„KTM-VollstromMädels“ beim 24h-Enduro-Rennen in Langensteinbach

Damen unter Strom. Eine schnelle wie kuriose Geschichte aus der KTM-Welt? Es gibt Dinge, die sind eher die Ausnahme als die Regel: Junge Frauen als E-Mobility-Entwicklungstechniker bei einem Sportmotorradhersteller. Junge Frauen, die Offroad Motorrad fahren. Junge Frauen, die gleich so verrückt nach Offroad sind, dass sie sich zu einem 24h-Enduro-Rennen einschreiben. Das alles zusammen genommen ist dann die Story von Eva Reiter, Nina Deitermann, Nina Buchholz und Lena Schneider, der FREERIDE Es, einer Zielankunft und reichlich verdutzten Männern. Lassen wir die Mädels selbst berichten.

KTM-VollstromMädels Nina Deitermann, Lena Schneider, Nina Buchholz & Eva Reiter Langensteinbach 2016

KTM-VollstromMädels Nina Deitermann, Lena Schneider, Nina Buchholz & Eva Reiter Langensteinbach (GER) 2016

Unter dem gemeldeten Teamnamen „VollstromMädels“ starteten Nina Buchholz, Nina Deitermann, Lena Schneider und Eva Reiter mit Bikes, Powerpacks und Ladegeräten vom KTM-Werk in Mattighofen beim 24h-Rennen im ostdeutschen Langensteinbach. Bei den Maschinen handelte es sich um KTM FREERIDE E-Dauerlaufmotorräder aus der KTM-Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die zuvor schon hunderte von Stunden im Gelände unterwegs waren.

Um für den Tag, aber vor allem die Nacht gewappnet zu sein, bekamen die vier KTM-Elektromodelle eine klare Aufgabenteilung zugewiesen. Zwei wurden, mit allem was erlaubt ist, für das Fahren unter Tage optimiert, die anderen beiden wurden speziell für die Nacht nachgerüstet. Dafür bauten die Mädels zwei LED-Hauptscheinwerfer sowie seitliche Zusatzscheinwerfer an ihre Bikes, die in einem extra Nachttest vor dem Rennen noch einmal auf ihre Tauglichkeit geprüft wurden. Weitere LED-Scheinwerfer wurden am Helm montiert, um die Fahrspur auch in Blickrichtung auszuleuchten und so schon früh einen guten Blick in die Kurven oder Auf- bzw. Abfahrten zu garantieren. Das zusätzliche Licht ermöglichte auch in stockfinsterer Nacht passable Rundenzeiten. Abgesehen von den individuellen Anpassungen der Hebelstellung und Lenkerposition, waren das die einzigen Änderungen an den sonst serienmäßigen Bikes.

Das Unternehmen „VollstromMädels“ startete am Samstagmittag um 12 Uhr ins Rennen. Nina Deitermann eröffnete bei bestem Enduro-Wetter mit einem guten Start die 24 Stunden. Die im Vorfeld ausgearbeitete Wechselstrategie sah folgenden Rhythmus vor: Nina Deitermann und Eva Reiter wechselten sich die ersten vier Stunden im halbstündigen Turnus ab, bis dann um 16 Uhr in gleicher Manier Nina Buchholz und Lena Schneider übernahmen. In der Nacht wurde für jedes Duo ein sechsstündiger Turn angesetzt, sodass etwas Ruhezeit und sogar ein klein wenig Schlaf möglich war. Gegen Ende des Rennens übernahm jedes Team noch einmal einen zweistündigen Turnus. Die Boxencrew kümmerte sich während des gesamten Rennens vorbildlich um die Batterielade- und Wechsellogistik, sowie um das Wohl von Mensch und Maschine.

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Für eine Runde, die aus zahlreichen Auf- und Abfahrten sowie einigen Singletrails bestand, brauchten die Teilnehmer circa 15 Minuten. Somit fuhren die Mädels jeweils zwei Runden bis fliegend gewechselt wurde. Während eine Fahrerin in die Box fuhr, stand die zweite Pilotin schon mit dem nächsten Bike bereit, um nach der Übergabe des Transponders wieder auf die Strecke zu gehen. Insgesamt dauerte ein Wechsel circa 30 Sekunden.

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Eine große Herausforderung waren die wechselnden Wetter- und Streckenbedingungen: War der Staub schon am Tag ein Problem, entwickelte er sich nachts im Scheinwerferlicht zeitweise zu einem nahezu undurchsichtigen Hindernis. Nach angenehmen 12 °C am Tag sorgten eisige Temperaturen in der Nacht für kalte Hände und Füße. Da in der Boxengasse kein offenes Feuer oder Heizgeräte erlaubt waren, musste sich mit mehreren Lagen Kleidung und dicken Decken warm gehalten werden. Darunter litten natürlich bei allen Teilnehmern die Rundenzeiten, die in der Nacht um ein bis zwei Minuten langsamer waren. In den frühen Morgenstunden setzte für kurze Zeit leichter Regen ein, der die Strecke für einige Runden rutschig werden ließ, den Staub aber deutlich reduzierte.

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Wie es im Enduro-Sport so ist, wurden mit zunehmender Renndauer die Streckenverhältnisse schwieriger. Die Anzahl sowie die Tiefe der Löcher, Wellen und Spurrinnen wuchs von Stunde zu Stunde. Gegen Ende des Rennens zehrten diese Bedingungen zusätzlich an den ohnehin schwindenden Kräften und verlangten allen Teilnehmern zunehmend mehr Konzentration und fahrerisches Können ab.

KTM-VollstromMädels KTM FREERIDE E Langensteinbach (GER) 2016

KTM-VollstromMädels KTM FREERIDE E Langensteinbach (GER) 2016

Letztendlich belegten die „VollstromMädels“ nach 24 Stunden und 93 gefahrenen Runden einen guten 39. Platz von insgesamt 60 – ausschließlich männlich und auf den vorderen Plätzen sehr hochkarätig besetzten – Teams. Bis auf einen platten Vorderreifen, ein paar blauen Flecken und einem gewaltigen Muskelkater überstanden Pilotinnen und Maschinen das Rennen unbeschadet. Ein Start im nächsten Jahr ist so gut wie sicher; dann wollen die KTM-Mädels mit ihren KTM FREERIDE E-Maschinen noch mehr Bikes hinter sich lassen.

Fotos & Video: KTM-VollstromMädels