KTMs Talente im Rennsport

So wie die KTM GP Academy frischen Nachwuchs für die MotoGP™ liefert, steht das KTM-System „Produkt – Entdeckung – Unterstützung – Förderung“ für herausragende Nachwuchsarbeit im Motocross und der MXGP. Wir haben Jorge Prado und Rene Hofer, die beiden jüngsten und besten Beispiele, zu ihren Geschichten befragt …

Prado wurde 2015 125er-Europameister
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‚Produkt‘ bezieht sich auf die Ready To Race-Bikes von KTM. ‚Entdeckung‘ steht dafür, vielversprechende Talente, Persönlichkeiten oder die Familien künftiger Rennsieger zu finden. ‚Unterstützung‘ bedeutet, dass KTM die Ressourcen (Bikes, Teile, Mechaniker) zur Verfügung stellt, die das junge Talent für seinen Aufstieg braucht. ‚Förderung‘ ist der letzte Schritt zum Leben als Profi und, vielleicht, zu Ruhm und Ehre.

Brad Binder, Sieger des GP von Österreich 2021, fuhr von den Rookies bis zur Moto3™, Moto2™ und schließlich MotoGP™ mit KTM
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Für 2022 besteht das gesamte KTM-Lineup (Brad Binder, Raul Fernandez, Remy Gardner und Miguel Oliveira) in der MotoGP™ aus Fahrern, die sich ihren Weg über Klassen wie den Red Bull MotoGP™ Rookies Cup, die Moto3™ und die Moto2™ nach oben gearbeitet haben und dabei auf KTM-Rennbikes und Ausrüstung wie WP-Federung herangereift sind. Der Südafrikaner, Spanier, Australier und Portugiese kennen die KTM-Philosophie in- und auswendig und wissen, was es heißt, in Orange an den Start zu gehen.

Remy Gardner wechselt in der kommenden Saison von der Moto2 in die MotoGP
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Die KTM GP Academy trägt Früchte, indem sie ihre Wurzeln überall im Sport sprießen lässt. Das Programm ist noch relativ jung, obwohl KTM den Red Bull MotoGP™ Rookies Cup seit fünfzehn Jahren mit Bikes versorgt und bereits 2012 seine erste Moto3™-Weltmeisterschaft gewann. In gewissem Sinne versucht die Academy, den Erfolg KTMs im Motocross-Sport zu wiederholen, bei dem Fahrer auch zuerst aufgespürt und dann langsam in verschiedensten Klassen aufgebaut werden.

Der zweimalige MX2-Weltmeister Jorge Prado
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Dieser Prozess beginnt oft im frühen Teenageralter der Fahrer, wenn sie in den Europa- und Weltmeisterschaften für 65-, 85- und 125-cm3-Maschinen beeindruckende Leistungen erbringen. Seit 2011 werden die EMX125- und EMX250-Europameisterschaften als Grand-Prix-Rennen und auf Strecken mit FIM-Weltmeisterschaftsstatus ausgetragen, was die Entwicklung anheizt und dafür sorgt, dass junge Talente direkt vor den Augen der Top-Teams und -Marken zeigen können, was sie draufhaben. Die Besten unter ihnen finden ihren Weg in die MX2-Grand-Prix-Klasse mit ihrem Höchstalter von 23 Jahren. Danach wartet nur mehr die Königsklasse – die MXGP.

Grand-Prix-Gewinner und Weltmeister wie Marvin Musquin, Jeffrey Herlings, Jordi Tixier, Pauls Jonass und, in der jüngeren Vergangenheit, Jorge Prado, Tom Vialle und Rene Hofer sind alle diesen Weg gegangen. Und alle fahren immer noch für KTM oder haben ihre Karriere-Highlights, den Weltmeister-Titel, mit Red Bull KTM erzielt.

Prado fuhr schon als Junior auf einer KTM und fand (s)einen Weg in die MXGP
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Der erste Kontakt

„Als ich sechs Jahre alt war, kaufte mir mein Vater eine KTM“, erinnert sich der 20-jährige Prado, das Supertalent seiner Generation und ein technisch ungemein versierter Fahrer aus der Region Galizien in Spanien. „Ein Team aus meinem Ort half mir mit Material aus, als ich mit dem Rennfahren begann. Die KTM 65SX war damals das beste Standard-Bike für Kids. Mit zehn gewann ich dann die 65-cm3-Welt- und Europameisterschaft. Danach klingelte das Telefon und meine Zusammenarbeit mit KTM begann. Diese dauert nun schon viele Jahre an.“

Als 15-Jähriger erzielte Prado seinen ersten Podestplatz im MX2 GP und hat bis dato schon zwei MX2-Weltmeisterschaften für sich entschieden. Seit den Anfängen fährt er bei Red Bull KTM die SX-Bikes der Marke und gewann damit Grand-Prix-Rennen in der MX2 und der MXGP. „Meine Titel in der 65-cm3-Klasse waren der Schlüssel“, so Prado. „Damals konnte ich fast kein Englisch! Aber nach diesen Erfolgen stand ich in direktem Kontakt mit der Rennabteilung im KTM-Werk und als ich den Vertrag unterschrieb, dachte ich, ich träume.“

Der junger Rene Hofer auf seiner KTM in den Farben von Kini
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Rene Hofer stieß im Jahr 2020 zum Red Bull KTM-Team in der MX2 und ist der erste Österreicher im Werksteam seit 2000. Als solcher ist sein Status als Fahrer eines österreichischen Herstellers natürlich ein ganz besonderer. Die Bande des 19-Jährigen mit der Marke begannen schon früh. „Ich war acht Jahre alt, als ich zum ‚KTM-Testfahrer‘ wurde“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.

„Als Kind war ich der schnellste Österreicher und mein Vater kannte Leute in der Rennabteilung. So half ich bei der Entwicklung der KTM SX-Bikes mit 50, 65 und 85 cm3 Hubraum mit. Wir fuhren damals mit Serienmotorrädern und 2016 gewann ich die Junioren-Weltmeisterschaft, wodurch die Rennabteilung auf mich aufmerksam und alles etwas professioneller wurde. Es war ganz schön stressig. Von Montag bis Freitag ging ich in die Schule und am Wochenende fuhren wir zu österreichischen oder deutschen ADAC-Rennen und versuchten, auch einige internationale Bewerbe zu bestreiten, um Erfahrung zu sammeln. Es war eine Belastung für meine Familie, die ihre gesamte Freizeit damit verbrachte, mir das zu ermöglichen.“

Hofer gewinnt die Europameisterschaft 2016
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Hofer und Prado sorgten mit ihren Ergebnissen für Furore, aber ohne ihre Familien wäre das alles nicht möglich gewesen. Für KTM zahlte sich die Investition aus.

„2011 unterschrieb ich einen 5-Jahres-Vertrag und im ersten Jahr lebten wir noch in Spanien“, so Prado. „Wir hatten das Material und die Ersatzteile und mein Vater arbeitete noch als Mechaniker, aber für die europäischen Bewerbe stellte KTM einen Van und einen Mechaniker zur Verfügung. Im Sommer 2012 entschied sich meine Familie, nach Belgien umzuziehen, was alles einfacher machte, da das Werksteam dort eine Werkstatt mit allen Materialien und dem nötigen Personal betreibt. In Spanien hatten wir uns etwas isoliert gefühlt. Es wäre für uns extrem schwierig gewesen, uns zu verbessern, da ich immer alleine und auf denselben Strecken trainieren musste. Ich hatte niemanden, an dem ich mich messen und von dem ich lernen konnte.“

Fans feiern den jungen Prado bei seinem Rennen auf der KTM 125 SX an
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Prados Eltern fanden neue Jobs, während der Heranwachsende und seine jüngere Schwester sich an eine neue Schule und ein neues Leben gewöhnen mussten. Gleichzeitig setzte ersterer alles daran, ein Motocross-Profi zu werden. „In Belgien hatten wir das Team, verschiedene Arten von Strecken und viele andere Fahrer“, fügt er hinzu. „Manchmal trainierte ich an einem Tag zusammen mit zehn GP-Fahrern. Von denen konnte ich mir viel abschauen: besonders, was das Fahren auf Sand betrifft, was für mich völlig neu war. Und dann war da das Reisen. Von meinem Ort aus ist selbst die spanische Grenze 8-9 Autostunden entfernt. Bei den europäischen Rennen fuhren wir gegen die besten Fahrer und die 85-cm3-Klasse war damals voll von richtig starken Gruppen aus Belgien, Holland und Frankreich. Es wäre viel zu stressig gewesen, dauernd quer durch Europa fahren zu müssen.“ 

Motorsportdirektor Pit Beirer freut sich mit Prado. Gemeinsam mit KTM Motosport und den Teams arbeitet Beirer fest daran, junge Fahrer zu finden und zu fördern.
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Hilfe

Ihre Siege erzielten sowohl Prado als auch Hofer auf SX-Bikes von KTM. Danach ‚schnappte‘ sich die Rennabteilung bei KTM die beiden Fahrer und sie mussten auf Werksmaterial zeigen, ob sich das Vertrauen von KTM ausgezahlt hatte. Für Hofer bedeutete das einen Platz im ehemaligen Junioren-Team von KTM.

„Als ich damals Teil des Werksprogramms wurde, bestand das kleine ‚Team‘ aus vier Fahrern. Ziel war es, dass es wenigstens einer von uns in die Weltmeisterschaft schaffen sollte. Tatsächlich standen drei von uns unlängst beim GP von Italien am Start, wir haben also große Fortschritte gemacht.”, erklärt Hofer. Ich war vierzehn und unser Trainer war Didi Lacher. Das Timing war gut, da ich oft mit Didi trainieren konnte, sodass meine Eltern etwas entlastet wurden. KTM stellte mir zudem einen Mechaniker, der es einfacher machte, an Rennen teilzunehmen. Das Gruppentraining half uns dabei, im Winter besser zu werden und unseren Speed zu erhöhen. Die Vorbereitung war einfach professioneller. Wir wurden immer schneller. Im österreichischen Schulsystem muss man zur Schule gehen, bis man 18 ist. Ich hatte aber das Glück, dass mich meine Schule freistellte, um zu trainieren und Rennen zu fahren.“

Hofer mit seinem Teamkollegen Tom Vialle und Joel Smets im Jahr 2021
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„Ich genoss dieselbe Unterstützung, die ich auch heute bekomme – außer, dass unsere Bikes im Serienzustand waren, während ich heute Werksbikes fahre“, so Prado. „In meinem ersten Jahr auf der 125er behielten wir unser System bei: Mein Vater war mein Mechaniker, aber ein KTM Werksmitarbeiter half uns bei den Europameisterschaftsrennen aus. Ich lebte in Belgien und alles drehte sich um mich und meinen Vater, der mich zu den Rennen fuhr und trainierte. 2015 befand sich meine ganze Ausrüstung in der Werkstatt neben der der MX2-Profis Jeffrey [Herlings] oder Pauls [Jonass]. Ich fühlte mich als Teil des Teams, obwohl ich nicht zusammen mit diesen Jungs zu den Rennen fuhr, da der 85-cm³-Kalender sich nicht mit dem des GP-Teams deckte.“

Während Prado an einer Motocross-‚Zentrale‘ in Belgien heranreifte, war die Situation für Hofer eine etwas andere. Er hatte die richtige Nationalität und wohnte sogar in der Nähe des Werks und damit des Junioren-Programms von KTM. Jedoch war Rene nur einer von wenigen talentierten Fahrern aus seinem Land und kämpfte mit dem Vorurteil, dass andere Länder wie Frankreich und Holland bessere Fahrer hervorbringen.

Hofer kämpft in der MX2 2021 im Red Bull KTM Factory Racing Team gegen die Weltelite
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„Die Situation in Österreich ist … schwierig“, gibt er stöhnend zu Protokoll. „Es gibt kein Programm zur Unterstützung des Nachwuchses durch den Verband wie in Frankreich oder in den Niederlanden und so bleibt den Familien und Eltern nichts anderes übrig, als das selbst zu übernehmen. Ich weiß, dass KTM Fahrer unterstützt und sich in der EMX85 und der EMX125 nach Talenten umsieht. Man sieht sich dabei auch den Rückhalt in der Familie an, da der ein nicht zu unterschätzender Faktor ist.“

Der nächste große Schritt

Red Bull KTM Factory Racing ist wohl das Nummer-1-Team in der MXGP, hat es doch seit 2004 alle MX2-Titel bis auf vier und in den letzten elf Jahren nicht weniger als acht MXGP-Weltmeisterschaften gewonnen. KTM zeichnete für den Aufbau von Ben Townley, Tyla Rattray, Musquin, Herlings, Tixier, Jonass, Prado, Vialle und andere GP-Sieger verantwortlich und wurde damit zu einer Macht auf den Rennstrecken der Welt. Das Team ermöglicht es seinen Athleten außerdem, sich voll und ganz zu verwirklichen. Das heißt Rundum-Support – sowohl technisch als auch persönlich – und die Schaffung idealer Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere. Und an diesem Punkt liegt es dann an den Prados und Hofers, diese Chance wahrzunehmen.

Hofer in voller Action (2016)
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„Glücklicherweise habe ich jedes Jahr Fortschritte gemacht und gute Resultate erzielt“, so Hofer. „Wenn ich das nicht geschafft hätte, wäre es wohl anders gekommen. Besonders in den Junioren-Klassen muss man zeigen, dass man in der Lage ist, schneller zu werden. Nur so schafft man es in die Weltmeisterschaft und glücklicherweise lief es für mich rund – obwohl ich einige Verletzungen wegstecken musste. Jedenfalls sah man bei KTM, dass ich mich verbesserte. Ich weiß nicht, wie sie mit Fahrern umgehen, die sich schwer verletzen oder keine Fortschritte machen, aber solche Chancen kommen nicht so schnell wieder. Wenn man vierzehn Jahre alt ist, in die 125er-Klasse aufsteigt und mit siebzehn nicht unter den besten Fünf ist, wird es brenzlig. Von da an wird es nur mehr schwieriger – man muss auf andere Bikes umsteigen und bekommt nicht mehr das beste Material. Ich habe hart gearbeitet und es geschafft, in meiner Altersklasse immer unter die besten Drei zu kommen. Für mich hat also alles wunderbar geklappt und heute erfüllt sich mein Traum, für ein Werksteam zu fahren.“

Prado gewinnt 2019 seine zweite FIM MX2-Weltmeisterschaft
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„KTM hat mir geholfen … am Ende aber war ich es, der hart gearbeitet und es zum Weltmeister gebracht hat“, sagt Prado. „Es gibt viele, die ebenfalls die notwendige Unterstützung und die Chance bekommen, für ein gutes Team zu fahren, es aber nicht schaffen. Selbst einige meiner eigenen Ex-Teamkollegen fahren heute nicht mehr im GP-Sport. Ich bekam viel Hilfe, musste aber auch hart trainieren. Die Unterstützung der Eltern und der Familie ist ungemein wichtig – zumindest so lange, bis man Teil eines Profi-Teams ist. Für mich war vieles einfacher, weil ich das richtige Material hatte, aber das bedeutet nicht, dass einem Siege geschenkt werden.“

Pedro Acosta von Red Bull KTM Ajo zeigte dieses Jahr sein herausragendes Talent in der Moto3
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KTMs proaktiver Zugang ist für viele junge Fahrer ein guter Weg. Andere Marken haben versucht, ihre eigenen Initiativen zu starten, um die Stars von morgen zu finden, anstatt bestehende Sieger mit viel Geld zu locken. KTMs Erfolge im Straßen-Rennsport belegen, dass ihre Strategie erfolgreicher ist. Besonders neue Serien wie der Northern Talent Cup bieten weitere Chancen und auch der Red Bull MotoGP™ Rookies Cup und die Moto3™ bringen vielversprechende Talente wie Pedro Acosta hervor. Vor allem aber tut KTM alles, um seine Talente zu fördern. „Das schätze ich an KTM besonders und Jungs wie Jeffrey, Pauls, Jorge und ich beweisen, dass KTMs Weg funktioniert“, sagt Hofer. „Dadurch bleiben die Fahrer auch bei KTM, was man so nicht bei vielen anderen Marken sieht.“

Red Bull KTM MotoGP Rookies Cup (2019)
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