Interview des Monats, Teil 2: Die perfekte Kombination – Jeffrey Herlings und seine KTM 250 SX-F

Der aktuelle und eventuell zukünftige MX2-Weltmeister erklärt, was ihm an seiner siegreichen KTM gefällt.

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KTM 250 SX-F Jeffrey Herlings & Jordi Tixier St. Jean de Angely 2014

Das Jahr 2015 könnte die letzte Chance sein, den zweifachen FIM MX2-Weltmeister Jeffrey Herlings auf seiner KTM 250 SX-F zu erleben. Allen, die es bisher verpasst haben den Niederländer bei einem Rennen mit seiner Red Bull KTM zu bewundern, besonders auf sandigem Untergrund, kann man nur raten, nächste Saison unbedingt einen Grand Prix zu besuchen. Bei einer Größe von 183 cm und einem Gewicht von 75 kg sollte der 19-Jährige die Rennen nicht auf diese Weise dominieren und nicht so viele Erfolge gefeiert haben, aber „The Bullet“ kam wie ein Wirbelwind in die internationale Motocross-Szene und ist in der MX2-Klasse seit dem Beginn der Saison 2013 ungeschlagen (von Verletzungspausen abgesehen).

Für die Saison 2016 wartet bereits die MXGP, die höchste Klasse des Motocross-Sports (450 oder 350 ccm). Noch ein weiteres Jahr wird Herlings also das MX2-Starterfeld aufmischen und versuchen, seinen vierten MX2-WM-Titel in Folge zu gewinnen. Dafür muss er darauf hoffen, dass das Duell mit seinem Teamkollegen Jordi Tixier trotz Verletzung zu seinen Gunsten ausgeht (Herlings hatte sich bereits einen großen Punktevorsprung erarbeitet, musste aber die letzten beiden Rennen in Loket und Lommel wegen eines gebrochenen Oberschenkels auslassen und versucht derzeit für das Saisonfinale in Mexiko Mitte September wieder fit zu werden).

Für uns nahm sich Herlings ein paar Minuten Zeit und sprach über seine erfolgreiche 250 SX-F.

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Jeffrey Herlings Lommel 2014

Fahrwerk und Federelemente
Die WP Federelemente habe ich seit Januar 2013 nicht mehr verändert! Nicht mal um einen Click! Ich denke, ein Fahrer sollte großes Vertrauen in sein Bike haben. Wenn man zu viel verändert, verliert man irgendwann das Vertrauen und das Gefühl zum Motorrad – man weiß dann irgendwann nicht mehr, was das Motorrad tun oder wie es sich verhalten wird. Unser Motorrad ist zwar nicht perfekt und in manchen Bereichen könnte es besser sein, aber diese kleinen Einschränkungen nehme ich in Kauf, wenn ich dafür jederzeit weiß, was passieren wird und wie sich das Bike verhält. Ich arbeite jetzt schon lange auf diese Weise – für mich funktioniert es, deshalb werde ich daran auch in Zukunft nichts ändern. Ich fahre ein ziemlich hartes Setup, besonders hinten, denn mit meinen knapp 80 Kilo bin ich ziemlich schwer für ein MX2-Bike. Da ich meist sehr weit hinten sitze, brauche ich eine harte Federung. Bei hohen Geschwindigkeiten rücke ich weiter nach vorne und brauche auch hier eine härtere Feder. Was die Geometrie angeht, habe ich kein besonderes Setting, ich fahre meist das gleiche, wie die anderen im Team.“

„Die WP Federelemente habe ich seit Januar 2013 nicht mehr verändert! Nicht mal um einen Click!

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KTM 250 SX-F Herlings 2014

Motor
„Anfang des Jahres hatten wir bei den Starts zu wenig Leistung im unteren Drehzahlbereich. Das Bike war nahezu perfekt im mittleren und oberen Bereich, aber unten fehlte es an Leistung. Wir haben daran gearbeitet und es ist schon deutlich besser geworden. Ich will immer mehr, aber grundsätzlich haben wir ein gutes Bike.”

Bremsen
„Ich mag es nicht, wenn die Vorderbremse schwammig ist. Ich muss wissen, wie die Bremse sich anfühlt und idealerweise sollte sie sich für mich perfekt anfühlen und so reagieren, wie ich es mag. Ich fahre vorne nur einen anderen Bremskolben, hinten ist alles Standard.“

Eigenarten
„Eigentlich ist mir die Position der Hebel egal; Samstagmorgen zum Training steige ich einfach auf und fahre los. Nur wenn sie wirklich weit vom Griff abstehen, muss Rami [Falt, Mechaniker] sie ändern, aber eigentlich weiß er, wie die Position sein soll. Ich bin ein ziemlich gelassener Fahrer, aber Hebel und Lenker müssen in der gleichen Position sein. Durch die Rennen und das viele Training, wird das Material ziemlich beansprucht, aber ich frage nicht permanent nach neuen Teilen zum Testen.”

Eigentlich ist mir die Position der Hebel egal; Samstagmorgen zum Training steige ich einfach auf und fahre los

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Rami Falt KTM 250 SX-F Maggiora 2014

Tests
„Am Ende des Jahres testen wir viele verschiedene Dinge – von Motor-Settings bis hin zu Schläuchen und so weiter.  Das Feedback ist eigentlich immer das Gleiche: wir entscheiden uns für das, was am Schnellsten ist und dann arbeiten wir am ´Fahrgefühl´.“

Auf der KTM
„Ich fahre mittlerweile seit sieben Jahren KTM und habe in dieser Zeit kein anderes Bike getestet, deshalb ist es für mich schwierig, Vergleiche zu ziehen. Die KTMs haben sich über die Jahre nur leicht verändert, zum Beispiel das Design … aber große Änderungen waren auch gar nicht nötig, denn das Bike war für mich immer perfekt, so wie es war. Nächstes Jahr werden wir ein neues Motorrad fahren [Red Bull KTM wird für die Saison 2016 Vorserienmodelle einsetzen], aber durch die Verletzung konnte ich bisher noch nicht testen.“

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Jeffrey Herlings & Jordi Tixier KTM 250 SX-F 2014

Fotos: www.ktmimages.com (Ray Archer)