Karel Hanika: Der Rohdiamant

MOTORSPORT - Rookies Cup 2013, San Marino GP

Einer, der weiß, was er will. Ein angenehmer Typ, wohl erzogen, bescheiden, schnell. So beschreiben Teammitglieder des deutschen Freudenberg Teams das Jungtalent Karel Hanika. Der 17-jährige aus Brünn, der noch aufs Gymnasium geht, hat dieses Jahr den Red Bull Rookies-Cup mit 6 Siegen und drei Podestplätzen frühzeitig zu seinen Gunsten entschieden. Zusätzlich bestreitet er Moto3-Rennen in der IDM, in die er erst mit Verspätung eingestiegen ist. Sechs Siege hat Hanika bisher mit der Freudenberg KTM RC250R eingefahren. Wir haben uns beim vorletzten IDM-Event in Hockenheim mit dem Nachwuchsmann unterhalten, der vom Streckensprecher als »Rohdiamant aus Tschechien« gelobpreist wurde.

 

Es gibt Leute die behaupten, Du siehst James Hunt ähnlich, oder dem jungen Barry Sheene?

Hanika: »Das höre ich zum ersten Mal. Auf jeden Fall will ich niemand kopieren. Meine Haare sind etwas länger, weil es mir gefällt. Vielleicht ändert sich das eines Tages, keine Ahnung.«

 

Gibt es etwas, was Du möchtest, dass die Leute über Dich wissen?

Hanika: »Ich bin ein ganz normaler Typ. Ich mag Racing, das ist alles. Wenn ich nicht im Motorradsattel sitze, spiele ich Tennis, gehe im Winter snowboarden und spiele auf einer Playstation. Ich finde an etlichen Sportarten Gefallen. Um offroad zu trainieren, habe ich eine 250er Enduro-KTM. In die Schule fahre ich mit Straßenban und Schienen-Bus. Mein Lieblingsfahrer im GP-Sport ist Nicky Hayden, dazu Jorge Lorenzo.«

 

 

Vor dem Aufsteigen aufs Rennmotorrad kniest Du einen Moment nieder und hältst mit beiden Händen eine Fußraste, so wie es auch Valentino Rossi macht. Was steckt dahinter?

Hanika: »Das ist ein Ritus, die mir zu einem klaren Kopf verhilft. So kann ich mich besser konzentrieren, auf das Bike, auf mich und auf meine Performance.«

 

Du hörst dazu Musik vorher, jedenfalls bist in der Box auch mit einem Kopfhörer zu sehen?

Hanika: »Ja, aber nur manchmal. Nicht vor einem Rennen, eher ein paar Stunden davor. So kann man am besten das Drumherum vergessen, all die Leute und die Hektik. Ich versuche mich auf das Rennen zu konzentrieren, Möglichkeiten durchzuspielen, mich mental vorzubereiten. Was ich höre? Kein Heavy Metal oder Rock, sondern tschechischen Rythm & Blues. Ich mag auch härtere Sachen, aber nicht zu diesem Zeitpunkt.«

 

Du hast im Red Bull Rookies Cup 6 Rennen gewonnen und dazu 3 Podestplätze errungen. War das  vorher zu erwarten, und dazu noch gleich der Titelgewinn?

Hanika: »Überhaupt nicht. Weil mich vor der Saison doch viel Unbekanntes erwartete. Neues Moto3-Viertakt-Bike, viele neue, starke Fahrer, die bei Vorsaisontests brillierten. Aber ich konnte gleich an der Spitze mithalten, die Rundenzeiten konnten sich sehen lassen, in den Trainings lief es ordentlich. Meine Performance stimmte von Anfang an und blieb konstant. Deswegen hat es mit dem Titelgewinn geklappt.«

 

Dein Speed ist sehr beachtlich, kannst Du erklären, warum das so ist?

Hanika: »Ich komme sehr gut mit der 250er Viertakt-KTM zurecht. Mir gefällt das Bike besser als die letztjährigen 125er Zweitakter. Die Motorleistung ist spürbar sanfter. Das taugt mir. Ich habe mich rasch an diese Motorcharakteristik gewöhnt, danach lief alles problemlos. Ich fahre gerne mit dieser Moto3-Maschine. Es fällt leichter als mit einem Zweitakter, damit am Kurvenausgang zu beschleunigen. Die Leistungsentfaltung ist nicht so aggressiv, sondern gleichmässig. Ich fühle mich wohl damit. Das ist sicher ein Grund mit dafür, dass ich von Saisonbeginn an gleich vorne mit bei der Musik war.«

 

Kannst Du beschreiben, was so toll ist an Motorcycle Racing?

Hanika: »Angefangen habe ich, weil mein Vater früher selbst Motorradrennen bestritten hat. Je mehr ich gefahren bin, desto besser gefiel es mir. Es taugt mir, weil ich es kann, jedenfalls besser als Fußball oder irgendeine andere Sportart. Außerdem ist Racing als Sportart orginell. Der Kampf vom Start weg bis ins Ziel ist das Beste. Nicht das ganze Drumherum, das Streben nach Ruhm oder sonstwas. Ich geniesse es einfach, wenn ich auf Motorrad steigen und Gas geben kann.«

 

Dein Vater Karel war selbst aktiv und 1992 Tschechischer Superbike-Meister auf einer Kawa 750. Konnte er Dir viel helfen?

 

Hanika: »Klar. Er kaufte mir mein erstes Bike, als ich 6 Jahre alt war und fuhr dann mit mir zu den Rennen. Mein Vater begleitet mich auch heute noch. Ohne ihn wäre ich nie zum Motorrad-Rennsport gekommen. Er ist mir immer beigestanden, als die Bikes größer wurden: GP 50, dann 125er und jetzt Moto3. Er hilft mir, Zusammenhänge besser zu verstehen, Fehler auszumerzen und zu erkennen, wo ich mich noch verbessern kann.«

 

Du fährst parallel in der Moto3-IDM eine KTM RC250R und hast auch einige Rennen gewonnen? Wie kam es dazu?

Hanika: »Das Freudenberg-Team hat mich gefragt, ob ich für sie fahren möchte und ich habe zugestimmt. Weil es ein gutes Training für den Rookies Cup ist und weil die Motorräder identisch sind. Je mehr Rennen ich fahre, desto besser. Nur so kann ich mir mehr Erfahrung und Routine aneignen, was wichtig ist für die Zukunft. Freudenberg-KTM ist ein sehr gutes Team, ich fahre gerne für sie.«

 

Deine Pläne für nächstes Jahr?

Hanika: »Ich werde 2014 eine Factory KTM in der Moto3 WM steuern, der Vertrag mit dem Team von Aki Ajo ist frisch unterschrieben. Im Winter werde ich mich eine Zeitlang in Spanien aufhalten, um optimal für nächstes Jahr trainieren zu können. Mein Ziel ist es, besser vorbereitet zu sein als dieses Saison.«

 

Fotos: Gepa, Buenos Dias