#inthisyear2007: KTM präsentiert auf dem Genfer Automobilsalon erstmals den X-BOW

Ein Automobil aus Mattighofen? Eine biedere Familienkutsche, oder READY TO RACE auch auf vier Rädern? Was ein halbes Jahrhundert lang undenkbar schien, ist seit genau 10 Jahren Realität.

KTM X-BOW

Natürlich durfte es kein „Auto der Vernunft“ sein, da musste schon ein revolutionäres Sportwagenkonzept her. „Wir wollten die Idee Colin Chapmans von einem spartanischen, leichten und auf das Wesentliche reduzierten Sportwagens in das neue Jahrtausend transferieren – mit möglichst vielen technologischen Innovationen“, so KTM CEO Stefan Pierer im Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des ersten vierrädrigen Modells der Unternehmensgeschichte. Aus dieser Idee entstand der X-BOW, der getreu dem KTM-Motto READY TO RACE die Begeisterung und Unmittelbarkeit des Motorradfahrens vermittelt – jedoch auf vier statt auf zwei Rädern.

Nach dem Neustart im Jahre 1992 war KTM bald zum Weltmarktführer für Offroad-Motorräder aufgestiegen. Zum fünfzigjährigen Firmenjubiläum im Jahr 2003 ergänzte KTM sein Portfolio durch die Street-Palette und so war der Einstieg in das Vierrad-Segment nur konsequent. Im März 2007 präsentierte KTM nach einer Entwicklungszeit von gerade einmal 18 Monaten auf dem Internationalen Automobilsalon in Genf den X-BOW erstmals in der Öffentlichkeit. Allein die Ankündigung und ein Windkanal-Modell im Maßstab 1:2,5 hatten schon im Vorfeld für gehöriges Aufsehen gesorgt. Bei der Entwicklung des X-BOW wurde großer Wert auf Werkstoffe und Know-how aus dem Rennsport gelegt, als international renommierte Entwicklungspartner waren der italienische Rennwagenhersteller Dallara, Audi und natürlich KISKA mit im Boot. Das Ziel war klar definiert: ein straßenzugelassener Sportwagen mit rennsporttauglichen Fahrleistungen.

Stefan Pierer (AUT), Gerald Kiska (AUT) & KTM X-BOW 2007

Weltweite Aufmerksamkeit, die äußerst positiven Rückmeldungen von Fachpresse und Sportwagenfans sowie zahlreiche Reservierungen gleich bei der Präsentation auf dem Automobilsalon in Genf führten nach umfangreichen Marktstudien zur Entscheidung, das Sportwagenkonzept in Serie zu übernehmen. Spezialist Wethje fertigte das vollständig aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff bestehende, nur 80 Kilogramm schwere Monocoque – weltweit Premiere für ein Serienfahrzeug. Das sorgte für ein fahrfertiges Gesamtgewicht von rund 800 Kilogramm. In Verbindung mit dem 2,0-Liter-4-Zylinder-TFSI-Turbo-Mittelmotor von Audi, von Anfang an in verschiedenen Leistungsstufen geplant, waren außergewöhnliche Fahrleistungen garantiert. Eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als vier Sekunden ist schon ein Wort.

Elektronische Fahrhilfen wie ABS oder ESP und Luxus wie Klimaanlage oder Radio sucht man beim KTM X-BOW vergeblich. Die radikale Konstruktion ohne Dach und mit einer nur symbolischen Windschutzscheibe, um den gesetzlichen Anforderungen Genüge zu tun, sorgen für ein Fahrerlebnis, wie es sonst nur auf einem Motorrad zu finden ist. Hier werden Erinnerungen an die alte Hard Enduro-Philosophie der 1990 Jahre wach – nur das Nötigste, aber das vom Feinsten. Die Federungs- und Dämpfungselemente stammen von WP Suspension, die Brembo-Rennbremsanlage, das abnehmbare Lenkrad und eine aerodynamische Komplett-Verkleidung des Unterbodens erinnern mehr an einen Formel-Renner als an einen straßentauglichen Sportwagen. Aufgrund der positiven Resonanz in Genf wurde der KTM X-BOW zur Serienreife weiterentwickelt und nach über einer Million Testkilometern, davon 100.000 im Renneinsatz, beim folgenden Genfer Automobilsalon in seiner endgültigen Version präsentiert – ein Supersportwagen mit Formel-1-Technologie. Die ersten Fahrzeuge wurden als exklusiver „KTM X-BOW Dallara“ in einer auf 100 Stück limitierten Sonderserie gebaut, um Dallaras wichtige Rolle bei der Entwicklung des KTM X-BOW zu würdigen. Alle 100 Fahrzeuge waren bereits verkauft, bevor das erste Fahrzeug im Juni 2008 die eigens dafür errichtete Manufaktur in Graz verlassen hatte. Die Entscheidung für den Standort in der steirischen Landeshauptstadt war getroffen worden, weil Graz als bedeutender Wirtschaftsstandort der Sitz von über 180 Unternehmen ist, die in der Automobilzulieferindustrie tätig sind.

KTM Sportcar GmbH Graz (AUT)

Noch vor Aufnahme der Serienproduktion bereitete KTM den Renneinsatz des X-BOW vor. Gemeinsam mit Dallara wurde eine Rennversion entwickelt, die vom privaten Reiter Engineering Team erfolgreich im Rahmen der GT4 European Series eingesetzt wurde. Im Hinblick auf die geplanten Kundensportaktivitäten verzichtete KTM von Anfang an auf ein Werksteam.

Heute, ein Jahrzehnt nach der Premiere in Genf, wird der KTM X-BOW in den Versionen „R“, „RR“, „GT“ und „GT4“ angeboten. Beim „R“ liegt der Fokus auf einer Verbesserung der Gesamtperformance: Noch extremer, noch schneller und noch beeindruckender – eine bis ins kleinste Detail bedingungslose Fahrmaschine.

Die Erfahrungen, die KTM mit dem X-BOW in Motorsporteinsätzen rund um den Globus sammeln konnte, finden sich im X-BOW RR wieder – kompromisslos auf Sieg getrimmt und für seine Gegner beängstigend schnell. Je nach Ausbaustufe ist der RR das perfekte Fahrzeug für die KTM X-BOW Battle, den KTM-Markenpokal, oder für den internationalen Rennsport.

KTM X-BOW R & KTM X-BOW RR Rijeka (CRO)

Der KTM X-BOW GT, der auf dem „R“ basiert, aber mit einer rahmenlosen Scheibenkonstruktion aufwartet, lässt für die Insassen den Verzicht auf einen Helm zu.

Als neuestes Mitglied der KTM X-BOW Familie präsentiert sich der „GT4“ – ein international homologiertes, reinrassiges Rennfahrzeug, das in beinahe allen wichtigen internationalen Rennserien zum Start zugelassen ist. Der – wie schon das Vorgängermodell im Jahre 2008 – gemeinsam mit Reiter Engineering entwickelte KTM X-BOW GT4 kombiniert die Sicherheitsfeatures eines Formel-Rennwagens mit jenen eines Tourenwagens: Zum Carbon-Monocoque kommt ein homologierter Stahl-Überrollbügel. Dank High-Tech-Ausstattung wie dem sequentiellen Sechsgang-Renngetriebe von Holinger (inklusive Schalt-Paddles am Lenkrad), seinem 360 PS starken 2.0-Liter-TFSI-Motor von Audi und dem geringen Gesamtgewicht ist der KTM X-BOW GT4 für die Herausforderungen der internationalen Rennsportbühne bestens gerüstet. Das beweisen nicht zuletzt zahlreiche Einzelsiege und Titel seit der Saison 2015 eindrucksvoll.

KTM X-BOW GT4 VLN-Serie Nürburgring (GER) 2016

Aber ganz gleich, ob R, RR, GT oder GT4 – die aktuellen Modelle von heute sind spartanische, leichte und auf das Wesentliche reduzierte hochmoderne Sport- bzw. Rennwägen geblieben, so wie sie es vor zehn Jahren bei der Präsentation auf dem Internationalen Automobilsalon in Genf waren.

Fotos: KTM Sportcar GmbH | KISKA