#inthisyear1984: Start der KTM Kühler Produktion

1984 – im Orwell-Jahr stellt Apple den Macintosh vor, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird geboren und Bon Jovis Debütalbum erscheint. KTM baut bereits seit über drei Jahrzehnten Motorräder und gehört zu den erfolgreichsten Herstellern im Offroad-Bereich.

Einige Jahre zuvor hatte es im Offroadbereich weitreichende technische Änderungen gegeben. Seit Mitte der 70er Jahre waren die Federwege immer länger geworden, was Anfang der 80er Jahre in raffinierten Umlenksystemen und Monoshock-Fahrwerken gipfelte. Auch die luftgekühlten Motoren waren am Ende ihrer Entwicklungsmöglichkeiten angelangt. Weitere Leistungssteigerungen konnten nur mit einer Flüssigkeitskühlung realisiert werden. Die erste wassergekühlte KTM vom Typ 125 LC gab es 1981 zu kaufen und auch die größeren Motocross-und Enduromodelle erhielten nach und nach wassergekühlte Motoren. Dafür entwickelten die Techniker in Mattighofen spezielle Aluminiumkühler und bauten sogar eine Versuchs-Lötanlage. Um die Fertigungskapazitäten besser ausnutzen zu können, wurden ab 1984 neben der Kühlerfertigung für den eigenen Bedarf zunächst auch für andere europäische Zweiradhersteller Kühler gebaut, später ergänzten Autokühler das Programm.

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KTM Kühler

Die Kühlerfertigung wurde unter dem Namen „KTM Kühler” als eigenständiger Betriebszweig geführt. Das hatte in Mattighofen Tradition, schon in der Nachkriegszeit war man immer bestrebt, ein zweites Standbein zu haben. So kamen die Ersatzteile für das LKW-Reparaturwerk aus eigener Fertigung und auch die Motorradproduktion wurde 1953 aufgenommen, um die rückläufige Auslastung im Reparaturwerk zu kompensieren. 1989, fünf Jahre nach Beginn der Kühlerfertigung,  wurden jährlich bereits 222.000 Kühler gebaut. Im gleichen Jahr verstarb KTM Chef Erich Trunkenpolz, der Sohn des Firmengründers, im Alter von nur 58 Jahren an einem Herzinfarkt.

Unter den neuen Besitzern wurden rote Zahlen geschrieben mit der Folge, dass KTM 1992 in drei eigenständige Firmen aufgeteilt wurde: KTM Kühler, KTM Fahrrad und die KTM Sportmotorcycle GmbH. KTM Kühler wurde von der italienischen C.S.L.-Industrieholding gekauft, aber ebenso wie die Motorrad- und Fahrradproduktion am Standort Mattighofen weitergeführt. 2005 übernahm die österreichische Investorengruppe Andlinger & Co KTM Kühler – 470 Mitarbeiter fertigten damals Wasser-, Öl- und Ladeluftkühler für die Auto- und Motorradindustrie.

Im April 2009 kauften die KTM Chefs Stefan Pierer und Dr. Rudolf Knünz die Kühlerfertigung von Andlinger zurück und gliederten sie in die Cross Industries AG ein. KTM Kühler gehöre zwar seit 18 Jahren anderen Eigentümern, sei aber immer Teil der Mattighofener KTM Familie geblieben, so Stefan Pierer damals.

Nach erfolgter Restrukturierung übernahm der deutsche Zulieferer Mahle im Dezember 2009 das Automotive-Geschäft von KTM Kühler , seit Januar 2010 wird die Kühlerproduktion am alten Standort Mattighofen unter der Marke Mahle fortgeführt. Die Motorradkühlersparte wurde von der WP Suspension-Gruppe, wie KTM eine Tochtergesellschaft der Cross Industries AG, übernommen. Aus KTM Kühler wurde die Marke WP Radiator. Heute werden im hochmodernen WP-Werk in Munderfing 300.000 Kühler jährlich hergestellt. Etwa die Hälfte der produzierten Wärmetauscher geht ins benachbarte KTM Werk nach Mattighofen, aber auch zahlreiche andere Motorradhersteller in Europa setzen auf WP Kühler. Und sogar exklusive Sportwagenhersteller wie Lamborghini und Ferrari oder Audi für den Sportwagen R8 vertrauen auf die High-End-Produkte aus Munderfing.

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WP Radiator

Ein Vierteljahrhundert nach Aufnahme der Kühlerproduktion hatte sich der Kreis wieder geschlossen – KTM Kühler und KTM Motorräder waren wieder unter einem gemeinsamen Dach vereint, so wie das bei Beginn der Kühlerproduktion vor genau drei Jahrzehnten der Fall war.

Fotos: Leo Keller, Buenos Dias