Interview des Monats: Roger De Coster – 5 Minuten über 4 Jahre mit 70

Es gibt wohl kaum einen Zweifel an dem positiven Einfluss, den der ehemalige Weltmeister Roger De Coster auf KTM Nordamerika und die US-Rennsportaktivitäten hat, seit er 2011 eine einflussreiche Position bei der orangen Marke übernahm.

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Roger De Coster

Dank einer langen und erfolgreichen Beziehung zu seinem ehemaligen Schützling Ryan Dungey und seinem Einfluss in der Entwicklung von Ken Roczen, der unter ihm zu einem Siegfahrer wurde und einen Supercross und nationalen AMA-Titel gewinnen konnte, wurde KTM zu einer wahren Macht auf den amerikanischen Rennstrecken und feierte Meilensteinerfolge, darunter Siege und Titel im Super- und Motocross. Hinter den Kulissen und messbaren Erfolgen, ist das Red Bull KTM Werksteam zu einer hart arbeitenden und eng verbundenen Gruppe zusammengewachsen, das andere Teams mit Motoren, sowie technischem Know-How und Personal unterstützt. Kurz gesagt, De Coster und das gesamte Team bei KTM Nordamerika im kalifornischen Murrieta verhelfen der Firma zu einem neuen, vorher noch nie gekannten Status, der sich letztendlich auch auf Verkaufszahlen und Marktanteile auswirkt.

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Roger De Coster & Ryan Dungey 2014

Nach mittlerweile vier Jahren in orange und kurz nach seinem 70. Geburtstag, nahm sich De Coster beim Motocross of Nations fünf Minuten Zeit, um mit uns über seine KTM Laufbahn und Perspektiven zu sprechen …

Hat sich deine Rolle während deiner Zeit in Murrieta sehr verändert? Hast du dich in der einen Saison mehr auf die Fahrer und in der nächsten mehr auf die Motorräder konzentriert? Wie war es?
„Eigentlich hat sich in den Jahren nicht so viel verändert. Natürlich konzentrieren wir uns zunächst auf die Bikes und die Fahrer, aber seit ich bei KTM angefangen habe, ist das Unternehmen stetig gewachsen und dann kam auch noch die Entwicklung um Husqvarna dazu. Es gab in der ganzen Zeit keine sechs Monate, in denen sich nicht irgendwas verändert hat. Ich bin immer mal wieder im Headquarter in Mattighofen und immer wieder fallen mir neue Veränderungen auf, auch bei WP. Es hat fast den Anschein, als wäre KTM immer irgendwie im Bau! Auch in den USA versuchen wir mit den Entwicklungen Schritt zu halten und in die gleiche Richtung zu streben, was manchmal anstrengend ist, aber auf positive Weise. Wir haben unsere Rennwerkstatt ausgebaut, durften aber gleichzeitig das Bike und unsere Techniker nicht vernachlässigen. Es ist eine tolle Erfahrung mit KTM zu arbeiten, denn es passiert immer etwas, es geht immer vorwärts mit vielen und guten neuen Ideen. Ich denke, wir haben unsere Zeit effizient genutzt. Es geht bei uns nicht um endlose Meetings … wir haben wirklich etwas erreicht und ich bin überzeugt, dass wir momentan das Maximum erreicht haben und nicht mehr tun können, das gilt aber nicht nur für die USA, auch für Europa. Alles, was ich in Sachen Leistung beeinflussen konnte, habe ich versucht bestmöglich zu organisieren, aber viele Dinge entziehen sich dem Einfluss und kamen einfach mit dem Wachstum und dem Streben der Beste zu sein.“

„Es ist eine tolle Erfahrung mit KTM zu arbeiten, denn es passiert immer etwas, es geht immer vorwärts mit vielen und guten neuen Ideen.”

Du warst Teil einer erfolgreichen Zeit für KTM Nordamerika …
„In meinem Job geht es nur um Leistung. Ich bin in der glücklichen Lage, dass wir ein gutes Marketing- und Vertriebsteam haben, die das beste aus unseren Motorsportergebnissen machen, um für uns zu werben und Motorräder zu verkaufen. Die Absatzzahlen in den USA sind in den letzten vier Jahren gewaltig gestiegen; das sind großartige Ergebnisse für einen Markt, der sich insgesamt kaum verändert hat und größtenteils stagniert.“

Während deiner Zeit in Orange hast du doch sicherlich eine Veränderung in den Reaktionen gegenüber der Marke bemerkt …
„Insbesondere in den USA hat sich die Wahrnehmung der Marke in den letzten paar Jahren stark verändert. Auch ich hatte eine andere Meinung von KTM, bevor ich dort angefangen habe! KTM hat sich verändert und großen Anteil daran haben die Entwickler. Für das, was sie auf die Beine gestellt und erreicht haben und dass sie versuche unsere Wünsche und Empfehlungen einzubeziehen, dafür muss man ihnen danken. Es ist bestimmt nicht immer leicht, Kritik von den Motorsportteams zu akzeptieren und oft sind sie durch Auflagen gezwungen auf eine bestimmte Weise zu handeln, was für uns wiederum schwierig ist. Aber sie leisten großartige Arbeit und versuchen stets uns entgegenzukommen.“

KTM North America Murrieta 2014

KTM North America Murrieta

Also bist du stolz ein Teil dieser Entwicklung zu sein …
„Ich bin glücklich und zufrieden damit, wie die Dinge gelaufen sind. Ich bin stolz, aber ich bin nicht der einzige Grund, dass alles so gekommen ist. Daran waren viele Leute beteiligt; ein wirklich gutes Team in den USA und viele Leute in Österreich, die uns zugehört haben und immer versuchen unsere Wünsche zu erfüllen. Man kann hart arbeiten, aber wenn man nicht auf Unterstützung und Zustimmung trifft, dann ist es schwierig etwas voranzubringen und sich auf dem schnellsten Wege weiterzuentwickeln. Ich kann mich nicht erinnern, so etwas vorher schon mal erlebt zu haben, das verdient Respekt.“

KTM hat immer darauf bestanden, dass sie als relativ kleiner Hersteller in der Lage sind, schnell zu reagieren, besonders im Vergleich zu den japanischen Herstellern …
„Man muss den Japanern dankbar sein für das, was sie für unseren Sport getan haben; die Motocross-Welt und ich wissen, das hat eine Menge harte Arbeit und Mühe gekostet. Als ich bei den Japanern angefangen habe, hatten sie eine andere Einstellung gegenüber den meisten europäischen Herstellen und waren in Sachen Kritik aufgeschlossener und das war der Grund, warum sie zu Beginn der 70er solche Erfolge feiern konnten. Sie waren bereit, sich zu verändern. Ich glaube, KTM hat diese Einstellung in den letzten fünf Jahren übernommen; sie sind so etwas wie die ‘neuen Japaner’!”

„Ich glaube, KTM hat diese Einstellung in den letzten fünf Jahren übernommen; sie sind so etwas wie die ‘neuen Japaner’!”

Herr Pierer hat in einem Interview gesagt, dass er nie geglaubt hätte, dass die Supercross-Meisterschaft eine so gute Werbefläche und sogar Grund für gesteigerte Absatzzahlen sein könnte …
„Supercross ist sowas wie die MotoGP des Offroad-Sports. Dort erreichst du die Glaubwürdigkeit, wenn du vor 70.000 Zuschauern fährst. Auch die Outdoor-Rennen sind durch die Supercross-Rennen populärer geworden, denn jedes Jahr hat der Sport mehr Fans, die an die Strecken kommen. Generell wächst das Interesse und Supercross und Outdoors pushen sich gegenseitig, deshalb brauchen wir beide Serien.“

Dieses Jahr habt ihr erneut den Titel in der AMA Pro National 450 MX gewonnen. Was kommt als nächstes? Voller Fokus auf die Supercross-Meisterschaft?
„Das Ziel ist das Gleiche. Wir müssen die Supercross-Meisterschaft in der wichtigen 450SX-Klasse gewinnen und die guten Leistungen auch bei den Outdoors fortsetzen. Oberstes Ziel ist es aber ganz klar im Supercross siegreich zu sein.“

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Ryan Dungey KTM 450 SX-F Anaheim 2014

Zu guter Letzt: Was macht dich glücklich und was bringt dich dazu, dich jeden Morgen ins Auto zu setzen und zur Arbeit zu fahren?
„Ich arbeite sehr gerne mit jungen Menschen zusammen, die motiviert sind und diesen gewissen Siegeswillen mitbringen. Die nicht dauernd auf die Uhr schauen, um zu sehen, wann sie endlich fertig sind. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich die Möglichkeit hatte, ein so gutes Team zusammenzustellen – das beste Team an der Strecke – und ich bin dankbar, dass eine Menge Leute an das glauben, was wir in Murrieta und Österreich tun.“

Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich die Möglichkeit hatte, ein so gutes Team zusammenzustellen – das beste Team an der Strecke […].”

Fotos: www.ktmimages.com