#inthisyear2008: Klare Kante – 10 Jahre KTM 1190 RC8

In der vergangenen Saison hat die KTM RC16, das MotoGPTM-Bike von KTM, unter den etablierten Marken für Furore gesorgt. Praktisch aus dem Stand gab es WM-Punkte und Top10-Platzierungen. Und vor genau 10 Jahren begann die Produktion der KTM 1190 RC8, des ersten Superbikes von KTM, das schon im Vorfeld der Markteinführung für großes Aufsehen sorgte.

KTM 1190 RC8 2008 © KTM

„KTM goes street“ – unter dieser Überschrift kann man die letzten Jahre von KTM sehen. 2003 stieg KTM in den Grand Prix-Sport ein, anfangs noch mit einer 2-Takt-125er. Im gleichen Jahr wurde auf der Tokyo Motor Show die Studie „990 RC8“ präsentiert. Das Konzeptbike dokumentierte KTMs Vision einer ultimativen Maschine für ambitionierte Straßenfahrer. Es war nicht zu übersehen, dass KTM sich zukünftig auch im Segment großvolumiger Straßenbikes positionieren wollte. Der hochmoderne LC8 genannte  V2-Motor sollte die Basis für diese Straßenmotorräder sein.

Was viele damals kaum für möglich gehalten hatten, wurde Realität. Die Vision von 2003 ging fünf Jahre später in Serie. Im November 2007 läutete KTM CEO Stefan Pierer auf der international bedeutendsten Motorradmesse, der EICMA in Mailand, mit der Enthüllung der Serienversion KTM 1190 RC8 ein neues Kapitel in der Geschichte von KTM ein. „Die KTM 1190 RC8 verkörpert perfekt das geballte Know-how und die sportliche Leidenschaft unserer Entwicklungsteams. Darüber hinaus beweist sie, dass KTM in der Lage ist, die eingeschlagene Modellstrategie umzusetzen und die klare Philosophie der Marke auch auf der Straße konsequent fortzusetzen“, kommentierte Stefan Pierer die Vorstellung der KTM 1190 RC8 auf der Mailänder Messe.

Herzstück der KTM 1190 RC8 war ein auf Basis der bekannten LC8-Motorenpalette komplett neu entwickelter supersportlicher 2-Zylinder, der mit einer Spitzenleistung von damals 155 PS sowie einem maximalen Drehmoment von 120 Nm überlegene Kraft zur Verfügung stellte. Ein leichter Gitterrohrrahmen aus Stahl, hochwertigste Federungs- und Bremskomponenten sowie außergewöhnliche technische Lösungen wie die unter dem Fahrzeug positionierte Auspuffanlage komplettierten die vollgetankt unter 200 kg leichte KTM 1190 RC8 zu einem Superbike, das dieser Bezeichnung im besten Sinne gerecht wurde.

KTM 1190 RC8 2008 © KTM

Auch optisch beschritt KTM mit der Neuentwicklung eigene Wege. Das von Chefdesigner Gerald Kiska gestaltete Konzept setzte die Idee fort, hochwertige Technik puristisch und sichtbar in die Gesamtform zu integrieren. Als echte KTM signalisierte auch die KTM 1190 RC8 bereits aus der Entfernung ihre rennsportlichen Gene. Die Tests der Fachpresse ließen aufhorchen. Ganz offensichtlich war KTM mit dem ersten Superbike „Made in Austria“ im Bereich der hubraumstarken 2-Zylinder der große Wurf gelungen. Mit der KTM 1190 RC8 R folgte schon bald eine noch sportlichere, leichtere und stärkere Variante. Die KTM 1190 RC8 R war eine hervorragende Basis für den Einsatz in verschiedenen Rennserien.

Wer auf die Rennstrecke wollte, wurde bei den KTM PowerParts fündig – hier gab es Zubehör vom Reifenwärmer über Bremskomponenten bis hin zu Verkleidungsteilen aus Karbon, so dass die Bedürfnisse von Sport- und Rennfahrern abgedeckt wurden. Und wer auf der Suche nach mehr Leistung für den Renneinsatz war, brauchte nicht zu einem Tuner zu gehen – KTM bot über seine Händler gleich drei unterschiedliche Leistungskits an.

Beim KTM 1190 RC8 R Club Race Kit, das von jedem Händler innerhalb weniger Stunden eingebaut werden konnte, wurde die Leistung um 10 auf 180 PS gesteigert. Mit dem Super Stock Kit wurde die Leistung nochmals gesteigert und das Superbike Kit ermöglichte es den Fahrern, in nationalen Superbike-Serien mit guten Erfolgsaussichten anzutreten. Die Werksrenner von Stefan Nebel und Martin Bauer leisteten nach seriennahem IDM-Reglement vorbereitet sogar 190 PS und die vollgetankt nur 181 Kilogramm schweren Maschinen waren für knapp 300 km/h Top-Speed gut!

KTM 1190 RC8 R 2011 © KTM

Aber auch ohne Tuning bot die KTM 1190 RC8 R Fahrleistungen, die sich sehen lassen konnten: 287 km/h Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung von 0 bis 100 km/h in 3,2 Sekunden und von 0 auf 200 km/h in nur 8,2 Sekunden – da zeigte die KTM 1190 RC8 R sogar dem bisherigen Platzhirschen aus Bologna das Rücklicht. Die Frage, ob ein 200 PS-Superbike mit den Fahrleistungen der KTM 1190 RC8 heutzutage noch auf öffentliche Straßen gehörte, war da nicht ganz unberechtigt. Genau diese Frage ist auch der Grund dafür, dass es keinen Nachfolger für die KTM 1190 RC8 gibt. Dennoch hat die KTM 1190 RC8 auch nach 10 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren. Ultrascharfes Kiska-Design, Lenker, Fußrasten, Hebel und sogar die Höhe des Hecks einstellbar, genau wie das Fahrgestell. Rahmen und Schwinge wie kleine Kunstwerke, allein die Schweißnähte sind eine Augenweide.

Was bleibt, ist die Erinnerung an ein tolles Bike. Außergewöhnlich, richtungsweisend und vor allen Dingen eins: extrem schnell.

KTM 1190 RC8 2008 © KTM

Fotos: KTM