JONNY WALKER – 10 JAHRE RED BULL ERZBERGRODEO AUS MEINER PERSPEKTIVE

Jonny Walker hat im Laufe des letzten Jahrzehnts viel erlebt – sowohl als praktisch unbekannter Privatier als auch als einer der besten Enduro-Rennfahrer der Welt. Und nirgendwo wurde sein Ehrgeiz mehr belohnt – und manchmal auch bestraft – als beim Red Bull Erzbergrodeo.

Jonny Walker – Red Bull KTM Factory Racing.
PC @Future7Media

Wenn Extreme-Enduro-Fahrer Gladiatoren sind, ist das Erzbergrodeo ihr Kolosseum. Dieses Rennen – das härteste Ein-Tages-Rennen im Enduro-Sport – besitzt nicht nur Legendenstatus, sondern wirft auch jeden Fahrer ab, der nicht auf absolutem Top-Niveau ist. Als dreifacher Gewinner des Red Bull Erzbergrodeo hat Jonny Walker von Red Bull KTM Factory Racing alle Höhen und Tiefen dieser Veranstaltung erlebt, die in einer Tagebau-Mine im österreichischen Eisenerz gefahren wird.

Im Jahr 2020 ist es 10 Jahre her, dass der Brite zum ersten Mal diesen heiligen Boden betreten hat. Da das Rennen auf dem Eisernen Riesen (wie der Berg liebevoll genannt wird) in diesem Jahr nicht ausgetragen wird, muss Walker, genau wie alle anderen Fahrer, weitere 12 Monate warten, bevor er die Arena wieder betreten und um seinen 4. Titel kämpfen darf.

In unserem Interview erinnert sich Jonny an die Höhen und Tiefen der letzten 10 Jahre und seine besten Momente beim Red Bull Erzbergrodeo und er verrät uns, warum dieses legendäre Rennen vielleicht bald von einem Fahrer auf einem 4-Takt-Motorrad gewonnen werden könnte.

Ein junger Jonny Walker auf dem Podium bei seinem ersten Red Bull Erzbergrodeo.
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2011 – Als Privatfahrer aufs Podium
“Ich trat 2011 zum ersten Mal beim Erzbergrodeo an. Ich wusste nicht viel über das Rennen und darüber, was mich erwarten würde. Im Dorf anzukommen und den Eisernen Riesen zum ersten Mal zu sehen, war cool, damals hatte ich aber nicht so eine Gänsehaut wie heute. Heute ist das anders, weil sein Anblick in mir Erinnerungen weckt – Erinnerungen an all die Höhen und Tiefen. Dieses Rennen ist im Enduro-Sport extrem wichtig und die schiere Größe des Eisernen Riesen unterstreicht das nur noch. In jenem Jahr wurde ich Dritter und hielt auf dem Nachhauseweg beim KTM-Hauptquartier an, um einen Werksvertrag zu unterschreiben. Danach hat sich mein Leben total verändert. Heute ist es für einen Privatfahrer schwieriger, aufs Podest zu kommen, da einfach so viele fantastische Fahrer am Start sind.“

Walker nähert sich nach einem ‚perfekten Rennen‘ der Ziellinie.
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2012 – Der erste Sieg
„Obwohl ich der Top-KTM-Fahrer war, konnte ich 2012 ohne Druck an den Start gehen. Damals arbeitete ich immer noch als Fenstermonteur, obwohl ich bereits Profi-Fahrer war, weil alles noch so neu war und mir der Job einen gewissen Halt gab. Ich hatte immer noch ein Leben außerhalb des Rennsports. Ich betrachtete das Rennfahren nicht als echten Job, da ich unter der Woche immer noch Fenster einbaute. Ich fuhr Rennen zum Spaß. An das Rennen selbst erinnere ich mich nur mehr dunkel, ich erinnere mich aber daran, wie ich die Ziellinie überquerte und mir Karl Katoch die karierte Flagge in die Hand drückte. Da wurde ich von meinen Gefühlen überwältigt. Es war der absolute Wahnsinn.”

2013 – Der Weltuntergang
„Im Jahr 2013 waren die Bedingungen unterirdisch. Es war wie eine Sintflut. Ich hatte mich für einen Startplatz in der ersten Reihe qualifiziert und Graham Jarvis war hinter mir in Reihe 2. Ich wusste, dass er mein härtester Widersacher werden würde. Deshalb wollte ich meinen Startplatz maximal nutzen und so viel Vorsprung wie möglich herausfahren. Leider soff mein Bike gleich nach dem Start ab. Ich kann es heute noch nicht glauben, dass das Rennen bei diesen Bedingungen gestartet wurde, aber diese Dinge machen das Erzbergrodeo eben so legendär. Ich stand am Rand und versuchte, das Wasser aus dem Motor zu bekommen, als Graham an mir vorbeiging. Schließlich schaffte ich es, das Bike wieder zum Laufen zu bringen, und gab alles, aber die Bedingungen waren so hart, dass ich keine Chance hatte, so viele Positionen gutzumachen. Ich überholte 100 Fahrer und wurde am Ende Vierter. Damals war ich aber am Boden zerstört.“

Der ‚Eiserne Riese‘ ist ein beeindruckender Ort und das Kolosseum des Hard-Enduro-Sports.
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2014 – Das perfekte Rennen
„Manchmal träume ich immer noch von 2014. Im Ziel wurde mir klar, dass ich kein einziges Mal von meinem Bike gefallen war. Nicht ein Mal. Alles lief einfach perfekt und das ist etwas, was am Eisernen Riesen eigentlich nie passiert. Ich gewann den Start und sah während des ganzen Rennens keinen anderen Fahrer mehr. Ich gewann mit 30 Minuten Vorsprung. Das gibt es heute nicht mehr.“

2015 – Mit Teamwork ins Ziel
„Das Rennen 2015 war gut für den Sport, da es auch Menschen in den Bann zog, die sich normalerweise nicht für Hard Enduro interessieren. Auf jeden Fall war es etwas Neues. Für einen Rennfahrer war die Situation eine ungewohnte. Wir fahren, um zu gewinnen, aber an diesem Tag hätte es keiner alleine ins Ziel geschafft. Es war komisch, den Rennmodus im Kopf auszuschalten und so mit anderen Fahrern zusammenzuarbeiten. Die Strecke war so steil, dass es keiner bis ganz nach oben schaffte. Ich erinnere mich daran, wie ich mit den Jungs darüber diskutierte, wie wir die Sache angehen sollten. Die Experten werden noch viele Jahre über diese Downtown-Sektion reden und es ist cool, mit so einem Stück Erzbergrodeo-Geschichte in Verbindung gebracht zu werden.“

Walker auf einem der Anstiege des Red Bull Erzbergrodeo 2019.
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2016 – Zwangspause
„2016 musste ich vom Streckenrand aus zusehen. Ich hatte mir als Führender in der SuperEnduro-Weltmeisterschaft das Bein gebrochen und musste das Rennen leider auslassen. Als Zuschauer dort zu sein, ist eine ganz andere Erfahrung. Für Rennfahrer ist das Erzbergrodeo wie ein Druckkochtopf. Der Druck baut sich wochenlang auf und am Renntag dreht es dir vor Nervosität den Magen um. 2016 war das einzige Jahr, in dem ich mein Frühstück essen konnte, ohne es vor dem Start wieder rauskotzen zu wollen!“

Carl‘s Dinner – eine zermürbende Fahrt über riesige Felsen und ein Kampf, den nur die besten Fahrer überstehen.
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2018 – Den Sieg vor Augen
„Wenn ich an 2018 denke, werde ich immer noch wütend. Ich machte in einem eigentlich einfachen Abschnitt einen Fehler, der mich den Rennsieg kostete. In der Grünen Hölle lag ich direkt hinter Graham (Jarvis) und wir beide überholten Billy Bolt und Mani Lettenbichler, die bis dahin auf Platz 1 und 2 gelegen hatten. Am Ende dieses Abschnitts hatte ich Graham vor Augen, aber dann rutschte mir das Vorderrad beim Bergabfahren auf einer Wurzel weg und mein Bike verkeilte sich in einem Baum. Das Gefälle war so groß, dass ich es lange nicht freibekam. Vor uns lagen nur noch die Abschnitte Dynamite und Lazy Noon und ich wusste, dass ich ihn nicht mehr einholen würde. Ich kam 40 Sekunden hinter ihm ins Ziel. Dieses Rennen hatte ich selbst verbockt.“

Walker im Jahr 2019 auf seiner KTM 300 EXC TPI.
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Warum die KTM 300 EXC TPI die beste Waffe für dieses Rennen ist
„Die KTM 300 EXC TPI hat am Erzberg immer wieder bewiesen, wie stark sie ist. Mittlerweile ist sie das beste Bike für Fahrer aller Stufen. Amateure können sie praktisch im Serienzustand fahren. Sie ist leicht, spricht extrem gut an und ist fast unzerstörbar. Mit der TPI-Einspritzung hat KTM das Bike noch besser gemacht. Dieses Motorrad schießt Anstiege hinauf wie kein anderes. Außerdem macht ihm die Seehöhe nicht mehr zu schaffen – sie produziert überall gleich viel Power, vom Start ganz unten bis zur Spitze des Berges. Sie läuft und läuft und läuft.“

Die neue KTM 300 EXC TPI ERZBERGRODEO 2021.
PC @KTM

Warum auch ein 4-Takt-Bike das Erzbergrodeo gewinnen kann
„Ich glaube, dass auch die KTM 350 EXC-F eines Tages das Red Bull Erzbergrodeo gewinnen könnte. Darüber denke ich tatsächlich schon länger nach. Zurzeit hat die 2-Takt-KTM 300 EXC TPI noch die Oberhand, da sie ein großartiges Allround-Paket liefert. Mit etwas intensiver Testarbeit könnte aber auch die 350F das schaffen. Ich fuhr in Großbritannien ein paar extreme Rennen mit der KTM 350 EXC-F, weil ihre Leistungsabgabe gleichmäßig stark ist. Beim Erzbergrodeo würde die 350F vom Start weg und bis zu Carl‘s Dinner mithalten können. Meiner Meinung nach ist das der Knackpunkt des Rennens – es ist enorm wichtig, diesen Abschnitt ohne Probleme zu überstehen. Nach Carl‘s Dinner wäre sie den 2-Taktern wieder ebenbürtig. Wer weiß? Eines Tages vielleicht …“

Viel Rennerfahrung flossen in die Entwicklung der neuen KTM 300 EXC TPI ERZBERGRODEO 2021.
PC @KTM

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist das Erzbergrodeo Red Bull Hare Scramble eines der härtesten Rennen der Welt. Um diese legendäre Veranstaltung hochleben zu lassen, hat KTM ein besonderes Modell, die KTM 300 EXC TPI ERZBERGRODEO 2021, ein wirklich außergewöhnliches Motorrad, aufgelegt. Dieses aufregende neue Sondermodell bietet das perfekte Paket, um selbst schwierigstes Terrain zu meistern. Die KTM 300 EXC TPI ERZBERGRODEO wurde auf Basis der Rennerfahrungen von KTM und mit Hilfe des Inputs von Fahrern wie Walker entwickelt und sieht mit seiner speziellen Farbgebung nicht nur umwerfend aus, sondern besitzt auch eine Reihe von speziellen Teilen, um ihren READY TO RACE-Status zu zementieren. Du solltest auf jeden Fall einen Blick darauf werfen!

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