KTM EXC MJ17 Launch Report

Dem freiberuflichen Autor Llewellyn Pavey sind Enduro-Events nicht fremd. Als Mitglied des ersten privaten „Vater-und-Sohn-Teams“ bewältigte er beim ersten Antreten im Jahr 2015 die Rally Dakar und nahm im Laufe der Jahre an zahlreichen Vereins- und Landesevents der Rally- und Enduro-Klasse teil, während er gleichzeitig zu einem Vollzeit-Journalisten und Kameramann wurde. Llel kennt sich also hervorragend mit Offroad-Motorrädern aus. Der 24-jährige gebürtige – aber derzeit in Wales lebende – Australier testete die brandneuen KTM-Enduros bei ihrer internationalen Enthüllung in Spanien und berichtete dem KTM BLOG, was Sache ist.

Mit der Einführung der 2017er EXC-Modelle kommen insgesamt acht völlig neue Modelle zu den Händlern. Es handelt sich um ein Projekt, an dem KTM jahrelang gearbeitet hat. Die umfassend überarbeiteten SX-Modelle des vergangenen Jahres gaben einen Vorgeschmack darauf, in welche Richtung diese neuen Bikes gehen würden. Sie dienten KTM als Basis für ihr bisher bestes Jahr in der Supercross-Serie und nun fließt diese Technologie auch in die Enduro-Modelle ein. Für das Modelljahr 2017 präsentierte KTM eine Reihe an leichteren, stärkeren und – zumindest auf dem Papier – ausgeglicheneren Motorrädern. Sieht so aus, als wäre jetzt die beste Zeit, sich ein neues Bike zu kaufen.

Lleweyen Pavey (AUS) KTM 250 EXC-F MY2017

Llewellyn Pavey (AUS) KTM 250 EXC-F MY2017

Die Technik
Die Fülle an technischen Neuerungen bei den EXC-Modellen ist schier überwältigend. KTM hat fast alles von Grund auf neu entwickelt. Ein neuer Rahmen, neue Federelemente, neue Verkleidung, neue Ergonomie und völlig neue Motoren. Manche Teile wurden übernommen, aber insgesamt verbindet die neuen Modelle wenig mit jenen des Vorjahres.

Diese Änderungen bedeuten, dass jedes Bike an Gewicht verloren hat. Manches davon geht auf das Konto kleiner Dinge, wie der nun serienmäßigen Lithium-Ionen-Batterie oder des Verzichts auf einen Kickstarter. Ein Gutteil des Gewichtsverlustes ist aber das Ergebnis von Änderungen in anderen Bereichen. Die völlig neue Gabel sowie das neue Federbein, die neue Drosselklappe und die überarbeitete Schwinge leisten dazu einen großen Beitrag. Die Gewichtseinsparung liegt zwischen rund 2 kg bei der KTM 250 EXC-F und mehr als 5 kg bei der KTM 450/500 EXC-F.

Auch die Massenzentralisierung wurde bei jedem Motorrad verbessert. Die Kurbelwelle wanderte in eine neue Position im Motor und der Endschalldämpfer wurde verkürzt und näher am Schwerpunkt des Bikes angebracht. Ziel war es, ein leichtfüßigeres und wendigeres Bike zu entwickeln. Die neu konstruierten Motoren bedeuten zudem, dass jedes Bike mehr Power als zuvor liefert. Die neuen Modelle geben ihre Kraft laut KTM gleichmäßiger und effizienter ab.

Auch die 2-Takt-Modelle wurden von Grund auf neu entwickelt. Durch eine völlige Neukonstruktion des Motors gelang es KTM, den Startermotor ganz unten an den Motorgehäusen zu platzieren. Außerdem ermöglichte das eine Marktneuheit: eine Ausgleichswelle für die Kurbelwelle. Die Idee dahinter ist, die Vibrationen des 2-Takt-Motors zu reduzieren. Das Resultat ist laut KTM eine Reduktion der Gesamtvibrationen um 50% in den 250ccm- und 300ccm-Motoren.

KTM 450 EXC-F MY2017

KTM 450 EXC-F MY2017

Vier echte Kracher
Die KTM 250/350 EXC-F-Plattform wurde in zwei wichtigen Bereichen überarbeitet: Gewichtseinsparung und Motorcharakteristik. Die Motoren beider Bikes produzieren ein paar Pferdestärken mehr als zuvor und wesentlich mehr Drehmoment, vor allem im mittleren Drehzahlbereich.

Schon immer mit einem fantastischen Motor und einem wendigen Fahrwerk ausgerüstet, ist die KTM 250 EXC-F nun noch flinker als jemals zuvor. Die Änderungen bei den anderen Modellen fallen noch dramatischer aus. Ihr Motor begeistert ohne jeden Zweifel, aber die größeren Unterschiede sind bei der KTM 350 EXC-F zu finden. Im Vergleich zum Vorjahresmodell hat die KTM 350 EXC-F in Sachen Handling einen großen Sprung nach vorn gemacht. Diese Maschine der Mittelklasse ist nun genauso leicht wie die KTM 250 EXC-F des Vorjahres. Das bedeutet, dass sie auf der sprichwörtlichen Briefmarke wenden kann und extrem einfach zu fahren ist. Dies zeigt sich am besten auf verwinkelten, einspurigen Wegen, beim Einfahren in Kurven und in technisch anspruchsvollem Terrain.

Dank der Änderungen an den Motoren drehen sie nun noch williger hoch. Die KTM 250 EXC-F hat nichts von ihrem sanften Drehmomentverlauf im unteren Drehzahlbereich verloren und findet somit auch weiterhin überall Grip. Jedoch liefert sie in der Drehzahlmitte ihre Leistung nun geschmeidiger und gleichmäßiger ab. Um die kleine EXC-F aber richtig fliegen zu lassen, muss man sie fleißig hochdrehen. Ihr Motor ist drehfreudiger als zuvor und spricht spontaner an, was es einfacher macht, auf höhere Geschwindigkeiten zu kommen.

Im Vergleich zum Vorjahresmodell ist die KTM 350 EXC-F der KTM 250 EXC-F nun ähnlicher als je zuvor. Sie dreht frei hoch, ist extrem wendig und produziert mächtig Leistung, wenn man sie richtig hochdreht. Trotzdem hat sie sich ihr tolles Drehmoment im unteren Drehzahlbereich erhalten, der Motor ist aber drehfreudiger als in der Vergangenheit. Dank ihres Gewichtsverlustes fährt sie sich nun wie ein Bike der E1-Klasse. Das Vorgängermodell fühlte sich bei schlammigen oder rutschigen Bedingungen mitunter schwerfällig an, besonders im Vergleich zu seiner kleinen Schwester. Dies gehört nun der Vergangenheit an. Das neue Modell fährt sich einfach wie eine KTM 250 EXC-F, aber mit einer gehörigen Portion Extra-Power. Es hat sich grundlegend verändert, und zwar ganz eindeutig zum Besseren.

KTM 250 EXC-F_90_left KTM 350 EXC-F_90_right
<
>
KTM 250 EXC-F MY2017

Die Krone für die beste Performance in der 4-Takt-Gruppe gebührt allerdings der KTM 450 EXC-F. Eine Gewichtseinsparung von 5 Kilos katapultiert sie in eine Gewichtsklasse mit der KTM 350 EXC-F des Vorjahres. Diese Änderung macht beim Handling einen gewaltigen Unterschied. Beim Einfahren in Kurven, auf einspurigen Wegen und bei steilen Abfahrten ist sie nun wesentlich weniger schwerfällig. Auch ihr Motor wurde verbessert. Wie seine hubraumschwächeren Pendants dreht auch er freier hoch. Zudem wurde seine bereits von jeher geschmeidige und einfach zu kontrollierende Charakteristik noch weiter verfeinert. Das bedeutet, dass du dieses Motorrad nun noch schneller fahren kannst, während du alles immer voll unter Kontrolle hast. Es handelt sich hierbei wohl um das derzeit beste 4-Takt-Motorrad von KTM.

Die KTM 500 EXC-F besitzt alle Updates, die auch die KTM 450 EXC-F aufwerten, ihre Extra-Power verleiht ihr aber einen etwas trägen Charakter. Trotzdem ist sie wesentlich besser als ihre Vorgängerin und extrem gut für ein Motorrad der offenen Klasse.

KTM 450 EXC-F_90_left KTM 500 EXC-F_90_right
<
>
KTM 450 EXC-F MY2017

Die Stinker
Die KTM 125 XC-W wurde aus der Gruppe der zulassungsfähigen Motorräder der EXC-Reihe entfernt. In den meisten Gegenden darf dieser kleine Stinker nur mehr auf der Rennstrecke gefahren werden. Trotzdem bekam auch dieses Motorrad dieselben Upgrades wie alle anderen Bikes, einschließlich eines neuen Motors. Die KTM 125 XC-W besitzt keinen magischen Schalter, der sie in ein völlig neues Motorrad verwandelt, sie ist aber trotzdem ein Bomben-Bike. Der Schlüssel dazu liegt in ihrer Fahrbarkeit. Sie kann mühelos herumgerissen und Hügel hinauf geprügelt werden und besitzt für in Europa typisches Enduro-Terrain eine gut nutzbare Power im unteren Drehzahlbereich.

KTM 125 XC-W_90 KTM_150_XC-W_90
<
>
KTM 125 XC-W MY2017

Und wenn du richtig Gas geben musst, kann sie auch das. Es ist extrem leicht, in jenen Bereich zu kommen, wo sie sich am wohlsten fühlt, und sie dort zu halten. Und wenn sie einmal dort ist, ist sie auch richtig schnell. Dank ihrer guten Fahrbarkeit, ihrer höheren Leistung, ihres spielerischen Handlings und ihres extrem geringen Gewichts fährt sich die XC-W nun mit weniger Anstrengung und kann so schneller und länger gefahren werden. Die KTM 150 XC-W baut auf derselben Plattform wie die KTM 125 XC-W auf und ihre Zylinder sind austauschbar. Optional kann man bei der KTM 150 XC-W, die als Nachfolgerin der nun überflüssigen KTM 200 EXC positioniert ist, ein Elektrostartersystem ordern. Die völlig neu entwickelten, großvolumigen 2-Takter sind eine Offenbarung. Ihre reduzierten Vibrationen bedeuten, dass sie mit weniger Anstrengung zu fahren sind. Außerdem halten ihre Lager und Verschleißteile so länger.

KTM 125 XC-W MY 2017_Engine KTM 150 XC-W MY 2017_Engine
<
>
KTM 125 XC-W MY2017

Auch die Motoren markieren einen großen Schritt in die richtige Richtung. Die KTM 250 EXC besitzt nun mehr Power im gesamten Drehzahlbereich und schießt mit noch mehr Elan aus den Kurven heraus. Die richtige Gangwahl ist nun etwas weniger kritisch als zuvor, aber es handelt sich nach wie vor um eine 250ccm-2-Takt-Maschine. Am besten funktioniert es, wenn du den Motor auf Drehzahl bringst und hart fährst. Der Übergang in diesem Bereich verläuft nun geschmeidiger und auch im unteren Drehzahlbereich hat der Motor genug Bumms, um etwas schneller als zuvor an Geschwindigkeit zuzulegen. Trotzdem ist es nach wie vor empfehlenswert, den Motor bei Laune zu halten und jederzeit im richtigen Gang zu sein.

KTM 250 EXC_90_left KTM 300 EXC_90_left
<
>
KTM 250 EXC MY2017

Die KTM 300 EXC hat noch beeindruckendere Änderungen erfahren. Es handelt sich um ein Bike, das in ganz neue Höhen der Kontrollierbarkeit vordringt. In der Vergangenheit fühlte sie sich mitunter rau an, aber der Motor des Modelljahres 2017 ist ein Drehmomentmonster. Egal, in welchem Gang du dich befindest: Er liefert seine Leistung äußerst gleichmäßig ab, was zur Folge hat, dass du dich nicht mehr länger wie „Stretch Armstrong“ fühlst. Das Resultat ist ein Bike, das du schaltfaul fahren kannst. Lege einfach irgendeinen Gang ein und arbeite dich atemberaubend schnell und ohne Anstrengung vorwärts. Die alte KTM 300 EXC konnte ihre Fahrer quasi zum Frühstück verspeisen. Das gehört nun der Vergangenheit an, und so macht das neue Bike extrem viel Spaß und fährt sich sehr effizient.

KTM 250 EXC MY 2017_Engine KTM 300 EXC MY 2017_Engine
<
>
KTM 250 EXC MY2017

Die Federung
Vorne und hinten völlig neu, fühlt sich die Federung vom Typ WP XPlor sehr gut an. Die Gabel ist in Open-Cartridge-Bauweise ausgeführt und ähnelt der der KTMs des Vorjahres. Sie wird von gegossenen Gabelbrücken gehalten und ist so eingestellt, dass sie beim Überfahren von Felsen und Wurzeln weich dämpft. Ihr neues Design verhärtet sich bei harten Schlägen und sollte eine gute Basis für die meisten Fahrsituationen bieten.

Auch das neue Federbein wurde so entworfen, dass es nun weniger leicht durchschlägt. Es wurde gut abgestimmt und bewältigte das Terrain auf vorhersehbare und komfortable Weise. Über den ganzen Tag schlug es nur einmal – bei einem weiten Sprung – durch und ließ sich auch von Felsen oder unerwarteten Schlägen nicht aus der Ruhe bringen. Insgesamt stellt die Federung eine großartige Basis dar, die dem Großteil aller Fahrer gerecht werden wird.

WP Xplor 48

WP Xplor 48

Die Ergonomie
Die Ergonomie der neuen Bikes wird sich für Besitzer eines KTM-Motorrads der letzten Jahre eigentlich wie gewohnt anfühlen. Die Sitzbank ist etwas flacher, härter und breiter als zuvor, während die Bikes selbst immer noch gertenschlank sind. Man sitzt nun 10 mm niedriger und die Bodenfreiheit ist 10 mm größer. Wie immer ist die Verbindung zwischen Lenker und Sitzbank fantastisch und die Instrumente sind großzügig angelegt. Auch die Griffe wurden gegen wesentlich bessere Lock-On-Griffe von ODI getauscht. Wie gewohnt sind Brembo-Bremsen und eine hydraulische Kupplung montiert. Dazu kommen eine neue Hinterradbremse, neue Fußrasten sowie ein neuer Schalthebel, dessen Konstruktion das Blockieren durch Schlammansammlung verhindert. Außerdem hat KTM einige Wehwehchen ausgemerzt, was Besitzern das Leben leichter macht. Zum Beispiel wurden das Design und die Halterung des Luftfilters verbessert sowie die Einstellung der Gasbowdenzüge vereinfacht.

Klicke hier für mehr Informationen zu den 2017er KTMs.

Fotos: KTM | Sebas Romero | Marco Campelli