#inthisyear2018: 50 Jahre Penton

Prominenter Besuch in der Milan Avenue in Amherst/Ohio. KTM North America Inc. durfte ganz besondere Gäste begrüßen. Am zweiten März-Wochenende trafen sich die Mitglieder der Penton Owners Group zur Jubiläumsfeier – fast auf den Tag genau vor 50 Jahren waren die ersten Penton-Motorräder in den USA angekommen. Anlass für einen Rückblick auf John Penton und seine Motorräder, die vor einem halben Jahrhundert den Grundstein dafür legten, dass KTM schon seit vielen Jahren die Nr. 1 auf dem Offroad-Markt ist.

Penton Six Day 125 No. 1, 2 und 3 © Helmut Clasen und Dale Fisher/POG

Wie populär John Penton und seine Motorräder auch heute noch sind, kann man am besten daran ermessen, dass mehrere hundert Mitglieder der Penton Owners Group aus allen Teilen der USA gekommen waren, um zusammen mit John Penton und seinen Söhnen Jeff, Jack und Tom, alle früher selbst gute Endurofahrer und ehemalige Six Days-Teilnehmer, das 50-jährige Jubiläum zu feiern. Unter den etwa 100 Penton-Oldtimern aller Baujahre und Erhaltungszustände befanden sich auch die „Steel Tanker“ mit den Fabriknummern V001, V002 und V003 – genau jene Motorräder also, mit denen vor einem halben Jahrhundert alles begann.

John Penton and ISDT vets Helmut Clasen (CAN) and Denny Vandecar (USA) Tom, Jack and Jeff Penton
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John Penton and ISDE vets Helmut Clasen (CAN) and Denny Vandecar (USA) © Helmut Clasen and Dale Fisher/POG

Am 7. März 1968 hatte Wally Wilford am Flughafen in Cleveland/Ohio eine ganz besondere Fracht abgeholt – die ersten zehn Penton-Motorräder waren per Luftfracht aus Österreich angekommen. Bereits einen Tag später wurden sechs dieser Maschinen aufgeladen, um am 10. März 1968 beim Stone Mountain Enduro in Georgia an den Start zu gehen. Es war damals ganz sicher ein Wagnis, die unerprobten Motorräder aus der Transportkiste zu holen und ins Abnahmezelt bei einem Meisterschaftslauf zu schieben. Unter diesen Umständen war das Ergebnis mehr als beachtlich, zwei Klassensiege, ein zweiter und ein dritter Platz bei der anspruchsvollen Veranstaltung – das war „READY TO RACE“ schon in den späten 1960er Jahren. Das Penton-Motto lautete damals „Built for Champions“ – und die beste Werbung waren die Erfolge der Penton-Fahrer. Von Stone Mountain ging es zum Alligator Enduro nach Florida und auch der erste Auftritt bei der Motorrad-Ausstellung in Daytona sorgte für Aufsehen, als eine Penton auf einem großen Felsbrocken stehend der staunenden Öffentlichkeit präsentiert wurde. Selbst die Typenbezeichnung der Penton war nicht alltäglich – anders als damals üblich trugen Pentons Motorräder richtige Namen – die 100er hieß „Berkshire“, benannt nach einer populären Enduro-Veranstaltung in den Neu-England-Staaten, und die 125er wurde „Six Day“ genannt. Doug Wilford, ein langjähriger Weggefährte von John Penton, hat später einmal erzählt, wie es dazu kam. John Penton, der schon 1962 bei der Sechstagefahrt in Garmisch-Partenkirchen gestartet war, wusste, welche Anforderungen an eine Enduro gestellt wurde, die beim International Six Days Trial, der einstigen Olympiade der Motorradsportler, bestehen wollte. Das Beste vom Besten war da gerade gut genug und so bekam die 125er die Bezeichnung „Six Day“.

Doug Wilfords 1973 ISDE-Bike © Helmut Clasen und Dale Fisher/POG

Was John Penton und KTM geschafft hatten, war beeindruckend. Im September 1967 hatte Penton nach der Sechstagefahrt im polnischen Zakopane bei KTM angeklopft und seine Vorstellungen von einem leichten und bezahlbaren Wettbewerbsmotorrad für den amerikanischen Markt erläutert – und jetzt, gerade einmal sechs Monate später, wurde in Daytona das Ergebnis der Öffentlichkeit vorgestellt, sogar schon mit den ersten Lorbeeren bei einem amerikanischen Meisterschaftslauf dekoriert.

Es gab allerdings, gerade in der Anfangszeit, Probleme, besonders bei den Kundenmotorrädern. Das Ziehkeilgetriebe des ebenfalls brandneuen Sachs-Motors erwies sich als anfällig, weil der Ziehkeil der Beanspruchung im Gelände oft nicht gewachsen war und brach. KTM in Österreich und Fichtel & Sachs in Deutschland waren weit weg und schnelle Hilfe war nicht möglich. Der Anfang vom Ende der neuen Marke? Mitnichten – in der Penton’schen Werkstatt wurde eine verstärkte Schaltung konstruiert und das Muster zu KTM geschickt, so dass sichergestellt war, das alle Penton, die in die USA geliefert wurden, schon über das verstärkte Getriebe verfügten. In der Zwischenzeit packte John Penton auch selbst mit an und zerlegte einen Motor, wenn ein enttäuschter Kunde mit einem kaputten Getriebe vor der Tür stand.

Vermutlich ist dies das große Geheimnis des Penton-Erfolgs. Die Pentons und ihre früheren Kunden sind auch heute noch eine große Familie, wie die 50-Jahr-Feier eindrucksvoll beweist. Es blieb aber nicht bei der Berkshire und der Six Day – weil Sachs keinen 175-ccm-Motor im Programm hatte, konstruierte John Penton einen größeren Zylinder, der mit der serienmäßigen Sachs-Kurbelwelle einen Hubraum von gut 150 ccm hatte, genug also, um in der 175er Klasse zu starten.

Bei KTM in Mattighofen arbeiteten die Entwickler schon an einem Nachfolgemodell für die Penton, das 1971 mit den zwischenzeitlich standfesten Sachs-Motoren und dem ersten eigenen KTM-Motor mit 175 ccm auf den Markt kam. Obwohl John Penton an der Entwicklung nicht mehr beteiligt war, trugen KTM-Motorräder bis 1977 in den USA noch den Penton-Schriftzug auf dem Tank.

Penton-Souvenirs © Helmut Clasen und Dale Fisher/POG

Fotos: Helmut Clasen und Dale Fisher/POG