Jordi Viladoms: Vorbereitungen auf die Dakar 2021

Die Rallye Dakar ist eines der berüchtigtsten Rennen der Welt. Bis zum Start der Dakar 2021 sind es nur mehr ein paar Tage. Also trafen wir uns mit Jordi Viladoms vom KTM Rally Team, um über das Rennen, die Neuerungen für 2021 und die Ziele des Teams zu plaudern.

KTM Factory Racing Rally Team Manager Jordi Viladoms bei der Silk Way Rally 2019.
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Der Rally-Sport liegt mir im Blut …

„Ich bin Jordi Viladoms, Team Manager beim KTM Factory Racing Rally Team. Ich habe 15 Mal an der Rallye Dakar teilgenommen – 10 Mal als Fahrer und zuletzt 5 Mal als Team Manager. Die Dakar ist ein extrem hartes Rennen, bei dem die Fahrer viele Kilometer abspulen und tagelang im Sattel sitzen. In der Wüste sind die Bedingungen immer herausfordernd. Dieses Rennen verlangt den Fahrern und Teams alles ab. Es dauert so lange, dass du körperlich und geistig topfit sein musst, um ins Ziel zu kommen.“

Die Fahrer, die für Red Bull KTM Factory Racing Rally 2021 um den Sieg kämpfen werden: Toby Price, Sam Sunderland und Matthias Walkner.
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Wenn du einmal damit angefangen hast, kannst du nicht mehr aufhören …

„Für mich ist die Rallye Dakar wie eine Droge. Als ich noch selbst gefahren bin, habe ich mich damit motiviert, mir Ziele zu setzen und diese dann abzuarbeiten. Mein oberstes Ziel war, anzukommen, gefolgt von einem Top-20- und einem Top-10-Ergebnis. Und wenn ich es in die Top-10 schaffte, war das nächste Ziel der Sieg. Heute, als Manager, verhält es sich für das Team und unsere Fahrer nicht anders. Wir treten an, um zu gewinnen, und bis jetzt sind wir mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Wir werden uns bemühen, die Dakar in der Zukunft noch öfter zu gewinnen.“

Viladoms kam 2014 hinter seinem Teamkollegen Marc Coma als Zweiter ins Ziel.
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In der Wüste ist der Erfolg niemals garantiert …

„Für KTM war es großartig, die Rallye Dakar so oft zu gewinnen, wie wir das geschafft haben (18 Siege in Folge von 2004 bis 2019). Für Außenstehende sah das vielleicht einfach aus, aber es war alles andere als das. Es war für das ganze Team und die Fahrer harte Arbeit. Die Tatsache, dass wir den Sieg im Jahr 2020 verpasst haben, motiviert uns, nächstes Jahr und in den Jahren darauf noch härter zu kämpfen. Natürlich wollen wir wieder auf das Podium und streben nach dem Sieg. Es ist ein extrem hartes Rennen, bei dem jeder Starter und alle Teams alles geben, um am Ende ganz oben zu stehen.“

Viladoms überquert bei der Rallye Dakar 2014 die Ziellinie und feiert das beste Ergebnis seiner Karriere.
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Drei Fahrer, die alle gewinnen wollen …

Toby ist mit seiner Erfahrung und seinen Siegen bei der Dakar eine Bank. Die Dakar 2020 lief für ihn nicht nach Plan, aber ich bin zuversichtlich, dass er seine Herausforderungen meistern und wieder als Erster durchs Ziel gehen kann. Sam hatte 2020 Pech und musste nach einem Unfall aufgeben. Er ist in diesem Terrain richtig gut, weshalb sein Crash doppelt unglücklich war, aber solche Dinge passieren nun einmal. Er ist aber wieder voll auf der Höhe und bereit, sein Bestes zu geben. Es sieht so aus, als ob die Route des heurigen Rennens den Navigationsfähigkeiten der Fahrer alles abverlangen wird, was Matthias in die Hände spielen sollte. In diesem Bereich ist er enorm stark und zusammen mit seiner tollen Fitness macht ihn das sicher zu einem Titelanwärter. Alle drei Fahrer sind sehr gut vorbereitet und siegfähig, weshalb wir mit Zuversicht ins Rennen gehen.“

Coma und Viladoms feiern bei der Rallye Dakar 2014 ihren Doppelsieg.
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Testen, trainieren, an der Zukunft arbeiten …

„Das Team hat in den letzten Monaten viel getestet und trainiert. Wir haben unser Bike an das Terrain und die Bedingungen, die auf unsere Fahrer warten, angepasst. Wir haben gute Fortschritte gemacht und glauben, dass das Bike noch besser ist als in den letzten Jahren. Gleichzeitig haben wir an unserem Rally-Bike der Zukunft gearbeitet, hatten also Ende 2020 insgesamt alle Hände voll zu tun. Unsere Fahrer haben in einem Terrain trainiert, das dem ähnelt, das sie im Januar erwartet, und auch ihre Roadbook-Fähigkeiten geschult. Wir hatten also gut zu tun und ich kann nur hoffen, dass sich unsere harte Arbeit im Rennen bezahlt macht.“

Jordi Viladoms blickt auf eine lange Rally-Karriere zurück – hier sehen wir ihn bei der Dakar 2006.
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Konzentration auf das, was es für den Sieg braucht …

„Wir sind hochmotiviert, uns die Krone wiederzuholen. KTM hat 18 Dakars in Folge gewonnen, weshalb es besonders geschmerzt hat, den Titel 2020 zu verlieren. Seitdem haben wir uns auf jene Elemente konzentriert, die uns wieder zum Sieg verhelfen sollen. Die Konkurrenz ist bei diesem Rennen extrem stark und investiert viel in die Teams und Fahrer. Nachdem wir den Sieg letztes Jahr verpasst haben, wollen wir dieses Mal noch härter angreifen und wieder triumphieren.“

Viladoms arbeitet seit dem Ende seiner Rennkarriere als Manager bei KTM Factory Racing Rally – hier spricht er während der Andalucia Rally 2020 mit Toby Price.
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Anpassen, verstehen, bedächtiger fahren …

„Als Neuerung für 2021 bekommen die Fahrer das Roadbook erst am Morgen vor der Sonderprüfung ausgehändigt. Das betrifft alle Teilnehmer und unsere Fahrer haben das speziell trainiert. Außerdem gab es einige Änderungen an den Sicherheitsregeln, sodass jetzt alle Fahrer einen Airbag tragen müssen, was vom Sicherheitsstandpunkt her ein guter Schritt war. Außerdem haben alle Fahrer der Elite-Klasse jetzt nur mehr sechs Hinterreifen zur Verfügung und dürfen den Kolben nur ein Mal tauschen. Das sollte die Fahrer motivieren, langsamer und bedachter vorzugehen, anstatt das ganze Rennen hindurch voll auf Attacke zu fahren. Insgesamt werden sich alle an die Änderungen anpassen müssen.“

Toby Price ist darauf vorbereitet, bei der Dakar 2021 mit seiner KTM 450 RALLY wieder alles zu geben.
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Strategie? Was für eine Strategie?

„Die 2021-Route scheint wesentlich langsamer zu sein als die von 2020. Es gibt viele Richtungsänderungen, welche das Navigieren tückisch machen werden. Bis zum Morgen vor der Prüfung nicht zu wissen, wie technisch die Route sein wird, wird die Fahrer mental fordern. Aus diesem Grund haben wir eigentlich keine Strategie wie in den Jahren zuvor. Jeder Fahrer wird sich überlegen müssen, wie er seine beste Leistung abliefern kann.“

Die erwartet schwierige Navigation bei der Dakar 2021 sollte Matthias Walkner in die Hände spielen.
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Druck verringern und entspannt bleiben …

“Mit Daniel Sanders haben wir das KTM Factory Racing Junior Rally Program ins Leben gerufen, das parallel zum Werksteam an den Start gehen wird. Der Gedanke dahinter ist der, dass wir einem neuen Fahrer eine Chance geben wollen, ohne dass dieser den Druck eines Werksteams verkraften muss, und ihm erlauben wollen, die Sache etwas entspannter anzugehen. Gleichzeitig bereiten wir uns so auf die Zukunft vor und hoffen, aus dem Junioren-Programm Fahrer für das Werksteam rekrutieren zu können. Innerhalb dieser Strukturen ist der Druck für Daniel weniger groß, er hat Zeit, dazuzulernen, Schritt für Schritt besser zu werden und vielleicht irgendwann in das Werksteam aufzusteigen. Er bekommt alles, was er braucht, und kann von unseren drei sehr erfahrenen und erfolgreichen Rallyfahrern lernen. So ist er in der perfekten Position, seine Fähigkeiten ohne Druck weiterzuentwickeln. Tatsächlich lernt er enorm schnell dazu und wir sind glücklich mit den Fortschritten, die er gemacht hat, seitdem er zum Team gestoßen ist.“

Sam Sunderland hat jede Menge Erfahrung in den Dünen, was ihm bei der Dakar 2021 helfen sollte, ein gutes Resultat zu erzielen.
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Schritt für Schritt, mit Blick auf die Zukunft …

„Wir haben sofort erkannt, was für ein großes Potential Daniel hat. Er hat das International Six Days Enduro (ISDE) auf einem großen Bike gewonnen, was bedeutete, dass das Rally-Bike keine große Umstellung für ihn war. Er ist an hohe Geschwindigkeiten gewöhnt und sein Fahrkönnen ist bereits jetzt sehr hoch. Nach seiner Verpflichtung begann er damit, zu lernen, wie man ein Roadbook verwendet, und hatte den Dreh schnell heraus. Sein erstes Rennen als Rallyfahrer war die Andalucia Rally, wo er eine Sonderprüfung gewann, weshalb wir große Hoffnungen in Daniel setzen. Vorerst aber setzen wir ihn nicht unter Druck und erlauben ihm, Schritt für Schritt dazuzulernen. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass er eines Tages ein Anwärter auf den Sieg bei der Rallye Dakar sein wird.“

Daniel Sanders tritt im Januar zum ersten Mal im Rahmen des KTM Factory Racing Junior Rally Program an.
PC @MarcinKin

Der Prolog zur Rallye Dakar 2021 beginnt am 2. Januar 2021 und das Rennen endet nach 12 Sonderprüfungen am 15. Januar. Der 9. Januar ist Ruhetag. 108 Motorradfahrer haben sich für das zum 43. Mal stattfindende Rennen eingeschrieben. KTMs Fahrer-Quartett hofft, den Pokal wieder zurück nach Österreich holen zu können, aber auf über 7.646 Kilometern (fast 5.000 davon Sonderprüfungen) kann alles passieren. Als Basis des Teams dient ein Biwak, welches mit dem Rennen mitreist und von dem die Fahrer auf ihren KTM 450 RALLY am Morgen aufbrechen und zu dem sie abends zurückkehren.

Das Team strebt nach Podestplätzen und Siegen – hier feiert es den dritten Platz von Toby Price 2020.
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