Julian Stevens: Jonny Walkers rechte Hand

Julian Stevens arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Enduro-Sport und ist seit vier Jahren Jonny Walkers rechte Hand. Bedeckt von Staub und erschöpft vom extremsten Erzbergrodeo in der 21-jährigen Geschichte, sprachen wir mit Julian über seine Rolle als Jonnys Manager und das Erzbergrodeo 2015.

„Ich hatte erwartet, dass es das bisher härteste Rennen werden würde. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen und gesagt, dass es aufgrund des Wetters, der Streckenlänge und der Schwierigkeit der Sektionen um 20-30% härter werden würde als im letzten Jahr. Heute standen wir an ein paar Streckenabschnitten, die wir bei der Besichtigung der Strecke nicht gesehen hatten. Niemand ist diese Passagen zuvor gefahren, komplett naturbelassen und unmöglich dort durchzukommen. Glücklicherweise haben die Fahrer großen Sportsgeist bewiesen, haben zusammengearbeitet und sich gegenseitig hochgezogen.“

Bekanntermaßen wird das Erzbergrodeo unter allen Wetterbedingungen ausgetragen; in diesem Jahr hatten die Fahrer mit der großen Hitze zu kämpfen. Ohne gegenseitige Hilfe, hätte es keiner der Fahrer bis ins Ziel geschafft. Am Ende landeten erstmals vier Fahrer auf dem geteilten ersten Platz. Julian unterstützt Jonny Walker in vielfältiger Weise. Seine Aufgaben reichen von Vertragsverhandlungen, über die Rennvorbereitung und die Unterstützung mit allem, was der junge Red Bull KTM Star braucht, um für ein Event gerüstet zu sein, bis hin zur Betreuung während der Rennen.

„Vor dem Rennen kümmere ich mich darum, dass es Jonny an nichts fehlt; das heißt, ich mache noch kleinere Besorgungen, kümmere mich um die Rennplanung, organisiere ein Team zur Unterstützung und koordiniere die Medien- und Sponsoren-Angelegenheiten. Während des Rennens versuche ich, ihm auf der Strecke zu folgen, bringe ihm Energieriegel oder Getränke, gebe ihm Ratschläge und bin einfach für ihn da. Wenn er Hilfe braucht, wie in diesem Waldstück, dann sind wir mit Seilen zur Stelle, so dass er das Motorrad nach oben ziehen kann. Es ist also eine breite Palette an Aufgaben.“

Jonny Walker Erzbergrodeo 2015

Jonny Walker Erzbergrodeo 2015

Bedeckt von Staub und Dreck kam Julian nach dem Rennen in den Paddock zurück, erschöpft vom Klettern in Carl´s Dinner – vollbepackt mit Flaschen voller Benzin und Wasser – und dem Versuch, immer in Jonnys Nähe zu bleiben. Es gibt sicherlich leichtere Aufgaben, als einen Fahrer bei einem Event wie dem Erzbergrodeo zu unterstützen.

„Manchmal kann man das Motorrad nicht an den Punkt bringen, an dem man es gerne hätte, also musst du mit dem ganzen Gepäck rauf- oder runterlaufen, je nachdem, wo dein Fahrer gerade ist. Es ist heiß, wir tragen die Ausrüstung und viel Zeug mit uns, daher ist es auch für die Helfer sehr anstrengend. Man muss so fit sein wie ein Fallschirmjäger, um diesen Job zu machen!“

„Wegen der Hitze haben wir Wasserflaschen an die Bikes der Helfer geklebt, aber es waren immer noch nicht genug. Außerdem haben wir befürchtet, nicht genug Benzin dabei zu haben, denn der Tankstopp war sehr früh im Rennen. Normalerweise können die Motorräder etwa eineinhalb Stunden fahren, aber bereits nach 30 Minuten mussten wir tanken, hatten dann aber noch dreieinhalb Stunden des Rennens vor uns. Wir haben ein bisschen Benzin in Kanistern transportiert, aber am Ende haben wir es noch bis ins Ziel geschafft. Im Rennen hat sich Jonny den Kühler beschädigt, so dass wir immer Wasser nachkippen mussten; es war ein anstrengender Tag.“

Jonny Walker KTM 300 EXC Erzbergrodeo 2015

Jonny Walker KTM 300 EXC Erzbergrodeo 2015

Die meisten Motorrad-Mechaniker kommen aus motorsportbegeisterten Familien oder waren selbst mal als Fahrer unterwegs. Nach seiner Karriere als Fahrer, blieb Julian dem Sport treu und ist auch jetzt noch mit großer Leidenschaft dabei.

„Seit meiner Jugend haben mich Motorräder fasziniert. Als ich das College für Ingenieurswesen verließ, arbeitete ich in einem Motorradgeschäft, weil es keine Jobs für Ingenieure gab. Zu der Zeit begann ich, selbst Rennen zu fahren. Ich habe ein ganz gutes Niveau erreicht, hatte aber nicht die nötige Unterstützung, so dass ich mich entschied, Mechaniker zu werden.“

„Ich habe bei 500 Grand Prix für Mervin Anstie gearbeitet, bin dann mit Paul Edmondson zu KTM gewechselt, der die erste Enduro-Weltmeisterschaft 1990 gewonnen hat – das war vor 25 Jahren! Seitdem habe ich mit Paul, David Knight, Taddy Blazusiak, Tom Sagar und Juha Salminen gearbeitet. Seit vier Jahren bin ich nun bei Jonny. Dieser Sport liegt ihnen im Blut, sie haben einen große Leidenschaft und sie machen den Sport aus den richtigen Gründen – es ist kein Ego-Trip oder um im Paddock anzugeben; die Fahrer und auch die Leute hinter den Kulissen kümmern sich um viele Dinge und arbeiten hart. Für die Fahrer ist es eine der extremsten Sportarten überhaupt. Man muss unglaublich fit sein, ein Allrounder als Fahrer und man muss immer wieder die Ausdauer und Motivation aufbringen, sich durch solche Events zu kämpfen.“

Während des Rennens kann man Julian beobachten, wie er unermüdlich über große Felsen klettert, um zu Jonny zu gelangen, um ihn bestmöglich zu unterstützen und mit ihm zu sprechen. Diese Nähe ist wichtig, damit der Fahrer auch schwierige Phasen des Rennens übersteht. Das nächste Rennen für Walker und sein Team sind die Red Bull Romaniacs, aber sicherlich brauchen alle erstmal ein paar Tage Erholung, bevor es an die Vorbereitung für das nächste Extreme Enduro geht.

Jonny Walker & Julian Stevens Erzbergrodeo 2015

Jonny Walker & Julian Stevens Erzbergrodeo 2015

„Meist weiß Jonny ganz genau, was er tun muss, aber wenn er mal die Orientierung verliert, dann bin ich da und sage ihm, dass er sich auf sich selbst konzentrieren und einen anderen Weg ausprobieren soll. Die moralische Unterstützung ist besonders wichtig und oft schütte ich ihm einfach nur kaltes Wasser in den Nacken, um seine Körpertemperatur möglichst niedrig zu halten.“

„Auch die anderen aus dem Team hielten kaltes Wasser für ihn bereit. Wenn die Körpertemperatur nur ein bisschen ansteigt, kann das schnell dazu führen, dass der Fahrer viel Energie einbüßt.“

„Natürlich planen wir bereits für die nächsten Rennen und wir werden über das Erzbergrodeo sprechen, bevor wir zu den Red Bull Romaniacs fahren, die ganz anders sind als der Erzberg. Das Rennen war spannend mit einem tollen Ergebnis und wir sind glücklich, dass die Jungs es innerhalb der vier Stunden ins Ziel geschafft haben.“

„Ich habe mir das Rennen noch nicht im Fernsehen angeschaut und wenn das einmal so abläuft ist es ok, wir werden lange darüber sprechen. Ich war immer der Meinung, dass wenn man diesen Sport zu anspruchsvoll macht, dann ist das nicht besonders hilfreich. Es muss schwierig sein, aber nicht so, dass die Top 10-Fahrer nicht ins Ziel kommen können und ich denke nicht, dass die Fahrer dabei Hilfe brauchen sollten. Hoffentlich wird die Strecke nächstes Jahr wieder geändert, so dass ein Fahrer das Ziel als alleiniger Sieger erreichen kann.“

Fotos: Future7Media | www.ktmimages.com