#Inthisyear1964: KTM Comeback mit Werksmaschinen bei den Six Days

Bei der 39. Internationalen Sechstagefahrt im Thüringer Wald war KTM wieder mit drei Werksfahrern am Start – der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Endurosport, die bis heute unerreicht ist.

Ende der 1950er Jahre war KTM wie alle anderen europäischen Hersteller von der Krise auf dem Motorradsektor betroffen. Die Bevölkerung verlangte nach vier Rädern und einem Dach über dem Kopf, da konnten Motorrad und Motorroller nicht mehr mithalten. Statt dem verhängnisvollen Trend anderer Hersteller zu folgen, und einen Kleinwagen zu bauen, entschied Firmenchef Hans Trunkenpolz, die Motorradproduktion vollständig einzustellen und sich auf den Bau von motorisierten 50ccm-Fahrzeugen zu konzentrieren.

Gerade für die leistungsstarken Kleinmotorräder (Hinweis: österreich. Bezeichnung, in Deutschland waren das “Kleinkrafträder”), die schon von 16jährigen gefahren werden durften, waren hohe Verkaufszahlen zu erwarten. Mit der „Comet” gelang es KTM schnell, die österreichische Jugend zu begeistern.

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KTM Comet Media Presentation

Obwohl KTM keine großen Motorräder mehr baute, waren noch oft Motorräder aus Mattighofen bei Geländeveranstaltungen am Start. 1961 konnte der Münchner Albert “Charly” Braun sogar die Deutsche Geländemeisterschaft in der 125er Klasse gewinnen, allerdings wurden die Maschinen nur noch auf privater Basis eingesetzt. Das sollte sich aber bald ändern, als sich der Erfolg der „Cometen” abzeichnete und die Werksleitung Ende 1963 beschloss, zukünftig wieder mit Werksfahrern anzutreten.

Ende Mai 1964 feierte die Comet GS 50 bei der „Österreichischen Alpenfahrt”, einem bedeutenden internationalen Wettbewerb, ihre Premiere. Die Alpenfahrt, Vorläufer der erst 1968 geschaffenen Gelände-Europameisterschaft und der heutigen Enduro-WM, gehörte seinerzeit zu den anspruchsvollsten Zuverlässigkeitsfahrten überhaupt. Die Fahrer starteten in Velden am Wörthersee auf die 750 Kilometer lange Strecke. Eine Startprüfung als gezeitete Sonderprüfung und Nachtetappen waren über viele Jahre hinweg für die Alpenfahrt charakteristisch.

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100.000 KTM Comet

Vom 17. bis 22. September 1964 fand im Thüringer Wald in der damaligen DDR die 39. Internationale Sechstagefahrt statt, die Olympiade des Motorradsports. Unter den 226 Teilnehmern aus 14 Nationen waren auch die drei KTM Werksfahrer Johann Sommerauer und Hannes Meisenbichler auf Comet GS 50 und der amtierende Staatsmeister Toni Kiemenswenger, der eine der bewährten 125er fuhr. Natürlich richtete sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hauptsächlich auf den Hollywoodstar Steve McQueen, der auf einem schweren Viertakter angetreten war, jedoch nach einem seiner unzähligen Stürze am dritten Tag das Handtuch werfen musste.

Viel interessanter für uns ist aber Hannes Meisenbichler, der auf seiner 50ccm KTM nach sechs harten Tagen im Gelände beim Abschlussrennen auf dem Erfurter Flugplatz die schnellsten Runden in der Schnapsglasklasse fuhr. Wenn sich auch die ganz großen Erfolge noch nicht einstellten, so durfte der siebenfache Staatsmeister Erwin Lechner, der die Werksmaschinen gebaut hatte und für den Einsatz verantwortlich war, mit dem Premierenjahr recht zufrieden sein.

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Johann Sommerauer KTM Comet GS 50 Six Days 1964

Ein dickes Ausrufezeichen setzte KTM dann bei der berühmten „Valli Bergamasche”. In den Bergen rund um das norditalienische Bergamo konnte KTM Platz 3 unter den zahlreich angetretenen Werksmannschaften erringen. Dieser Erfolg ist umso bemerkenswerter, weil man den kleinen Motorrädern kaum eine Chance gegeben hatte, im Gebirge überhaupt das Ziel zu sehen.

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San Pellegrino Valli Bergamasche 1965

Auch die Six Days auf der Isle of Man in der Irischen See boten nicht gerade das geeignete Terrain für die kleinen KTM. Die vorgeschriebenen Trialreifen mit dem feinen Profil machten die Sache auf den morastigen Wegen nicht unbedingt einfacher. Über 70% Ausfälle, das hatte es bei einer Sechstagefahrt bisher noch nicht gegeben. Umso erstaunlicher, dass Charly Braun das schier Unmögliche schaffte und seine Fünfziger nach sechs harten Tagen mit einer Bronzemedaille ins Ziel brachte.

1966 ging es ins schwedische Karlskoga. Als Lohn für die bisherigen Erfolge startete eine der beiden österreichischen Silbervasenmannschaften geschlossen auf KTM. Die kleinen Motorräder wurden nun von Sachs-Motoren mit sechs Gängen angetrieben, dazu starteten die KTM Werksfahrer gleich in drei Klassen. Neben den Fünfzigern trat Arnaldo Farioli, der spätere italienische KTM Importeur auf einer 100er und Hans Trunkenpolz auf einer 125er an. Dreimal Sechstage-Gold für das KTM Werksteam – die Geländemaschinen aus Mattighofen spielten im Geländesport nun ganz vorne mit!

KTM Comet 1967

KTM Comet 1967

Nicht ohne Grund war KTM damit für den Amerikaner John Penton allererste Wahl, als er auf der Suche nach einem Hersteller war, der leichte Geländemaschinen für den amerikanischen Markt in größeren Stückzahlen produzieren sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.