Monumentaler Meilenstein

Die 2018er TPI-2-Takt-Enduros von KTM stellen einen Quantensprung in der Geschichte des Motorrads dar. Der Steinbruch am Erzberg ist Austragungsort des legendären Hard-Enduro-Rennens, einer der härtesten Offroad-Veranstaltungen der Welt. Zusammen bieten die beiden die Grundlage für einen wahrlich denkwürdigen Presse-Launch.

Niemand ist wirklich auf das erste Zusammentreffen mit dem berühmten Eisengiganten vorbereitet. Der spektakuläre Erzberg-Steinbruch am Rande des kleinen Ortes Eisenerz in der Steiermark im Herzen Österreichs ist einfach ein überwältigender Anblick. Im Namen der Eisen- und Stahlproduktion wurde hier ein atemberaubendes Loch aus den Bergen des Erzbachtals herausgeschlagen, in welchem noch heute Bergbau betrieben wird. Die bahnbrechenden KTM-Modelle KTM 250 EXC TPI und KTM 300 EXC TPI mit der Transfer Port Injection (TPI) genannten, elektronischen 2-Takt-Kraftstoffeinspritzung verdienen aber auch eine monumentale Location wie den Erzberg, um der Presse präsentiert zu werden.

KTM EXC TPI Erzberg (AUT) 2017

Am Fuße des Erzbergs anzukommen, ist höchstens damit vergleichbar, in Assen oder Mugello ein MotoGP-Rennen zu besuchen oder mit dem Motorrad von einer Fähre zu rollen, die dich zur TT auf die Isle of Man gebracht hat. Für Motocross-Enthusiasten fühlt es sich so an, wie die Brücke zur berühmten Hang-Rennstrecke von Namur zu überqueren. Alle diese Veranstaltungsorte haben etwas Magisches an sich – etwas, das dir eine Gänsehaut verpasst. Es sind die Geschichte, das Blut und die Tränen, die hier über Jahrzehnte vergossen wurden.

Nach über einem Jahrzehnt an Entwicklungsarbeit bringt nun die TPI-Technologie die nächste Generation von 2-Takt-Offroad-Motorrädern hervor. Der neue Motor war nicht zuletzt deshalb mit Spannung erwartet worden, weil die Enduro-Welt herausfinden wollte, wie sich die Motoren mit elektronischer Kraftstoffeinspritzung im Vergleich zu den etablierten EXC-Modellen mit Vergaser in Sachen Leistung und Handling anfühlen würden.

KTM EXC TPI-Motor

‚Guides‘ wie der dreimalige Erzbergrodeo-Gewinner Jonny Walker, KTM-Testfahrer (und Extreme-Enduro-Fahrer) Lars Enöckl sowie das berühmt-berüchtigte ‚Team Letti‘, bestehend aus Manuel und Andreas Lettenbichler, lotsten die Vertreter der internationalen Offroad-Presse durch den legendären Steinbruch – ein Test der etwas anderen Art, sowohl für diese, als auch die Motorräder. Mit solchen Profis zu fahren, war ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ließen sie alles ganz einfach aussehen und andererseits stellten sie sicher, dass es keiner der Journalisten locker angehen konnte!

Und sofort ging es ins unglaublich abwechslungsreiche Gelände. Gruppen von Fahrern wurden durch jene Abschnitte gescheucht, die beim Erzbergrodeo die Spreu vom Weizen trennen: Carl’s Diner, den zermürbenden Three Kings-Hügel und den technisch anspruchsvollen Dynamite-Bereich, jeder davon ein Test des Fahrkönnens und der Entschlossenheit sowie der neuen EXCs.

Man könnte sagen, dass es etwas riskant war, diese von Grund auf neu entwickelten und bahnbrechenden Motoren in einer solchen Umgebung vorzustellen. KTM hat aber noch nie davor zurückgeschreckt, für seine Überzeugungen einzutreten. KTM präsentiert seine neuen Enduros traditionell bei legendären Veranstaltungen wie den Romaniacs oder Hell’s Gate. Mit solch mutigen Aktionen zeigt man bei KTM, wie überzeugt man davon ist, dass die Bikes so READY TO RACE sind, wie man behauptet.

KTM 300 EXC TPI Erzberg (AUT) 2017

Im Erzberg-Steinbruch lässt sich schnell herausfinden, ob Schlüsselkomponenten wie die neuen TPI-Motoren etwas taugen oder nicht. In den härtesten Abschnitten des Erzbergrodeos, im Besonderen auf den extremen Anstiegen, wurden die TPI-Motoren auf Herz und Nieren getestet. Wenn du den Grip, die Leistung und Schaltung eines Bikes testen willst, gibt es keine bessere Stelle als die ‚Three Kings‘. Nacheinander die KTM 250 EXC TPI und die KTM 300 EXC TPI den gleichen Hügel hinaufzuprügeln oder verschiedene Gänge durchzuprobieren, zeigt die kleinen Unterschiede zwischen den beiden 2018er-Modellen (lediglich ein paar PS) und – was noch wichtiger ist – jene zwischen den Vergaser- und TPI-Motorrädern, zwischen alter und neuer Technik, auf.

Wo es hoch geht, muss auch wieder herunter gehen, und so testeten wir auf diesen Hügeln auch die Rückmeldung von den Brembo-Bremsen der EXC-Modelle sowie die kleinen Änderungen an der Abstimmung der Gabeln. Dafür sollte man aber auf jeden Fall schwindelfrei sein.

Während wir uns stundenlang durch die felsigen und technischen Abschnitte des Erzberg-Steinbruchs kämpften, konnten wir die Leistungsentfaltung des TPI-Systems im unteren Drehzahlbereich, sein Ansprechverhalten und seine Kraftstoffzufuhr auf die Probe stellen. Die Felsen stellten sowohl für Fahrer, als auch Bikes eine große Herausforderung dar und lieferten den perfekten Beweis dafür, dass Lars Enöckl und die anderen Entwicklungs- und Testfahrer während der Entwicklung des TPI-Motors gute Arbeit geleistet hatten.

KTM 250 EXC TPI Erzberg (AUT) 2017

Laut KTM ist der neue Motor außerdem wesentlich sparsamer und so hatte man auch die Möglichkeiten, diese Behauptung zu überprüfen – unter anderem bei Vollgas auf den bereits erwähnten brutalen Anstiegen. Natürlich geht Probieren immer über Studieren und als wir nach drei Stunden auf den Bikes zum Mittagessen wieder zum KTM Factory Racing-Truck, mit Blick auf den Eisengiganten, zurückkamen, waren unsere Tanks tatsächlich noch fast voll.

KTM hatte es sich zum Ziel gesetzt, uns bei der Vorstellung der 2018er KTM 250 EXC TPI und KTM 300 EXC TPI zu beeindrucken. Die Funktionsweise dieses neuen Motors hat unzählige Stunden an Entwicklungsarbeit verschlungen und wie immer konzentrierte man sich darauf, ein Bike zu schaffen, das genauso READY TO RACE ist wie sein Vorgänger. Im Fall dieser neuen Technik ging es aber mindestens genauso sehr darum, die traditionelle Optik und den Sound eines 2-Takt-Motors zu bewahren und gleichzeitig in der Entwicklung der Enduro-2-Takter einen Schritt nach vorne zu machen.

Die Testfahrer der versammelten internationalen Fachpresse waren von der neu angebrochenen 2-Takt-Enduro-Epoche jedenfalls mindestens genauso beeindruckt wie von der eindrucksvollen Kulisse des Erzbergs.

Fotos: Sebas Romero | Marco Campelli