Jeremy McWilliams, Goodwood und das Biest

Jeremy McWilliams, 49, ist Ex-MotoGP-Pilot und 250er GP-Sieger. Auch die letzte Pole mit einem 500er Zweitakter geht auf sein Konto. Richtig aufgehört mit dem Rennfahren hat der Nordire eigentlich noch nicht, erst kürzlich hat er beim North West 200 in der Super Twin Klasse den Sieg abgeräumt. Da Jeremy bei KTM wiederholt in Entwicklungsarbeiten eingebunden ist, wurde er auch gebeten, den Prototyp der 1290 Super Duke R – bekannt als »Das Biest« – beim 20. Jubiläumsevent des Goodwood Festival of Speed bei Chichester in Sussex/England artgerecht auszuführen. Danach führten wir dieses Interview.

Warst Du schon öfter beim Goodwood Festival of Speed mit von der Partie?

Jeremy McWilliams: Jetzt bereits zum vierten Mal. Wohl auch, weil mir immer außergewöhnliche Bikes zum Fahren angeboten werden.

 

Zum Beispiel?

Jeremy McWilliams: Mal einen Entwicklungsträger von BMW, mal das Ilmor MotoGP-Bike, das ich 2007 gefahren bin, und jetzt eben „Das Biest!«.

 

Was ist am Festival of Speed so außergewöhnlich?

Jeremy McWilliams: Es ist ein besonderes Motorsport-Event, und es ist toll, aktiv dabei zu sein. Seit ich hier war, werde ich jedes Jahr auf´s Neue eingeladen. Es gibt sicher Hunderte, die scharf darauf wären, deswegen fällt mir Nein sagen schwer. Man muss selbst dabei gewesen sein, um den Hype zu verstehen. Die Veranstalter geben sich unglaubliche Mühe. Die Maschinen und die Rennfahrer sind handverlesen. Die Atmosphäre ist absolut einmalig, sehr entspannt.

 

Du hattest vorher am Flugplatz in Gloucestershire eine kurze Testfahrt mit der 1290 Super Duke R, am Freitag ging es dann schon den Goodwood Hill hinauf (eine Strecke über einen Hügel, 1,8 km lang und mit 9 Kurven). Erzähl uns von Deinen Eindrücken.

 

Jeremy McWilliams: Der Spitzname “Biest” passt schon prima. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt. Die Beschleunigung ist sehr gut, das ist das Mindeste, was ich behaupten kann. Auf dieser Strecke musste ich mich arg konzentrieren. Beim Andrücken steigt im dritten und vierten Gang mühelos das Vorderrad. Motorisiert ist das Bike schon ordentlich. Ich kann nicht beurteilen, wie es von außen ausgesehen hat, aber nachher sind ein paar Leute zu uns ins KTM-Lager gekommen und erzählten, dass es ziemlich flott abging. Dabei konnte ich nirgend Vollgas geben, das geht auf dieser Strecke gar nicht. Auf einer normalen Rennstrecke sollten bessere Rundenzeiten möglich sein als mit manchem Sportbike. Das kann ich mir mit vielen anderen Naked-Bikes nicht vorstellen.

 

Kannst uns die Strecke beschreiben?

Jeremy McWilliams: Eher ungewöhnlich, eine kurviges Stück Straße den Hügel hinauf. Recht staubig, mit ein paar Ölflecken und anderen Teilnehmer, die unterwegs das Gas zudrehen! Bei der ersten Auffahrt am Freitag wurde zweimal mit roten Flaggen abgebrochen. Keine Ahnung warum, vielleicht wollte man mich nur etwas einbremsen, weil ich natürlich wissen wollte, was in dem Bike steckt.

 

Welches Feature am Prototyp hat Dir besonders gefallen?

Jeremy McWilliams: Die Wheelie Control! Man stellt das Bike also aufs Hinterrad und kann es dann ohne die Fußbremse perfekt kontrollieren. Sehr spaßig!

 

Bist Du noch andere Bikes gefahren?

Jeremy McWilliams: Ja, die 500er Zweitakt Proton KR3, mit der ich beim Phillip Island Grand Prix auf der Pole stand. Diese Gelegenheit hier konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Schon beim Aufsitzen sind die ganzen Erinnerungen wieder zurück gekommen – einfach großartig.