Krämer Motorcycles – Fahrspass pur

Seinen eigenen Weg einschlagen – wer hat davon noch nicht geträumt? Markus Krämer hat sich getraut. Der Diplom-Ingenieur, Fachrichtung Maschinenbau, arbeitete sieben Jahre bei KTM als Gruppenleiter im Zubehörbereich PowerParts. Heute führt er seine eigene Firma „Krämer Motorcycles“ im deutschen Töging am Inn, die erste Prototypen-Einzylinder-Rennmaschinen auf die Räder gestellt hat, und diese schon bald in Kleinserie zu fertigen beabsichtigt.

Mit Motorrädern bei Trackdays über Rennstrecken zu düsen, ist ein Vergnügen, dem sich auch Markus in der Freizeit zusammen mit Freunden und Kollegen begeistert widmete. Zuerst wurde eine Superbike-KTM RC8 bewegt, die ihm aber letztlich zu viel Leistung hatte und auch punkto Gewicht zu viel des Guten bot. Also wurde auf eine 690 DUKE umgestiegen. Das leichtgewichtige Einzylinder-Naked-Bike taugte ihm schon deutlich besser.

„Die meisten Hobby-Rennfahrer fragen nach Leistung, keiner nach Fahrspaß“, erkannte Markus Krämer, „dabei sind etliche mit 180 oder 200 PS schlicht überfordert.“ Also schlug er, zusammen mit Gleichgesinnten, bewusst einen anderen Weg ein. Erst wurde die DUKE für Rennstrecken-Einsätze modifiziert, schließlich wurde ein komplett eigenes Bike um das 690er Triebwerk konstruiert. Krämer HKR-EVO1RR hieß die erste Einzylinder-Eigenbau Rennmaschine, ein Mix aus RC8- und 690 DUKE-Komponenten.

Krämer-Henco

Markus Krämer & Christof Henco

Das Kürzel HKR setzte sich aus den drei Gründungsmitgliedern zusammen: Das H steht für Christof Henco, das K für Markus Krämer und das R für Nico Rothe. Alle drei verdienten bzw. verdienen ihre Brötchen bei KTM. Entwickler Rothe ist inzwischen nicht mehr beim Start-up mit von der Partie. Krämer fungiert als General Manager. Christof Henco, der bei KTM für PowerWear-Funktionsbekleidung zuständig war und in der Freizeit ebenfalls mit Begeisterung auf Rennstrecken unterwegs ist, kümmert sich um das Marketing.

Für 2014 entstand schließlich die Krämer HKR-EVO2RR. Der Eigenbau-Gitterrohrrahmen aus Chrommolybdän-Stahl fällt mit 6,5 kg Gewicht stattliche 3,5 kg leichter aus, als ein 690er Serien-Exemplar. Eine konstruktive Besonderheit ist der aus XPE-Kunststoff gefertigte Heckausleger, der gleichzeitig als Tank dient. Die stabile Schwinge ist aus Aluminium gefertigt und mit Carbon foliert, das Federbein samt Umlenk-Hebelei möglichst nahe am Motor platziert. Gabel und Federbein sind modifizierte RC8-Teile von WP.

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HKR-EVO2RR

Weniger ist mehr. Getreu diesem Motto entpuppt sich die Krämer HKR-EVO2RR als begeisternd schlanke, leichte und pfiffig konstruierte Supermono-Rennmaschine, die traumhaftes Handling und mühelose Beherrschbarkeit verspricht. Generell wird das Bemühen um Steifigkeit, Leichtbau und Zentralisierung der Massen deutlich. Anbauteile von Brembo (Monobloc-Bremszangen vorne), Moto Master (300er Bremsscheiben, 220er hinten), Akrapovic (Auspuff), OZ-Piega-Felgen und TransLogic (Dashboard, Quickshifter) komplettieren das Paket.

Dem LC4-Einzylinder wurde vom bekannten Tuner Josef Frauenschuh noch etwas mehr Power eingehaucht. Aufgebohrt auf 790 Kubik reißen rund 85 PS an der Kette zum Hinterrad. Der Krämer-Supermono-Racer drückt mit 12 Liter Benzin an Bord etwa 130 Kilo auf die Waage. Der bisher höchste Topspeed wurde (in Brünn) mit 230 km/h gemessen.

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Rear Subframe + Tank HKR-EVO2RR

Damit startet das Krämer Team heuer im UEM Supermono-Cup. Fahrer ist der junge Österreicher Lukas Wimmer, der 2013 den EJC-Junior Cup gewann. Bei den ersten Rennen in Snetterton und am Red Bull Ring wurden zwei Siege und ein zweiter Platz erobert, ein Getriebemalheur führte zu einem Ausfall. In Oschersleben durchkreuzten kleinere technische Probleme Training und Rennen. Grundsätzlich ist der anvisierte Titelgewinn aber unverändert in Reichweite. Performance, Handling und leichtgewichtiger Fahrspaß der Krämer Supermono stimmen alle Beteiligten mehr als zufrieden.

Und was sagt Krämer-Pilot Lukas Wimmer? „Das fährt schön. Genau dahin, wo man will. Die Krämer ist eine richtige Rennmaschine – steif, stabil, handlich und präzise. Das Feedback vom Chassis ist deutlich, die Reaktionen sind gut spürbar. Ob das mehr Spaß macht, als mit einem Serienmotorrad? Klar, das ist schließlich kein Serien-Couchsofa!“

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Lukas Wimmer HKR-EVO2RR

Nächster Schritt wird die Kleinserien-Produktion der Krämer HKR-EVO2RR sein. Das Duo Krämer/Henco wünscht sich für 2015, Kunden für 10 bis 25 Maschinen zu finden. Starten soll der Verkauf im November diesen Jahres, das 70 bis 75 PS starke Basismodell für Rennen oder Trackdays wird um die 15.000 Euro kosten. Gleichzeitig wird es einen Online-Konfigurator geben, der Interessenten gestattet, sich Fahrwerk-Komponenten und Anbauteile bestimmter Zulieferer nach Wunsch zusammen zu stellen und auch beim Motortuning diverse Leistungsstufen zu wählen.

Die Versorgung mit fabrikneuen Einzylinder-Motoren von KTM ist übrigens sichergestellt. Markus Krämer hat sein Supermono-Projekt längst dem Vorstand in Mattighofen vorgestellt, der sich von Ziel und Umsetzung angetan zeigte und generell seine Unterstützung zusagte. Krämer Motorcycles kann also seinen Weg als komplett eigenständiger Hersteller rennsporttauglicher Einzylindermaschinen gehen, selbst wenn die Bikes „powered by KTM“ sein werden.

Fotos: Krämer Motorcycles, Buenos Dias