#inthisyear2006: Marc Coma gewinnt mit KTM erstmals die Rallye Dakar

Die Rallye Dakar, seit 2009 auf dem südamerikanischen Kontinent ausgetragen, übt seit über dreieinhalb Jahrzehnten eine ganz besondere Faszination auf die Motorrad-Fans aus. Bis heute unvergessen sind die Helden der Anfangsjahre wie Gaston Rahier, der belgische „Zwerg Rase“, Cyril Neveu oder Stéphane Peterhansel. Zu den ganz Großen gehört auch Marc Coma, der zusammen mit seinem KTM-Markenkollegen Cyril Despres über ein Jahrzehnt die „Dakar“ dominierte.

Marc Coma (ESP) Dakar 2006

Marc Coma (ESP) Dakar 2006

Der Stern des Spaniers ging bei der 28. Auflage der Rallye Dakar auf, die 2006 von Lissabon durch die nordafrikanischen Wüsten in den Senegal führte, wo die Fahrer am 15. Januar die Ziellinie am Lac Rosé in der Hauptstadt Dakar überquerten. Neben Vorjahressieger Cyril Despres galt sein KTM-Markengefährte Marc Coma, der 2005 die Cross-Country Rallies Weltmeisterschaft gewonnen hatte, als Favorit. Zwar konnte Despres vier Etappensiege für sich verbuchen, Coma hingegen keinen, dafür überquerte der Spanier aber gleich siebenmal als Zweiter die Ziellinie, während neun verschiedene Etappensieger sich gegenseitig die Punkte wegschnappten. Hier merkte man Comas Herkunft aus dem klassischen Endurosport – zusammengezählt wird nach der letzten Etappe. Und nach der 14. Etappe hatte Coma einen beruhigenden Vorsprung von 1 Stunde und 13 Minuten auf seinen Markengefährten Despres herausgefahren, während sich die italienische Endurolegende Gio Sala vor weiteren vier KTM-Fahrern Rang 3 sicherte. Mit Dakar-Sieg Nummer 6 in Folge setzte Coma die KTM-Siegesserie von Fabrizio Meoni, Richard Sainct, Nani Roma und Cyril Despres fort.

Cyril Despres, Marc Coma & Giovanni Sala Dakar 2006

Cyril Despres (FRA), Marc Coma (ESP) & Giovanni Sala (ITA) Podium Dakar 2006

Zum ersten mal saß Marc Coma 1984 im Alter von acht Jahren auf einem Motorrad. Sein Onkel ließ ihn auf einer spanischen Montesa Cota-Trialmaschine die ersten Runden im Gelände drehen – und der Funke sprang gleich über. Einige Jahre später war eine österreichische Puch Cobra sein erstes eigenes Motorrad, aber schon bald zog es ihn wieder ins Gelände. Mit einer 125er-Motocross-Maschine arbeitete er sich über regionale Rennen bis hin zu nationalen Meisterschaftsläufen hoch. Im Alter von 18 Jahren wechselte Coma mit dem festen Ziel, Profifahrer zu werden, ins Lager der Enduristen und gewann 1995 auf einer KTM GS 250 die spanische Juniorenmeisterschaft in der Klasse über 175 ccm. Nach ersten internationalen Erfolgen wurde Coma für das spanische Junior Trophy-Team nominiert und er rechtfertigte das Vertrauen. 1998 holte er bei den Six Days im australischen Traralgon die begehrte Silbervase nach Spanien.

Dann jedoch reizte den Spanier die legendäre Rallye Dakar und er wechselte vom Enduro- in den Rallysport. KTM wurde auf den Rookie, der trotz unterlegenen Materials gute Ergebnisse errang, aufmerksam und nahm ihn 2003 neben seinen Landsleuten Nani Roma und Isidre Esteve ins Repsol-Team auf – für Coma das Sprungbrett zu den ganz großen Erfolgen. Nur zwei Jahre später gewann er die Cross-Country Rallies Weltmeisterschaft und wenige Wochen nach dem Titelgewinn startete er am Silvestertag 2005 von Lissabon in Richtung Dakar, wo er am 15. Januar 2006 als erster die Zielflagge am Lac Rosé sah und KTM den sechsten Sieg in Folge schenkte. Am Ende der Saison 2006 setzte sich Coma zum zweiten mal in Folge die Krone des Rally-Weltmeisters auf, vier weitere Weltmeisterschaften sollten noch folgen.

Marc Coma (ESP) KTM 660 RALLY Dakar 2006

Marc Coma (ESP) KTM 660 RALLY Dakar 2006

Marc Coma und Cyril Despres dominierten die Rallye Dakar auch in den Folgejahren überlegen. Bis zum Wechsel von Despres zu den Autos und dem Rückzug von Coma aus dem aktiven Motorsport im Sommer 2015 ist keinem anderen Fahrer ein Sieg gelungen. Coma und Despres gehörten am Ende dieser Epoche mit je fünf Siegen auf ihren KTM-Rallybikes zu den erfolgreichsten Zweiradpiloten bei der Dakar.

Natürlich sind die Fußstapfen, die sie ihren Nachfolgern hinterlassen haben, riesengroß, aber auch bei der jungen Fahrergeneration hatte KTM gleich mehrere Eisen im Feuer. Nach 13 Etappen und über 9.000 Kilometern konnte der Vorjahresdritte Toby Price mit einer taktisch klugen Renneinteilung den 15. Dakar-Sieg in Folge für KTM sichern.

Toby Price (AUS) KTM 450 RALLY Dakar 2016

Toby Price (AUS) KTM 450 RALLY Dakar 2016

Marc Coma ist der Rallye Dakar aber nicht verloren gegangen. Schon bei der diesjährigen Ausgabe hatte er als Sportdirektor beim Dakar-Veranstalter ASO Verantwortung übernommen.

Wie im Rallysport ging 2006 auch bei den anderen Sportarten kein Weg an KTM vorbei, wenn man aufs Siegertreppchen wollte. Mit Ivan Cervantes, Samuli Aro und David Knight saßen gleich alle drei Enduro-Weltmeister auf den orangen Rennern aus Mattighofen, Yves Demaria sicherte sich die Motocross-Weltmeisterschaft in der MX3-Klasse und Bernd Hiemer wurde Supermoto-Weltmeister. Im Straßenrennsport konnte Mika Kallio die Vizeweltmeisterschaft in der 125 ccm-Klasse verteidigen.

Aber nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich war KTM weiter auf der Gewinnerstraße. Das 2006 begonnene Wirtschaftsjahr sollte gleich zwei markante Rekorde bringen: Über 90.000 Motorräder wurden produziert und der Umsatz durchbrach zum ersten mal die magische Grenze von 500 Millionen Euro.

Fotos: KTM