KTM Factory Service: Motoren, die Meisterschaften gewinnen

In den USA trafen wir den Motor-Guru Dudley Cramond um herauszufinden, für was genau der KTM Factory Service verantwortlich ist, und wie er Leiter dieser Abteilung wurde.

Als 15-Jähriger begann Dudley Cramond seine Rennfahrerkarriere in Südafrika; jetzt ist er der Mittelpunkt des US Factory Service, der alle werksunterstützten Motocross- und Offroadrennteams mit perfekt gewarteten Motoren versorgt. Cramond gehört zu den Erfahrensten in dieser Branche und ist für alle KTM Werksmotoren in den USA verantwortlich.

Dudley Cramond

Dudley Cramond

In seiner mehrere Jahrzehnte umfassenden Karriere hat Dudley es geschafft, seine schon als Kind vorhandene Leidenschaft für Motorräder in eine lange und abwechslungsreiche Karriere zu verwandeln, nachdem er mit gerade einmal 19 Jahren südafrikanischer Road Race Champion wurde. Nachdem die Karriere als Werksfahrer schon nach kurzer Zeit durch eine Verletzung beendet wurde, begann Dudley in Großbritannien zu fahren; wurde Vierter in der 250er-Serie und versuchte sein Glück bei weltbekannten Straßenrennen wie dem Ulster Grand Prix und dem North West 200. Im Training zur IOM TT stürzte er und schaffte es nie, die legendäre Strecke zu fahren.

„Ich habe mich entschieden, mit dem Rennfahren aufzuhören und habe dann für ein paar Jahre mit Harris Performance und ihrem Grand Prix Team in Großbritannien gearbeitet – unter anderem mit Leuten wie Jeremy McWilliams. Durch einen seiner Sponsoren kam ich mit der Queens University in Belfast in Kontakt und habe ein paar Jahre mit ihnen an der GP-Strecke gearbeitet. Über einen amerikanischen Sponsor kam ich dann von Belfast in die USA. Fünf Jahre habe ich dort gearbeitet, bevor Grant Langstons Vater mir anbot, für KTM zu arbeiten und ihre 125er-Motocross-Motoren zu bauen. Das war vor ungefähr zehn Jahren. Drei Jahre lang war ich bei KTM, dann verließ ich die Firma um fünf Jahre mit James Stewart und Chad Reed zu arbeiten, bevor ich zu KTM zurückkehrte.“

Zu dieser Zeit entwickelte Jon-Erik Burleson, Geschäftsführer von KTM Nordamerika, ein neues Projekt. Er wollte ein Factory Service-Programm ins Leben rufen, um sicherzustellen, dass jedes KTM unterstützte Team die richtigen Voraussetzungen für den Job hat, um Meisterschaften zu gewinnen und die Motorräder auf positive Weise zu bewerben. Diesen Teams sollte gutes und verlässliches Material zur Verfügung stehen, so dass jedes Team, das eine Vereinbarung mit KTM hatte, Motoren für das Training und die Rennen nutzen konnte – zwar durften die Teams nicht selbst an den Motoren arbeiten, aber das Vertrauen darin, dass sie die beste verfügbare und verlässliche Technologie erhielten, war groß genug.

„Für unsere Teams erledigen wir alle Arbeiten rund um den Motor. In den Verträgen ist geregelt, dass die Teams gewartete Motoren für Training und Rennen erhalten, dafür rühren sie selbst die Motoren nicht an. Alle unsere werksunterstützten Teams wie BTO oder Troy Lee erhalten Werksmotoren, die alle den Factory Service durchlaufen.“

„Mich eingeschlossen, sind wir zu Neunt und jeder ist für sein Team verantwortlich. Natürlich überschneiden sich die Arbeitsbereiche; wenn irgendwo viel zu tun ist, dann helfen wir einander. Es entwickelt sich eine Verbindung zum Team, mit dem man zusammenarbeitet, aber alle sind bereit einander zu unterstützen. Klar gibt es immer ein paar Möglichkeiten, den Motor nach den Vorlieben des Fahrers anzupassen, aber grundsätzlich gibt es kaum Änderungsbedarf an den Werksmotoren. Wenn es eine Anfrage gibt, dann versuchen wir den Wunsch so gut wir können umzusetzen; aber um ehrlich zu sein, sind die meisten ziemlich glücklich mit dem Paket, das wir bieten.“

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Beim Motor der KTM 250 SX-F dauert ein kompletter Check etwa zweieinhalb Tage. Der Motor wird in die Zentrale des Factory Service, die im KTM USA Headquarter im kalifornischen Murrieta angesiedelt ist, geliefert. Dort wird der Motor komplett auseinandergebaut, gereinigt und geprüft. Wieder zusammengebaut, durchläuft der Motor Prüfstandtests, die den Motor auf seine Leistungsfähigkeit untersuchen, bevor ihn das Team zurückerhält.

„Wir haben einen Service-Plan für alle unsere Motoren; ein Trainingsmotor ist etwa 20 Stunden gelaufen, bevor er zum Service kommt. Bei einem Rennmotor hängt es stark von den Rennbedingungen ab, wann ein Service nötig ist. Ein Rennen in Schlamm oder in tiefem Sand ist anders als ein Rennen auf hartem Untergrund. Es ist schwer zu sagen, um wie viele Motoren wir uns auf einmal kümmern müssen, aber insgesamt haben wir laut unserer Liste etwa 230 Motoren im Umlauf.“

„Besonders viel zu tun haben wir zu Saisonbeginn und wenn wir ein neues Produkt launchen – wie dieses Jahr die neuen Factory Editions – das erhöht den Druck schon ein bisschen. Wir arbeiten eng mit dem Red Bull KTM Werksteam um Roger De Coster zusammen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Unser Feedback, Dinge, die uns bei Tests auffallen oder von denen wir denken, sie könnten eine Verbesserung sein, geben wir wiederum auch an das Werksteam weiter.“

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Die meiste Zeit verbringt Dudley in der Werkstatt, in der hochspezialisiertes und teures Equipment steht, das außer Dudley niemand wirklich nutzen kann. Er repariert kaputte Teile, entwickelt spezielle Werkzeuge und arbeitet daran, alles zu verbessern, was es zu verbessern gilt. Besonders geschickt ist er beim Reparieren von Zylinderköpfen, Bearbeiten von Ventilsitzen, Befestigungen und Vorrichtungen genauso wie bei der Programmierung der hochmodernen Ausstattung … und ganz nebenbei managt er sein Team.

Das Factory Service-Programm garantiert die Verlässlichkeit der Motorräder und repräsentiert die Marke ähnlich wie ein Werksauftritt. Bisher läuft das nach strengen Richtlinien arbeitende Programm sehr gut und Dudley genießt die Erfolge, an denen sein hartarbeitendes Team großen Anteil hat.

„Die größte Genugtuung ist der Erfolg, der auch dank unseres guten Arbeitsumfeldes möglich ist. Normalerweise gilt, je mehr Leute, desto mehr Kopfschmerzen, aber ich habe glücklicherweise nur selten welche. Für mich ist das Wichtigste, dass das Team glücklich ist, dass wir in einem möglichst stressfreien Umfeld arbeiten und dass mein Team alles hat, was es für die Ausübung des Jobs benötigt. Denn diese Voraussetzungen bedeuten meist, dass wir unser Ziel, jedes Wochenende aufs Podium zu fahren, erreichen können.“

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Fotos: Jen Dick