#inthisyear1975: Heino Büse bester Einzelfahrer bei der Sechstagefahrt

Jubiläum auf der Isle of Man – vor vierzig Jahren fand auf der Insel in der irischen See die 50. Internationale Sechstagefahrt statt. Nach sechs harten Tagen saß der punktbeste Fahrer aller 300 Teilnehmer auf einer KTM. Heino Büse, wegen seines Fahrstils von seinen Sportkameraden nur „Düsen-Büse“ genannt, startete in der Halbliterklasse für das Team des deutschen Importeurs Toni Stöcklmeier.

Heino Büse 1975

Heino Büse KTM 1975

Die allererste Sechstagefahrt wurde 62 Jahre zuvor in Carlisle im britischen Lake District ausgerichtet. Vom 18. bis 23. August 1913 kämpften sich die Fahrer beim International Six Days Reliability Trial durchs Gelände. Schon immer war die Sechstagefahrt ein Mannschaftswettbewerb, bei dem die teilnehmenden Nationen um die Trophy oder die Silbervase, der heutigen Junior Trophy, kämpften. Bis auf kriegsbedingte Unterbrechungen gibt es seitdem die Sechstagefahrt in jedem Jahr. Nachdem die Isle of Man bereits 1965 und 1971 Austragungsort der „Olympiade des Motorradsports“ war, hatte die FIM entschieden, auch die Jubiläumsausgabe auf der nur etwa 50 Kilometer langen und 22 Kilometer breiten hügeligen Insel auszutragen.

Seit einigen Jahren waren die GS-Maschinen von KTM in den mittleren Hubraumklassen ernstzunehmende Gegner für die bis dahin dominierenden Fabrikate aus dem früheren Ostblock, 1974 gewann der Italiener Imerio Testori die erste Europameisterschaft für KTM (die Enduro-Weltmeisterschaft gibt es erst seit 1990). Bei den Six Days 1975 vertraute dann etwa jeder Vierte der 307 Starter auf eine KTM bzw. Penton Maschine, rückblickend gesehen ein bemerkenswert hoher Anteil, denn insgesamt waren nicht weniger als 30 verschiedene Fabrikate am Start, darunter heute längst vergessene Marken wie BPS, CZ, Monark oder Rokon.

Heino Büse schob in der 500ccm-Klasse eine auf 352ccm aufgebohrte 350er an den Start und ließ gleich am ersten Tag aufhorchen: Tagesbestzeit für den Deutschen! Dienten die beiden ersten Tage noch zum „Einrollen“, wurde es ab dem dritten Tag richtig schwer. Schlechtes Wetter, morastiger Boden und knappe Zeitvorgaben machten auch den guten Fahrern zu schaffen. Bis zum sechsten Tag war fast die Hälfte der Fahrer ausgefallen. Heino Büse aber konnte seinen Vorsprung bis zum Schluss halten. Von allen Fahrern hatte er am Ende die wenigsten Punkte auf dem Konto, dazu war er Klassenbester in der Halbliterklasse.

Heino Büde Schweden 1966

Heino Büse Schweden 1966

Der damalige deutsche KTM Importeur Toni Stöcklmeier hatte einen Glücksgriff getan, als er den Berufssoldaten 1973 in sein Team holte. Zum ersten Mal hatte Büse aufhorchen lassen, als er 1966 bei der Sechstagefahrt im schwedischen Karlskoga zusammen mit zwei Kameraden als Angehöriger einer Militär-Mannschaft die Clubwertung gewonnen hatte. Den Pokal bekam das in Uniform angetretene Team von einem ebenfalls uniformierten russischen Admiral überreicht. So etwas war in Zeiten des „Kalten Krieges“ wohl nur im Geländesport möglich.

In den folgenden Jahren brachte Büse recht erfolgreich unterschiedliche Marken an den Start, aber der große Durchbruch kam erst, als er von Toni Stöcklmeier ins KTM Team geholt wurde. Bester deutscher Fahrer bei der Sechstagefahrt 1974 im italienischen Camerino, Deutscher Geländemeister 1975 und 1976 in der Halbliterklasse, bester Einzelfahrer bei den Six Days auf der Isle of Man und Gewinner der 350ccm-Klasse bei der Sechstagefahrt 1976 im österreichischen Zeltweg sind die herausragenden Erfolge von Düsen-Büse auf KTM. Heute ist Heino Büse ein erfolgreicher Geschäftsmann und Inhaber eines Großhandels für Motorradbekleidung und Zubehör.

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Aber nicht nur der deutsche Ausnahmefahrer machte den sieggewohnten Tschechen und Fahrern aus der DDR in der Halbliterklasse das Leben schwer. 1975 beendete Alessandro Gritti die seit 1969 andauernde Dominanz von Frantisek Mrazek und Jiri Stodulka in der Viertelliterklasse und wurde Europameister. Auch Elia Andrioletti hatte seinen Hut in den Ring geworfen, um Erwin Schmider, dem 18-fachen deutschen Gelände- und 6-fachen Europameister, die Krone in der 175ccm-Klasse zu entreißen. Zwar reichte es 1975 „nur“ zum Vize-Europameister, aber ein Jahr später beendete KTM auch bei den 175ern die Zündapp-Ära.

1975 hatte KTM im heutigen Enduro-Sport zur Spitze aufgeschlossen. Das italienische Team von Importeur Arnaldo Farioli und das deutsche Stöcklmeier-Team traten in den Klassen von 125ccm bis zur Halbliterklasse mit talentierten und erfolgshungrigen jungen Fahrern an und legten damit den Grundstein dafür, dass KTM heute mit weit über 60 Fahrertiteln das erfolgreichste Fabrikat in der Enduro-Europa- bzw. Weltmeisterschaft ist.

ISDT 1975 Isle of Man Tag 1

ISDT 1975 Isle of Man Tag 2

Fotos: Heino Büse, KTM, Leo Keller
Videos: Penton Sportcycles, Matt Wiseman