bewegen. Durch Anstrengung kann man viel erreichen.“

Wenn ich Pit Beirer 2006 vom MotoGP-Projekt erzählt hätte, von den Erfolgen im Supercross, von Husqvarna und WP … hättest du mich dann für verrückt gehalten?
„Ja! Ich habe nie wirklich über meine Position nachgedacht und habe einfach versucht, dem Vorstand, besonders Herrn Pierer, und Heinz Kinigadner mit guten und ehrlichen Ratschlägen zur Seite zu stehen. Sie haben mich Schritt für Schritt in diese Position gebracht. Ich habe nie um den nächsten Schritt gebeten; es ist einfach irgendwie passiert. Wenn du mir damals erzählt hättest, dass ich ein MotoGP-Team aufbauen würde, nun, dann hätte ich dich wahrscheinlich für verrückt erklärt, denn das war nie Teil des Plans! Ein gutes Beispiel dafür, wie verrückt die KTM-Welt sein kann!“

Gab es jemals einen Moment, in dem du gedacht hast ‘das ist ein Risiko …’ oder ‘das könnte schief gehen …’?
„Versteh mich nicht falsch; ich war nicht der einzige bei KTM, der Ahnung vom Motorsport hatte. Auch ohne mich gab es fantastischen Rennsport bei KTM, aber es standen ein paar Meilensteinprojekte an und ich dachte, ‘wir könnten noch besser sein …’ und das haben wir auch bewiesen. Kaum hatte ich die Stelle übernommen, als wir mit Stefan Everts entschieden, dass wir mit einer 350 [SX] fahren sollten. Es war ein hochriskantes und kostspieliges Projekt, dieses neue Motorrad zu entwickeln. Wenn es schief gelaufen wäre, wäre ich jetzt vielleicht ein LKW-Fahrer bei einem KTM-Kundenteam! Wenn ist jetzt zurückschaue, denke ich, dass das eine meiner Stärken ist: Wenn ich mir bei etwas sicher bin, dann habe ich keine Zweifel und zögere nicht. Wenn ich in einem Vorstandsmeeting eine Idee präsentiere, dann bin ich mir sicher, dass sie realisiert werden kann. Eine Zeit lang sah der Markt in den USA für uns nicht besonders gut aus, wir schwammen nicht in Geld, haben aber dennoch ein Supercross-Projekt vorgestellt, um wieder mit einem Werksteam und vielen guten Leuten in der Serie vertreten zu sein und großes zu erreichen. Natürlich bescheren mir diese Projekte schlaflose Nächte. Wenn du aber grünes Licht erhältst, dann musst du liefern! Das liebe ich an meinem Job. Ich denke, ich kann ziemlich gut Strategien entwickeln und präsentieren; meist erhalte ich den nötigen Rückhalt. Der Schlüssel zum Erfolg war genau diese Rückendeckung des Vorstands. Sie haben mich unterstützt, wenn ich auf sehr dünnem Eis stand und manchmal ist es eine Herausforderung und ein Abenteuer, Leute in der Firma zu überzeugen.“

Du hattest Erfahrung darin, dein eigenes Team aufzubauen, als du noch Rennen gefahren bist, aber Strategien zu entwickeln und eine Struktur wie KTM Factory Racing aufzubauen, muss auch für dich ein großer Schritt ins Unbekannte gewesen sein …
„Ich weiß nicht genau, woher ich das habe … es gibt ja keine Schule für Rennsportstrategien.“

Dann also gesunder Menschenverstand?
„Ja … in erster Linie bin ich immer noch ein Motocrosser vom alten Schlag. Und ich habe meine Ausbildung beendet! Das hilft dir viele Jahre, nachdem du deine aktive Karriere beendet hast. Ich habe nicht mit 12 die Schule verlassen, nur um Rennen zu fahren; ich glaube nicht, dass das eine gesunde Entwicklung in der jungen Rennfahrer-Generation ist. Mit meinem eigenen Team war ich Dritter in der Weltmeisterschaft. Ich habe Mechaniker und einen Motor-Ingenieur eingestellt und habe mich selbst um die Federelemente gekümmert – nur nebenbei, ich habe WP-Teile in einer Honda verbaut, um dieses Ergebnis zu erreichen! Nur als Randnotiz! Ich musste mein eigenes kleines Team selbst organisieren und am Laufen halten, das bedeutet Zolldokumente ausstellen, Flüge und Fähren buchen, ganze Reisen planen. Ich habe mich um Bereiche gekümmert, für die es jetzt Verantwortliche in jedem KTM-Team gibt. Diese Erfahrung hat im Laufe der Zeit geholfen, wenn manche der Teams mit bestimmten Positionen Probleme hatten; manchmal habe ich sogar Motoren auseinandergebaut! Diese ganze Zeit war ein starker Einstieg für mich, ich konnte immer von Angesicht zu Angesicht mit den Leuten reden und hatte Interesse an Dingen, die über meine eigene Rennfahrerkarriere hinausgingen. Ich habe schon in sehr jungen Jahren mit Veranstaltern über die Zukunft des Motorsports gesprochen, wie wir ihn in Deutschland bekannter machen und ins Fernsehen bringen können. Ich denke, dieser strategische Plan, wie unser Sport sich entwickeln könnte, war bereits in mir, als ich noch ein Fahrer war. Ich habe nie erwartet, dass es sich so entwickeln würde und dennoch habe ich jetzt diese riesige Verantwortung für den KTM-Motorsport und globale Projekte.“

Ich erinnere mich, dass du in älteren Interviews gesagt hast, dass deine Fähigkeit, die richtigen Leute auszuwählen, ein wichtiger Erfolgsfaktor war, aber gab es jemanden, der dich ausgewählt und dir geholfen hat? Jemanden, den du als Mentor bezeichnen würdest? Ich vermute Robert [Jonas] war mehr eine Art Co-Pilot …
„Ha! Ich erinnere mich noch daran, wie er als Neuling angefangen hat. Er war in einer anderen Abteilung und ich dachte ‘wenn ich ihn für mein Team gewinnen kann, dann können wir unsere Geschwindigkeit verdoppeln’. Seitdem erleben wir diese Erfolgsgeschichte. Langfristig gesehen, gäbe es ohne ihn nicht diese KTM/Husqvarna-Show, die wie gerade sehen. Er war neben mir der stärkste Kämpfer und manchmal habe ich starke Ideen, lasse eine Bombe platzen und verursache damit ein kleines Durcheinander; Robert hilft mir, dieses Chaos unter Kontrolle zu halten! Er war ein wichtiger Erfolgsfaktor. Ich hatte nie Angst vor guten Leuten. Ich war nie Weltmeister, aber ich hatte kein Problem damit, einen zehnfachen Weltmeister ins Boot zu holen. Ich stand den bestmöglichen Leuten, die ich kriegen konnte, immer offen gegenüber und war nie besorgt, dass sie vielleicht meinen Job übernehmen oder bei KTM bekannter werden könnten. Das war sicherlich auch ein wichtiger Faktor. Ich sehe das bei vielen Managern, nicht nur im Rennsport, dass sie vermeiden, Mitarbeiter einzustellen, die vielleicht besser sind als sie, nur um ihre Position zu schützen. Ich habe mir nie große Sorgen um meine Position gemacht und habe oft gewitzelt, dass niemand bei KTM meinen Stuhl will! Am Ende war es positiv für den Job, dass ich nicht versucht habe, meine Position zu schützen und stattdessen das getan habe, was für die Firma am besten war. Auf lange Sicht hat diese Einstellung dabei geholfen, Bindungen aufzubauen. Durch die Zusammenarbeit mit Leuten wie Stefan, Claudio de Carli, Farioli und Roger de Coster habe ich von Anfang an dazugelernt. Du fühlst dich frisch und gut, denn du spürst, dass sie diese Extra-Energie ausstrahlen. Das Schlimmste, das man in meinen Augen sein kann, ist ‘Durchschnitt’. Ich mag das Extreme. Es kann schiefgehen, aber zumindest hast du es versucht und das ist die Art von Personen, die ich um mich haben will. Mit guten Leuten und gegenseitigem Vertrauen werde ich stärker. Kini und Herr Pierer waren die führenden Personen, die mich in diese Position gebracht haben und dann habe ich von den Leuten um mich herum gelernt. Ich denke, das Vertrauen, das ich in jedes einzelne Team habe, bewirkt, dass sie sehr viel Energie zurückgeben. Ich bin nicht der klassische Chef, der durch die Werkstatt läuft und sagt ‘tu dies, tu das, sei um diese Uhrzeit hier’. Ich habe lieber Leute um mich, die, wenn ich ein Ziel ausgebe, dieses Ziel mit mir erreichen wollen … Ich möchte, dass sie etwas tun, weil sie es auch wollen … und nicht, weil ich ihnen den Auftrag gebe. Wir wollen Ziele erreichen und nur so funktioniert das System. Bisher läuft es gut und es gibt mir die Freiheit zu reisen. Durch die Struktur mit Team Manager, Technical Co-ordinators, Chief Mechanics funktioniert jedes Team ganz von allein, auch wenn ich nicht da bin. Ich hoffe sie mögen es, mich um sich zu haben und sich mit mir darüber auszutauschen, wie wir uns verbessern können. Ich wollte nie ein Team, in dem ich die wichtigste Person bin.“

Pit Beirer (GER) & Robert Jonas (AUT) 2016

Pit Beirer (GER) & Robert Jonas (AUT) 2016

Was sind deine Schwächen und wo kannst du dich immer noch verbessern? Du scheinst eine emotionale Person zu sein … spielt das manchmal eine Rolle?
„Vielleicht ja … Geduld ist nicht unbedingt eine meiner Stärken! Es gab ein paar Gelegenheiten, nicht viele und ich werde sie nicht benennen, die ich dadurch zerstört habe, dass ich über eine Antwort oder Reaktion enttäuscht war. In jedes unserer Projekte stecken wir so viel Herzblut, so dass es schon mal emotional werden kann. Gleichzeitig ist das aber auch eine unserer größten Stärken, denn es geht nicht nur um Verträge und Geld. Es ist Leidenschaft im Spiel … und genau das hat vielleicht auch ein paar meiner Rennen zerstört, einfach, weil ich mehr wollte, als ich erreichen konnte. Mit dieser Herangehensweise kann man es weit bringen, aber auch schmerzhaft scheitern.“

Ok, eine Frage zu jeder Serie, in der KTM fährt. Zuerst: MXGP. Ist es eines der wichtigsten Vorhaben in der KTM-Motorsportgeschichte, Jeffrey Herlings für 2018 erneut unter Vertrag zu nehmen?
„Ja, denn der Wettbewerb im Fahrerlager ist sehr viel größer geworden. Wir haben das Level für die Motocross-Teams seit vielen Jahren immer wieder angehoben, wussten aber auch, dass das keine Einbahnstraße sein würde. Die anderen versuchen, uns mit den eigenen Waffen zu schlagen – was nur normal und logisch ist. Es gibt da draußen fantastische Teams, die eine gute Struktur, perfekte Unterstützung und ein reizvolles Gehalt bieten. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir Jeffrey halten können, denn wir bieten unseren Fahrern mehr als Geld und ich bin mir sicher, dass Jeffrey sich daran erinnern wird, wenn es in die Verhandlungen geht. Mittlerweile ist er erwachsen geworden; als er jünger war, war das Risiko ihn zu verlieren geringer, denn er war so verrückt, dass er uns brauchte, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Wenn er mal vom Weg abkam, konnten wir ihn immer wieder zurückbringen. Er hat eine starke Persönlichkeit und er wird verrückte Angebote aus aller Welt erhalten, aber ich bin offen für alles und bereit ihnen entgegenzutreten. Ich habe eine sehr starke persönliche Beziehung zu ihm und natürlich werden wir darum kämpfen, diesen Fahrer zu halten. Wir wollen den anderen nicht viel Raum geben!“

Jeffrey Herlings (NED) Mantova (ITA) 2016

Jeffrey Herlings (NED) Mantova (ITA) 2016

MotoGP: Pol Espargaró und Bradley Smith ins Team zu holen, ist eine starke Aussage. Jetzt muss das Bike dem Niveau der Fahrer entsprechen. Das muss ein aufregender Weg sein …
„Als du über die Projekte gesprochen hast, bei denen ich Zweifel hatte, in welche Richtung sie sich entwickeln würden, gehörte das zu den größeren. Allerdings habe ich in den letzten Monaten durch die vielen guten Leute, die wir an Bord geholt haben, viel Zuversicht gewonnen. Diese Leute haben das Team definitiv verstärkt. Als wir das Projekt in Angriff genommen haben, hatte ich die richtigen Leute, um die ersten Meilensteine zu setzen, aber nicht die, die es braucht, um ein Bike abzustimmen und es für einen Top-MotoGP-Fahrer interessant zu machen. Jetzt ist das Zusammenspiel all dieser Leute perfekt. Es ist großartig zu sehen, wie die Ingenieure, die herausragende Ideen haben, aber noch nicht mit einem MotoGP-Bike auf diesem Niveau gearbeitet haben, mit dem Team an der Strecke zusammenarbeiten. Die Spannung erreicht so langsam den Höhepunkt! Alle haben so viel Energie in dieses Projekt und gleichzeitig in das neue KTM-Motorsportgebäude gesteckt. Ich bin beeindruckt von dem großen Vertrauen, das uns die Fahrer im Vorhinein geschenkt haben.“

War es schwer, sie davon zu überzeugen? Es ist nach wie vor ein im Renneinsatz unerprobtes Motorrad …
„Nein, ich war positiv überrascht, wie viel Vertrauen sie darin hatten, dass wir ein gutes Motorrad bauen würden. Sie wissen sehr genau, was wir bisher im Motorsport geleistet haben, wie wir erfolgreich geworden sind und dass wir unsere Projekte vernünftig angehen. Dieses Vertrauen hat sich zwischendurch ein bisschen in Druck verwandelt! Dieses Vertrauen ist gut, aber wir können beobachten, wo diese Jungs aktuell fahren und was ihr bestes Ergebnis war und jetzt müssen wir ihnen ein Bike zur Verfügung stellen, das mindestens genauso gut ist und mit dem sie Leistungen auf dem gleichen Niveau erbringen können. Natürlich werden wir am Anfang hinterherfahren, denn jetzt sitzen sie auf großartigen Bikes; auf der anderen Seite können wir die letzten entscheidenden Schritte nur mit den richtigen Fahrern machen. Es gibt so viele Möglichkeiten für das Bike-Setup, von daher ist es erst mal wichtig, dass alles funktioniert und der Montag nach dem Saisonfinale in Valencia ist dann die erste Chance für sie, unser Bike zu testen. Dann kommt es darauf an, wie schnell wie ihre Wünsche in der Zeit von Valencia bis Katar umsetzen können. Mika [Kallio] macht für uns als Testfahrer einen fantastischen Job und durch den Vergleich der Rundenzeiten der Tests mit denen vom Rennen in Jerez, Brünn und Mugello ergeben sich immer neue Erkenntnisse. Das ist erst der Anfang eines sehr langfristigen Projekts und natürlich können wir nicht einfach in die MotoGP einsteigen und mit den Großen mitfahren. Es steht aber fest, dass wir nicht aufgeben werden, bis wir mit ihnen mithalten können.“

Mika Kallio (FIN) KTM RC16 Jerez (ESP) 2016

Mika Kallio (FIN) KTM RC16 Jerez (ESP) 2016

Rally: KTM startet schon so lange erfolgreich bei der Dakar, trotz Reglementänderungen und obwohl Honda die Anstrengungen in den letzten Jahren verstärkt hat. Die Motivation zu siegen, scheint bei KTM ungebrochen …
„Unser Rally-Engagement folgt einer sehr klaren Strategie. Wir stecken jetzt mehr Anstrengungen in das Street-Segment, denn dieser Markt ist für KTM mittlerweile größer als der Offroad-Bereich. Dennoch haben wir nicht die Absicht, im Gelände auch nur 1mm nachzugeben und wir werden auch in den nächsten Jahren sehr stark sein. Im Moment diskutieren wir mit der FIM und den Veranstaltern über die Zukunft des Enduro-Sports, denn auch dort wollen wir in den kommenden Jahren erfolgreich sein. Das ist unsere Leidenschaft – Vollgas! Wir werden es unseren Freunden bei Honda nicht leicht machen! Und auch wenn sie uns das Leben schwer machen, werden wir nicht aufgeben.“

Supercross: Das Red Bull-KTM-Team in den USA hat die SX-Saison bereits absolviert und steckt mitten in der Outdoor-Saison. Was hältst du von den Gerüchten, den Kalender auszuweiten und weltweit Supercross-Rennen zu fahren? Das würde sicherlich eine größere Belastung bedeuten …
„Ich denke, es ist an der Zeit, Supercross-Rennen weltweit zu fahren; das hat diese fantastische Show und dieses tolle Format verdient. Die Präzision der Fahrer auf diesem Niveau ist einzigartig. Wenn man noch nie ein Supercross-Event gesehen hat, ist es schwer zu beschreiben. Man bekommt Gänsehaut, wenn man sieht, was die Jungs auf ihren Bikes in diesen riesigen Stadien leisten. Natürlich ist es auch in Amerika nicht leicht, jedes Stadion zu füllen; und wenn man ein Stadion nicht füllen kann, dann unterstützen wir die Idee, woanders Rennen vor ausverkaufter Kulisse zu fahren. Supercross war ein weiterer Meilenstein für KTM dahingehend, wie wir uns in der Motorradwelt präsentieren und wir sind konkurrenzfähig, warum Supercross also nicht auch in Europa, Australien oder woanders zeigen? Die Entscheidung liegt nicht bei uns, aber natürlich bemerken wir die Reaktionen auf diese Vorschläge. Als Hersteller hat man immer ein Interesse daran, die besten Rennserien weltweit zu zeigen.“

Wie hätte sich der Pit Beirer der 1990er im Supercross geschlagen?
„Oh! Schrecklich! Pit Beirer auf einer Supercross-Strecke wäre ungefähr so, wie einen Helikopter drinnen fliegen zu lassen! Ich war ein sehr starker Motocrosser, aber schon zu alt, als ich anfing, mich im Supercross zu probieren. Irgendwann 1996 dachte ich ‘ich muss das vernünftig lernen’ und rief meinen Kumpel Michael Craig an und flog für vier oder fünf Wochen nach Kalifornien, um mich auf das Paris-Supercross-Event vorzubereiten, aber die Woche zuvor gab es ein Rennen in Stuttgart, bei dem ich mir während eines Sturzes mit einem anderen Fahrer schwer die Hand verletzte. In dem Moment entschied ich ‘das war´s für mich und Supercross!’ Ich wünschte, es hätte geklappt … aber dann habe ich mich auf Motocross konzentriert.“

Ryan Dungey (USA) & Pit Beirer (GER) East Rutherford (USA) 2016

Ryan Dungey (USA) & Pit Beirer (GER) East Rutherford (USA) 2016

Fotos: KTM