Interview mit REITER ENGINEERING-Chef Hans Reiter: Neuer KTM X-BOW Rennwagen

Die Mitteilung von REITER ENGINEERING und KTM in der Vorwoche, schon in naher Zukunft mit einem neuen X-BOW-Modell in den internationalen Rennsport zurückzukehren, hat nicht nur viele KTM Fans neugierig gemacht. Auch die Rennsport-Szene bekundet reges Interesse am neuen Projekt der beiden Firmen, die schon 2008 mit einem KTM X-BOW GT4 international für Furore sorgen konnten. REITER ENGINEERING-Chef Hans Reiter beantwortet für den KTM BLOG einige der am häufigsten gestellten Fragen.

A
Die Ankündigung eines gemeinsamen Projekts zwischen REITER ENGINEERING und KTM hat viel Aufmerksamkeit erregt, aber auch viele Fragen aufgeworfen. Die vielleicht am meisten gestellte Frage: Was wird das neue Auto? Ein GT3, ein GT4 oder gar ein GTE Rennwagen?
„Ich kann heute noch keine konkreten Zahlen nennen, aber Vergleichsgrößen kann ich gerne geben. Der wesentlichste Unterschied ist bereits in der Pressemitteilung offensichtlich geworden: Der Wagen hat ein geschlossenes Cockpit und die Außenhaut eines Supersportwagens. Das Fahrzeug wird ähnlich dimensioniert sein wie der legendäre Lamborghini Countach, es wird also ein sehr flaches und breites Auto. Die Designsprache ist dabei aber natürlich typisch KTM: eckig, kantig, aggressiv, kurz gesagt einfach „geil“! Sicher ist, dass das neue Rennfahrzeug in Sachen Sicherheit und Technologie neue Maßstäbe in seiner Klasse setzen wird. Es wird alle Eigenschaften eines modernen GT3-Rennautos aufweisen und dabei die Sicherheitsstandards eines LMP-Autos erfüllen. So haben wir das Beste aus beiden Klassen kombiniert. Wenn man das Auto nur rein technisch betrachtet, dann könnte man fast behaupten, es ist das „Downsizing“ eines McLaren MP4-12C. Wie der McLaren auch verfügt das Auto über ein extrem sicheres Karbon-Monocoque. Im unserem Fall sogar mit einer Front-Crashstruktur aus Karbonfaser. Das ist bisher einzigartig im Straßensportwagenbereich. Für die Zulassung wird das Monocoque zusätzlich mit einem Überrollkäfig versehen, der für noch mehr Sicherheit sorgt. Die Sitzposition mit integriertem FIA-Bergesitz entspricht ebenfalls neuesten FIA Standards. Natürlich verfügt das Rennauto über ein Doppelquerlenkerfahrwerk an Hinter- und Vorderachse, wobei die Vorderachse über eine „Pushrod“-Anlenkung gefedert ist. Weitere GT3-Standards wie ein Motorsport-ABS-System oder ein sequentielles 6-Gang-Renngetriebe mit Lenkradschaltung der Firma Holinger gehört ebenfalls zur Grundausstattung. Damit braucht der Rennfahrer beim Schalten weder Kuppeln noch Zwischengas geben und kann sich voll und ganz auf das Lenken und Bremsen konzentrieren. Der Motor ist ein 2.0 Liter großer Vierzylinder Turbo, sozusagen ein „halber McLaren V8-Motor“. Wie gesagt: Downsizing ist das Motto!“

Der Wagen hat ein geschlossenes Cockpit und die Außenhaut eines Supersportwagens. Das Fahrzeug wird ähnlich dimensioniert sein wie der legendäre Lamborghini Countach, es wird also ein sehr flaches und breites Auto. Die Designsprache ist dabei aber natürlich typisch KTM: eckig, kantig, aggressiv, kurz gesagt einfach „geil“!

Und in welcher Klasse wird der Wagen starten?
„Ich denke wir können sagen, dass der Wagen nicht in der FIA GT3 und auch nicht in der ACO GTE Klasse homologiert werden kann. Unterhalb dieser beiden Top-Klassen für GT Fahrzeuge gibt es aber ein sehr breites Feld von Einsatzmöglichkeiten. Von der SRO GT4 Europameisterschaft über die Pirelli World Challenge in den USA bis hin zu zahlreichen nationalen Meisterschaften, wie z.B. der britischen GT-Meisterschaft oder der VLN in Deutschland. Es gibt nahezu in jedem Land die Möglichkeit, ein solches Fahrzeug zu homologieren und einzusetzen.“

Gibt es schon einen Zielpreis?
„Natürlich gibt es einen Zielpreis. Dieser wird deutlich unter dem eines Porsche 911 Cup-Fahrzeuges liegen – somit ist auch der Preis richtig „downgesized“! KTM hat seinen Kunden mit dem X-BOW immer bezahlbaren Motorsport ermöglicht. Diese Philosophie werden wir weiter pflegen. Ein wichtiges Entwicklungsziel wird also unter anderem sein, die Betriebskosten durch möglichst lange Komponentenlaufzeiten niedrig zu halten.“

reiter_ktm_1
Über REITER ENGINEERING:
Gegründet 2000 im oberbayerischen Kirchanschöring ist REITER ENGINEERING weltweit exklusiver Hersteller von Lamborghini GT1 und GT3 Rennfahrzeugen sowie von Camaro GT3 Rennautos. Das Unternehmen ist vom internationalen Motorsportverband FIA zertifiziert und eines der weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung von GT3 Rennautos. REITER ENGINEERING deckt im Bereich Motorsport das gesamte Spektrum der Entwicklungsdienstleistung ab – von Design und Konstruktion über Prototypenbau und Testen bis hin zur Fertigung. Das Unternehmen agiert international und setzt Schwerpunkte in Europa, Amerika und Asien. Über 100 Kunden rund um den Globus fahren mit Lamborghini Rennautos aus dem Hause REITER ENGINEERING erfolgreich Rennen. Seit 2006 expandiert das Unternehmen und wächst beachtlich, derzeit beschäftigt man rund 50 Mitarbeiter, der Großteil davon sind Entwicklungsingenieure, Spezialisten für Messdaten und Rennmechaniker.

Fotos: Manfred Wolf